Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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BeitragVerfasst: So 21. Feb 2021, 00:03 
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Folge 1770: Brüderlein und Schwesterlein

Spieltag: Donnerstag, 18.02.2021


Jack ist genervt und Ludde sprichwörtlich 'angepisst'. Alex und Vasily haben, nachdem sie in der vergangenen Woche aufgrund von Luddes Vergangenheit und dessen Anwesenheit in der Villa Dressler die Welle losgetreten haben, tatsächlich das Jugendamt eingeschaltet. Und Jack hatte in den darauf folgenden Tagen dann auch Besuch von einer Mitarbeiterin des Jugendamts, die sich einen Überblick der aktuellen Wohnsituation von Emma und Elias verschaffen wollte und dabei keine aktive Kindeswohlgefährdung gesehen hat – aber trotzdem nun regelmäßiger vorbeischauen möchte. Vasily und Alex haben sich mit der, wie sie finden, zu lapidaren Einstellung des Jugendamts aber nicht zufrieden gegeben und waren tatsächlich schon drauf und dran, dass alleinige Sorgerecht für ihr jeweiliges Kind zu beantragen. Simone und Iris ist es gelungen, sie diesbezüglich erstmal auszubremsen und ihnen ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen. Jack ist nun genervt von all der Kontrolle, die da von Seiten des Jugendamts und der beiden Kindsväter plötzlich über ihr Leben reinbricht. Und Ludde passt der ganze Wirbel auch nicht. Um die Situation zu entzerren, hat er schießlich zähneknirschend eingeräumt, sich so schnell wie möglich eine neue Bleibe zu suchen. Allerdings ist allen hierbei durchaus bewusst, dass bezahlbarer Wohnraum in München nicht gerade Massenware ist und es wohl noch ein Weilchen dauern wird, bis Ludde tatsächlich aus der Villa auszieht. Die Stimmung ist daher bei allen Beteiligten auch entsprechend angespannt. Und als sich Ludde und Alex an diesem Tag zufällig auf der Lindenstraße über den Weg laufen, steigert diese Anspannung sich zu einem neuen Höhepunkt: Ludde kann bei Alex' Anblick nicht innehalten und fährt in gereizt an, was seine verdammte Einmischerei in das Leben in der Villa eigentlich soll. Alex kann nicht umher, Ludde daraufhin noch mit provokanten Bemerkungen zusätzlich zu reizen. Als Alex immer weiter stichelt und Ludde als brutalen Schläger betitelt, kann der sich irgendwann kaum noch beherrschen. Er packt Alex am Kragen und rät ihm, gefälligst seine Schnauze zu halten.
„Und was wenn nicht?“ fragt Alex, den Ludde immer noch im Griff hat. „Schlägst du dann wieder zu? Solange, bis ich im Koma liege? Na los, schlag doch zu, du Arsch, hau mir eine rein!“
In diesem Moment kommt die entsetzte Jack vorbei. Ludde lässt von Alex ab, schlägt sich stattdessen die rechte Faust in die eigene linke Handfläche und spuckt Alex vor die Füße, ehe er in Rage davoneilt.
„Sag mal, spinnst du?“ giftet Jack Alex an.
„Hast du jetzt gesehen, wie dein feiner Bruder tickt?“ will Alex von Jack wissen.
„Ich hab vor allem gesehen, wie du ihn hier provoziert hast“, blafft Jack ihn an.
Wütend setzt Jack ihren Weg fort. Allerdings ist auch sie zunehmend verunsichert und beginnt im Internet nach dem aktuellen Aufenthaltsort von Luddes Ex-Freundin und seinem ehemals besten Kumpel zu suchen. Da beide immer noch in Nürnberg leben, wird sie auch schnell fündig...
In der Zwischenzeit hat Alex Iris zur Mittagspause aus der Praxis abgeholt und erzählt ihr auf dem Heimweg aufgeregt von seiner Begegnung mit Ludde. Iris ist der Meinung, dass Alex es jetzt mal gut sein lassen solle und Ludde am besten aus dem Weg gehe, doch Alex sieht das nicht ein...
Als die beiden das Haus Nr. 3 betreten, finden sie unten im Hausflur die kleine Phoebe Peschke, wie sie auf der Treppe vor der Wohnungstür sitzt, einen schmutzigen Pulli an, den sie auch noch auf links trägt.
„Oh, was machst du denn hier so alleine?“ fragt Iris besorgt.
„Ich hab meinen Schlüssel vergessen“, erklärt Phoebe.
„Warst du etwa ohne Jacke draußen bei der Kälte?“ fragt Iris und sieht sich die schlampige Kleidung und den ungekämmten, schief gebundenen Pferdeschwanz des Mädchens an. Diese zuckt nur mit den Schultern und lächelt verlegen.
„Ist deine Mama denn nicht zuhause?“ bohrt Iris weiter.
In dem Moment betritt Phoebes Bruder Jeremy da Haus und schaut misstrauisch zwischen seiner Schwester und Alex und Iris hin und her.
„Komm, Phoebe“, sagt er, schließt die Wohnungstür auf und schiebt seine Schwester schnell hinein, ehe er Iris die Tür vor der Nase zuknallt.
„Was war das denn jetzt?“ fragt Iris irritiert, doch Alex interessiert das reichlich wenig. Er ist gedanklich nur bei Ludde und will unbedingt später nochmal mit Vasily über die Sache sprechen.
In der Villa Dressler bittet Jack inzwischen Ben, sie am Nachmittag in der Werkstatt zu vertreten. Sie habe mit Luddes Ex-Freundin Nadja und deren Freund Björn, der damals von Ludde krankenhausreif geprügelt wurde, telefoniert und wolle heute noch nach Nürnberg fahren, um dort mit den beiden persönlich zu sprechen. Ben fragt, ob Jack nun nicht ein wenig überreagiere, doch Jack will endlich ganz genau erfahren, was damals passiert ist.
Und so macht sich Jack auf den Weg nach Nürnberg. Als sie dort ankommt, ist es bereits dunkel.
Ludde stellt derweil in München fest, dass Jack weder zuhause noch in der Werkstatt ist, während sich Ben und Gung um Emma und Elias kümmern. Als Ludde sich nach Jack erkundigt, teilt Ben ihr schließlich mit, was sie vor hat. Ludde ist zunächst fassungslos, doch kurz darauf empört er sich in einem plötzlichen Wutanfall lauthals darüber, dass Jack hinter seinem Rücken Erkundigungen über ihn einholt und heimlich in seinem alten Leben in Nürnberg rumschnüffelt, statt nochmal offen mit ihm selbst über das alles zu reden. Emma und Elias wird es in Anbetracht von Luddes zornigem Ausbruch Angst und Bange und auch Ben beobachtet seinen extremen Gefühlsausbruch mittlerweile mit Skepsis, während Gung sich darin bestätigt sieht, dass von Ludde eindeutig eine Gefahr ausgeht.
Der gleichen Meinung ist auch Alex, der sich beim Abendessen mit Iris, Neyla und Jamal ein weiteres Mal über Ludde austauscht und der sich sicher ist, dass das Gewaltpotential bei Menschen wie Ludde so tief verankert ist, dass es immer wieder zum Vorschein kommt, dass hier weder eine Therapie noch eine Gefängnisstrafe helfen können. Iris muss Alex insofern recht geben, dass die Rückfallquote bei Gewalttätern tatsächlich hoch ist, aber dennoch ist sie der Meinung, dass dies dann aber sich doch nicht pauschal auf jeden zutrifft und es sich auch Menschen gibt, die sich wirklich ändern können und ihr Leben in den Griff kriegen. Doch Alex bleibt dabei: In seinen Augen ist Ludde eine tickende Zeitbombe und hat in einem Haushalt mit Kindern nichts zu suchen...
Jack hört sich derweil in Nürnberg in der Wohnung von Nadja Bless und Björn Tenstedt an, was diese über Ludde zu berichten haben. Sie erfährt, dass Björn Ludde während ihrer gemeinsamen Tätigkeit als Türsteher in einem eher verruchten Nachtclub kennengelernt hat und die beiden sich dort angefreundet haben. Ludde sei in seinem Job immer ziemlich rigoros und ungehemmt zur Sache gegangen, wenn es darum ging, unerwünschten Gästen den Einlass zu verweigern oder Gäste, die Probleme machten, hinauszubefördern. In einem Club wie diesem sei das aber eine eher nützliche Eigenschaft gewesen, da sich dort so manches Gesocks rumgetrieben hat. Aber auch privat habe Ludde immer schon zu extremen Stimmungsschwankungen geneigt, habe Probleme eher mit Gewalt statt mit Worten gelöst und sich in Stresssituationen oft nur schwer unter Kontrolle gehabt. Nadja berichtet, dass es auch in ihrer Beziehung durchaus gewaltsame Auseinandersetzungen gegeben habe, gibt aber zu, dass sie selbst sich zu dieser Zeit auch in einer extremen Phase ihres Lebens befunden habe und teilweise Spaß daran gehabt habe, Ludde offensiv zu provozieren. Björn und Nadja sind sich jedoch einig, dass Ludde – zumindest vor seiner Gefängnisstrafe – ein Mensch war, der in puncto Gewaltbereitschaft nicht zu unterschätzen sei und dass, je nach Stimmungslage, der kleinste Anlass für ihn schon ausgereicht habe, um sich völlig zu vergessen.
Jack ist sehr nachdenklich, als sie sich auf den Rückweg nach München macht. Sie weiß nicht, wie sie ihren Bruder einschätzen soll, wie weit sie ihm vertrauen kann und wie weit er im Zweifelsfall wirklich gehen würde. Erschwerend kommt für Jack die Tatsache hinzu, dass ihr immer noch amnesiebedingt die Erinnerungen an ihre Kindheit fehlen – ansonsten würde es ihr vielleicht leichter fallen, Ludde klarer beurteilen zu können...
Als Jack spät am Abend in der Villa Dressler ankommt, gesteht Ben ihr, dass er Ludde erzählt hat, wohin sie gefahren ist – und dass dieser daraufhin sehr aufgebracht die Villa verlassen habe und bislang auch nicht mehr dorthin zurückgekehrt sei. Jack befürchtet, dass dies nichts Gutes bedeutet und dass ihr Bruder sich von ihr hintergangen fühlt. Sie fragt sich, wie das Wiedersehen mit ihm ausfallen wird, und hat plötzlich ein sehr übles Gefühl dabei...


Angelina wartet täglich auf Nachrichten von der Polizei in Bezug auf Regina Lohmaier. Nach der Niederlage mit dem Hotel-Projekt, das nun wieder brachliegt, hat sie ein paar andere Makler-Projekte an Land ziehen können, so dass der ganz große finanzielle Absturz ausgeblieben ist und Angelina wieder gutes Geld verdienen konnte. Dennoch nagt der Verlust an ihr, den sie durch die ganze Geschichte gemacht hat. Als Angelina an diesem Vormittag von einem Kundentermin nach Hause kommt, entdeckt sie, dass die Kommissarin, die in dem Fall ermittelt, versucht hat, sie telefonisch zu erreichen. Mit nervösen Fingern ruft sie zurück...
Als Nico am Mittag in die Wohnung kommt, entdeckt er Angelina in ziemlich aufgewühltem Zustand am Küchentisch.
„Ist was passiert?“ fragt Nico. „Gibt's was Neues von der Lohmaier?“
„Die Kommissarin hat angerufen“, antwortet Angelina.
„Ja? Und?“ will Nico wissen.
„Regina Lohmaier ist tot“, sagt Angelina.
„WAS?“ entfährt es Nico. „Aber... wieso... Ich meine.... was ist denn passiert? Hatte sie einen Unfall? Vor drei Wochen war sie doch noch putzmunter..“
Angelina stößt einen Schnaufer aus. „Regina Lohmaier ist seit mehr als fünf Jahren tot“, erklärt sie. „Sie ist im Herbst 2015 bei irgendeinem Unfall im indischen Dschungel ums Leben gekommen.“
„Aber wie...?“ fragt Nico irritiert und versteht nun gar nichts mehr.
„Wer auch immer diese Frau war, die wir hier wochenlang beherbergt haben“, erklärt Angelina, „es war ganz sicher nicht Wolf Lohmaiers Schwester.“
„Krass!“ sagt Nico. „Und jetzt?“
„Jetzt ist alles aus“, seufzt Angelina. „Da der Lohmaier keine rechtmäßigen Erben mehr hat, fällt alles, was er besitzt, an den Staat. Oder die Stadt. Je nachdem. Das Hotel gehört jetzt der Stadt München. Und die werden es dann wohl irgendwann meistbietend verkaufen.“
„Aber du hast es doch schon gekauft“, wendet Nico ein. „Ich meine... Du hast doch dafür bezahlt.“
„Ja, an diese Betrügerin“, faucht Angelina. „Die gar kein Recht dazu hatte, mir das Hotel zu verkaufen. Und die ist mit meinem Geld jetzt über alle Berge und das Hotel gehört der Stadt, weil es dieser Frau ja auch nicht rechtmäßig gehört hat.“
„Aber du musst du wenigstens von irgendwem dein Geld zurück kriegen.“
„Von wem denn?“ kreischt Angelina. „Dass die Kohle weg ist, ist meine eigene Dummheit. Ich hätte überprüfen müssen, ob diese Frau tatsächlich Regina Lohmaier ist. Ich hätte mich versichern müssen, dass dieser Notar wirklich echt ist. Aber ich wollte das ja alles nur schnell über die Bühne bringen, nachdem ich monatelang nach der Lohmaier gesucht habe... Ich war so blöd! SO BLÖD! SO BLÖD! SO BLÖD!“Angelina schlägt sich mehrmals mit der flachen Hand vor die Stirn. „Wenn ich gewartet hätte, bis die Behörden rausgefunden hätten, dass die Lohmaier tot ist, dann hätte ich der Stadt das Hotel abgekauft. Aber jetzt hab ich kein Geld mehr dafür. Verdammt! VERDAMMT! VERDAMMT VERDAMMT!!!
„Aber sucht die Polizei denn nicht nach dieser Frau?“ fragt Nico.
„Natürlich. Aber außer der Personenbeschreibung haben die null Hinweise. Die haben jedenfalls schon mal rausgefunden, dass an den Tagen, an denen die hier angekommen und wieder abgereist ist, niemand Passendes auf einer Passagierliste der Flüge von oder nach Indien stand. Die Frau kam sonst wo her, aber ganz sicher nicht aus Indien. Und die ist sonst wohin verschwunden, aber niemals nach Indien! Und diese Hippie-Kostümierung. So rennt die doch nie und nimmer im echten Leben rum. Wir würden die wahrscheinlich selbst nicht mehr wiedererkennen, wenn wir der jetzt begegnen würden. Das war alles Show. Eine Oscar-reife Schauspielleistung. Diese Frau ist wahrscheinlich eine Profi-Trickbetrügerin nach allen Regeln der Kunst. Gestern Hippie-Trutsche, heute Business-Frau, morgen Nonne... Und so zieht die ihre Opfer ab. Verdammt! VERDAMMT!VERDAMMT!“
„Krass“, meint Nico ein weiteres mal.
„Kannst du auch noch was anderes sagen?“ giftet Angelina ihn an.
Etwas später besucht sie ein weiteres Mal die Hotel-Baustelle und führt sich missmutig vor Augen, was alles ihres hätte sein können und was sie verloren hat... Als Angelina die Baustelle verlässt, entdeckt sie zufällig Lisa, die gerade in die Shisha-Bar geht – und schlägt ebenfalls den Weg ein – nicht etwa, um Murat und Lisa der Fairness halber über die neuesten Entwicklungen in Kenntnis zu setzen, sondern um sich zumindest den Triumph zu gönnen, nicht die einzige Geschädigte in diesem Spiel zu sein.
Nachdem sie Lisa und Murat auf den aktuellen Stand der Dinge gebracht hat, fallen diese erneut aus allen Wolken. Lisa hat bis zuletzt gehofft, dass vielleicht doch alles nur ein Missverständnis war und Asha Shazami ihnen die versprochenen Waren doch noch zukommen lassen würde. Und Murat war zumindest insofern hoffnungsvoll, dass die Frau bald geschnappt würde und sie dann das investierte Geld zurück bekommen würden. Nun haben sich all diese schwachen Hoffnungen zerschlagen...
Als Angelina gerade wieder zuhause ist, klingelt das Telefon. Angelina geht ran – und lässt Nico nach Beendigung des Gesprächs wissen, dass Phil Seegers sich am Abend mit ihr im Akropolis treffen möchte, um ihr ein Geschäft vorzuschlagen. Angelina befürchtet, dass da die nächste Niederlage auf sie wartet und Seegers sie nur wegen ihres versauten Deals verhöhnen wird. Dennoch beschließt sie, das Treffen wahrzunehmen und sich anzuhören, was Seegers ihr zu sagen hat.
Im Hause Dagdelen geht es inzwischen heiß her. Lisa ist mittlerweile vollkommen hysterisch, nachdem sie begriffen hat, dass all ihre Ersparnisse endgültig verloren sein dürften.
„Was sollen wir denn nun machen?“ keift Lisa verzweifelt, während sie hektisch die Spülmaschine ausräumt und Geschirr und Besteck völlig unkoordiniert in irgendwelche Schränke und Schubladen pfeffert. „Wir haben alles verloren! Der Laden ist ständig dicht, weil der blöden Merkel und dem blöden Spahn ja außer Lockdown nichts einfällt, um dieses Scheiß Virus in den Griff zu bekommen. Und wenn er denn mal auf hat, dann läuft er nicht! Bei Iris verdiene ich auch nicht die Welt! Paul ist noch in der Ausbildung, Deniz wächst und wächst und braucht ständig neue Klamotten! Wie soll es denn nun weitergehen?“
„Baby, irgendwie geht es immer weiter!“ versucht Murat es so aufmunternd und optimistisch wie möglich.
„Baby, irgendwie geht es immer weiter!“ äfft Lisa ihn im gehässigen Tonfall nach. „Du bist so ein Vollhorst, weißt du das?“
„Baby...“
„Nix Baby!“ schreit Lisa schrill. „Was bist du nur für eine erbärmliche Wurst? Wie kann ein einziger Mensch so saudämlich sein wie du? Hast du eigentlich nur Stroh im Kopf, du Trottel? Wenn du sterbend im Straßengraben liegen würdest, würdest du wahrscheinlich noch denken, dass es irgendwie weitergeht. Wie konnte ich nur jemals so einen Trottel wie dich heiraten? Wenn du mal ein bisschen Ehrgeiz und Eigeninitiative entwickeln würdest, wäre es gar nicht erst soweit gekommen. Aber du kriechst ja durch dein Leben wie eine Schnecke auf Valium. Wir sind am Ende! Total am Ende!! Und du gehirnamputierter Urmensch redest davon, dass es irgendwie weitergeht!“
Wortlos steht Murat auf, wirft Lisa noch einen enttäuschten Blick zu – und verlässt dann mit einem lauten Türknallen die Wohnung.
Derweil betritt Angelina das Akropolis, wo sich Vasily gegen einen großzügigen Zuschuss von Seegers mal wieder über die Lockdown-Bestimmungen hinweggesetzt und erneut einen Tisch hinter der Bühne zur Verfügung gestellt hat.
„Was willst du jetzt von mir?“ blafft Angelina Seegers an, als sie sich zu ihm setzt.
„Ich habe mir das Vorkaufsrecht für das Hotel gesichert“, erklärt Seegers ihr. „Ich hab da so meine Kontakte. Sobald die Stadt das Gebäude zum Verkauf freigibt, gehört es mir.“
Angelina spürt die Wut in sich aufsteigen. „Wie schön für dich“, zischt sie mit giftigem Unterton. „Da sieht man mal wieder, dass einem Geldsack wie dir eine kleine Pleite durch so eine miese Betrügerin nicht viel anhaben kann.“
Sie schnappt sich ihre Handtasche und will sofort wieder aufstehen.
„Jetzt warte doch mal“, hält Seegers sie zurück. „Ich wollte dir einen Vorschlag machen.“
„Und welchen?“ fragt Angelina genervt.
„Ich, weiß, dass wir beide keine guten Freunde sind, aber...“
„Ach was!“
„....Aber ich weiß, dass du eine gute Geschäftsfrau bist. Du hast Biss. Du hast Ehrgeiz.Und du hast Ideen. Deshalb würde ich gerne zu meiner Geschäftspartnerin machen.“
„Zu deiner was bitte?“ fragt Angelina fassungslos.
„Natürlich nicht allgemein“, wirft Seegers schnell ein. „Es geht ausschließlich um das Hotel-Projekt, mit meinen übrigen Geschäften hättest du rein gar nichts zu tun. Aber was das Hotel betrifft, würde ich gerne gemeinsame Sache mit dir machen. Und es geht dabei, wie gesagt, nur um die geschäftliche Ebene.“
„Willst du mich verarschen?“
„Nein. Ich glaube, dein Know-how kann ich bei dieser Sache gut gebrauchen. Du hast dich doch nicht umsonst so auf dieses Projekt eingeschossen. Du hast Ideen, ganz sicher hervorragende Ideen. Und du weißt, was du willst. Ich würde hierbei den Geldgeber spielen und das Ganze finanzieren. Bei der Umsetzung lasse ich dir völlig freie Hand. Und am Ende machen wir Fifty-Fifty.“
„Am Ende?“
„Ja, wenn wir das Hotel verkaufen. Oder willst du es selbst eröffnen? Dann mache ich dir einen guten Preis.“
„Gute bewahre...“, sagt Angelina.
„Na gut“, erörtert Seegers. „Du ziehst das Ding nach deinen Vorstellungen hoch und wenn du einen zahlungskräftigen Käufer findest, dann bin ich mit allem einverstanden. Du hast da wahrscheinlich die besseren Kontakte als ich. Sind wir im Geschäft?“
Angelina zögert einen Moment. Dann steht sie ruckartig auf und giftet ihn an: „Bevor ich mit dir Geschäfte mache, gehe ich eher ins Kloster.“
Und mit energischen Schritten verlässt Angelina das Lokal, ohne Seegers auch nur noch eines Blickes zu würdigen.
„Das wollen wir doch erstmal sehen“, sagt Seegers zu sich selbst – denn Angelinas Zögern hat ihm einen Moment zu lange gedauert...


Tanja ist genervt. Da in dieser Woche in Bayern Ferien sind und somit auch kein Home-Schooling stattfindet, lassen Simon und Yannik seit Tagen den Schlendrian raushängen, schlafen bis in die Puppen, gammeln den ganzen Tag rum, indem sie vor der Glotze hängen, Playstation zocken oder sich draußen auf der Straße rumtreiben. Das Zimmer, das sich die beiden aus Mangel an weiteren Räumlichkeiten seit Yanniks Einzug teilen müssen, sieht aus wie ein Saustall – und trotz Tanjas mehrfacher Aufforderung, endlich aufzuräumen, haben die Jungs dies bislang noch nicht umgesetzt. Bevor sich Tanja an diesem Morgen auf den Weg zum Salon macht, stürmt sie trotz der frühen Stunde und der Tatsache, dass Ferien sind, erstmal das Zimmer der beiden, macht das Licht an, reißt (trotz Kälte) das Fenster auf und zieht Simon die Decke weg.
„Ooooaaaawwww“, knurrt der nur verschlafen.
„Heute wird hier aufgeräumt!“ befiehlt Tanja. „Wenn ich nach Hause komme, ist hier Klarschiff.“
Während Simon nur „Mmmmnnnmmmh“ brummt, beginnt Tanja, die überall um Zimmer verteilten schmutzigen Klamotten aufzusammeln. Auf dem Weg zur Tür riecht sie an Simons Kapuzen-Sweatshirt – und bleibt irritiert stehen.
„Hast du geraucht?“ fragt sie entsetzt, nachdem sie noch einmal geschnuppert hat. Aus Simons Bett schlägt ihr eisiges Schweigen entgegen.
„Simon?“ hakt Tanja nach – und bekommt keine Antwort.
„Ich war das“, kommt es schließlich von Yanniks provisorischem Feldbett in der anderen Ecke des Zimmers.
„In Simons Pullover?“ will Tanja wissen.
„Ja, den hatte ich mir gestern ausgeliehen, weil mir kalt war“, erklärt Yannik.
„Hattest du mit Sunny nicht eine klare Abmachung, was das Rauchen betrifft?“ fragt Tanja empört.
Yannik knurrt etwas Unverständliches in seine Decke und Tanja erinnert nochmal ans Aufräumen, ehe sie das Zimmer verlässt.
„Danke!“ flüstert Simon Yannik zu.
Tanja lädt inzwischen schon bei Sunny ihren Frust darüber ab, dass Yannik offenbar wieder geraucht hat und dass er auch noch Simon dazu anstiften wird. Sunny meint dazu nur, dass sie das in dem Alter auch gemacht hat, womit sie Tanja jedoch keineswegs besänftigen kann. Denn diese würde sich diesbezüglich eine etwas weniger lockere Einstellung wünschen und hätte stattdessen mehr Konsequenzen für Yanniks Verhalten.
Später lässt Tanja bei Lea und 'Lotti' erneut Dampf über Yannik ab, aber auch die beiden haben – zu Tanjas Unverständnis – eine ähnliche Einstellung wie Sunny. Mitten in die Diskussion hinein platzt Konstantin, der Lea unbedingt erzählen will, dass er gerade seine schriftliche Zusage für die Stelle als Sozialpädagoge in der Schule bekommen hat, auf die er sich beworben hat. Zum 1.Mai wird er dort anfangen. Tanjas sieht Konstantins unerwartete Anwesenheit gleich als gute Gelegenheit, um sich quasi vom Profi ein paar pädagogische Tipps im Umgang mit Yannik zu holen.
Simon und Yannik verbringen derweil ihren Tag lieber wieder mit Daddeln und Abhängen. Zwischenzeitlich verziehen sie sich zum Rauchen in den Hof – aber in puncto 'Zimmer aufräumen' machen sie keinen Handschlag.
Und so ziehen sie sich am Abend erneut Tanjas Unmut zu, als die von der Arbeit nach Hause kommt und im Zimmer der Jungs immer noch das blanke Chaos herrscht. Nachdem Simon und Yannik eine erneute Standpauke über sich ergehen lassen haben und wieder ungestört sind, kramt Yannik aus den Untiefen seines Rucksacks ein Tütchen Gras hervor.
„Hast du schon mal probiert?“ fragt Yannik.
Simon sieht sich das Tütchen interessiert an. „Woher hast du das?“
„Ist noch aus Berlin“, erklärt Yannik. „Da war einer in meiner Klasse und der große Bruder von dem vertickt das.“
Nachdem Simon anfänglich zögert, ist er schließlich doch bereit dazu. Doch als er und Yannik mit der Begründung, noch ein bisschen Ball spielen zu wollen, nochmal raus möchten, machen Tanja und Sunny ihnen einen Strich durch die Rechnung.
„Es ist dunkel. Es ist spät. Und es ist arschkalt“, lässt Tanja die beiden wissen. „Ihr hättet den ganzen Tag Ball spielen können. Oder besser noch: Euer Zimmer aufräumen! Für heute ist Schluss.“
Yannik und Simon warten schließlich ab, bis Tanja und Sunny ins Bett gehen, und stehlen sich dann nochmal aus der Wohnung. Sie laufen zum Spielplatz und ziehen sich dort ihren Joint rein. Simon merkt zunächst gar nichts, doch plötzlich setzt die Wirkung doch noch ein. Eine ganze Weile später kommen die beiden zurück in die Wohnung. Yannik und vor allem Simon sind völlig bekifft. Der Versuch, sich leise ins Bett zu schleichen, scheitert kläglich, als Yannik zunächst versehentlich die Wohnungstür zuknallt, Simon dann über den Schirmständer im Flur stolpert, der laut scheppernd durch die halbe Wohnung rollt und beide Jungs schließlich einen Lachanfall bekommen, den sie nicht unterdrücken können. Sekunden später stehen Tanja und Sunny im Flur. Und beim Anblick der Jungs, die, mit geröteten Augen, kaum ihre Lachflashs unter Kontrolle haben, dauert es nochmal Sekunden, ehe die beiden begreifen, was Sache ist.
„Das glaub ich jetzt nicht!“ tobt Tanja sofort los.
„Wo kommt ihr jetzt her?“ will auch Sunny wissen.
„Spielplatz“, antwortet Simon knapp und bricht wieder in schallendes Gelächter aus.
„Was habt ihr da gemacht um die Zeit?“ fragt Sunny, obwohl ihr sehr klar ist, was sie da gemacht haben.
„Fußball gespielt“, bringen beide gleichzeitig unter ihren Lachern hervor.
„Es reicht jetzt“, donnert Tanja los und wendet sich an Sunny: „Dein Sohn, dein missratener Sohn, bringt meinem Sohn das Rauchen bei, das Kiffen und wer weiß, was als Nächstes. Simon hat sich nie für Drogen interessiert bevor Yannik hier aufgetaucht ist. Ich mach das nicht mehr mit, da kann er zehnmal dein Sohn sei. Ich will ihn hier nicht mehr haben. Er geht zurück nach Berlin zu seiner Mutter. Und zwar dieses Wochenende noch!“

CLIFFHANGER auf: Tanja Schildknecht

Mitwirkende Personen
Tanja Schildknecht
Simon Schildknecht
Sunny Zöllig
Yannik Zöllig
Ben Hofer
Jack Aichinger
Elias Aichinger
Emma Sarikakis
Vasily Sarikakis
Ludde Mayer
Alex Behrend
Dr. Iris Brooks
Neyla Bakkoush
Jamal Bakkoush
Ben Hofer
Gung Phan Kien
Simone Stadler
Gabi Zenker
Nico Zenker
Angelina Dressler
Phil Seegers
Murat Dagdelen
Lisa Dagdelen
Peter 'Lotti' Lottmann
Lea Starck
Konstantin Landmann
Jeremy Peschke
Phoebe Peschke
Nadja Bless
Björn Tenstedt

© by „popo wolfson“ 2020

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: So 21. Feb 2021, 00:03 


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BeitragVerfasst: So 21. Feb 2021, 08:55 
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Registriert: Mi 15. Sep 2010, 12:37
Beiträge: 10015
Sehr schön, sehr schön, ganz viel Drama, Baby.


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BeitragVerfasst: Mo 22. Feb 2021, 20:20 
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Registriert: Mi 29. Sep 2010, 00:11
Beiträge: 11595
Ich hatte gerade tatsächlich Langeweile. Das kommt bei mir ja äußerst selten vor. Aber ich habe diese Woche frei. Jedenfalls habe ich da entdeckt, dass es eine neue Folge gibt.

Wow. Die Regina Lohmaier Geschichte hat es in sich. Gefällt mir gut, dass das Hotel an die Stadt erstmal geht.... Aber auch, dass Segers seine Finger weiter im Spiel und sein Kontakte hat. So läuft das.

Simon und Yannik mit Lachflash kann ich mir bildlich auch sehr gut vorstellen. Mal sehen, wie es wird, wenn die älter werden, denn in unserer Phantasie sind die ja so alt, wie sie waren, als wir sie das letzte Mal gesehen haben.

Und auch der erste Strang bleibt spannend.

Super! Popo.


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