Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1769 - Gewaltakt
BeitragVerfasst: So 14. Feb 2021, 00:09 
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Folge 1769: Gewaltakt


Spieltag: Donnerstag, 11.02.2021


Iffi ist immer noch nicht bereit, sich mit den neuen Nachbarn zu versöhnen. Umso störender findet sie es, dass Roland bei jeder Gelegenheit einen freundlichen Plausch mit Nils und Kerstin im Treppenhaus führt. Und es kommt noch schlimmer: Iffi, die wegen ihres Fußes immer noch krankgeschrieben ist – was ihr überhaupt nicht in den Kram passt, denn schließlich hält sie sich auch im Job für unentbehrlich und will alles unter Kontrolle haben – beobachtet am Morgen vom Küchenfenster aus, wie sich Antonia gegenüber an der Bushaltestelle sehr angeregt mit den beiden älteren Wendland-Töchtern Annalena und Lovis unterhält. Und dann steht auch noch Gabi vor der Tür und berichtet, dass Andy sich, seitdem er letzte Woche den Wendlands geholfen hat, ausgesprochen gut mit Nils versteht und ihn und Kerstin daher für heute zu einem gemütlichen Abend eingeladen hat, zu dem sich doch auch Iffi und Roland hinzu gesellen sollten. Doch da ist Iffi selbstverständlich strikt dagegen und lehnt sofort entrüstet ab: Mit dieser Chaos-Familie, die es bereits bei ihrem Einzug in die Kastanienstraße geschafft hat, Iffis Leib und Leben zu gefährden, wird sie ganz sicher keinen netten Abend verbringen wollen. Für Iffi ist die Sache damit abgehakt. Daher ist sie auch wenig begeistert, als Antonia ihr später am Tag mitteilt, dass sie sich ein wenig mit Annalena und Lovis angefreundet hat und die beiden sie nach dem Mittagessen besuchen wollen.
„Hier her?“ keift Iffi entsetzt. „Antonia, das geht nicht. Ich muss arbeiten, da kann ich es nicht gebrauchen, dass die ganze Wohnung voller kreischender Teenies ist.“
„Falsch!“ erklärt Antonia. „Du bist krankgeschrieben. Du musst überhaupt nicht arbeiten!“
„Oh, doch, das muss ich“, ereifert sich Iffi. „Ohne mich geht da sowieso alles drunter und drüber, da muss ich wenigstens von zuhause aus retten, was noch zu retten ist. Kannst du nicht zu denen gehen?“
„Ey, die sind gerade erst eingezogen!“ empört sich Antonia. „Da herrscht noch das blanke Chaos.“
„So wie ich diese Leute einschätze, wird da selbst in drei Jahren noch das blanke Chaos herrschen“, murrt Iffi.
„Dann treffen wir uns eben draußen“, beschließt Antonia bockig und fügt hinzu: „Ich hoffe, dass ich nie so werde wie du.“
„Was soll das denn heißen?“ bellt Iffi.
„Ja, so eine frustrierte alte Fettel“, zickt Antonia.
„Moment mal, mein Fräulein, so redest du nicht mit mir, ansonsten kannst du's nämlich gleich vergessen mit...“ RUMMS – Antonia hat Iffi die Zimmertür vor der Nase zugeschlagen.
Als Antonia sich später auf den Weg zu Annalena und Lovis macht, erinnert Iffi sie barsch daran, um spätestens 18 Uhr zuhause zu sein, sie müsse schließlich noch was für Mathe tun. Doch Antonia gibt ihrer Mutter keine Antwort mehr. Während ihre Tochter mit Annalena und Lovis durch die Umgebung zieht und die Mädels sich dabei prächtig verstehen, versucht Iffi noch ein bisschen zu arbeiten und befindet sich gerade via Internet in einer Konferenz mit zwei ihrer Kollegen, als plötzlich mal wieder der Strom ausfällt.
„Jetzt reicht's!“ kreischt Iffi und humpelt mit ihrem immer noch lädierten Fuß aufgebracht zu den Wendlands runter. Kerstin entschuldigt sich vielmals bei der aufgebrachten Iffi und bedauert, dass sie wohl ein unschlagbares Gespür dafür habe, beim Hantieren mit der Bohrmaschine oder mit Hammer und Nägeln immer die falsche Stelle zu treffen.
„Dann sollten Sie das vielleicht sein lassen“, fährt Iffi die Nachbarin an und humpelt statt rauf zu ihrer Wohnung treppab, um nachzusehen, ob Antonia irgendwo unten auf der Straße zu sehen ist, damit sie sie unverzüglich aus der Gesellschaft der Töchter dieser unmöglichen Familie holen kann. Dabei macht Iffi jedoch in ihrer Rage einen falschen Schritt – und fällt vor Kerstins entsetzten Augen laut schreiend und polternd die Treppe runter...
Als Antonia etwas später gemeinsam mit Annalena und Lovis wieder in der Kastanienstraße aufkreuzt, wird sie gerade Zeugin, wie Iffi in einen Krankenwagen geschoben wird – Gabi, Andy, Nico, Roland, Neyla und Kerstin mit Maite und Merle stehen besorgt auf dem Gehweg.
„Was ist passiert?“ fragt Antonia entsetzt.
„Die Treppe ist sie 'nunter g'fallen“, berichtet Gabi. „Jetzt hat sie sich wohl wirklich 's Bein g'brochen.“
„Antoniaaaa!“ kreischt Iffi hysterisch aus dem Notarztwagen. „Die wollen mich jetzt wirklich ins Krankenhaus bringen. Ich hab denen gesagt, dass ich das nicht will. Aber das interessiert hier ja keinen. Ich...“
„Sie können nach einem solchen Sturz nicht einfach zuhause bleiben, als wär' nix passiert!“ fällt der Notarzt ihr ins Wort.
„Halten Sie die Klappe, wenn ich mit meiner Tochter rede!“ fährt Iffi den Mann an und dann an Antonia gerichtet: „Antoniaaaa! Ich weiß nicht, wie lange die mich da behalten. Ich versuche, spätestens morgen wieder nach Hause zu kommen“ (Fassungsloses Kopfschütteln des Notarztes). „Du gehst zu Opa Andy und Oma Gabi, wenn Roland nicht zuhause ist, ja?! Und du hörst schön auf Roland! Und du machst deine Home-Schooling-Aufgaben gewissenhaft...“
„Boah, Mama“, nöhlt Antonia, „ich bin keine drei mehr! Ich werde schon nicht vor die Hunde gehen, wenn ich mal ein paar Tage ohne dich auskommen muss.“
„Ein paar Tage?“ kreischt Iffi schrill. „Nix da, ein paar Tage. Ich bin vor dem Wochenende auf jeden Fall wieder zuhause.“
„Ich kann mich auch um Ihre Tochter kümmern“, mischt sich Kerstin ein, „ich hab diese und nächste Woche noch Urlaub und bin zuhause. Und danach kann ich vielleicht noch eine Weile im Home Office...“
„Unterstehen Sie sich!“ tobt Iffi los. „Sie bringen uns nur Unglück. Wagen Sie es ja nicht...“ Dann ist die Tür des Krankenwagens zu und Sekunden später fährt dieser ab.
„Das tut mir so leid“, bedauert Kerstin. „Wenn ich doch bloß nicht dieses verdammte Bild selbst hätte aufhängen wollen. Hätte ich damit mal auf Nils gewartet...“
„Es ist nicht deine Schuld“, unterbricht Andy sie, „und Iffi kriegt sich auch wieder ein. Mein wertes Fräulein Tochter ist halt manchmal ein bisschen... speziell.“
„Möchtest du bei uns zu Abend essen“, fragt Kerstin, die dennoch das Gefühl hat, etwas wieder gutmachen zu müssen, Antonia.
Antonia sagt natürlich begeistert zu, trotz, oder gerade wegen des Wissens, dass Iffi das bestimmt nicht gefallen würde...

Lisa wartet Tag für Tag ungeduldig darauf, dass die Ware für ihren Online-Shop geliefert wird. Murat erinnert sie daran, dass die Lohmaier gesagt hat, dass es bis Mitte Februar dauern kann, aber Lisa hofft trotzdem darauf, dass die Sachen schon vorher eintreffen, damit sie mit ihrem Online-Shop endlich loslegen kann. Als die beiden in Anbetracht der Tatsache, dass die Shisha-Bar wegen des Lockdowns immer noch geschlossen hat, diese lediglich zum putzen aufsuchen und dabei angeregt über dieses Thema Online-Shop diskutieren, verlässt gerade Angelina das Haus und bekommt durch die offene Ladentür Gesprächsfetzen der Unterhaltung mit.
„Ihr wartet also auf eine Lieferung von der Lohmaier?“ mischt sich Angelina ein.
„Was geht dich das an?“ wird sie daraufhin gleich von Lisa angeblafft.
„Oh nichts, gar nichts“, erwidert Angelina. „Es ist nur so, dass ihr euch da vielleicht besser nicht drauf verlassen solltet, dass die Dame auch tatsächlich liefert.“
„Was soll das denn heißen?“ will Lisa schnippisch wissen.
Angelina ist sich plötzlich gar nicht mehr sicher, ob sie mit den Details ihrer Niederlage tatsächlich in der Nachbarschaft auch noch hausieren gehen will, aber dann beschließt sie, dass es ihr möglicherweise sogar ein Trost sein könnte und vielleicht auch etwas Genugtuung gibt, dass es andere ebenfalls auf ähnliche Weise erwischt haben könnte wie sie, und sie erläutert in kappen Sätzen den Betrug, den Regina Lomaier mit ihr und Seegers durchgezogen hat. Lisa ist entsetzt. Blanke Panik beginnt in ihr aufzusteigen und sie befürchtet plötzlich, dass die Lohmaier sie genauso übers Ohr gehauen haben könnte – schließlich ist sie für die georderte Ware in finanzielle Vorleistung getreten.
„Ich werde da jetzt sofort anrufen!“ beschließt Lisa.
„Moment!“ schaltet sich Angelina wieder ein, nachdem sie eigentlich schon ihren Weg fortsetzen wollte. „Du hast ihre Nummer?“
„Naja, sie hat mir eine Nummer von der Verwaltung ihres Ashrams gegeben“, erklärt Lisa. Damit hat sie Angelinas ungeteilte Aufmerksamkeit.
Sekunden später stürmen Lisa und Angelina gemeinsam in die Dagdelen-Wohnung und Lisa beginnt hektisch, in den Unterlagen ihres geplanten Online-Handels zu wühlen, bis sie schließlich gefunden hat, wonach sie sucht und mit zitternden Fingern die Telefonnummer wählt – nur um im nächsten Augenblick mit der bitteren Wahrheit konfrontiert zu werden, dass die gewählte Rufnummer nicht vergeben ist.
„Hast du das denn vorher nicht überprüft?“ fragt Angelina kopfschüttelnd.
„Natürlich nicht, warum sollte ich daran Zweifel gehabt haben, dass die Nummer echt ist?“ verteidigt sich Lisa.
„Sowas Blödes aber auch“, meint Angelina gehässig.
„Warum hast du denn vorher nicht geprüft, ob dein Kaufvertrag und dieser komische Notar echt sind?“ faucht Lisa zurück.
Darauf hat Angelina keine Antwort parat.
„Was machen wir denn jetzt?“ fragt Lisa verzweifelt.
Angelina ist der Meinung, dass Lisa ebenfalls Anzeige gegen die Lohmaier erstatten sollte und verspricht ihr, ihr später die Kontaktdaten der Kommissarin zu geben, die in dem Fall ermittelt.
„Und wie stehen da die Aussichten?“ fragt Lisa.
„Solange sie die nicht finden jedenfalls ganz miserabel“, sagt Angelina. „Und auch danach ist es fraglich, ob ich mein Geld zurück bekomme. Da solltet ihr euch mit eurem komischen Klüngel schon mal erst recht keine großen Hoffnungen machen.“
Mit hocherhobenem Haupt verlässt Angelina die Dagdelen-Wohnung und lässt eine fassungslose Lisa zurück.
Kurz darauf kommt auch Murat nach Hause zurück und Lisa lässt ihn wissen, was Sache ist, nämlich, dass sich die Lohmaier offenbar mit ihren gesamten Rücklagen, die als Anzahlung für die Waren ihres Online-Handels herhalten mussten, abgesetzt hat. Murat lässt Lisa wissen, dass er von Anfang an seine Zweifel an dem ganzen Projekt hatte und dass es wohl besser gewesen wäre, einfach alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass bald wieder bessere Zeiten für die Shisha-Bar kommen. Damit zieht er sich unverzüglich Lisas ganzen Zorn zu. Wutschnaubend betitelt sie ihn als Waschlappen, der den Arsch nicht hochbekommt und alles schleifen lässt, der überhaupt keine Eigeninitiative entwickelt und selbst nichts dazu beiträgt, um seinen Laden vor dem sicheren Ruin zu retten. Es fallen wieder eine Menge unschöner Worte, insbesondere von Lisas Seite, ehe dieser siedend heiß einfällt, dass sie längst wieder in der Praxis sein müsste. Denn eigentlich wollte sie nur kurz Kaffeefilter im Supermarkt kaufen und hat diese Gelegenheit für einen Abstecher zu Murat genutzt, der heute seinen Laden putzen wollte. Und dieser Abstecher ist dann etwas ausgeufert, nachdem Lisa sich zunächst dazu verpflichtet fühlte, ihrem Mann genaue Instruktionen zu geben, wie er zu putzen hat – und dann durch Angelinas Hiobsbotschaft endgültig aus der Fassung gebracht wurde...
In der Praxis Brooks angekommen, zieht sich Lisa dann auch gleich den Unmut von Iris und Andrea zu, die seit Ewigkeiten auf sie warten und den Wust von Patienten ohne sie meistern mussten. Lisa hat keine Lust, sich zu erklären und anderen ihr Dilemma zu gestehen, und reagiert erstmal gewohnt bockig. Nachdem sie im Verlauf des weiteren Tages dann mehrmals ihren Frust an unschuldigen Patienten auslässt, vertraut sie sich in einem ruhigeren Moment dann aber doch noch Andrea an und erzählt ihr, was passiert ist. Andrea ist geschockt darüber, was für einen Charakter Asha Shazami, die sie so nicht eingeschätzt hat, wirklich besitzt. Und sie zeigt auch großes Verständnis dafür, dass Lisa daher momentan völlig durch den Wind ist. Kein Verständnis zeigt sie allerdings, als Lisa dann die gesamte Schuld an der Misere mal wieder Murat zuschustert – nur weil der alleine nichts auf die Reihe bekäme und sich keinerlei Gedanken über neue Geschäftskonzepte machen würde. Andrea ist der Auffassung, dass Lisa Murat absolut Unrecht tut. Als Lisa dann nach Feierabend erklärt, dass sie zunächst nochmal Angelina aufsuchen werde, um sich bei ihr die versprochenen Kontaktdaten des Kommissariats persönlich abzuholen (denn Lisa befürchtet, dass sie in drei Wochen noch darauf warten wird, wenn sie sich auf Angelina verlässt), beschließt Andrea, Lisas Abwesenheit zu nutzen, um Murat einen kurzen Besuch abzustatten und ihm ein paar aufmunternde Worte mitzubringen. Murat ist auch wirklich erfreut über den überraschenden Besuch von Andrea. Als diese ihm ihm erzählt, wie sehr Lisa durch den Wind ist und wie massiv ihr die ganze Sache offenbar zu schaffen macht, schüttet auch Murat ihr sein Herz aus und erklärt ihr, dass er Lisa kaum wiedererkenne. Sie sei ja schon immer 'speziell' gewesen und es sei nicht immer leicht mit ihr, aber wie sehr sie sich im letzten Jahr, seit Beginn der Corona-Krise, verändert habe – sie sei einfach nur noch gereizt und nichts könne man ihr recht machen – wäre schon extrem. Es wird ein langes und offenes Gespräch zwischen Murat und Andrea, nach dem sich Murat deutlich erleichterter fühlt. Andrea ist zuversichtlich, dass für die beiden auch wieder bessere Zeiten kommen werden, und versucht, Murat entsprechend Mut zuzureden.
„Wie läuft's denn mit deinem neuen Freund?“ fragt Murat irgendwann – und erntet nur ein Schulterzucken von Andrea.
„Nicht so gut?“ fragt er überrascht, denn die Beziehung der beiden ist ja noch ziemlich frisch.
„Naja, wir sehen uns halt kaum“, erklärt Andrea bedauernd. „Er hat halt immer so wahnsinnig viel zu tun, jobmäßig und so... Also wenn wir uns mal einmal wöchentlich treffen, dann war's das schon.“
„Bei euch kommen auch wieder bessere Zeiten“, meint Murat aufmunternd, als Andrea sich verabschiedet.
Nachdem Andrea weg ist, merkt Murat, wie gut ihm das Gespräch mit ihr getan hat und wie liebenswürdig und verständnisvoll Andrea doch immer ist. Doch seine Hoffnung auf eine Versöhnung mit Lisa wird gleich im Keim erstickt, denn als diese von ihrem Besuch bei Angelina nach Hause kommt, ist sie immer noch absolut unnahbar und hadert damit, dass sie offenbar auf eine Betrügerin reingefallen ist und dass auch die zuständige Kommissarin, mit der sie direkt von Angelinas Wohnung aus telefoniert hat und mit der sie für morgen einen persönlichen Termin vereinbart hat, ihr keine allzu große Hoffnung gemacht hat, dass die Sache für sie noch gut ausgehen würde. Lisa überschüttet Murat erneut mit Vorwürfen und es kommt wieder mal zum Streit. Und so schlafen beide an diesem Abend ein, ohne sich vorher gute Nacht zu sagen...

Als Gung am frühen Morgen die Toilette aufsuchen will, stößt er im Bad auf Ludde, der unter der Dusche steht – und dabei mal wieder vergessen hat, die Badezimmertür abzuschließen.
„Ey, musst du hier so reinpoltern“,mault Ludde Gung an.
„Entschuldigung, ich wusste nicht...“, stammelt Gung, „Tür hat Schloss!“
„Raus jetzt, ich bin gleich fertig!“ schimpft Ludde weiter.
Doch Gung muss noch eine ganze Weile im Flur warten und sich seine Notdurft verkneifen, ehe Ludde endlich das Bad frei gibt.
„Tür hat Schloss“, erklärt Gung ein weiteres Mal, als Ludde in den Flur tritt.
„Ja, sorry, ich hab mich halt noch nicht dran gewöhnt, jetzt mit anderen Leuten zusammen zu leben“, erklärt Ludde.
Gung wirft ihm einen missbilligenden Blick zu, als er das Bad betritt. Ein Blick, der auch Ludde nicht entgangen ist und für den er Gung später noch eine entsprechende Ansage macht: „Damit das mal klar ist: Ich wohne jetzt auch hier, ob dir das nun passt oder nicht. Meinst du, ich merke nicht, dass du mich hier lieber gestern als heute raus haben willst? Aber das kannst du vergessen. Solange Jack mir erlaubt, hier zu wohnen, bleibe ich auch.“
Gung gefällt das alles gar nicht. Ihm ist Ludde immer noch unheimlich und die Tatsache, mit ihm unter einem Dach leben zu müssen, nagt massiv an ihm.
Als er später zum Brot kaufen ins Cafe Bayer geht, wird Alex vor ihm von Gabi bedient und kann sich offenbar nicht so recht entscheiden, so dass es länger dauert.
„Sie sehen blass aus“, meint Neyla , die ebenfalls hinter der Theke steht, zu Gung, nachdem sie seine Bestellung aufgenommen hat. „Geht es Ihnen nicht gut?“
„Schlafe schlecht in letzter Zeit“, brummelt Gung. „Konfuse sagt, zu wenig Schlaf haut den stärksten Bären um!“
„Das sagt Konfuzius?“ fragt Alex grinsend.
„Was ist denn los mit dir?“ fragt Gabi besorgt. „Warum schläfst du denn so schlecht? Bist du krank?“
„Bruder von Jack wohnt bei uns nun schon eine Weile,“ erläutert Gung.
„Ja, das weiß ich“, sagt Alex. „Und der ist zu laut, oder was?“
„Schnarcht er?“ fragt Gabi.
„Nein“, antwortet Gung. „Er macht mir Angst.“
„Warum denn das?“ will Neyla wissen.
„Er ist kein guter Mensch“, erklärt Gung. „Konfuse sagt, wer das Böse in sein Haus holt, findet keinen Schlaf mehr...“
„Das Böse?“ fragt Gabi irritiert.
„Wie meinst du das?“ will jetzt auch Alex wissen.
„Bruder von Jack war in Gefängnis“, berichtet Gung. „Ist ein verurteilter Gewalttäter. Konfuse sagt, Gewalt ….“
„Mooooment“, unterbricht Alex ihn. „Wieso verurteilter Gewalttäter?“ Und auch Gabi und Neyla hat es nun die Sprache verschlagen und sie starren Gung gebannt an.
„Ihr wusstet nicht?“ fragt Gung. „Bruder von Jack hat im Gefängnis gesessen wegen Gewalttat. Konfuse sagt, Gewalt ist...“
„Was denn für eine Gewalttat?“ unterbricht Alex erneut den zitierwütigen Gung.
„Ich weiß es nicht“, gibt Gung zu. „Es wurde nie wirklich darüber gesprochen. Konfuse sagt, Gewalt...“
„Das kann ja wohl nicht wahr sein!“ regt Alex sich auf. „Mein Sohn lebt mit einem Gewalttäter unter einem Dach, aber mir sagt keiner was davon?!“
Aufgebracht verlässt Alex das Bayer und eilt rüber in die Kfz-Werkstatt, wo er neben Jack auch Ben bei der Arbeit antrifft.
„Ach, ihr seid beide hier,“ stellt Alex fassungslos fest. „Und wer passt auf die Kinder auf, etwa dein Bruder?“
„'Käthe' ist mit ihnen auf dem Spielplatz und gleich bringt er sie zu Gung, wenn der vom Einkaufen zurück ist“, erklärt Jack irritiert. „Was soll denn der Auftritt?“
„Warum weiß ich nichts davon, dass dein Bruder ein verurteilter Gewalttäter ist?“ will Alex wissen.
Jack verdreht die Augen. „Weil ich nicht wusste, dass es dich interessiert....“
„Weil du nicht wusstest... Ich glaub's ja wohl nicht...!“ Alex kann seiner Empörung kaum noch Luft machen. „Mein Kind lebt mit diesem Mann unter einem Dach... Weiß Vasily eigentlich davon? Was sagt der denn dazu?“
Jack erklärt Alex, dass sie auch Vasily bislang noch nichts von Luddes Vergangenheit erzählt hat und dass sie auch nicht findet, dass die beiden Väter das was anginge, schließlich sei Ludde für seine Tat bestraft worden und Jack sei nicht der Meinung, dass von ihm irgendeine Gefahr für Emma oder Elias ausgehe.
Alex bleibt fassungslos und möchte wissen, wofür genau Ludde damals verurteilt wurde.
„Also so gaaanz genau kenne ich die Details da jetzt auch nicht“, gibt Jack kleinlaut zu. „Er hatte wohl eine Auseinandersetzung mit so einem betrunkenen Typen, der ihn provoziert hat. Und … naja... dann hat er dann wohl zugeschlagen..“
Als Jack nichts mehr sagt, bohrt Alex gereizt nach: „Ja? Und weiter? Man kommt ja nicht gleich in den Knast, nur weil man mal jemandem ein blaues Auge verpasst.“
„Ja, also, er hat wohl ein bisschen fester zugeschlagen“, setzt Jack ihren Bericht schließlich fort. „Und der Typ hat danach dann wohl im Koma gelegen... Schädelbasisbruch oder so...“
Alex schnappt hörbar nach Luft.
„Ja, er ist aber auch irgendwann wieder aufgewacht“, versucht Jack schnell, die Sache zu beruhigen. „Und es geht ihm heute wohl auch wieder gut.“
„Ach soooo, na dann ist ja alles in Ordnung“, ruft Alex sarkastisch und stößt einige Flüche auf schweizerdeutsch gen Himmel, ehe er sich wieder an Jack wendet und von ihr wissen will, wie lange sie ihren Bruder noch zu beherbergen gedenkt.
„Bis er was eigenes gefunden hat?“ fragt Jack mehr, als das sie antwortet.
„Was genau willst du eigentlich hören?“ mischt Ben sich jetzt ein. „Dass wir ihn rausschmeißen? Meinst du nicht, dass man auch eine zweite Chance im Leben verdient hat?“
„Bei einem gewaltbereiten Typen, der mit zwei kleinen Kindern in einem Haushalt lebt?“ fragt Alex fassungslos. „Solche Typen lernen doch nichts aus ihren Fehlern.“
„Willst du jetzt wieder so eine Welle machen wie damals, als ich bei Jack eingezogen bin?“ möchte Ben wissen. „Kann es sein, dass in Wirklichkeit du nichts aus deinen Fehlern gelernt hast, Alex?“
Alex wirft Ben einen giftigen Blick zu. Dann verlässt er bebend vor Anspannung die Werkstatt und ruft im Hinausgehen über die Schulter: „Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen!“
Etwas später schlägt Alex im Akropolis auf, um mit Vasily zu reden, doch der nutzt die Gelegenheit, dass im Lokal derzeit ohnehin nur Bestellungen abgeholt werden können, für einen intensiven Flirt mit Simone. Alex braucht eine ganze Weile, bis er es schafft, die beiden Turteltauben zu trennen und sich Vasilys Aufmerksamkeit zu sichern. Nachdem er diesen dann darüber in Kenntnis gesetzt hat, was er heute über Ludde in Erfahrung gebracht hat, ist diese Aufmerksamkeit jedoch ungeteilt. Und zu Alex' Erleichterung ist auch Vasily fassungslos und verspricht, etwas zu unternehmen.
Kurz darauf sucht Vasily Jack ebenfalls in der Werkstatt auf und verlangt von ihr Rede und Antwort. Die zunehmend genervte Jack gibt Vasily ebenfalls ein paar Infos über die Vergangenheit ihres Halbbruders und vertritt weiterhin ihren Standpunkt, dass sie in ihm keine Gefahr für die Kinder sehe und dass Ludde ganz großartig mit ihnen umgehe. Vasily will sich damit jedoch nicht so recht zufrieden geben und auch als sie ihn endlich los ist, ist ihr klar, dass weder er noch Alex die Sache jetzt einfach auf sich beruhen lassen werden.
Und so sucht sie nach Feierabend das Gespräch mit Ludde, bevor der noch durch Dritte erfährt, dass er gerade zum großen Thema in der Straße zu werden scheint. Ludde reagiert zunächst gereizt, als er erfährt, wie Alex und Vasily reagieren, aber insgeheim hat er befürchtet, dass es früher oder später dazu kommen würde. Jack bittet ihren Bruder, ihr endlich alle Einzelheiten für den Grund seiner Haftstrafe zu erzählen.
Und so beginnt Ludde schließlich zu berichten, erzählt Jack nochmal von ihrer gemeinsamen schweren Kindheit, an die Jack nach ihrer Amnesie ja nach wie vor keine Erinnerungen hat, von der Gewalt in ihrem Elternhaus und davon, dass Ludde selbst auch bereits früh sein eigenes Gewaltpotential entwickelt hat. Er berichtet von zahlreichen Schulverweisen aufgrund von Prügeleien auf dem Pausenhof und im Klassenzimmer, davon, wie oft er Kinderheime und Pflegefamilien aufgrund seiner Gewaltausbrüche wechseln musste. Von seiner Dachdeckerlehre, die er nach dem Hauptschulabschluss begonnen hat aber im Verlauf des zweiten Lehrjahres abbrechen musste, nachdem er in einer heftigen Auseinandersetzung während der Arbeit einem anderen Lehrling angedroht habe, ihn vom Baugerüst zu schubsen – was jedoch nur eine Drohung sein sollte, um dem Großkotz das Maul zu stopfen, aber nicht ernst gemeint gewesen wäre. Damals hat Ludde auch seine erste Anzeige erhalten und wurde quasi polizeilich registriert. Einen neuen Ausbildungsplatz hat Ludde daraufhin nicht mehr gefunden, stattdessen hat er sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen und irgendwann seine 'Bestimmung' als Türsteher gefunden – ein Job, bei dem sein barsches und teils radikales Auftreten zum ersten Mal eher hilfreich als hinderlich war. Aber selbst dort hat es wegen seiner unkontrollierten Wutausbrüche immer wieder Schwierigkeiten gegeben, die ihn den ein oder anderen Job gekostet und die ein oder andere Anzeige eingebracht haben. Und irgendwann habe er dann Nadja kennengelernt – seine erste und bislang einzige ernstzunehmende Beziehung im Leben. Er sei noch nie zuvor so glücklich gewesen – bis Nadja ihn dann mit seinem einzigen echten Kumpel betrogen hat. Daraufhin habe er beide fast krankenhausreif geprügelt und bei dem darauf folgenden Prozess eine Bewährungsstrafe von 12 Monaten bekommen. Vor Ablauf seiner Bewährungszeit habe er dann aber Björn, den besagten Ex-Kumpel, der ihm die Freundin ausgespannt hat, wiedergetroffen – und ihn nach einigen Provokationen von dessen Seite ins Koma geprügelt. Dafür musste er schließlich zwei Jahre ins Gefängnis.
Nachdem Ludde seine Ausführungen beendet hat und Jack noch überlegt, wie sie das Ganze nun einordnen soll, klingelt es an der Tür. Draußen stehen einträchtig Alex und Vasily auf der Matte.
„Wisst ihr eigentlich, wie spät es ist?“ fragt Jack leicht irritiert.
Doch die beiden geben ihr gar keine Antwort, sondern setzen ihr gleich die Pistole auf die Brust: Sie verlangen, dass Ludde unverzüglich wieder aus der Villa Dressler auszieht. Andernfalls würden sie darauf bestehen, ihre Kinder zu sich zu nehmen – notfalls auch mit Unterstützung des Jugendamts ...

CLIFFHANGER auf: Jack Aichinger

Mitwirkende Personen
Ludde Mayer
Jack Aichinger
Ben Hofer
Gung Phan Kien
Alex Behrend
Dr. Iris Brooks
Vasily Sarikakis
Simone Stadler
Murat Dagdelen
Lisa Dagdelen
Andrea Neumann
Neyla Bakkoush
Andy Zenker
Gabi Zenker
Iffi Zenker
Nico Zenker
Antonia Zenker
Roland Landmann
Angelina Dressler
Nils Wendland
Kerstin Wendland
Annalena Wendland
Lovis Wendland
Maite Wendland
Merle Wendland
Notarzt

© „popo wolfson“ 2020

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: So 14. Feb 2021, 00:09 


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BeitragVerfasst: So 14. Feb 2021, 09:29 
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Jaha, die Iffi dreht völlig durch.


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