Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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BeitragVerfasst: So 4. Dez 2022, 09:09 
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Folge 1860: Die Zeit der Zimmerbrände

Spieltag: Donnerstag, 01.12.2022

„Wie geht es Marcella denn?“ möchte Mandy von Sebastian wissen, als die beiden sich am Morgen bei den Briefkästen im Hausflur begegnen.
„Sie wird heute entlassen, ich hole sie nachher ab“, erwidert Sebastian. „Körperlich ist soweit wieder alles in Ordnung, aber…“
„Aber?“
„Naja, sie ist psychisch halt immer noch total down“, berichtet Sebastian. „Die Ärztin meint, so eine depressive Episode kurz nach der Geburt wäre nichts Ungewöhnliches, vor allem auch, weil ihre Schwangerschaft ja alles andere als problemlos verlaufen ist. Und dann die Geburt… Sie ist jedenfalls der Meinung, dass sich das in ein paar Tagen von selbst wieder regulieren wird, wenn sich erstmal alles eingependelt hat.“
„Hoffentlich!“ sagt Mandy. „Meinst du, ich kann sie mal besuchen? Oder ist das momentan zu viel Stress für Marcella?“
„Mach doch einfach. Sie freut sich bestimmt drüber.“
Als Sebastian eine Weile später mit Marcella nach Hause kommt, ist er sich allerdings nicht mehr sicher, ob er den Mund diesbezüglich nicht doch ein wenig zu voll genommen hat, denn Marcella ist nach wie vor nicht viel mehr, als ein Häufchen Elend. Ohne sich überhaupt nach ihrem Sohn zu erkundigen, lässt sie sich auf ihr Bett fallen.
„Ich hole dann mal Matteo ab“, sagt Sebastian.
„Wo ist er denn?“ fragt Marcella, ohne das Gesicht aus ihrem Kissen zu holen.
„Bei deiner Mutter“, antwortet Sebastian und erhält als Antwort ein lautes Stöhnen aus dem Kissen.
Als Sebastian weg ist, klingelt es an der Wohnungstür. Stöhnend erhebt sich Marcella und schlurft in den Flur. Draußen steht Mandy. Die Unterhaltung der beiden am Küchentisch beläuft sich zunächst auf belanglosen Smalltalk und Mandy fühlt sich zunehmend unwohl, da sie zu merken beginnt, dass Marcella über ihren Besuch gar nicht so glücklich zu sein scheint.
„Wo… ist denn Matteo?“ fragt Mandy irgendwann zögerlich.
„Den holt Sebastian gerade bei meiner Mutter ab.“
„Der ist ja so süß!“ schwärmt Mandy. „Also wenn ihr mal einen Babysitter braucht, ich stelle mich gerne zur Verfügung.“
„Du hast doch schon zwei Kinder. Ist dir das nicht zu viel, wenn du dich auch noch um ein drittes kümmerst.“
„Kinder sind super!“ strahlt Mandy. „Und mit Matteo kann ich mich schon mal mental drauf einstellen, selbst bald wieder…“
Marcella blickt Mandy fragend an, als sie plötzlich mitten im Satz inne hält. „Äh… bist… bist du...?“ beginnt Marcella zögernd.
„Ach, Shit, ich wollte das eigentlich gar nicht erzählen“, meint Mandy. „Eigentlich behält man sowas ja bis zum dritten Monat für sich und überhaupt…“
„Herzlichen Glückwunsch“,erwidert Marcella, klingt dabei allerdings ausgesprochen passiv und desinteressiert.
Nach kurzem Schweigen meint Marcella: „Drei Kinder! Wahnsinn! Dass du das hinkriegst… Mir ist ja Matteo schon zu viel.“
„Da wächst man rein“, entgegnet Mandy. „Beim ersten Kind ist halt noch alles neu und fremd. Aber da gewöhnst du dich ganz schnell dran.“
„Allein die Schwangerschaft war schon die Hölle“, stöhnt die Italienerin. „Ich weiß nicht, wie man so etwas dreimal durchstehen kann…“
„Ich hab es jedesmal von Anfang bis Ende genossen, schwanger zu sein!“ schwärmt Mandy. Marcella kann dafür kein Verständnis aufbringen…
Eine Weile später, Mandy ist inzwischen wieder gegangen, kehrt Sebastian mit Matteo heim – aber Marcella zeigt weiterhin kein sehr großes Interesse an ihrem Sohn.
„Warum schreit er denn jetzt wieder so?“ fragt Marcella überfordert, als Matteo nach einer Weile sehr energisch zu plärren beginnt.
„Ich denke, er wird langsam Hunger haben“, vermutet Matteo.
„Kannst du das nicht machen?“ stöhnt Marcella. „Es ist doch noch Milch in Fläschchen da. Und nachher kann ich ja nochmal neue abpumpen.“
„Willst du nicht vielleicht mal selber stillen, jetzt, wo du wieder da bist?“ fragt Sebastian verständnislos. „Es ist doch viel besser für ihn, wenn du ihn selbst an die Brust nimmst, statt ihm immer nur die Fläschchen zu geben – so von wegen Mutter-und-Kind-Bindung und so…“
„Nee, ich will das jetzt echt nicht“, jammert die junge Mutter. „Bitte mach du das und ich leg mir dann nachher nochmal die Milchpumpe an, okay?!?“
Eher widerwillig lässt sich Sebastian darauf ein. Ihm gefällt es gar nicht, dass Marcella sich so von Matteo distanziert…
Auch später am Tag gelingt es Sebastian nicht, Marcellas Interesse für ihren Sohn zu wecken. Sie verkriecht sich im Bett und möchte in Ruhe gelassen werden, während sich Sebastian um das Kind kümmert...

Angelina verlässt am frühen Vormittag nach ein paar Besorgungen den Supermarkt – und stößt an der Tür mit Niklas Sandmann zusammen, der am vorletzten Sonntag bei dem Brand im Hotel die Einsatzleitung hatte.
„Oh, hoppla“, entfährt es Angelina überrascht. „Was machen Sie denn hier?“
„Kurz was besorgen“, antwortet Sandmann lachend. „Was man halt so macht im Supermarkt.“
„Hier in der Gegend?“ fragt Angelina. „Wohnen Sie hier irgendwo? Kaufen Sie hier öfter ein?“
„Nein, ich hab gleich einen Termin an der Hotel-Ruine da drüben“, erklärt der Feuerwehrmann. „Mit zwei Sachverständigen, die ein Gutachten über die Katastrophe erstellen sollen und mich für ein paar Details hinzu gebeten haben.“
„Aha“, macht Angelina. „Und wissen Sie schon, was danach mit diesem Schutthaufen passieren wird?“
„Darüber weiß ich nichts, tut mir Leid“, entgegnet Niklas Sandmann. „Wie geht es Ihnen denn nach alldem?“
„Meine Füße tun noch weh wie Sau“, sagt Angelina. „Die sind so geschunden, dass ich im Moment nicht mal vernünftige Schuhe tragen kann und nur in diesen blöden Turnschuhen umherlaufe.“
Als sie Sandmanns skeptischen Blick bemerkt, fügt sie schnell hinzu: „Aber ich denke, ich bin wohl noch glimpflich davon gekommen, es hätte schlimmer ausgehen können.“ Ein kurzes Schweigen tritt ein, dann sagt sie: „Vielen Dank übrigens nochmal für Ihre Hilfe!“
„Gerne geschehen. Ich muss jetzt langsam mal da rüber, die beiden Herren werden wohl jeden Augenblick kommen.“ Damit verabschiedet sich der Feuerwehrmann und auch Angelina begibt sich auf den Heimweg.
„Wer war das denn?“ ruft Nico ihr vom Eingang seines Fitness-Studios zu, als Angelina die Kastanienstraße erreicht.
„Wer?“ fragt Angelina betont ahnungslos.
„Der Typ da eben!“
„Du hast aber alles gut im Blick“, findet Angelina belustigt. „Stalkst du mich?“
„Ich hab euch zufällig gesehen.“
„ Das war der Feuerwehrmann, der mir aus der Ruine geholfen hat“, erklärt Angelina ihm.
„Und was will der hier?“ fragt Nico leicht gereizt – aber da ist Angelina bereits im Hauseingang verschwunden…
Eine Weile später taucht Corinna Marx als neue Kundin bei Nico im Laden auf.
„Sie sind heute zum ersten Mal hier“, stellt Nico fest.
„So sieht’s aus“, entgegnet Corinna und blickt sich skeptisch in dem sehr kleinen Ambiente um. „Mein altes Fitness-Studio hat geschlossen und ich suche was Neues. Eine Freundin war schon ein paar Mal hier und hat mir so von dem Laden vorgeschwärmt und von dem, was Sie hier anbieten. Aber ehrlich gesagt… naja, ich weiß nicht so recht, ob das hier wirklich mein Ding ist…“
„Kennen Sie sich mit EMS-Training aus?“ erkundigt Nico sich.
„Nicht wirklich“, gibt Corinna zu. „Ich hab was darüber gelesen. Na, und dann das, was mir meine Freundin davon erzählt hat. Aber ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass das sonderlich effektiv sein soll…“
„Okay, dann zeige ich Ihnen erstmal alles!“ beschließt Nico und erklärt Corinna das EMS-Prinzip und dessen Umsetzung in seinem Studio. Doch diese bleibt skeptisch.
„Ich weiß ja nicht…“, meint sie hinterher. „Diese Stromstöße…“
„Ganz niederfrequentierte Stromstöße“, wirft Nico ein.
„Ist das denn nicht gefährlich?“ fragt Corinna misstrauisch. „Wenn Sie da irgendwas falsch einstellen… Oder der Stromstoß trotzdem zu stark ist…“
„Da müssen Sie sich wirklich keine Sorgen machen“, versichert Nico ihr. „Ich weiß, was ich tue.“
„Wo haben Sie das denn gelernt?“ erkundigt sich Corinna spitz. „Gibt es da eine spezielle Ausbildung? Oder haben Sie Sportmedizin oder so etwas studiert?“
Nico verdreht die Augen. „Ich hab Sport auf Lehramt studiert. Also, nicht ganz, ich hab das Studium abgebrochen, weil ich gemerkt habe, dass das doch nicht so mein Ding ist. Aber ich habe da schon einiges gelernt, was ich für meine Arbeit hier gebrauchen kann. Durch mein Studium bin ich überhaupt erst auf EMS aufmerksam geworden! Und dann habe ich ein paar entsprechende Workshops besucht…“
„Workshops?!?!“ unterbricht Corinna ihn und lacht schrill auf. „Und das reicht dann, um so ein Studio eröffnen zu können?“
„Mir wurden vor der Eröffnung jedenfalls alle offiziellen Genehmigungen erteilt, die ich dafür brauche“, murrt Nico angefressen.
Corinna blickt sich nochmal unsicher im Raum um. „Na, meinetwegen“, gibt sie schließlich nach. „Dann zeigen Sie mir mal, was das hier bringt!“
Nach ihrer ersten, 20-minütigen Trainingseinheit, scheint Corinna tatsächlich überzeugt.
„Unglaublich!“ strahlt sie. „Und 20 Minuten reichen? Ich fühle mich jetzt wirklich gut. Dafür hätte ich mich in meinem alten Studio mindestens anderthalb Stunden auspowern müssen!“
Corinna macht gleich einen neuen Termin für die nächste Woche und verlässt Nicos Studio zufrieden. Auch der ist glücklich, eine neue Kundin gewonnen zu haben…
Angelina verlässt derweil das Haus, um ihre Post zum Briefkasten zu bringen, und entdeckt, dass der Feuerwehrmann immer noch in der Lindenstraße unterwegs ist. Der Typ hat inzwischen durchaus ihr Interesse geweckt und so geht Angelina erneut auf ihn zu.
„Sie sind ja immer noch hier“, begrüßt sie ihn.
„Hat etwas länger gedauert“, erwidert Niklas. „Sie rennen aber auch ganz schön viel durch die Gegend mit ihren geschundenen Füßen.“
„Ich bin sehr hart im Nehmen“, erklärt Angelina.
So so. Darf ich Sie vielleicht mal zu einem Kaffee einladen?“
„Zu einem Kaffee?“ fragt Angelina.
„Ja, muss nicht jetzt sein“, erwidert Niklas. „Irgendwann, wenn es mal passt.“
„Wie komme ich denn zu der Ehre?“
„Einfach nur so!“ Niklas lächelt sie verschmitzt an.
„Aber Kaffee… Also ich finde ja, dann sollte es schon Schampus sein. Wenn schon, denn schon!“
„Schampus am Nachmittag?“ fragt Niklas.
„Sie meinten doch, es muss nicht jetzt sein“, erwidert Angelina.
„Muss nicht. Aber jetzt hätte ich gerade Zeit. Und Sie?“
Angelina legt gespielt nachdenklich die Stirn in Falten und blickt grübelnd in die Luft, dann sagt sie: „Ich auch! Also dann lieber doch Kaffee!“
Wenige Minuten später sitzen die beiden mit Cappuccino im Marcellas.
„So ein Leben als Feuerwehrmann ist ja sicher ziemlich aufregend“, meint Angelina.
„Nun ja, kommt drauf an“, erwidert Niklas. „Solche großen Katastrophen wie im Hotel sind dann ja zum Glück doch eher die Ausnahme. Aber es gibt natürlich immer mal wieder Großbrände. Und jetzt, zur Zeit, brennt es halt besonders oft in den Privathaushalten, vorzugsweise abends und nachts.“
„Warum denn das?“ fragt Angelina irritiert.
„Weil jetzt die Zeit der Zimmerbrände ist“, erklärt Niklas.
„Zeit der Zimmerbrände?“ Angelina versteht nur Bahnhof.
„Adventskränze, Gestecke, dann bald Weihnachtsbäume, auf die manche Leute immer noch echte Kerzen stecken müssen“, erklärt Niklas.
„Ach, jetzt versteh ich“, lacht Angelina. „Ich mach mir zum Glück nicht so viel aus Weihnachten und Adventsgestecken. Und eine Tanne kommt mir eh nicht in die Wohnung. Die nadelt doch nur alles voll und man schleppt irgendwelche Krabbelviecher mit ihr ein.“
Die beiden sitzen noch eine ganze Weile an ihrem Fensterplatz im Marcellas, sind sich sympathisch und unterhalten sich gut. Und Angelina kann es sich nicht verkneifen, den attraktiven, großen Feuerwehrmann immer wieder ein wenig anzuflirten. Dabei ist sie so beschäftigt, dass sie gar nicht mitbekommt, wie die beiden vom draußen von Nico beobachtet werden.
Und dieser schäumt fast vor Eifersucht, als Angelina eine ganze Weile später endlich nach Hause zurückkehrt.
„Na, war es schön mit deinem Feuerwehrmann?“ fragt er schroff. „Hast du ihn wieder zufällig auf der Straße getroffen? Und musstest du ihn dann aus lauter Dankbarkeit für deine Rettung gleich zum Kaffee einladen?“
Die Worte ´deine Rettung` betont Nico ganz besonders intensiv und mal dabei Anführungszeichen in die Luft.
Angelina blickt ihn einem Moment verdutzt an, dann erklärt sie spitz: „ER hat MICH eingeladen. Es gibt eben doch noch ein paar Gentlemen auf der Welt!“
„Ach so. Und ich bin natürlich kein Gentleman“, bellt Nico beleidigt.
„Zumindest ist es schon ziemlich lange her, dass du mich mal zum Kaffee eingeladen hast“, meint Angelina schmunzelnd.
„Findest du das lustig?“ fragt Nico gereizt.
„Och, Nico, jetzt mach hier doch nicht so ein Fass auf, nur weil ich mal mit einem anderen Mann Kaffee trinke. Was ist denn los mit dir? Du bist doch sonst nicht so eifersüchtig!“
„Ihr saht aber sehr vertraut aus!“
„Ja und? Du und deine Fitness-Ladys, ihr seht manchmal auch sehr vertraut aus.“
„Das kann man doch gar nicht vergleichen“, widerspricht Nico.
„Wenn du meinst…“, winkt Angelina ab. „Ich gehe jetzt ins Bad! Alleine!!!“
Und damit lässt sie Nico wie einen begossenen Pudel in der Küche zurück.
Kurze Zeit später im heißen Badewasser ertappt Angelina sich insgeheim dabei, wie ihre Gedanken doch immer wieder zu dem gut gebauten, muskulösen Feuerwehrmann wandern, der sie mit ihren zerschnittenen, geschundenen Füßen auf seinen starken Armen zu dem Notarztwagen getragen hat…

Nina kampiert seit einer Woche auf Iffis Couch, für Ida wurde daneben ein Matratzenlager errichtet, welches diese ganz toll findet.
„Das geht so aber echt nicht lange weiter“, sagt Nina am Morgen entschuldigend zu Iffi. „Wir verursachen hier so ein Chaos. Wir müssen uns echt schnell was anderes suchen.“
„Heißt das, dass es endgültig ist und du definitiv nicht mehr zu Klaus zurück willst?“ fragt Iffi erschrocken. „Ich kann es ja verstehen, wenn man mal eine Auszeit braucht. Aber so ein endgültiger Break?!“
„Mir ist inzwischen deutlich bewusst geworden, dass ich mich insgeheim schon seit mindestens einem Jahr oder so mit dem Gedanken trage“, beichtet Nina ihrer Freundin. „Klaus und ich… Das hat damals doch schon nicht auf Dauer funktioniert. Ich hätte von Anfang an wissen sollen, dass das diesmal auch nicht funktionieren wird… Ich hätte mich nie wieder auf ihn einlassen sollen…“
„Wenn das so ist, kannst du natürlich so lange bleiben, wie du willst“, erklärt Iffi. „Klar ist die Situation nicht perfekt. Ach, fuck, das wäre alles so viel einfacher, wenn die verdammte Valle sich endlich mal eine eigene Wohnung suchen würde, dann könntest du mit Ida in ihr Zimmer ziehen.“
„Ach, was“, widerspricht Nina. „Ich will auf keinen Fall, dass Valerie jetzt hier unseretwegen raus muss…“
„Was heißt denn euretwegen? Die soll hier schon seit über einem Jahr ausziehen, aber sie macht keine Anstalten…“
Valerie, die sich mal wieder in ihrem Zimmer versteckt und vorgibt, eigentlich beim Frühdienst zu sein, klebt mit ihrem Ohr buchstäblich an der Innenseite ihrer Zimmertür und bekommt jedes Wort mit. Und wieder mal steigt Wut auf ihre Schwester in ihr auf. Aber wenigstens redet Nina nicht schlecht über sie und hält zu ihr…
Als Nina sich später auf den Weg zur Arbeit macht und gerade in ihr Auto steigen möchte, taucht Klaus plötzlich auf.
„Minnie, bitte!“ ruft er. „Können wir nicht nochmal über alles reden? Es… es kann doch nicht einfach so vorbei sein. Lass es uns nochmal versuchen, bitte! Ich kann mich ändern. Ich verspreche dir, dass ich mich ändern werde!“
„Ach, Klaus, bitte hör doch auf damit“, erwidert Nina. „Das mit uns beiden, das funktioniert einfach nicht mehr. Ich hab leider viel zu lange gebraucht, um das wirklich zu verstehen. Weil ich es einfach nicht verstehen wollte. Es tut mir leid, aber… es geht einfach nicht mehr. Ich kann das nicht mehr!“
Und damit steigt sie in ihr Auto und fährt los, während Klaus ihr fassungslos nachblickt…
Auch der heutige Arbeitstag ist für Nina kein Zuckerschlecken und führt sie und ihren Kollegen Maik Kempe nach einem Fall von häuslicher Gewalt ins Rotlicht-Milieu, wo Nina sich durch die intensive Suche nach Antonia mittlerweile fast so gut auskennt wie in ihrer sprichwörtlichen eigenen Westentasche und wo sie es heute mit einem Überfall auf eine Spielhölle zu tun bekommt. Im Anschluss daran sind sowohl sie, wie auch Maik reif für den wohlverdienten Feierabend, doch gerade als die beiden im Auto sitzen, geht ein neuer Funkspruch ein: Die Angestellte eines Sex-Kinos hat im Hinterhof zwischen den Müll-Containern eine offenbar tote Frau gefunden.
„Mist, das ist hier gleich um die Ecke“, stellt Nina leicht frustriert fest. „Das sollten wir uns noch ansehen, bevor da Kollegen von sonst woher extra herfahren müssen.“
„Feierabendbier, adieu!“ meint Maik missmutig dazu.
Als die beiden Minuten später den besagten Hinterhof betreten, kommt ihnen die Frau, die den Fund gemacht und gemeldet hat, schon aufgeregt mit den Armen wedelnd entgegen.
„Ich habe gesehen zuerst nur Stiefel“, erzählt die schwarzgelockte, zierliche Mittfünfzigerin, die sich ihnen als Kashima Batic vorstellt. „Dann ich habe gedacht, oh, hat jemand weggeworfen einen Stiefel, ist aber eine schöne Stiefel. Dann ich bin näher ran und habe gesehen, in Stiefel steckt noch eine Bein. Und dann ich sah auch andere Bein. Ich habe gedacht, ist vielleicht wieder eine Drogensüchtige, die sich gesetzt hat Schuss und jetzt ist ganz weggetreten. Kommt öfter vor hier, leider. Dann ich bin näher ran und habe gesehen, sie ist ganz bleich mit blaue Lippen und aufgerissene Augen. Ich sehr erschrocken, hab gedacht, oh weh, eine Drogentote hier zwischen die Mülltonnen. Und dann habe ich gesehen, sie hat eine, eine Draht oder so etwas um die Hals geschlungen. Hab ich gedacht, oh Himmel, eine Selbstmörderin. Dann habe ich gedacht, aber wenn Selbstmord mit Erhängen, wieso sie liegt auf die Boden und hängt nicht irgendwo. Und dann habe ich gedacht, ist vielleicht Draht gerissen. Aber ich weiß nicht, wo Draht gehängt habe soll, ist nix zum Hängen. Und dann habe ich gedacht, oh weh, oh Schreck, ist bestimmt eine Mord…“
„Haben Sie irgendwas angefasst?“ unterbricht Nina den Redefluss der Frau.
„Natürlich nicht!“ ruft Frau Batic entsetzt aus. „Ich sofort habe gerufen 110. Sofort!“
„Okay, warten Sie bitte hier, wir schauen uns das mal an“, sagt Maik.
Nina und Maik nähern sich der Toten. Als Nina das Gesicht der Frau sieht, weicht sie erschrocken zurück und muss sich an ihrem Kollegen festhalten.
„Also ich würde mal sagen, das ist definitiv ein Fall für die Mordkommission“, stellt Maik eher nüchtern und sachlich fest. Dann bemerkt er, dass seine Kollegin kurz davor steht zusammenzuklappen.
„Nina, alles in Ordnung?“ fragt er besorgt. „Ich meine, okay, das ist sicher kein schöner Anblick, aber wir haben doch weiß Gott schon Schlimmeres gesehen in unserem Job…“
„Ich kenne die Frau…“, presst Nina mühsam hervor.
„Wie bitte?“ fragt Maik.
„Ja, und du auch“, keucht Nina. „Erinnerst du dich nicht?“
Maik nimmt die Tote etwas genauer in Augenschein und plötzlich kommt ihm die Erkenntnis.
„Oh Fuck!“ sagt er. „Das ist doch… diese Ukrainerin… hier, die Dings, die… Miss LoveMobil!“
Nina nickt nur noch stumm, denn ihr Kollege hat es genau richtig erfasst: Bei der Toten handelt es sich definitiv um Jekaterina Litwinski

CLIFFHANGER auf: Jekaterina Litwinski

Mitwirkende Personen
Nina Zöllig
Ida Zöllig
Klaus Beimer
Valerie Zenker
Iffi Zenker
Nico Zenker
Angelina Dressler
Niklas Sandmann
Corinna Marx
Dr. Sebastian Ritter
Marcella Varese
Matteo Varese
Mandy Peschke
Maik Kempe
Jekaterina Litwinski
Kashima Batic

© ´popo wolfson` 2022

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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