Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1790 - Mütter und Töchter
BeitragVerfasst: So 11. Jul 2021, 06:29 
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Folge 1790: Mütter und Töchter


Spieltag: Donnerstag, 08.07.2021


Seit den Ereignissen in der letzten Woche hat Klaus keine (vermeintlichen?) Drohungen mehr von Society erhalten. Nina ist immer noch überzeugt davon, dass das alles auf Nastyas Mist gewachsen ist, doch Klaus bleibt skeptisch.
„Klaus, bitte“ , beschwört Nina ihn ein weiteres Mal. „Eine tote Taube ohne Kopf?! Das ist lächerlich, sowas passt nicht zu Society! Die üben psychischen Druck aus. Und dabei sind sie sicher auch nicht zimperlich. Aber in Wohnungen eindringen und tote Tiere auf Betten legen? Das ist albern, Society sind doch keine Satanisten-Sekte!“
Klaus ist weiterhin nicht überzeugt. Bei seinen bisherigen Recherchen ist er zu der Kenntnis gekommen, dass Society keine allzu spezifischen Methoden hat, um Druck auszuüben, sondern sich hierbei durchaus flexibel verhält und dass das, was hier gerade passiert, somit durchaus die Handschrift von Society tragen könnte.
Während Klaus befürchtet, dass die momentane Untätigkeit der Society-Mitglieder nur die Ruhe vor dem Sturm ist, kann Nina sich über all das nur die Haare raufen. Sie ist der Meinung, dass an Nastya wirklich eine begnadete Schauspielerin verloren gegangen ist, die eine einzige bühnenreife Show abzieht. Und dass Klaus wie ein Schaf treudoof drauf reinfällt und ihr das ganze Theater auch noch abkauft ...
Und dann erhält Klaus einen aufgeregten Anruf von Nastya, die ihm mitteilt, dass sie der Meinung ist, verfolgt zu werden. Sie haben schon seit einigen Tagen dieses Gefühl und gestern sei ihr nun tatsächlich ein ihr unbekannter Mann aufgefallen, der sich mehrmals möglichst unauffällig in ihrer Nähe aufgehalten und sie eindeutig beobachtet habe.
„Okay“, sagt Klaus schließlich. „Ab sofort findet unser Austausch komplett über Telefonate, Video-Chats und Mail-Verkehr statt. Keine persönlichen Treffen mehr.“
„Du glaubst wirklich, dass sie uns dann in Ruhe lassen?“ fragt Nastya skeptisch.
„Wenn die uns wirklich beobachten, dann geben wir ihnen heute eben ein kleine Show-Einlage“, beschließt Klaus.
Und so verabreden die beiden sich für 16 Uhr im Biergarten vom Akropolis. Doch Nastya ist so nervös und angespannt, dass sie bereits eine Stunde früher in der Lindenstraße auftaucht. In der Hoffnung, dass Klaus zuhause ist, klingelt sie bei ihm zuhause, wo Mila ihr die Tür öffnet.
„Hallo, Mila.“
„Hi“, erwidert Mila knapp.
„Ist dein Vater da?“ fragt Nastya.
„Noch nicht, er musste noch irgendwas erledigen“, antwortet das Mädchen zögernd.
„Und Nina?“ fragt Nastya.
„Die ist arbeiten.“
„Du bist also alleine?“ fragt Nastya.
Mila nickt zögerlich und Nastya fragt: „Ich bin gleich mit deinem Vater verabredet. Kann ich hier auf ihn warten?“
„Ich weiß nicht...!“ Mila steht skeptisch da. „Ich glaub nicht, dass Papa und Nina das so gut fänden.“ Und nach kurzem Zögern fügt sie hinzu: „Und ich will das ehrlich gesagt auch nicht!“
„Natürrlich“, sagt Nastya und dreht sich um. Dann hält sie inne und sagt: „Mila, ich kann verstehen, dass du Angst vor mir hast. Ich hab dir schlimme Dinge angetan. Aber damals war ich nicht ich selbst. Ich bin heute ein anderer Mensch.“
Mila sieht Nastya nur schweigend an und so redet diese schließlich weiter: „Vielleicht... sollten wir mal in Ruhe miteinander reden. Es gibt so vieles, was ich dir gerne erklären möchte.“
„Ich glaub, dass es wirklich besser ist, wenn du jetzt gehst“, erwidert Mila nüchtern.
„Aber ich... ich bin immer noch deine Mutter“, sagt Nastya.
„Davon hab ich nicht viel gemerkt“, entgegnet Mila, schließt die Wohnungstür und lässt Nastya im Treppenhaus stehen.
Als Klaus eine halbe Stunde später nach Hause kommt, begrüßt Mila ihn mit den Worten: „Nastya war hier.“
„Hier?“ fragt Klaus erschrocken.
„Sie hat gesagt, dass sie mit dir verabredet ist.“
„Ja, aber nicht hier“, erklärt Klaus. „Drüben im Biergarten. Hat sie noch was gesagt?“
Mila berichtet ihn knappen Sätzen von ihrer Unterhaltung mit Nastya und Klaus ist fassungslos. „Das gibt’s doch nicht“, flucht er. „Die soll dich einfach in Ruhe lassen. Gut, dass du dich nicht auf sie eingelassen hast, das hast du super gemacht!“
Als Klaus sich dann eine halbe Stunde später mit Nastya im Biergarten vom Akropolis trifft, lässt er erst einmal eine ganze Litanei von Vorwürfen auf sie los und fordert sich energisch dazu auf, zukünftig die Finger von Mila zu lassen.
„Ich wollte ihr nur erklären... warum ich damals so war“, versucht Nastya, sich zu verteidigen.
„Du brauchst gar nichts zu erklären“, erwidert Klaus, „Mila weiß, wie du bist, und kommt wunderbar ohne dich zurecht. Also spar die sowas gefälligst, klar!“
„Natürrlich“, entgegnet Nastya beschämt, doch ihr Blick sagt etwas anderes.
Klaus unterbreitet ihr nun seinen Plan für das weitere Vorgehen in der Society-Sache. Er erklärt ihr nochmal, dass jeglicher Austausch zwischen ihnen über ihr Projekt zukünftig nur noch über Internet und Telefon stattfinden werden und teilt ihr dann mit, dass er möchte, dass sie in aller Öffentlichkeit eine lautstarke Diskussion durchführen, in deren Verlauf sie sich – ebenfalls nach außen hin deutlich verständlich – dazu entschließen werden, ihr Vorhaben bezüglich des Society-Buches zu verwerfen.
„Hast du den Typen heute schon bemerkt?“ fragt Klaus leise.
„Den von gestern nicht“, flüstert Nastya und nickt dann unauffällig Richtung Cafe Bayer, wo eine große, dunkel gekleidete Frau mit Sonnenbrille an einem der Außentische sitzt und in einer Zeitung blättert. „Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die da mich schon den ganzen Tag verfolgt. Sie ist mir heute Morgen in der Stadt schon aufgefallen und dann saß sie vorhin im gleichen Bus wie ich. Und jetzt sitzt sie da drüben, seitdem ich hier sitze.“
„Okay, it's Show Time“, sagt Klaus.
Klaus legt das Geld für ihre Getränke auf den Tisch und geht dann mit Nastya zum Bayer rüber. Die beiden gehen ins Cafe und verlassen es kurz darauf mit einer von Klaus gekauften Tüte mit Semmeln. Auf dem Gehweg vor dem Bayer, in Hörweite des Tisches der geheimnisvollen Frau, die dort immer noch sitzt, sagt er zu Nastya: „Okay, mir reicht das. Ich hab keinen Bock darauf, meine Familie zu gefährden. Ich hab auch so schon genügend Aufträge, ich brauche so ein verdammtes Buch nicht.“
„Ja, du hast recht“, bestätigt Nastya. „Es war eine dumme Idee. Ich will das alles auch nicht mehr. Lass uns das beenden, okay?“
„Ehrlich gesagt glaub ich sowieso nicht, dass sich jemand ernsthaft für Society interessiert hätte. Mal ganz abgesehen davon, dass wir erstmal einen Verleger hätten finden müssen. Es war von Anfang an eine Scheiß Idee, aber irgendwie war ich wohl zu verblendet.“
„Und ich erst“, sagt Nastya und lacht bitter auf. „Ich dachte, wir schreiben so ein Buch und dann sind alle meine Geldsorgen gelöst.“
Klaus und Nastya versichern sich nochmal gegenseitig, dass sie kein Buch über Society schreiben werden und ihre Zusammenarbeit damit ein für alle mal beendet ist. Sie verabschieden sich voneinander, wünschen sich gegenseitig alles Gute für die Zukunft und gehen getrennter Wege, ohne der Frau am Tisch auch nur eines Blickes zu würdigen. Doch als Klaus am Eingang des Hauses Nr. 3 steht und sich nochmal umsieht, erkennt er, wie sie ihre Rechnung bezahlt, sich die Zeitung unter den Arm klemmt und dann die Kastanienstraße entlang davon schlendert.
Am Abend erzählt Klaus Nina alles: Davon, dass Nastya bei Mila war, von den neuen Aspekten, unter denen sie nun an dem Buch weiterarbeiten wollen, und von dem Theater, da sie der fremden Frau vorm Cafe vorgespielt haben.
„Diese Frau saß wahrscheinlich rein zufällig da und hat nicht das Geringste mit dieser Sekte zu tun“, meint Nina. „Und dass Nastya sich wieder an Mila ranzecken wollte, ist ja wohl Grund genug, um hier endlich einen Schlussstrich zu ziehen und diese Frau wieder aus unserem Leben zu verbannen. Ich finde, du solltest das jetzt als Anlass nehmen, um die Arbeit an diesem Buch tatsächlich einzustellen.“
Doch davon will Klaus nichts hören. Er ist überzeugt davon, dass er Nastya im Griff hat. Die einzige Gefahr geht seiner Meinung nach von Society aus, aber nach ihrem heutigen Trick ist auch diese wohl erstmal gebannt – sofern die Sekte tatsächlich auf ihre Inszenierung reingefallen ist. Klaus will jedenfalls weitermachen. Und Nina bleibt wieder mal nichts anderes übrig, als fassungslos mit dem Kopf zu schütteln...


Marcella freut sich auf die heutige Neueröffnung ihres eigenen Cafes. Nachdem die Übernahme des George dann doch zügig und problemlos über die Bühne gegangen ist, das Ersparte eine gute Grundlage gebildet hat und die Bank ihr für den fehlenden Betrag problemlos einen Kredit zur Verfügung gestellt hat, konnte Marcella ihr Projekt in Angriff nehmen und sogar einen Teil des Inventars zum angemessenen Preis übernehmen. Auch über den Namen musste sie sich nicht allzu viele Gedanken machen. Und somit ist das George in der Ulrike-Böss-Straße ab heute Geschichte und stattdessen eröffnet hier nun das Marcellas seine Pforten. Laura und Popo sind als Unterstützung mit am Start, als Marcella an diesem Morgen erstmals nach langer Zeit wieder ihren eigenen Laden aufsperrt. Die nächsten Geschäftsnachbarn Tanja, 'Lotti' und Lea sind ihre ersten Gäste, auch Carsten und 'Käthe' lassen sich kurze Zeit später blicken und dann Jack und Ben. Und alle sind sich einig, dass Marcellas Cafe sehr schön geworden ist, dass die kühle Fast-Food-Optik, die das George nach Übernahme durch die Taiwaner zuletzt ausgestrahlt hatte, einer neuen Individualität und Gemütlichkeit gewichen ist, die sogar noch die des alten George übertrifft.
„Das alte George war ja auch nur Teil einer Kette“, erklärt Marcella dazu. „Zwar war das bei den Spaniern nicht ganz so pragmatisch und unpersönlich wie bei den Taiwanern, aber eine Kette war es trotzdem. Ich kann jetzt hier mehr Individualität reinbringen. Und ich finde, dazu gehört auch ein bisschen italienischer Kitsch.“
Helga schaut vorbei, um zu sehen, wie die neue Wirkungsstätte ihrer Quasi-Fast-Enkelin Popo geworden ist, und schließlich kommt auch noch Gabi rein.
„Ist die Ines schon da?“ fragt sie, „also die Ines Krämer meine ich.“
„Nein, bisher nicht“, erwidert Marcella.
„Wahrscheinlich ist sie beruflich mal wieder zu eingespannt“, meint Gabi schulterzuckend und setzt sich erstmal alleine an einen Tisch, um dort auf ihre Freundin zu warten.
Kurz nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hat, stürmt Gina ins Cafe, im Gefolge ihr sichtlich genervter Ehemann Michele.
„Madonna!“ schreit Gina in der für sie typischen Lautstärke, „was iste denn das hier für eine Totentanz? Danza della morte! Hier ist ja gar nixe los! Eine einzige Gaste!“ Gina winkt Gabi zu, die zurückwinkt und sich dann schnell abwendet. „Ich habe gedacht, hier steigt eine große Cerimonia d'apertura! Eine große Eröffnungsparty!“
„Mama, die Pandemie ist noch nicht vorbei“, erinnert Marcella ihre Mutter. „Ich kann hier also kein großes Event draus machen!“
„Ach, Pandemie! Pandemie!“ kreischt Gina ungebremst weiter. „Man kann sich doch nicht von diese dumme kleine Virus das ganze Leben diktieren lassen. Du eröffnest hier heute neu deine eigene kleine Cafe! Da hab ich erwartet Jubel, Trubel, Heiterkeit! Und nicht eine alte Frau, die einsam und alleine an eine Tische in die letzte Ecke hockt!“
Gabi schaut empört auf, denn die abfällige Bemerkung hat sich bei Ginas Lautstärke auch an ihrem Tisch in der letzten Ecke mitbekommen.
„Mama, bitte!“ zischt Marcella.
„Gina, moderati!“ schaltet sich nun auch Michele ein. Und dann an Marcella gewandt: „Eine sehr schöne kleine Cafeteria hast du hier, Marcella!“
„Danke!“ Marcella lächelt den Mann ihrer Mutter an. Eigentlich mag sie Michele nicht sonderlich, denn der übergewichtige italienische Geschäftsmann ist ihr zu schleimig, zu selbstverliebt und – nach all den Jahren, die er nun schon an Ginas Seite ist – immer noch zu undurchsichtig.
Im selben Moment betritt Ines in Begleitung eines jungen Mannes den Laden und steuert schnurstracks auf Gabis Tisch zu.
„Entschuldige bitte“, begrüßt Ines die Freundin abgehetzt, „immer kommt etwas dazwischen. Kennst du David noch?“
Gabi schaut Ines' Begleiter an und steht dann erfreut auf. „Ja, du meine Güte, David“, sagt sie und strahlt ihn an. „Auf der Straß' hätt' ich dich jetzt wahrscheinlich gar nicht erkannt! Mei, bist du erwachsen geworden! Oh, entschuldige bitte, so ein blöder Spruch!“
„Hallo, Frau Zenker“, erwidert David freundlich lächelnd.
„Wie alt bist' denn inzwischen eigentlich?“ will Gabi wissen.
„38“, sagt David.
„38? Meine Güte, wo sind bloß die Jahre geblieben? Oh Gott!“ Gabi schlägt sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Darf ich dich überhaupts noch duzen?“
„Na klar“, sagt David und nimmt neben seiner Tante Platz, die schon wieder hektisch auf ihrem Smartphone herum wischt.: „Entschuldige, ich muss schnell noch eine Nachricht beantworten, dann bin ich ganz für euch da.“
„Und wo ist überhaupt deine Dentista?“ schrillt Gina zeitgleich von der Theke.
„In der Praxis“, antwortet Marcella.
„Madonna“, schreit Gina weiter. „Für so eine wichtige Tag, er hätte sich ruhig mal Urlaub nehmen können. Und ich hab ihn immer noch nicht kennengelernt. Was soll das, Marcella, ich will jetzt endlich meine Schwiegersohne kennenlernen! Eine Tag wie heute wäre dafür doch perfetto!“
„Okay, okay, okay!“ ergibt sich Marcella schließlich in ihr Schicksal. „Heute Abend nach Ladenschluss. Ihr seid zu einem kleinen Umtrunk hier eingeladen, mit Sebastian und mir!“
„Fantastico!“ freut sich Gina. „Dass ich das noch darf erleben. Ich hab schon gedacht, ich muss erst vermodern. Komm, Michele, ich brauche was Neues zum Anziehen. Und du auch! Heute Abend wir lernen kennen unsere Schwiegersohne!“
Und damit bugsiert Gina ihren Mann aus dem Marcellas, wird beim rausgehen noch einen abschätzigen Blick auf Popo und lässt dabei verlauten: „Aber so eine kurze Fummel, ich mir kaufe nicht, Michele!“
„Dafür du bist auch viel zu fett“, zischt Popo der italienischen Mamma leise hinterher.
Derweil unterhält sich Gabi an ihrem Tisch weiterhin interessiert mit David, während Ines auf ihrem Smartphone bereits wieder berufliche Mails checkt.
„Und wie lange hast jetzt in Israel gelebt?“ fragt Gabi.
„Fast 18 Jahre“, sagt David. „Ich wollte nach dem Abi ja eigentlich nur ein Jahr im Kibbuz leben. Aber dann habe ich Rahel kennengelernt und mich bis über beide Ohren verliebt. Tja, und dann bin ich da geblieben und hab meine Ausbildung in der Bank ihrer Familie gemacht.“
„Und nun habt's ihr euch nach so langer Zeit getrennt?“ fragt Gabi ungläubig.
„Es hat irgendwie nicht mehr gepasst“, meint David schulterzuckend. „Aber es wäre halt komisch gewesen, weiterhin in der Bank zu bleiben, wo ich ihr und ihrer Familie täglich begegne... Und da dachte ich, ich komm halt nach Deutschland zurück...“
„Bei der politischen Lage, die da im Land herrscht, hättest du dir kaum einen besseren Zeitpunkt aussuchen können“, meint Gabi bitter.
Eine Weile später taucht auch Hülsch im Marcellas auf. Er blickt sich neugierig um und wünscht der neuen Inhaberin alles Gute. Dann wendet er sich an Popo: „Und wenn Sie gerne wieder für die George-Kette arbeiten möchten, dann geben Sie mir einfach Bescheid, werte Miss Popocate... also, werte Miss Popo. Ich werden ihnen dann eine Stellung in einer unserer Filialen besorgen.“
„Oh, that's so sweet, Mr. Hülschi“, trällert Popo. „Ich werde mir überlegen.“
Hülsch gluckst herum wie ein pubertierender Schuljunge, als Popo um ihn herumscharwenzelt. Marcella und Laura tauschen vielsagende Blicke.
Am Abend kommt auch Sebastian endlich vorbei. Marcella warnt ihn vor, dass es heute noch zu einer ersten Begegnung mit Gina und Michele kommen wird. Und Sebastian freut sich tatsächlich darüber – Marcella hat allerdings die Befürchtung, dass er nach diesem Abend seine Meinung ganz schnell ändern könnte.
Kurz vor Ladenschluss stehen Gina und Michele dann auch auf der Matte.
„Madonna mia, so eine schöne Mann“, begrüßt Gina ihren vermeintlichen Schwiegersohn in spe überschwänglich und fällt ihm um den Hals wie einem alten Bekannten.
„Abstand, Gina, Corona“, mahnt Michele seine Partnerin.
„Ach papperlapapp“,quietscht Gina. „Wir haben keine Corona. Und ich musse doch meine Schwiegersohne gebührend in die Famila willkommen heißen!“
„Guten Abend, Frau Varese“ , begrüßt Sebastian sie lächelnd.
„Conti“, korrigiert Gina. „Varese ist die Name von meine treuelose Ex, dem Vater von Marcella. Aber für dich bin ich sowieso Gina, du bist ja Familie. Frau Conti ist meine uralte Schwiegermutter in Napoli.“
„Okay, Gina“, lacht Sebastian – und Marcella hat bereits jetzt genug von diesem Abend.
Doch Sebastian hat Spaß. Es wird eine feucht-fröhliche Runde, bei der Gina das führende Wort hat und laut und ausgiebig von den Höhen und Tiefen ihres aufregenden Lebens berichtet. Sebastian wirkt offen interessiert und scheint sich zu amüsieren, während Michele und Marcella sich eher bedeckt im Hintergrund halten und insgeheim wünschen, dass der Abend bald ein Ende nehmen möge...
Als sie sich dann endlich verabschieden, Gina auf ein baldiges Wiedersehen pocht und Sebastian und Marcella zu dem Schluss kommen, dass es wohl besser ist, wenn Sebastian nach all dem Alkohol heute bei Marcella übernachtet, lässt der Zahnarzt die frischgebackene Cafe-Besitzerin wissen, dass er ihre Mutter wirklich toll findet: Lustig, erfrischend und wunderbar unkonventionell, sind seine Worte.
„Na“, lacht Marcella auf, „da bin ich ja mal gespannt, ob du das in einem halben Jahr immer noch so siehst...“

Deniz und Emma haben beschlossen herauszufinden, was mit Konstantin nicht stimmt. Und da sie von ihren Müttern diesbezüglich wohl nicht viel zu erwarten haben, beschließen sie, Gabi darauf anzusprechen und schlagen bereits morgens vor der Schule bei ihr im Bayer auf.
„Ihr seid's aber früh“, begrüßt Gabi die beiden. „Braucht's ihr noch was für die große Pause?“
„Wir wollten dich was fragen“, begrüßt Deniz sie.
„Na, das klingt aber geheimnisvoll“, erwidert Gabi lachend. „Na, dann schießt's mal los, was wollt's denn wissen?“
„Du bist doch mit dem Konstantin verwandt, oder?“ fragt Deniz.
„Das kann man so sagen“, erwidert Gabi.
„Kannst du uns sagen, was der Konstantin für einer ist?“ fragt Deniz.
„Na, der Konstantin, dass is a ganz a Netter“, sagt Gabi, verwirrt über die seltsame Frage.
„Das meinen wir nicht“, schaltet sich Emma ein. „Deniz' Mutter hat gesagt, dass hier alle wissen, was er für einer ist und dass er seine dreckigen Finger von Deniz lassen soll.“
Gabi wird blass. „Wieso? Was hat denn der Konstantin gemacht?“ fragt sie besorgt.
„Nichts“, erklärt Deniz. „Ich bin letzte Woche mit Emmas Skateboard gefallen und Konstantin wollte mir helfen.“
„Ach, wisst's ihr, das solltet ihr ganz schnell wieder vergessen“, flüstert Gabi nervös. „Und jetzt müsst's gehen, euer Bus kommt gleich und ich hab Kundschaft.“
Unbefriedigt verlassen die Mädchen das Bayer und gehen zum Schulbus.
In der Zwischenzeit verlässt auch Lisa die Wohnung, um sich zur Arbeit zu begeben, und trifft im Treppenhaus auf Konstantin.
„Hi“, sagt er.
„Morgen“, murmelt Lisa und will schnell weiter.
„Wie geht’s Deniz?“ fragt Konstantin.
„Gut soweit“, erwidert Lisa und setzt ihren Weg fort.
„Ich wollte wirklich nur helfen“, ruft Konstantin ihr nach.
Lisa bleibt auf der Treppe stehen und dreht sich um. „Tut mir leid, ich hab wohl etwas überreagiert“, sagt sie. Konstantin atmet erleichtert auf und lächelt. Doch als er gerade ansetzt, um etwas zu erwidern, fügt Lisa in gereizterem Tonfall hinzu: „Trotzdem möchte ich, dass du in Zukunft einen Bogen um Deniz machst. Und um Emma. Und um die Wendland-Zwillinge. Und um alle anderen kleinen Mädchen hier in der Gegend. Damit es gar nicht er zu irgendwelchen. .. unschönen Situationen kommen kann!“
Damit dreht sie sich um und lässt Konstantin einfach stehen. Der verdreht die Augen und atmet tief durch, ehe auch er weiter geht.
Später am Vormittag taucht Gabi in der Praxis Brooks auf.
„Oh, hallo, Frau Zenker, sind sie krank?“ begrüßt Andrea sie.
„Ich müsst mal kurz mit der Lisa sprechen“, erklärt Gabi, „wenn's geht, unter vier Augen.“
Eine knappe Minute später stehen Gabi und Lisa im Eingangsbereich der Villa und Gabi wirft Lisa vor: „Bist narrisch geworden? Was musst du vor den Madls so an Alarm machen? Die Deniz und die Emma waren heute Früh bei mir im Cafe und wollten von mir wissen, was mit'm Konstantin nicht stimmt! Musst' denn sowas sein? Musst du jetzt die Mädchen verrückt machen und noch mehr Leute gegen ihn aufhetzen? Als ob der Bub es nicht sowieso schon schwer genug hat!“
„Moment mal!“ protestiert Lisa empört. „Ich hetze hier niemanden auf! Aber es ist ja wohl Fakt, dass 'dein Bub' eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellt. Da kann ich wohl schlecht so tun, als wäre nichts, wenn er den Kontakt zu meiner elfjährigen Tochter sucht!“
„Kontakt sucht... Geh, Lisa, die Deniz ist gestürzt und er wollt' helfen“, sagt Gabi.
„Ja, wer weiß, was für Hintergedanken er dabei hatte“, erwidert Lisa. „Schlimm genug, dass hier in der Nachbarschaft unbehelligt ein Pädophiler wohnt. Da wird man ihn ja zumindest im Auge behalten dürfen, damit nichts passiert.“
„Der Konstantin geht seit Jahren zu einem Therapeuten mit seinem Problem“, erklärt Gabi, „der hat sich ganz sicher im Griff.“
„Ja, das hat der Mörder vom Max wahrscheinlich auch von sich behauptet“, ätzt Lisa – und hellt sich im gleichen Moment erschrocken die Hand vor den Mund. Gabi sieht Lisa fassungslos an. „Entschuldige, das hab ich jetzt nicht sagen wollen.“
„Der Konstantin ist ein ganz anderer Mensch als dieser Pilsinger“, sagt Gabi mit Tränen in den Augen. Dann dreht sie sich um und verlässt die Villa. „Gabi, ich...“, ruft Lisa ihr hinterher, doch Gabi ist bereits weg...
Lisa hat den restlichen Arbeitstag mit ihrem schlechten Gewissen Gabi gegenüber zu kämpfen – die Bemerkung mit Max war mehr als pietätlos... Auf dem Heimweg von der Arbeit läuft Lisa Paul über den Weg.
„Alles okay bei dir?“ fragt Paul, als er Lisas miesepetriges Gesicht bemerkt.
„Klar“, sagt Lisa.
„Sicher?“
„Sicher.“
„Okay....!“ Paul überlegt einen Moment, ob es wirklich der richtige Moment ist, um sein Anliegen vorzutragen, dann entscheidet er sich dafür und sagt: „Ich hab mich übrigens in der Fahrschule angemeldet.“
Lisa horcht auf. „Was?“ fragt sie. „Du willst den Führerschein machen?“
„Da hatten wir doch schon mal drüber gesprochen“, erinnert Paul sie.
„Ja, aber wovon willst du das denn bezahlen?“ fragt Lisa fassungslos. „Du bist im ersten Lehrjahr, du musst die Miete für die Wohnung aufbringen, von irgendwas leben...“
„Ab nächstem Monat bin ich im 2. Lehrjahr“, erklärt Paul. „Und die Miete teile ich mir mit Mika und Romy.“
„Gerade mit Mika“, schnauft Lisa empört. „Dieser Schmarotzer liegt dir doch nur auf der Tasche.“
Paul räuspert sich: „Ähm... ich dachte auch, dass ihr vielleicht ein bisschen beisteuern könntet?“
Lisa lacht schrill auf. „Wie stellst du dir das vor? Die Shisha-Bar läuft seit über einem Jahr nicht mehr richtig. Wir haben all unser Erspartes dieser Betrügerin in den Rachen gestopft. Wir kommen mit meinem Gehalt selbst kaum über die Runden, Murat kriegt seinen Arsch nicht hoch... Und du verlangst allen ernstes von uns, dass wir dir den Führerschein bezahlen?“
„Ich verlange überhaupt nichts, es war nur eine Frage“, erwidert Paul eingeschnappt. „Aber danke für gar nichts!“
Ohne ein weiteres Wort gehen Paul und Lisa auseinander. Für Lisa ist klar, dass dieser Tag zumindest nicht noch beschissener werden kann. Doch sie muss feststellen, dass es immer noch weiter runter gehen kann. Als sie alleine in der Wohnung sitzt und die Schmutzwäsche sortiert, klingelt es an der Tür. Lisa öffnet ahnungslos – und erstarrt...
„Hallo Lisa“, sagt Dagmar Hoffmeister zögerlich und knetet nervös die Hände.
„Was willst du hier?“ Lisa blitzt ihre Mutter hasserfüllt an.
„Ich... hatte dir einen Brief geschrieben“, sagt Dagmar.
„Und ich hatte ihn nicht gelesen“, giftet Lisa.
„Verständlich. Darf ich trotzdem reinkommen?“
„Nein“, zischt Lisa.
„Nun gut, dann müssen wir das hier an der Tür machen.“ Dagmar atmet tief ein und beginnt: „Es fällt mir wirklich nicht leicht, dich um etwas zu bitten. Und ich würde es nicht tun, wenn ich einen anderen Ausweg sehen würde.“ Dagmar schweigt einen Augenblick, dann spricht sie weiter: „Lisa, ich bin krank. Schwer krank. Ich leide an aplastischer Anämie. Weißt du, was das ist?“
Ohne mit der Wimper zu zucken, fährt Lisa ihre Mutter an: „Ich habe eine abgeschlossene Ausbildung zur Krankenschwester. Ich arbeite seit 18 Jahren als Arzthelferin. Natürlich weiß ich, was das ist!“
„Entschuldige bitte“, sagt Dagmar und macht eine erneute Pause. „Ich leide an einer besonders schweren Form und das Einzige, was mir noch helfen kann, ist eine Knochenmarkstransplantation. Ich bin in der Datenbank, aber es findet sich kein passender Spender und die Zeit läuft mir davon. Mein Arzt meint, dass die Spende durch einen nahen Verwandten möglicherweise passend sein könnte. Es ist eine geringe Chance, aber es ist eine Chance. Nur... habe ich keine Verwandten mehr, außer... dir. Außer... euch.“
„Ach“, entfährt es Lisa wütend, „und dann fällt dir plötzlich ein, dass ich ja vielleicht doch noch zu was zu gebrauchen sein könnte. Nachdem du mir früher gar nicht oft genug sagen konntest, was für eine Last ich für dich bin, wie ich dir dein Leben versaut habe.“
„Lisa, ich...“, beginnt Dagmar.
„Nichts Lisa“, fährt diese dazwischen. „Verschwinde von hier und sieh zu, wo du einen passenden Spender herbekommst. Auf mich kannst du jedenfalls nicht zählen.“ Und damit schlägt Lisa ihrer Mutter schwungvoll die Tür vor der Nase zu – um wenige Sekunden später in der Küche weinend zusammenzubrechen.
Später am Abend, als Lisa sich wieder einigermaßen gefangen hat, spricht sie mit Murat über das plötzliche Auftauchen ihrer Mutter. Ihr Verhältnis zu Murat ist weiterhin katastrophal, aber Lisa muss mit jemandem reden. Nachdem sie ihre Ausführungen beendet hat, seufzt Murat und fragt: „Und was willst du jetzt machen?“
„Ja, nichts!!“ entfährt es Lisa schnippisch. „Ich will mit dieser Frau nichts zu tun haben. Warum ist denn mein ganzes Leben so verkorkst, das ist doch alles ihre Schuld! Und jetzt soll ich ihr helfen? Niemals! Diese Frau ist für mich bereits vor Jahren gestorben!“
„Aber wenn du ihr jetzt nicht hilfst“, sagt Murat zögerlich. „dann stirbt sie jetzt wirklich. Willst du Schuld daran sein, Lisa. Am Tod deiner eigenen Mutter? Nur, weil du zu stolz bist, über deinen Schatten zu springen?“

CLIFFHANGER auf: Lisa Dagdelen

Mitwirkende Personen
Marcella Varese
Dr. Sebastian Ritter
David Krämer
Ines Krämer
Gabi Zenker
Dagmar Hoffmeister
Lisa Dagdelen
Murat Dagdelen
Paul Dagdelen
Deniz Dagdelen
Emma Sarikakis
Jack Aichinger
Ben Hofer
Andrea Neumann
Tanja Schildknecht
Peter ' Lotti' Lottmann
Dr. Carsten Flöter
Georg 'Käthe' Eschweiler
Lea Starck
Konstantin Landmann
Popo Wolfson
Helga Beimer
Klaus Beimer
Mila Beimer
Nina Zöllig
Nastya Pashenko
Hans-Wilhelm Hülsch
Gina Conti
Michele Conti
Laura Steinke

© 'popo wolfson', 2021

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Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: So 11. Jul 2021, 06:29 


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BeitragVerfasst: So 11. Jul 2021, 08:24 
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Registriert: Mi 15. Sep 2010, 12:37
Beiträge: 10009
Woah, jetzt kommt es aber knüppeldick für Lisa :shock: Und Klaus ist ein Depp.


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