Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1780 - Der Kran
BeitragVerfasst: Sa 1. Mai 2021, 23:00 
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Folge 1780: Der Kran


Spieltag: Donnerstag, 29.04.2021


Als Lea am Morgen den Friseursalon betritt, steht 'Lotti' an der Fensterfront, schaut gedankenverloren zur Straße hinaus und nuckelt dabei selig an seinem Eiskaffee aus dem George nebenan.
„Was gibt’s denn da Spannendes?“ fragt Lea, als sie hinter ihren Kollegen tritt. Dieser verschluckt sich an seinem Getränk und bekommt erstmal einen heftigen Hustenanfall.
„Musst du mich so erschrecken?“ motzt er, als er sich wieder gefasst hat.
„Was ist denn da draußen?“ will Lea erneut wissen.
'Lotti' deutet zur Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite, wo Nils Wendland steht und genervt auf seine Armbanduhr blickt.
„Das ist der neue Nachbar von Iffi“, erklärt 'Lotti'.
„Ich weiß“, erwidert Lea gelangweilt.
„Was für ein Mann“, flötet 'Lotti'.
„Im Ernst jetzt??“ Lea blickt ihn fassungslos an.
„Wie groß der ist“, schwärmt 'Lotti'. „Der ist doch bestimmt fast zwei Meter groß! Und wie kräftig der gebaut ist.“ 'Lotti' seufzt laut auf.
„Er hat rote Haare“, stellt Lea naserümpfend fest.
„Jaaaa“, stöhnt 'Lotti'. „Rote Haare sind so unglaublich heiß...“
Jetzt bekommt Lea einen Hustenanfall. „Karottenkopf“, bringt sie japsend hervor.
„Ich würde ihm gerne mal die Haare schneiden“, zwitschert 'Lotti'. „Wo der wohl zum Friseur geht?“
„Jedenfalls nicht zu uns“, meldet sich nun Tanja aus dem Hintergrund.
„So wie der aussieht, schneidet seine Frau ihm die Haare wahrscheinlich selbst“, meint Lea abfällig. „Das ist doch keine Frisur, was der da hat.“
„Apropos Frau“, mischt nun auch Tanja in dem Gespräch mit. „Er ist verheiratet. Und er hat vier Kinder. Also vergiss es besser gleich.“
Inzwischen fährt der Bus vor und Nils steigt ein.
„Seit Anfang der Woche fährt er morgens immer mit dem Bus“, wundert sich 'Lotti' und ignoriert Tanjas Bemerkung über sein Familienleben.
„Vielleicht ist sein Auto kaputt“, meint Lea achselzuckend.
„Oder er will was für, beziehungsweise gegen seinen CO2-Fußabdruck tun“, schlägt Tanja vor.
„Oder sein Führerschein ist futsch“, mutmaßt Lea weiter.
„Wie auch immer“, meint 'Lotti' entschlossen. „Es ist Zeit, ihn näher kennenzulernen.“
Und während Tanja und Lea nur ein Kopfschütteln für ihren Kollegen übrig haben, macht dieser sich euphorisch an die Arbeit.
Als Tanja, 'Lotti' und Lea sich später in der Mittagspause ins George rüber begeben, um dort ein paar Snacks und einen Coffee to go zu holen, ist Marcella gerade in eine sehr intensive Diskussion mit ihrer Mutter Gina vertieft.
„Per'l amor del cielo, ich versteh dich nicht“, kreischt Gina gerade. „Wie kannst du nur so grausam seine zu deine arme alte Mutter! Madonna! Wie lange willste du mir noche vorenthalten diese Dentista? Ich will jetzt endlich kennenlerne meine zukünftige Schwiegersohn!“ Marcella lässt sich in gemäßigter Lautstärke auf die Unterhaltung ein, aber Gina plappert ungeniert weiter. Nachdem die Drei sich mit ihrem Imbiss wieder in den Friseursalon verzogen haben, hat 'Lotti' auch in der Pause weiterhin nur ein Thema: Der gut gebaute, rothaarige Nils Wendland aus der Kastanienstraße! Tanja und Lea sind zunehmend genervt von Lottis permanenter Schwärmerei – zumal beiden klar ist, dass er bei diesem Mann sowieso keine Chance haben wird.
„Wir sind doch alle ein bisschen homo“, argumentiert 'Lotti', „die einen mehr, die anderen weniger. Aber ein bisschen sind wir das alle. Und der gute Nils weiß das wahrscheinlich einfach nur noch nicht...!“ Tanja und Lea geben es schließlich auf, 'Lotti' von seiner Schwärmerei abbringen zu wollen.
Kurz nach Beendigung ihrer Mittagspause betritt Robert Engel den Friseursalon.
„Tag, die Damen“, säuselt er – und dann an 'Lotti' gewannt: „Und der Herr natürlich! Ich würde gerne einen Termin machen, ich bräuchte mal einen Haarschnitt.“
„Tja, da müssen Sie dann wohl woanders hingehen“, zischt Tanja ihn an. „Bei uns werden SIE jedenfalls nicht bedient.“
„Die kleine Schildknecht“, trällert Engel, „immer noch genauso zickig und biestig wie vor 30 Jahren, was?“
Roberts Versuche, doch noch einen Termin zu erhaschen, bleiben allerdings ohne Erfolg. Tanja weigert sich vehement, diesen Mann in ihren Kundenkreis aufzunehmen, und Lea steht ihr entschlossen zur Seite. Lediglich 'Lotti' hält sich nachdenklich im Hintergrund.
„Och, dem würde ich schon auch ganz gerne die Haare schneiden“, meint er gedankenverloren, nachdem Engel den Salon verlassen hat.
„Oh, Lotti, bitte jetzt“, greint Tanja ihn an. „Was ist heute eigentlich los mit dir? Sind das die Frühlingsgefühle, oder was?“
„Aber echt“, meint Lea grinsend, „du sabberst ja schon fast, bei jedem Mann, den du heute siehst. Hast du Notstand oder sowas?“
„Dieses Scheusal wird bei uns jedenfalls nicht bedient! Basta!“ sagt Tanja entschlossen.
Doch 'Lotti' lässt der Gedanke an Engel nicht mehr los. Und so begibt er sich am Abend nach Feierabend nicht gleich auf den Heimweg, sondern schlendert erst noch zur Buchhandlung hinüber – bedacht darauf, dass Tanja und Lea ihn dabei nicht sehen.
„Kann ich Ihnen helfen?“ fragt Robert – und erkennt dann sein Gegenüber. „Ach nee, wie nett. Der Herr Lottmann vom Friseursalon. Suchen Sie was Bestimmtes?“
'Lotti' druckst zunächst ein bisschen herum, dann bietet er Robert an, dass er ihm gerne auch mal privat, nach Feierabend, die Haare schneiden könnte, wenn er es wolle. Robert bedankt sich für das Angebot, meint dann jedoch: „Ich glaube aber, dass ich mir doch lieber einen anderen Friseur suche – nicht, dass Sie noch Probleme mit ihrer Chefin bekommen.“
Etwas geknickt verlässt 'Lotti' den Buchladen. Als er wieder auf dem Weg Richtung Ulrike-Böss-Straße ist, kommt ihm Nils entgegen.
„Hallo!“ sagt 'Lotti' hastig, als Nils schon fast an ihm vorbei ist.
„Äh... hallo“, entgegnet Nils irritiert und bleibt stehen.
„Ich bin Lotti... äh... also Peter... vom Friseur da vorne...“, stammelt 'Lotti' nervös.
„Aha“, sagt Nils verwundert. „Ja... äh... schön. Ich bin Nils.“
„Ich weiß“, erwidert 'Lotti' grinsend. Als er Nils' fragenden Blick registriert, fügt er schnell hinzu: „Äh... vielleicht magst du ja mal einen Termin bei uns machen?“
„Danke“, sagt Nils, „aber meine Frau schneidet meine Haare.“ Dann verabschiedet er sich und setzt kopfschüttelnd seinen Weg Richtung Kastanienstraße fort. 'Lotti' flucht leise und würde sich am liebsten selbst in den Hintern beißen in Anbetracht seines trottelig-unbeholfenen Verhaltens. Frustriert begibt er sich auf den Nachhause-Weg. Und als er später am Abend alleine in seiner Wohnung hockt, muss er sich insgeheim eingestehen, dass Lea mit ihrer Bemerkung über 'seinen Notstand' gar nicht so falsch lag. 'Lotti' hatte schon zu lange keine Beziehung mehr – nicht mal mehr unverbindlichen Sex. Und je älter er wird, desto mehr sehnt er sich danach. Dieser Nils Wendland ist wirklich ein Mann, in den er sich ernsthaft verlieben könnte. „Der in schwul“, murmelt er leise zu sich selbst, „das wäre mein absoluter Traummann.“ Aber auch diesen geheimnisvollen Robert Engel, den alle alteingesessenen Lindensträßler meiden wie der Teufel das Weihwasser, hat durchaus etwas Interessantes und Anziehendes an sich. Mit den Gedanken bei diesen beiden interessanten Männern begibt 'Lotti' sich schließlich ins Bett...


Romy Brinkmann brettert mit ihrem klapprigen Fiat Punto zum mittlerweile fünften Mal durch die Lindenstraße. Das knallrote Auto ist mit dicken schwarzen Punkten beklebt und sieht aus wie ein überdimensionaler Marienkäfer. Romy ist zunehmend genervt, denn auch bei dieser Runde findet sie keinen Parkplatz, dabei ist es schon 9 Uhr 11 und damit ist sie bereits elf Minuten über der verabredeten Zeit. Als nach einer weiteren Fahrt ums Karree immer noch nichts Geeignetes frei ist, steuert sie in ihrer Not schließlich die einzige freie Parklücke in der ganzen Umgebung an – den Behindertenparkplatz vor der Praxis Brooks. Romy kramt aus ihrem Handschuhfach ein zerknittertes DIN A4-Blatt hervor, auf dem in großen schwarzen Buchstaben der Computer-Ausdruck 'Notarzt im Einsatz' prangt, und legt ihn gut sichtbar auf das Armaturenbrett unter hinter Windschutzscheibe. Dann springt sie aus dem Auto und hetzt die Häuserzeile entlang bis zum Haus Nr. 1 – und das 19 Minuten nach dem vereinbarten Zeitpunkt.
Nachdem man ihr im Erdgeschoss der Lindenstraße Nr. 1 öffnet, japst sie atemlos: „Sorry... bisschen zu spät... hab keinen Parkplatz gefunden...“
„Wer bist du?“ fragt Paul irritiert.
„Ich bin Romy“, stellt sie sich verwundert vor. „Wir waren um 9 Uhr hier verabredet. Ich wollte mir euer freies Zimmer angucken – oder ist das jetzt etwa schon weg?“
„Häh?“ macht Paul und dreht sich zu Mika um, der schulterzuckend hinter ihm steht. „Wir waren eigentlich mit einem Ronny verabredet.“
„Nee“, meint Romy, „also ich hab in der E-Mail ganz sicher geschrieben, dass ich Romy heiße.“
Paul und Mika wechseln ein paar schwer zu deutende Blicke. Romy fragt skeptisch: „Was ist?“
„Also...ähm...“, beginnt Paul. „Also eigentlich suchen wir einEN MitbewohnER. Weißt du, das hier ist eine Jungs-WG!“
„Ach so“, sagt Romy etwas buff – und fügt dann spitz hinzu: „Also das finde ich jetzt aber sehr sexistisch.“
„What?“ fragt Paul entsetzt.
„Um nicht zu sagen, frauenfeindlich und diskriminierend“, setzt Romy obendrauf.
Ehe Paul zu einer Gegenargumentation ansetzen kann, zieht Mika ihn zur Seite und die beiden beginnen angeregt zu tuscheln. Zwar hatten Mika und Paul im Vorfeld zwar tatsächlich beschlossen, dass sie ihr freies Zimmer an einen männlichen Mitbewohner untervermieten wollen, aber Mika scheint einer Mitbewohnerin plötzlich nicht mehr allzu abgeneigt zu sein und meint, dass eine Frau im Haus ja vielleicht ein bisschen Abwechslung bringt – zumal die bisherigen männlichen Interessenten für das Zimmer allesamt nicht sehr überzeugend waren.
„Willst du vielleicht erstmal mit uns frühstücken?“, fragt Mika. Und Romy sagt zu.
Beim gemeinsamen Frühstück berichtet Romy, dass sie Mediendesign studiert.
„Und was willst du damit mal machen?“ fragt Paul.
„Mein Traum wäre es, irgendwann mal Kinderbücher zu illustrieren oder Comics zu zeichnen“, schwärmt Romy. „Die Realität sieht aber vermutlich eher so aus, dass ich in einem langweiligen 08/15-Job in einer Werbeagentur oder so enden werde.“
„Bei gut gemachter Werbung kann man sich bestimmt auch kreativ austoben“, meint Paul.
„Werbung ist nur stumpfsinniges Mittel zum Zweck, um den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen“, sagt Mika. „Werbung ist Volksverdummung.“
„So sieht's wohl leider aus“, findet auch Romy.
„Wie alt bist du eigentlich?“ möchte Mika wissen.
„Fünf“, antwortet Romy – und amüsiert sich über die dummen Gesichtsausdrücke von Paul und Mika.
„Is' klar“, entgegnet Paul.
„Also in Jahren gerechnet bin ich dann doch schon 21“, erklärt Romy. „Aber in Geburtstagen gezählt, bin ich wirklich erst fünf. Ich wurde nämlich am 29.Februar 2000 geboren.“
„Echt? Das ist ja lustig“, lacht Mika. „Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der an einem Schalttag geboren wurde.“
Das Gespräch nimmt noch einen netten Verlauf und sowohl Paul wie auch Mika ist Romy sehr sympathisch. Paul hat dennoch seine Zweifel. Nachdem er endlich der permanenten Kontrolle seiner Mutter entkommen ist, hat er sich eigentlich erstmal einen reinen Männerhaushalt gewünscht. Für Mika hingegen scheint die Sache schon klar zu sein – er will Romy unbedingt als Mitbewohnerin. Beim Abschied versprechen die beiden, sich so schnell wie möglich bei ihr zu melden. Romy ist ganz zuversichtlich, als sie zu ihrem Parkplatz zurückschlendert – und muss dort feststellen, dass ihr Auto verschwunden ist. Zunächst blickt sie sich suchend um, muss aber feststellen, dass sie vor dem richtigen Parkplatz steht. Schließlich betritt sie die Praxis Brooks.
„Minchen ist weg!“ erklärt sie an der Anmeldung ohne weitere Begrüßung.
„Haben Sie einen Termin?“ giftet Lisa sie direkt an.
„Nein, ich will nicht zum Arzt“, erklärt Romy.
„Wer ist denn Minchen?“ fragt Andrea. „Ihr Hund?“
„Mein Auto“, antwortet Romy. „Das stand vorhin noch hier vor der Praxis.“
„Ich nehme an, die rote Schleuder, die unseren gehbehinderten Patienten unberechtigterweise den Parkplatz weggenommen hat?“ entgegnet Lisa bissig.
Romy nickt leicht schuldbewusst und Lisa erklärt mit Genugtuung in der Stimme: „Tja, dann ist Minchen wohl abgeschleppt worden.“
„Ja, das ist mir schon klar“, entgegnet Romy gereizt.
„Und warum fragen Sie dann so dumm?“ zickt Lisa.
„Weil ich dachte, dass Sie mir vielleicht sagen können, wohin abgeschleppte Autos hier in der Gegend gebracht werden“, erklärt Romy.
„Sehen wir aus wie die Auskunft?“ giftet Lisa weiter.
„Ich denke, Abschleppdienst Moosbach in der Alraunenstraße“, sagt Andrea freundlicher.
„Ist das weit?“ fragt Romy.
„So zwei Kilometer“, schätzt Andrea. „Oder drei Stationen mit dem Bus Richtung Stadtausgang.“
„Tja, hätten Sie mal besser auf ihr Auto aufgepasst“, kann sich Lisa eine weitere Spitze nicht verkneifen.
„Danke“, murrt Romy und verlässt die Praxis – nicht ohne Lisa zuvor noch mit einem abschätzigen Blick zu beschenken.
Paul und Mika diskutieren derweil noch den ganzen Tag lang in ihrer Wohnung über das Für und Wider von weiblichem WG-Zuwachs – und kommen am Ende doch zu dem Ergebnis, dass sie es mit Romy versuchen wollen. Als Paul die zukünftige Mitbewohnerin anruft, um ihr die Entscheidung mitzuteilen, ist diese nach der Odyssee, die sie heute noch hinter sich bringen musste, um ihr Auto zurück zu bekommen, hoch erfreut darüber, dass ihr Tag nun doch noch mit einer guten Neuigkeit endet.

Sunny ist immer noch stinksauer auf Simon und vor allem auf Yannik, nachdem diese in der letzten Woche ihr Auto für ein Spritztour ausgeliehen hatten. Da Sunny allerdings sehr deutlich bewusst ist, wie Tanja auf diese Sache reagieren würde und dass sie ganz bestimmt wieder mal für Yanniks sofortige Rückkehr nach Berlin wäre, hat sie die Sache vor ihr verheimlicht und behauptet, dass sie ihr vermisstes Auto tatsächlich gedankenverloren in der Kastanienstraße geparkt hat. Auch Antonia hat Sunny versprochen, sie nicht bei ihrer Familie zu verpfeifen. Dennoch ist Sunny zutiefst beunruhigt über die immer neuen Eskapaden ihres Sohnes und ihr ist bewusst, dass sie sich mit ihrem Verhalten, pädagogisch betrachtet, einfach komplett falsch verhält. Irgendwas muss mit Yannik geschehen, so geht es nicht weiter - das ist Sunny sehr bewusst! Yannik ist zwar zerknirscht über die beklommende Stimmung zwischen ihm und Sunny, aber sein größtes Problem ist augenblicklich die Tatsache, dass Antonia ihm seit dieser Aktion endgültig die kalte Schulter zeigt und nun endgültig nichts mehr mit ihm zu tun haben will – denn sie hat tatsächlich geglaubt, dass die Spritztour mit Sunnys Einverständnis stattgefunden hat.
Am Morgen an der Bushaltestelle versucht Yannik nochmal, mit Antonia zu reden, doch die zischt ihn an: „Lass mich bloß in Ruhe, du Vollidiot, ein für alle mal.“
Für Yannik wird der Tag auch nicht besser, als er während der großen Pause in der Schule einen weiteren Videoanruf von Anja bekommt, die ihn erneut zu einem Besuch in Berlin über das Christi Himmelfahrts-Wochenende zu überreden versucht. Und der Tag soll noch viel schlimmer werden. ...
Als Tanja in der Mittagspause – nach ihrer Kaffeerunde mit Lea und 'Lotti' - nach Hause kommt, kommt ihr im Briefkasten eine wahre Flut an Post entgegen.
„Frau Kling hätte ihre helle Freude an so viel Beschäftigung gehabt“, murmelt Tanja grinsend, während sie die Briefe in die Wohnung trägt und gedankenversunken einen nach dem anderen aufreißt: Werbung, Rechnungen, noch mehr Werbung, Bittbriefe von Spendenorganisationen, noch mehr Werbung – und schon hat sie versehentlich einen Umschlag aufgerissen und ein Schreiben entnommen, das eigentlich an Sunny gerichtet ist. Erst will sie den Brief in den Umschlag zurückstecken, doch dann hält sie inne und wirft einen genaueren Blick darauf: Ein Bußgeldbescheid wegen Geschwindigkeitsüberschreitung – und ein Blitzerfoto, auf dem ganz deutlich Yannik zu erkennen ist! Das Datum: der 22. April 2021. Der letzte Donnerstag – der Tag, an dem Sunny ihr Auto gesucht hat!!! Tanjas ist entsetzt, in ihrem Kopf rasen die Gedanken. Erst klaut Yannik Sunny das Auto, fährt ohne Führerschein durch die Gegend und das in so einem Tempo, dass er dabei geblitzt wird und dann stellt er es heimlich in die Kastanienstraße. Oder sollte Sunny etwa längst wissen, dass Yannik ihr Auto genommen hat und deckt ihren Sohn nun vor ihr? Tanja eilt sofort rüber ins Akropolis, wo Sunny gerade zu tun hat, hält ihr das Schreiben unter die Nase und stellt sie zur Rede. Sunny empört sich zunächst darüber, dass Tanja ihre Post geöffnet hat, knickt dann aber schließlich ein und erzählt ihr die ganze Wahrheit. Tanja ist fassungslos darüber, dass auch Simon und Antonia bei dieser Aktion mit von der Partie waren. Und noch fassungsloser darüber, dass Sunny das Ganze vor ihr verheimlichen wollte. Als Tanja in den Salon zurückkehrt, erklärt sie drohend, dass darüber abends noch gesprochen werden müsse.
Und diese Drohung macht Tanja wahr – und zwar nicht zu knapp. Die Fetzen fliegen wie nie zuvor im Hause Schildknecht-Zöllig und für Tanja ist das Fass nun endgültig übergelaufen. „Yannik muss zurück nach Berlin“, keift sie. „Und diesmal lass ich mich nicht umstimmen. Wie dieser Rotzlöffel hier unser Leben auf den Kopf stellt und MEINEN Sohn in Gefahr bringt, das geht definitiv keinen Tag länger mehr. Ruf Anja an und sag ihr, dass sie ihn am Wochenende abholen kann! Ich will den keinen Tag länger hier haben!“
„Aber Tanja...“, beginnt Sunny.
„Nichts Tanja“, keift diese. „Er verführt meinen Sohn zum rauchen, zum kiffen, zum Autos klauen... Was kommt denn als Nächstes? Alte Omas beklauen? Eine Tankstelle ausrauben? Einen Geldautomaten sprengen? Heroin spritzen? Crystal Meth nehmen?“
Sunny versucht Tanja zu beschwichtigen, diese kreischt und tobt jedoch nur noch. Irgendwann klingelt es an der Wohnungstür und eine aufgebrachte Lisa steht davor. „Geht das auch ein bisschen leiser?“ fragt sie gereizt. „Man hört euer Gekreische bis oben bei uns.“
„Ach, halt den Mund und kehre lieber mal vor deiner eigenen Tür“, fährt Tanja sie an und schlägt der empörten Lisa die Wohnungstür vor der Nase zu.
Der Streit geht weiter, Anja wird angerufen und über die Missetaten ihres Sohnes in Kenntnis gesetzt. Auch von ihr muss Sunny sich nun Vorwürfe über ihr „väterliches Versagen“ anhören. Yannik und Simon hocken derweil in ihrem Zimmer und wollen eigentlich nur noch weg. Plötzlich fällt Yannik etwas ein: Er kramt in seinen Sachen und bringt die beiden Ecstasy-Pillen zum Vorschein, die sie vor Wochen bei dem Dealer im Knochenpark erstanden haben. „Welche Nacht wäre dafür besser als heute“, meint Yannik und die beiden Jungs stehlen sich aus der Wohnung. Auf dem Spielplatz werfen sie sich die Pillen ein und setzen ihren Weg durch die Nacht ohne klares Ziel fort.
Bei Tanja und Sunny erreicht der Streit derweil einen Höhepunkt – das Verschwinden der Jungs haben sie noch nicht bemerkt. Dafür steht diesmal Mandy vor der Tür und bittet die beiden, etwas leiser zu sein, ihre Kinder können nicht schlafen. Tanja und Sunny regulieren daraufhin zwar ihre Lautstärke – der Streit ist aber damit noch lange nicht beendet und zieht immer weitere Kreise.
Derweil rennen Yannik und Simon völlig bedröhnt vom Ecstasy durch die Stadt, blenden allen Ärger aus und fühlen sich einfach nur frei, glücklich und grenzenlos.
„Ich hätte nie gedacht, dass das sooooo geil ist“, jubelt Yannik.
Ihr immer noch zielloser Weg, führt sie zu einer Großbaustelle, wo sie über den Zaun klettern und sich auf dem Gelände so richtig austoben. Irgendwann stehen sie vor einem riesigen Baukran und blicken nahezu ehrfürchtig hinauf. Simon ist der Erste, der aus der Erstarrung erwacht. „Komm“, fordert er Yannik auf. „Was meinst du, wie weit man da gucken kann.“ Und schon klettert Simon flink an dem Kran hinauf. Yannik zögert einen kurzen Moment, dann folgt er ihm. Ziemlich aus der Puste kommen sie schließlich oben an – ihr Drogenrausch erreicht einen neuen Höhepunkt. Nach einer kurzen Verschnaufpause klettern beide ausgelassen und ohne das geringste Gefühl für die Gefahr über die Streben des Krans.
„Ich bin so froh, dass du da bist“, sagt Simon plötzlich atemlos. „Bevor du gekommen bist, war mein Leben so beschissen öde. Ich will nicht, dass du wieder gehst.“
„Ich geh auch nicht zurück nach Berlin“, beschließt Yannik. „Ich bleib bei dir und wir hauen zusammen ab. Wir können nach Hamburg trampen. Dann heuern wir als Schiffsjungen an und fahren nach Amerika. Oder nach Australien.“
„Das wär cool“ , findet Simon.
„Oh ja“, seufzt Yannik.
„Du bist mein Bruder“, sagt Simon.
„Und du bist mein Bruder“, erwidert Yannik.
„Ich will keinen Tag mehr ohne dich verbringen“, lacht Simon. Beide sehen sich ein paar Sekunden tief in die Augen und spüren plötzlich eine so enge Vertrautheit und Verbundenheit wie nie zuvor. Yannik startet plötzlich mit einem lauten Wolfsgeheul und Simon stimmt ebenso laut ein. Völlig ausgelassen und laut heulend klettern sie weiter auf den Streben umher.
„Ey, schade, dass es schon so dunkel ist“, ruft Simon plötzlich. „Wenn's noch hell wär', könnte man hier bestimmt voll weit gucken.“
„Bis nach Amerikaaaaa!!!!“ brüllt Yannik hinter ihm. „Oder Austraaaaaalien!!!!“
Simon klettert an den äußeren Rand des Krans und späht in die Richtung, in der er die Lindenstraße vermutet.
„Ey, guck mal da hinten“, ruft er plötzlich aus. „Siehst du das?“
„Das ist die Freiheits-Statue in New York“, gröhlt Yannik hinter seinem Rücken.
„Nee“, sagt Simon. „Das rote Licht da hinten! Siehst du das? Ey, ich glaub, dass ist der Schriftzug vom Astor. Ey, siehst du das, Yannik? Ey, Alter, da hinten wohnen wir. Echt! Guck doch mal Yannik! Yannik, guck doch! Yannik?“
Doch Yannik antwortet nicht und als Simon sich zu ihm umdreht, ist da kein Yannik mehr zu sehen. Irritiert hält Simon inne. „Yannik?“ ruft er. Keine Antwort. Wo ist er nur so schnell hin? Suchend gleitet Simons Blick über die Streben das Krans, dann ganz langsam nach unten. Und plötzlich sieht er Yannik. Ganz weit unten. Im Schein einer Laterne, die dort auf dem Platz steht. In einer merkwürdig verkrümmten Haltung viele Meter unter sich auf dem Boden liegend. Und eine seltsame dunkle Lache, die sich unter ihm auszubreiten beginnt. Simon wird plötzlich schwindelig. Seine Beine sind wie Pudding und sacken weg, seine Arme fühlen sich an wie aus Gummi. Mit rasendem Herzen klammert er sich an einer Strebe des Krans fest und merkt, wie sich seine Blase entleert und ihm der Urin das Bein runterläuft. Kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren, kann er nur noch flüstern: „Yannik...!“

CLIFFHANGER auf: Simon Schildknecht

Mitwirkende Personen
Yannik Zöllig
Sunny Zöllig
Anja Zöllig
Simon Schildknecht
Tanja Schildknecht
Antonia Zenker
Lea Starck
Peter 'Lotti' Lottmann
Nils Wendland
Robert Engel
Marcella Varese
Lisa Dagdelen
Paul Dagdelen
Mika Arlen
Romy Brinkmann
Andrea Neumann
Mandy Peschke
Gina Conti

© popo wolfson, 2021

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Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: Sa 1. Mai 2021, 23:00 


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1780 - Der Kran
BeitragVerfasst: So 2. Mai 2021, 14:26 
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Poah, datt is mal nen Cliffhanger :o


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1780 - Der Kran
BeitragVerfasst: So 2. Mai 2021, 17:18 
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Ich habe gerade gemütlich die letzten zwei Folgen gelesen...und jetzt... :shock: friere ich.
Oh Scheisse. Der Moment, wie Jannik und Simon zusammen waren, war so glücklich...


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1780 - Der Kran
BeitragVerfasst: So 2. Mai 2021, 20:53 
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Oh wei... Ich wollte jetzt hier niemanden runterziehen... :oops: Aber ich bin der Meinung, dass jetzt mal langsam Zeit für richtig Drama ist, nachdem meine Fortsetzung bisher ja noch mehr oder weniger beschaulich verlief. Wir sind ja imerhin noch in der Lindenstraße und nicht bei Rosamunde Pilcher. :mrgreen:

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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1780 - Der Kran
BeitragVerfasst: Mo 3. Mai 2021, 08:39 
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Mich zieht das nicht runter. Drama in der Gosse ist gut. Lieber da als im echten Leben :prostb:


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1780 - Der Kran
BeitragVerfasst: Mi 5. Mai 2021, 19:22 
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popo wolfson hat geschrieben:
Oh wei... Ich wollte jetzt hier niemanden runterziehen... :oops: Aber ich bin der Meinung, dass jetzt mal langsam Zeit für richtig Drama ist, nachdem meine Fortsetzung bisher ja noch mehr oder weniger beschaulich verlief. Wir sind ja imerhin noch in der Lindenstraße und nicht bei Rosamunde Pilcher. :mrgreen:


Deine Folge zieht mich nicht runter. Ich war und bin normalerweise auch immer sehr fürs Drama in der Listra zu haben. Vielleicht liegt es daran, dass die beiden Jungs gerade so schön Blödsinn treiben, und ich auf noch mehr hoffe...
Irgendwie habe ich auch Mitleid mit dem Jannik, der so eine doofe Mutter hat und auch von Tanja nicht akzeptiert - sondern nur geduldet, weil das Kind von der Partnerin - wird.
Keine Ahnung. Nein, es ist schon ok. Es ist Dein Drehbuch, und bis jetzt finde ich es super.
...vielleicht überlebt Jannik ja auch. Allerdings vom Kran herunterfallen und dann noch eine Lache um ihn herum... :( ... vielleicht ist ja alles nur ein Rauschtraumerlebnis... ;)

Jedenfalls bin ich sehr gespannt und hätte gerne schon die nächste Folge!

Falls Jannik tot ist, werde ich schon auch damit klarkommen ;) . Ist ja nur eine Geschichte... Und Irgendwer muss ja auch mal dranglauben. 8-) Das Leben ist schließlich kein Ponyhof, wie Anna Ziegler schon feststellen musste.


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Autor: popo wolfson
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