Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1760 - Die Erbin
BeitragVerfasst: So 13. Dez 2020, 13:13 
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Folge 1760: Die Erbin

Spieltag: Donnerstag, 10.12.2020


Helga ist mal wieder als Friedensstifterin unterwegs. Nach der Trennung von Klaus und Neyla ist Neyla nicht, wie sie kurzfristig geplant hat, nach Tunesien zurückgekehrt. Sie hat weiterhin Unterschlupf bei Alex und Iris gefunden, einen Großteil ihrer Sachen jedoch in Klaus' Wohnung gelassen, um bei den Kontrollen der Ausländerbehörde den Eindruck zu erwecken, dass in ihrer Ehe noch alles in Ordnung ist. Tatsächlich haben alle Beteiligten es geschafft, dieses Spiel bis in den September durchzuziehen. Als Neyla dann ihre unbefristete Aufenthaltsgenehmigung bekommen hat, haben sie und Klaus sich offiziell getrennt und Nina ist zu Klaus gezogen. Da Neyla und Jamal ja immer noch im gleichen Haus wohnen, ist die Stimmung jedoch weiterhin angespannt. Nach außen hin versucht Neyla, souverän mit der Situation umzugehen. Wenn sie Klaus und Nina im Treppenhaus oder auf der Straße trifft, grüßt sie höflich, versucht den beiden aber weitestgehend aus dem Weg zu gehen. Jamal hingegen kann nicht so distanziert bleiben wie seine Mutter. Er kann Klaus und Nina nicht verzeihen, was sie Neyla angetan haben und lässt die beiden bei jeder Gelegenheit seine ganze Verachtung spüren. Helga ist nun der Meinung, dass diese Missstimmung in ihrer Familie behoben werden sollte, jetzt, so kurz vor Weihnachten, sei es dazu allerhöchste Zeit. Helga, die Neyla in ihr Herz geschlossen hat, möchte, dass sie und Klaus nach ihrer Trennung zumindest wieder freundschaftlich miteinander umgehen können, dazu möchte sie sowohl Neylas Distanziertheit wie auch die Feindseligkeit von Jamal ihrem Sohn gegenüber endlich aus der Welt schaffen. Und dazu hat Helga sich einen Plan überlegt: Sie will am Abend ein Versöhnungsessen geben. Dazu will sie einerseits Klaus, Nina und Mila und andererseits Neyla, Jamal, Alex und Iris einladen – Kontaktbeschränkungen hin oder her. Und auch William soll aus seiner Seniorenresidenz dazu stoßen. Beide eingeladenen Parteien sollen vorher nichts von der Anwesenheit der jeweils anderen Partei wissen und erst nach Eintreffen in der Alten-WG feststellen, wer noch mit am Tisch sitzt. Gabi und vor allem Andy halten das Ganze für eine Schnapsidee und können sich nicht vorstellen, dass das funktionieren wird. „So ein Schwachsinn“, mosert Andy, als Helga ihre Idee beim Frühstück unterbreitet und Gabi gibt zu bedenken, dass das Mord und Totschlag geben wird. Aber Helga ist ganz naiv von ihrer Idee überzeugt – so kurz vor Weihnachten sind die Menschen schließlich in einer ganz besonders friedlichen Stimmung. Gabi und Andy können nur die Köpfe schütteln, als Helga sich an ihre Vorbereitungen macht und beschließen, sich am Abend lieber zu verdünnisieren. Als sich Helga auf den Weg zum Einkauf macht, trifft sie im Hausflur im Erdgeschoss auf Umzugs-Chaos. Rachel Goldberg und Ron Liebermann, das junge Paar, das im Frühjahr erst in Jacks ehemalige Wohnung gezogen ist, ist im letzten Monat bereits wieder ausgezogen, die beiden sind aus beruflichen Gründen nach Freiburg gegangen. Und nun ziehen offenbar die Nachmieter ein: Eine junge Frau mit zwei Kindern. Die Mutter stellt sich der neugierigen Helga als Mandy Peschke vor, ihre beiden Kinder sind der 10jährige Jeremy und die 7jährige Phoebe. Helga erzählt, dass sie bereits gehört habe, dass zum 01.12. neue Mieter einziehen sollen und wundert sich, dass es erst jetzt, 10 Tage später, soweit sei. Mandy erklärt ihr, dass sie im Krankenhaus war und sich daher alles etwas verzögert hat. Helga erkundigt sich danach, ob es etwas ernstes war, doch Mandy weicht ihr aus und will anscheinend nicht über den Grund ihres Krankenhausaufenthaltes reden. Derweil fragt Helga ganz unverblümt nach dem Vater der jungen Familie – und ist peinlich berührt, als Frau Peschke sie wissen lässt, dass es den nicht gibt. Helga heißt die Peschkes schnell noch herzlich Willkommen (am liebsten würde sie sie gleich für den Abend zu ihrem Versöhnungsessen einladen, sieht dann aber doch ein, dass das nicht ganz der passende Rahmen für ein näheres Kennenlernen wäre) und verweist darauf, dass sie es eilig habe, aber dass man sich ja nun häufiger sehen werde. Neben der Zubereitung des Abendessens, bei der Helga tatkräftige Unterstützung von Elena bekommt, erweist es sich vor allen Dingen als schwierig, alle Gäste unter einen Hut zu bringen und Helga muss sich eingestehen, dass sie die Sache wohl tatsächlich ein wenig zu naiv eingeschätzt hat. Klaus und Nina hatten für den Abend eigentlich was anderes geplant, lassen sich aber doch umstimmen und wollen auch Mila mitbringen, während Ida bei Sunny und Tanja untergebracht werden soll. Alex und Iris sagen sofort zu und wollen auch William mitbringen, aber Neyla zeigt wenig Interessen an einem Abendessen bei ihrer Ex-Schwiegermutter und Jamal hat überhaupt keinen Bock. Nach einigem hin und her sagen aber doch alle zu. Alex, Iris, William, Neyla und Jamal treffen als erstes ein. Als Alex sich erkundigt, ob Andy und Gabi nicht da seien, erklärt Helga, dass die beiden heute Abend etwas anderes vorhaben. Gerade als Neyla sich erkundigt, für wen denn die drei weiteren Gedecke sind, klingelt es an der Tür und Klaus, Nina und Mila erscheinen. Und damit ist die Stimmung augenblicklich dahin: Neyla weigert sich, gemeinsam mit Klaus und Nina an einem Tisch zu sitzen und verlässt weinend die Wohnung, Jamal fängt sogleich damit an, Nina und vor allem Klaus lautstark anzupöbeln, auch Alex meint, sich einmischen zu müssen und warnt Nina davor, dass es sicher nicht lange dauern wird, bis Klaus sie das nächste Mal betrügt, schließlich sei er ja ein waschechter Beimer. Klaus kontert, dass gerade Alex mit all seinen Weibergeschichten, die er im Leben schon hatte, hier wohl mal lieber ganz kleine Brötchen backen sollte. Iris versucht vergebens zu schlichten und schließlich räumen alle Anwesenden innerhalb von wenigen Minuten das Feld. Lediglich William hat einen Riesenspaß an dem Chaos und wäre gerne noch geblieben, aber Iris befördert ihn aus der Wohnung, um ihn schnellstmöglich in seine Seniorenresidenz zurückzubringen. Als Andy und Gabi später nach Hause kommen, finden sie auf dem Esstisch im Wohnzimmer das mittlerweile erkaltete Abendessen und in der Küche eine am Boden zerstörte Helga, gerade ihr fünftes Spiegelei verdrückend, erklärt, dass sie es doch nur gut gemeint habe. Gabi versucht Helga aufzumuntern. Schließlich teilt sie ihr mit, dass ihre Idee ja sicher ganz schön gewesen sei, aber dass Helga sich doch mal bitte vorstellen solle, irgendwer hätte sie kurz nach ihrer Trennung von Hans zu einem gemeinsamen Abendessen mit Hans und Anna eingeladen – davon wäre sie doch damals sicher auch nicht begeistert gewesen. Über diesen Gedanken muss dann sogar Helga schmunzeln – und verspricht Gabi, sich zukünftig nicht mehr in Dinge einzumischen, die sie nichts angehen. Gabi hat allerdings ihre Zweifel daran, dass Helga dies wirklich schaffen wird...

Lisa redet mal wieder Klartext mit Murat: Die Shisha-Bar macht seit Monaten keinen brauchbaren Umsatz mehr. Trotz Einhaltung aller auferlegten Sicherheitsmaßnahmen (oder auch gerade deshalb, denn aufgrund der geringen Größe des Lokals dürfen sich im Innenbereich nur noch maximal vier Personen gleichzeitig aufhalten und jetzt, in den Wintermonaten, setzen sich die Gäste eher ungern draußen auf den Bürgersteig) blieben die Leute vor dem neuerlichen Lockdown fern, wenn man mal von einem harten Kern einiger Stammgäste absieht. Und dass das nach Beendigung des aktuellen Lockdowns besser wird, bezweifelt Lisa ernsthaft. Den meisten Leuten ist es halt immer noch nicht geheuer, sich in Zeiten wie diesen ausgerechnet in eine Shisha-Bar zu begeben. Daher erklärt Lisa, dass ein neues Geschäftskonzept her muss, ein zweites Standbein, eine Alternative zum Shisha rauchen, etwas anderes, das die Leute wieder in die Bar lockt, etwas, das für zahlende Kunden sorgt – zumindest solange, bis die Corona-Zeit endgültig überstanden ist. Und Lisa hat sich auch schon ihre Gedanken gemacht: Der Schlüssel zum neuen Erfolg ist ihrer Meinung nach Murats Cousin Güney. Der betreibt schließlich eine erfolgreiche Ladenkette für hochwertige türkische Maßanzüge. Und damit will Lisa nun den Umsatz ankurbeln. Murat winkt jedoch sofort ab, schließlich hat er vor Jahren schon einmal versucht, eine Filiale für Güneys Unternehmen zu eröffnen – und ist damit haushoch gescheitert. Aber Lisa will davon nichts hören, denn diesmal soll das alles ganz anders laufen: Neben Anzügen, die Güney beschaffen soll, sollen nämlich auch noch andere türkische und orientalische Kleidungsstücke, Accessoires, Deko-Gegenstände usw. verkauft werden. Das Ganze soll dann über einen Online-Handel abgewickelt werden, quasi ein Orient-Online-Shop. Murat kann nur den Kopf über das schütteln, was er da gerade zu hören bekommt, aber Lisa redet sich immer weiter in Rage. Die meisten Dinge können laut Lisa direkt auf der Website ihres Shops ausgesucht und bezogen werden, lediglich für die teuren Maßanzüge müsste eine separate Räumlichkeit fürs Maß nehmen und anprobieren her – und dafür soll dann halt Anna mal vorübergehend ihren Pralinen-Laden räumen. Die Pralinen könnte sie schließlich zuhause zubereiten und dann könnten die in der Shisha-Bar mit angeboten werden – dafür würde Anna Murat natürlich prozentual am Pralinengewinn beteiligen müssen, aber in Zeiten wie diesen müsse man halt zusammenhalten und auch mal über den eigenen Tellerrand schauen. Und es wäre ja nicht für immer, bald gäbe es einen Corona-Impfstoff und dann könne ja alles weitergehen wie zuvor. Murat glaubt, dass ihm gleich der Kopf platze von Lisas überdrehtem Geplappere. Als Lisa endlich inne hält und von Murat wissen möchte, was er von ihrer Idee hält, teilt der ihr mit, dass das der größte Schwachsinn sei, den er jemals gehört habe. Allein die Vorbereitungen (Online-Handel einrichten, die Ware besorgen, den Pralinen-Laden zum Modeatelier umwandeln, sich für alles die Genehmigungen einholen) wären ja schon so immens aufwändig und stressig und am Ende würde das alles sowieso nichts bringen und die ganze Mühe wäre umsonst gewesen. Nun platzt Lisa der Kragen: Sie brüllt Murat an, dass Stress und Mühe das einzige wäre, was er bei der ganzen Sache sehe, dass er ein fauler Sack sei, dass er es nie zu was bringen würde, wenn er sich nie aus seiner Komfortzone raus traue, dass man auch mal was wagen müsse, um zu gewinnen. Murat versucht vehement, sich zu verteidigen, Lisa findet immer weitere Gegenargumente, um ihm seine Faulheit und Unfähigkeit vorzuwerfen. Der Streit eskaliert immer weiter und gipfelt darin, dass Lisa Murat wie aus heiterem Himmel eine schallende Ohrfeige verpasst. Erschrocken über sich selbst, weicht Lisa einen Schritt zurück. Murat, aufgebracht und obendrein in seinem männlichen Stolz verletzt, erhebt wutschnaubend ebenfalls die Hand gegen Lisa, hält dann aber im letzten Moment inne, schnappt sich seine Jacke und verlässt Türe knallend die Wohnung. Lisa, völlig schockiert über diese eben erlebte Eskalation, sinkt zitternd auf dem Sofa zusammen. Murat flüchtet derweil zum Akropolis. Statt Essen zum Mitnehmen, kauft er bei Vasily eine Flasche Schnaps. Als er das Lokal verlässt, kommt gerade Andrea rein, in Begleitung von Jakob Meinhold, dem Kellner aus dem Waldcafe, den Andrea am Wochenende kennengelernt hat. Die beiden haben Essen bei Vasily bestellt und wollen dies nun abholen, um einen netten Abend bei Andrea zuhause zu verbringen. Andrea fragt Murat , ob alles in Ordnung sei und er teilt ihr mit, dass er gerade einen heftigen Streit mit Lisa hatte (den allzu heftigen Höhepunkt verschweigt er ihr dabei jedoch). Andrea zeigt sich verständnisvoll und meint, dass Lisa sich sicher wieder einkriege. Jakob betrachtet Murat derweil eher missbilligend und auch Murat stellt auf Anhieb fest, dass Jakob ihm nicht sonderlich sympathisch ist. Auf seinem Heimweg trifft Murat im Treppenhaus ausgerechnet auf Anna, die von ihm wissen möchte, ob alles okay ist, sie habe vorhin Lärm aus der Dagdelen-Wohnung gehört. „Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit“, erklärt Murat und verschwindet schnell in der Wohnung. Dort findet er Lisa völlig am Boden zerstört auf dem Sofa vor. „Es tut mir leid“, flüstert sie, als Murat das Wohnzimmer betritt.
„Mir auch“, antwortet er.
„Was war das nur?“ fragt Lisa.
„Keine Ahnung“, sagt Murat.
„Sowas darf nie wieder passieren“, murmelt Lisa.
„Wir werden uns jetzt zusammenreißen“, beschließt Murat. „Und wir werden für alles eine Lösung finden!“
Lisa nickt lächelnd und die beiden fallen sich in die Arme.



Angelina ist extrem angespannt. Grund dafür ist, dass sie gleich Asha Shazami alias Regina Lohmaier vom Flughafen abholen wird. Das unerwartete Telefonat am Sonntagabend ist für Angelina noch sehr ergiebig verlaufen: Regina hat den Tod ihres Bruders, von dem sie sich schon vor Jahren entfremdet hat, relativ gelassen aufgenommen. Auch die Nachricht von ihrem Erbe hat sie eher unbeeindruckt zur Kenntnis genommen. Regina hat Angelina erklärt, dass sie sich längst nicht mehr für irdische Güter und Besitztümer interessiere. Sie befinde sich seit Jahren auf einem Selbstfindungstrip fernab von allem materialistischem, habe lange Zeit unter spartanischen Verhältnissen in einer Kommune in Peru gelebt, dann in einem Kloster in Tibet, mittlerweile habe sie ihre Heimat in einem Ashram in Indien gefunden. So ist es Angelina nicht schwer gefallen Asha alias Regina davon zu überzeugen, den Deal zu vollenden, den ihr Bruder ohnehin abwickeln wollte, nämlich das Hotel in der Lindenstraße an Angelina zu verkaufen. In Anbetracht der Tatsache, dass Angelina nun endlich das Ziel erreichen wird, auf das sie seit Monaten hinarbeitet, hat sie Lohmaiers Schwester einen Flug von Mumbai nach München spendiert und bereits für den morgigen Tag einen Notar-Termin eingerichtet, bei dem Frau Lohmaier sowohl ihr offizielles Erbe antreten, als auch gleich danach den Hotel-Verkauf an Angelina abwickeln kann. Und bereits für das Wochenende ist dann ihr Rückflug nach Mumbai gebucht. Für die zwei Tage will Angelina der Erbin dann gastfreundlich Unterkunft in ihrer Wohnung gewähren – auch um nach dem Flug zumindest die Hotelkosten zu sparen. Nico ist allerdings nicht sonderlich begeistert davon, sich zwei Tage lang Küche und Bad mit einer alternden Aussteigerin teilen zu müssen, aber Angelina ist der Meinung, dass das, was dabei letztendlich rausspringt, dieses kleine Opfer wert ist.
„Ich muss jetzt wirklich los zum Flughafen“, erklärt Angelina Nico, „nicht, dass die noch warten muss. Wir wollen doch unseren Gast nicht verärgern...“
Als Angelina sich triumphierend lächelnd die Jacke anzieht, klingelt es an der Wohnungstür.
„Wer ist das denn jetzt?“ giftet Angelina und reißt ruckartig die Wohnungstür auf.
Vor ihr steht eine magere Mittfünfzigerin, eingehüllt in einen bunten Sari, die langen grauen Haare zu einem Zopf geflochten, geschmückt mit bunten Ketten, Ohrringen und Armbändern und eingehüllt in eine penetrante Duftwolke, die nach einer Mischung aus Moschus, Lavendel und irgendwas undefinierbar ranzigem zu bestehen scheint und Angelina augenblicklich den Atem raubt. Hinter der Frau steht ein dicker, schnaufender Mann mit Vollbart und FC-Bayern-München-Kappi, der ein buntes Etwas in Händen hält, das in einer längst vergangenen Zeit möglicherweise mal als eine Art Reisetasche durchgegangen sein könnte.
„Wir kaufen nichts!“ sagte Angelina eilig und will den beiden die Tür bereits vor der Nase zuschlagen.
„Angelina Dressler?“ unterbricht die seltsame Frau sie mit säuselnder Stimme. „Namaste! Mein Name ist Asha Shazami...“
„Ach!“ murmelt Angelina und wechselt einen Blick mit Nico, der neben sie getreten ist. „Ich wollte Sie gerade vom Flughafen abholen...“
„Oh, sag doch bitte Du zu mir“, leiert Asha, „wir sind doch quasi alte Freundinnen.“
„Aha“, bringt Angelina mühselig hervor und wirft einen fragenden Blick zu dem Mann, der hinter Asha steht. „Ich dachte Sie kommen...also du kommst... alleine?!?“
„Mein Flieger war etwas zu früh hier. Ungewöhnlich, oder? Ich habe mir ein Taxi genommen“, erklärt Asha, „ich wollte nicht, dass du dir die Mühe machen musst, mich extra abzuholen. Ich durfte am Flughafen einen Corona-Schnelltest machen. Sehr interessant, nicht? Ich bin wohl gesund“
„Das wäre doch keine Mühe gewesen“, murmelt Angelina. „Also das, mit dem Abholen, meine ich.“
„Ach bitte...“leiert Asha weiter. „Ich hab kaum Bargeld dabei... Könntest du den netten Taxifahrer bezahlen?“
„Ich krieg 93,80 Euro“, schnauft der dicke Mann.
„93,80 vom Flughafen bis hier?“ entfährt es Angelina entsetzt. „Sind Sie... bist DU in Augsburg gelandet, oder was?“
„Ach, ich war so lange nicht mehr in München“, säuselt Regina alias Asha, „da hab ich die Gelegenheit gleich für eine kleine Sight-Seeing-Tour genutzt.“
„Klein? Verstehe“, murmelt Angelina grimmig.
„93,80“, brummt der Taxifahrer erneut genervt.
Nachdem Angelina ihn auf den Cent genau entlohnt hat und dabei feststellt, dass es ihr lieber gewesen wäre, den Gast selbst abzuholen, zeigt sie Asha ihre Bleibe für die nächsten zwei Tage.
„Interessant“, säuselt Asha, als sie sich mit skeptischem Blick im Gästezimmer umsieht. „Ach, bevor ich es vergesse. Ich hab ja noch ein paar Geschenke für euch.“
Asha kramt aus ihrer fadenscheinigen bunten Reisetasche ein paar offenbar selbstgeflochtene bunte Bänder sowie einige Einmachgläser mit undefinierbaren Inhalt hervor.
„Das wär' doch nicht nötig gewesen“, bringt Angelina verbissen heraus.
„Selbstgemachte Mango-Ananas-Marmelade, selbstgemachte Guavencreme, selbstgemachtes Litschi-Orangen-Kompott, selbstgemachte Curry-Papaya-Soße“, erklärt Asha Shazami stolz den Inhalt der einzelnen Gläser.
Blickwechsel zwischen Angelina und Nico.
„Und nun würde ich gerne alleine sein, um ein wenig zu meditieren“, säuselt Asha.
„Natürlich“, sagt Angelina und schiebt Nico, der kaum noch einen Lachkrampf unterdrücken kann, aus dem Zimmer.
„Übermorgen ist sie wieder weg“, zischt Angelina ihm nur zu und verschwindet erstmal ins Bad.
Als Asha Shazami etwa zwei Stunden später ihr Gästezimmer verlässt, kann Angelina vom Flur aus zufällig einen Blick in den Raum erhaschen und ist entsetzt, in Anbetracht der Tatsache, dass die Besucherin in der Zwischenzeit offenbar das komplette Mobiliar umgeräumt hat.
„Was ist denn da passiert?“ fragt Angelina gereizt.
„Oh, die Energie konnte in diesem Raum überhaupt nicht fließen“, erklärt Asha. „Das war da drin ein einziges Epizentrum negativer Schwingungen.“
„Das räumst du aber schon alles wieder um, ehe du abreist?“erkundigt sich die Gastgeberin mühsam beherrscht.
„Lieber nicht“, meint Asha, „Die Energie muss fließen, sonst macht sie nur krank. Ich spüre in dieser Wohnung ganz viel negative Energie, das ist nicht gesund für euch.“
Als Angelina zu einer Antwort ansetzen will sagt Asha: „Ich gehe spazieren, ich möchte mir die Gegend ein wenig ansehen.“
Angelinas Angebot, sie zu begleiten, lehnt Asha ab, sie käme alleine zurecht.
Der Weg führt Regina Lohmaier die Lindenstraße entlang. An der Hotel-Baustelle hält sie inne, betrachtet das Gebäude von außen, geht dann hinein, betrachtet eingehend den Aufzug-Schacht, in dem ihr Bruder ums Leben gekommen ist, verlässt das Hotel wieder. Sie schlendert weiter die Straße hinauf und wieder hinunter und strandet schließlich vor Nicos Fitness-Studio. Dies ist wegen des 2. Lockdowns zwar momentan noch geschlossen, aber Nico hält sich trotzdem hier auf, um ein wenig Papierkram zu erledigen. „Interessant“, entfährt es Asha, als sie den Laden betritt. Nico ist erstmal nicht so angetan von dem Besuch, erklärt ihr dann aber sein Strom-Sport-Konzept, welches Asha ebenfalls interessant, aber als nicht sonderlich gesund beurteilt. Die beiden unterhalten sich eine Weile. Als Nico Anna draußen auf der Straße entdeckt, erklärt er Asha, dass ihr Bruder kurz vor seinem Tod eine Beziehung mit ihr hatte. Er teilt ihr mit, dass Anna ein Stück weit die Straße runter einen Pralinen-Laden hat.
„Interessant“, bemerkt Asha.
Wenige Minuten später betritt sie mit der gleichen Feststellung den Pralinen-Laden und stellt sich Anna sofort ganz unverblümt als Wolf Lohmaiers Schwester vor.
Anna ist zunächst ein wenig überfordert mit diesem überraschenden Besuch, aber dann lässt sie sich von Ashas ruhiger Ausstrahlung einfangen und die beiden trinken Kakao, essen Pralinen und unterhalten sich lange: über Gott und die Welt, über Ashas unkonventionelles Leben und die Länder, in der sie in den letzten Jahren war – aber auch über Wolf und seine Beziehung zu Anna. Anna teilt Asha schließlich mit, dass Wolf sein Hotel damals nur ihr zuliebe so Hals über Kopf an Angelina verkaufen wollte, weil das Hotel Anna und den meisten anderen Lindensträßlern von Anfang an ein Dorn im Auge war. Und dass er von Angelina wohl eigentlich einen viel höheren Preis für das Hotel hätte verlangen können. Aber dass es ihm bei dieser Sache wohl tatsächlich nicht ums Geld gegangen wäre, sondern darum, Anna einen Gefallen zu tun.
„Interessant“, meint Asha nachdenklich...
Als sie später in die Wohnung zurückkehrt, fragt Asha Angelina, ob sie mal den Vertragsentwurf sehen dürfe, der damals nach Wolfs Tod über Helga in Angelinas Besitz gelangt ist. Angelina erklärt, dass sie den richtigen Vertrag dann morgen beim Notar zu sehen bekäme und ist ein wenig nervös über Ashas plötzliches Interesse. Asha studiert den Entwurf sehr genau und zieht sich anschließend zum meditieren in ihr Quartier zurück.
Später am Abend sucht Asha Angelina nochmal auf, als diese bei einem Glas Wein am Küchentisch sitzt.
„Kannst du nicht schlafen? Magst du auch ein Glas Wein?“ fragt Angelina um Höflichkeit bemüht.
Asha lehnt ab, setzt sich aber trotzdem zu Angelina. Als diese einen Konversationsversuch startet, wirkt Asha plötzlich völlig abwesend, ihr Blick wird leer und ausdruckslos und sie starrt sekundenlang völlig apathisch vor sich hin.
Gerade als Angelina anfängt, sich Sorgen zu machen und sich fragt, ob ihr Gast sich wohl irgendeinen schlechten Trip eingeworfen hat, kehrt plötzlich Leben in Regina Lohmaiers Blick zurück.
„Ich habe mir Gedanken gemacht“, teilt die Lohmaier ihr mit und ihre Stimme klingt plötzlich gar nicht mehr so leiernd und säuselnd wie vorher, sondern klar und fest.
„Ach ja...?“ fragt Angelina misstrauisch.
„Dir liegt viel an diesem Hotel, oder?“ fragte Asha alias Regina.
„Oh ja, sehr viel“, erklärt Angelina.
„Du wirst es bekommen“, sagt Asha besonnen. Und gerade, als sich ein freudiges Lächeln in Angelinas Gesicht stiehlt, fügt Asha hinzu: „Allerdings ist der Preis, den mein Bruder dafür haben wollte ein Witz.“
Angelina glaubt, sich verhört zu haben.
Asha erklärt mit freundlicher aber fester Stimme: „Ich werde dir das Hotel für das Doppelte verkaufen.“

CLIFFHANGER auf: Angelina Dressler



Mitwirkende Personen
Angelina Dressler
Nico Zenker
Andy Zenker
Gabi Zenker
Helga Beimer
Klaus Beimer
Mila Beimer
Nina Zöllig
Neyla Bakkouch
Jamal Bakkouch
Alex Behrend
Dr. Iris Brooks
William Brooks
Elena Sarikakis
Vasily Sarikakis
Murat Dagdelen
Lisa Dagdelen
Andrea Neumann
Mandy Peschke
Jeremy Peschke
Phoebe Peschke
Anna Ziegler
Jakob Meinhold
Regina Lohmaier

© by „popo wolfson“ 2020

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


Zuletzt geändert von popo wolfson am Mo 14. Dez 2020, 11:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Verfasst: So 13. Dez 2020, 13:13 


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1760 - Die Erbin
BeitragVerfasst: So 13. Dez 2020, 19:10 
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Registriert: Mi 15. Sep 2010, 12:37
Beiträge: 10019
Eine wunderbare Folge, liebe Popo, ich sehe das alles bildlich vor mir!


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1760 - Die Erbin
BeitragVerfasst: Fr 12. Feb 2021, 14:35 
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Registriert: Di 12. Okt 2010, 07:56
Beiträge: 10514
Mir gefällt´s auch sehr gut, nur leider sagen mir ein paar der Figuren so gar nichts.
Egal...wird sich mit der Zeit legen.

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Für ein °freies Forum.


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1760 - Die Erbin
BeitragVerfasst: Sa 13. Feb 2021, 15:11 
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Registriert: Mi 29. Sep 2010, 00:11
Beiträge: 11597
Es gibt auch paar grundsätzlich neue Figuren. Vielleicht können wir, die die Listra bis zum Schluss gesehen haben, Dir aber auch weiterhelfen, Maren.


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Autor: popo wolfson
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