Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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BeitragVerfasst: Sa 26. Jun 2021, 22:56 
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Folge 1788: Goodbye Yellow Brick Road

Spieltag: Donnerstag, 24.06.2021


Murat und Andrea sind sich seit dem Vorfall in der vergangenen Woche aus dem Weg gegangen – und haben beide Lisa gegenüber ein wahnsinnig schlechtes Gewissen. Nun sind sie jedoch der Meinung, dass es an der Zeit ist, über den Vorfall zu reden. Nachdem Murat Andrea am Vorabend eine „Wir müssen reden“-Textnachricht aufs Handy geschickt hat, treffen sich die beiden an diesem Morgen in der Shisha-Bar. Andrea hat einen angeblichen wichtigen Termin vorgeschoben, um später zur Arbeit kommen zu können und so ist Lisa bereits in der Praxis und bekommt von dem Treffen nichts mit.
„Ich weiß nicht, was da mit mir los war“, beginnt Andrea. „Ich stand wohl völlig neben mir an diesem Abend.“
„Wieso du?“ fragt Murat. „Ich meine, also, ich hab doch dich... geküsst.“
Andrea überlegt einen Moment. Dann sagt sie: „Ich glaube, WIR haben UNS geküsst.“
„Ja, das glaube ich auch“, pflichtet Murat ihr nachdenklich bei.
„Keine Ahnung, was das war“, sagt Andrea. „Jedenfalls darf so etwas nie wieder passieren.“
„Nein, auf keinen Fall“, findet auch Murat. „Wir tun am besten so, als wäre nie irgendwas passiert.“
„Kannst du das denn?“ fragt Andrea.
„Es ist ja auch nichts passiert“, beteuert Murat.
„Ein kurzer Ausnahmezustand“, sagt Andrea.
„Genau“, findet auch Murat. „Nicht der Rede wert.“
Und so verabschieden sich die beiden voneinander und beschließen, nie wieder ein Wort über ihren kleinen Ausrutscher zu verlieren – am besten sogar, nie wieder daran zu denken. So ganz einfach ist das für Andrea anfangs nicht, als sie an ihrem Arbeitsplatz so Seite an Seite mit Lisa sitzt. Aber je länger und je öfter sie sich bewusst macht, dass im Grunde ja wirklich nichts passiert ist, desto besser kommt sie mit der Situation zurecht.
„Wie geht’s dir denn inzwischen?“ fragt Lisa irgendwann. „Wegen der Sache mit Jacob.“
„Es ist okay“, erwidert Andrea. „Ja, natürlich tut's weh, dass mich dieser Scheißkerl monatelang verarscht hat. Aber ich will jetzt nur noch nach vorne sehen.“
„Das ist die richtige Einstellung“, sagt Lisa und die beiden lächeln sich an.
Nach vorne sehen... denkt Lisa später. Das ist vielleicht etwas, das sie selbst auch mal tun sollte. Andere Leute erleben auch viel Mist in ihrem Leben, nicht nur sie. Und so fasst sie nach Feierabend den Entschluss, ihren Sohn zu besuchen. In seiner neuen Wohnung, auch wenn dies ein Ort des Schreckens für sie ist. Aber es ist höchste Zeit, sich endlich mit Paul auszusöhnen und selbst auch mal guten Willen zu zeigen. Doch bereits als Lisa den Hausflur der N. 1 betritt, wird ihr mulmig und alte Bilder steigen wieder in ihr aus. Sie könnte schwören, dass es hier sogar noch genauso riecht, wird vor fast 26 Jahren. In Lisas Kopf kreisen die Bilder: Wie schön und magisch dieser Ort für sie war, nachdem es ihr gelungen war, Opa Hubert den Schlüssel zur Wohnung von Iffi und Momo abzuluchsen und dort ein kleines Liebesnest für sich und Olli zu errichten. Es hat sich damals fast so angefühlt, als wäre das nun ihre Wohnung. Ein Platz, wo sie hingehört. Ihr kleines Refugium... Und wie sich dann alles zum Gegenteil verkehrt hat, an diesem Abend, als der Steinbrück sie dort aufgestöbert hat. Und wie dieses heile Refugium dann über Nacht zum Ort des Schreckens für sie geworden ist... Lisa wischt die Erinnerungen weg, atmet nochmal tief ein und klingelt an der Wohnungstür. Als eine junge Frau ihr öffnet, ist Lisa zunächst verblüfft, bis sie sich erinnert, beiläufig mitbekommen zu haben, dass Paul und Mika nun eine Mitbewohnerin haben. Aber diese Frau kommt ihr so seltsam bekannt vor. Und auch der Mitbewohnerin scheint das so zu ergehen. Die Erkenntnis kommt im gleichen Augenblick: Die Begegnung in der Arztpraxis an dem Tag, an dem Romys Auto abgeschleppt wurde.
„Ach, Sie“, sagt Romy unfreundlich. „Was wollen Sie denn hier?“
„Sie sind die Mitbewohnerin von meinem Sohn?“ fragt Lisa fassungslos.
„Sie sind Mikas Mutter?“ stellt Romy eine Gegenfrage.
„Ich bin Pauls Mutter!“ erklärt Lisa schnippisch. „Ist mein Sohn da?“
„Nee, der ist noch arbeiten“, erwidert Romy.
Mist, denkt Lisa, auf die Idee hätte sie auch von selbst kommen können.
„Ich bin Romy.Wenn Sie wollen, können Sie hier auf ihn warten.“ Romy öffnet die Wohnungstür weiter.
Eher zögerlich tritt Lisa in den Wohnungsflur und sieht sich um.
„Sorry, ich muss wieder an meinen Laptop, ich mach gerade einen Online-Workshop. Sie können gerne in der Küche warten!“ Romy deutet auf die Küchentür, doch Lisa bleibt unschlüssig im Flur stehen.
„Was ist das denn für ein Workshop?“ fragt sie – nicht aus wirklichem Interesse, sondern um etwas Smalltalk mit der jungen Frau zu führen und das Betreten der Küche noch etwas hinauszuzögern.
„Single Tasking“, erklärt Romy.
„Single was? „ fragt Lisa.
„Single Tasking“, antwortet Romy. „Nie mehrere Dinge gleichzeitig machen, sich immer nur auf eine Sache konzentrieren.“
„Für sowas gibt’s Workshops?“ fragt Lisa ungläubig.
„Klar. Dabei kann man so viel falsch machen!“
„Dabei, nur eine Sache zu tun?“ Lisa ist fassungslos.
„Wissen Sie, wie viele Ablenkungsfaktoren es gibt“, erläutert Romy. „Gerade eben lasse ich mich zum Beispiel von Ihnen von meinem Kurs ablenken.“
Romy dreht sich um und steuert ihr Zimmer an.
„Frauen sind zumindest multitaskingfähig im Gegensatz zu den meisten Männern“, ruft Lisa ihr hinterher. „Darauf sollten Sie stolz sein und sich nicht mit irgendwelchen Kursen davon abbringen lassen.“
„Multitasking kann ich schon“, sagt Romy. „Ich mache immer zehn oder noch mehr Dinge gleichzeitig. Aber es ist viel gesünder und letzten Endes auch viel effektiver, sich immer nur mit einer Sache zu befassen. Und das will ich jetzt lernen.“
Romy verschwindet in ihrem Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Lisa bleibt noch einen Moment im Flur stehen, dann betritt sie langsam die Küche. Den verfluchten Raum, in dem es damals passiert ist. Als Lisa so dasteht, schießen ihr erneut die Bilder durch den Kopf: Olli und Steinbrück ringend am Boden, die Bratpfanne, mit der Lisa zuschlägt, der reglose Pfarrer am Boden und die Blutlache, die sich um seinen Kopf ausbreitet. Lisa erinnert sich auch, wie Olli sie mit dem Toten alleine gelassen hat, um das Fahrzeug zu holen, mit dem sie ihn weggebracht haben. Wie sie ihn auf die Bahngleise gelegt haben. Wie der Zug kam... Und wie sie später in der Nacht wieder in die Wohnung zurückgekehrt sind und das Blut vom Küchenboden gewischt haben... So viel Blut, größtenteils schon angetrocknet. Danach hat Lisa diese Wohnung fluchtartig verlassen und nie wieder betreten – bis heute. Die Bilder haben sie jedoch all die Jahre begleitet, mal mehr, mal weniger intensiv. Aber so einen Intensität, wie in diesem Augenblick, wo sie wieder mittendrin steht, im Ort der schrecklichen Geschehnisse, waren sie schon lange nicht mehr. Lisa kann nicht. Fluchtartig stürmt sie aus der Wohnung und knallt die Tür hinter sich ins Schloss. Romy steckt für einen kurzen Moment irritiert den Kopf aus ihrer Zimmertür und widmet sich dann wieder ihrem Online-Kurs...
Am Abend steht dann überraschend Paul vor Lisas Tür.
„Romy hat mir erzählt, dass du heute zu mir wolltest“, sagt er zur Begrüßung. „Warum hast du denn nicht auf mich gewartet?“
„Warum hast du mir nicht erzählt, dass eure Mitbewohnerin diese blöde Kuh ist, die hier mit ihrer Rostlaube den Behindertenparkplatz blockiert?“ erwidert Lisa gewohnt barsch.
„Was?“ fragt Paul irritiert. Doch Lisa kommt inzwischen wieder auf den Boden zurück.
„Ich wollte warten“, erklärt Lisa. „Aber... es ging nicht. Als ich in dieser Küche war...“
Paul schweigt einen Moment. Dann sagt er: „Ich find's toll, dass du's überhaupt versucht hast.“
„Ich werd's wieder versuchen“, verspricht Lisa. „Gib mir bitte noch ein bisschen Zeit.“
Die beiden umarmen sich lachend und Paul bleibt, zur großen Freude von Murat und Deniz, nach längerer Zeit mal wieder zum Abendessen in der elterlichen Wohnung...


„Triffst du dich heute wieder mit Nastya?“ fragt Nina, als sie am Morgen feststellt, dass Klaus seine Unterlagen für das Society-Buch auf dem Küchentisch bereit gelegt hat.
„Keine Sorge, wir sind im Biergarten vom Akropolis verabredet, da wird sie mich schon nicht verführen“, witzelt Klaus.
Doch Nina passt das alles absolut nicht. Klaus und Nastya sind mit der Arbeit an ihrem Buch schon ziemlich weit gekommen, haben sich dafür in den letzten Wochen aber auch sehr häufig getroffen – viel häufiger, als Klaus das ursprünglich geplant und Nina zugesagt hatte. Doch Klaus ist so besessen davon, dieses Buch fertig zu stellen und er ist so überzeugt von dessen Erfolg, dass er offenbar alles auszublenden bereit ist, was früher zwischen ihm und Nastya vorgefallen ist. Und das gefällt Nina ganz und gar nicht.
Gegen Mittag sitzt Klaus dann alleine an einem Tisch im Biergarten vom Akropolis und wartet auf Nastya, die es mit der Pünktlichkeit mal wieder nicht so genau nimmt. Am Nachbartisch nehmen derweil Gabi und Ines Platz.
„Wie schön, dass es or'mal wieder passt mit an Treffen, so beschäftigt, wie du bist“, frotzelt Gabi.
Klaus blättert gedankenverloren in seinen mitgebrachten Unterlagen und folgt mit halbem Ohr der nicht gerade leisen Unterhaltung von Gabi und Ines.
„Und was macht der David jetzt?“ will Gabi wissen.
„Der arbeitet jetzt wieder in einer Bank, in Dachau“, erklärt Ines. „Wir haben uns auch erst einmal gesehen, seit er wieder in Deutschland ist. Ich hab ihm ja gesagt, er soll sich doch lieber bei einer größeren Bank hier in München bewerben, da hätte er doch viel bessere Karrierechancen. Aber er will's halt unbedingt a Nummer kleiner, sagt er, die Karriere sei ihm nicht so wichtig, er fühlt sich dort wohl. Ich versteh's ja nicht recht. Durch eine erfolgreiche Arbeit erlangt man so viel mehr Zufriedenheit.“
„Aber man kann ja auch in einer kleinen Bank erfolgreich arbeiten“, gibt Gabi zu bedenken. „Aber wie hat er sich denn wieder eingelebt, hier in Deutschland. Da ist hier doch a ganze andere Kultur als dort? Wie lange hat er jetzt in Tel Aviv gelebt?“
„Mehr als 18 Jahre“, sagt Ines.
„Ja mei, des is ja fast die Hälfte von seinem Leben“, rechnet Gabi.
„Ich glaube, als er damals dorthin ist, hätte er auch nie geglaubt, so lange dort zu bleiben“, vermutet Ines. „Aber dann hat er dort halt dieses Mädchen kennenlernt. Und es war wohl die große Liebe und dann ist er dort geblieben.“
„Und jetzt haben die sich noch so langer Zeit getrennt?“ fragt Gabi ungläubig.
„Ja, stell dir vor, kurz vor der geplanten Hochzeit“, berichtet Ines. „Daran sieht man mal wieder, was für a Hirngespinst die Liebe im Grunde ist. Na, des is nichts, worauf man sich verlassen kann. Eine Karriere, in die man alles investiert, das ist was verlässliches!“
In diesem Moment rauscht Nastya an den beiden vorbei und setzt sich zu Klaus an den Tisch.
„Entschuldige, ich hab mich verspätet“, sagt Nastya atemlos. „Der Bus ist nicht gekommen.“
Gabi wirft Nastya von ihrem Platz aus einen Blick zwischen Neugierde und Misstrauen zu, konzentriert sich dann aber doch wieder auf ihre Unterhaltung mit Ines.
Klaus und Nastya gehen eine ganze Weile lang ihre Unterlagen durch, sortieren Material, besprechen Fakten und versuchen das Ganze in eine für ihr Buch sinnvolle Chronologie zu bringen. Zwischenzeitlich kommt es dabei zu Auseinandersetzungen, aber dann finden sie doch immer wieder einen gemeinsamen Nenner. Gabi verabschiedet sich irgendwann von Ines, da sie ins Bayer rüber muss, Ines bleibt noch eine Weile an ihrem Tisch sitzen und scheint in Gedanken versunken. Irgendwann steht auch sie auf, nickt Klaus und Nastya kurz zu und verschwindet.
Nachdem Klaus und Nastya noch eine ganze Weile weitergearbeitet haben – und dabei den Umsatz des Akropolis steigern, indem sie bei dem warmen Wetter ein Getränk nach dem anderen bei Vasily ordern – beenden auch sie irgendwann ihr heutiges Treffen.
„Ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du das alles für mich tust, Klaus“, sagt Nastya zum Abschied und klingt dabei sehr aufrichtig. Klaus bleibt dennoch distanziert, er weiß schließlich, wozu Nastya fähig ist und ist sich sehr deutlich bewusst, dass man ihr nicht trauen darf.
Als Klaus etwas später wieder mal mit einem Strauß Blumen nach Hause kommt, meint Nina nur: „Soll das jetzt zur Gewohnheit werden, dass du mir jedes Mal Blumen mitbringst, wenn du dich mit Nastya getroffen hat? Willst du damit dein schlechtes Gewissen beruhigen?“
Klaus versichert Nina ein weiteres Mal, dass es keinen Grund gibt, sich wegen seiner Zusammenarbeit mit Nastya Gedanken zu machen und dass ihre Treffen sehr professionell und vor allem sehr distanziert verlaufen. Bei Nina bleibt dennoch ein ungutes Gefühl zurück. Sie will aber auch nicht wieder unnötigen Beziehungsstress produzieren und schluckt ihre Bedenken schließlich runter. Stattdessen machen sie an diesem wunderschönen warmen Sommerabend lieber noch einen Spaziergang mit Ida, bevor es Zeit wird, sie ins Bett zu bringen. Während sie ahnungslos durch den Park gehen und den Sommer genießen, werden sie jedoch aus einiger Entfernung lange und ausgiebig beobachtet...

Während Claudio und Enzo am frühen Morgen bereits in der Küche rumoren, um möglichst zeitig wieder die Arbeit in ihrer zukünftigen Pizzeria aufzunehmen, liegen Nico und Angelina noch im Bett – sind durch den Lärm, den die beiden Frühaufsteher verursachen aber bereits hellwach.
„Ich hoffe so sehr, dass die beiden hier bald endlich ausziehen“, stöhnt Angelina. „Dann haben wir endlich wieder unsere Ruhe.“
„Apropos Ruhe“, sagt Nico. „Es gibt da noch etwas, worüber wir sprechen müssten.“
„Über alles, was mit Ruhe zu tun hat, spreche ich sehr gerne mit dir“, trällert Angelina fröhlich.
Nico räuspert sich verlegen. „Nun ja, also, ich hatte ja vor ein paar Tagen mit Caro telefoniert. Und... äh... also es ist so... Also, der Luki würde mich gerne in den Sommerferien mal besuchen.“
„Wie, besuchen?“ fragt Angelina mit plötzlichem Missfallen in der Stimme.
„Ja, besuchen halt“, antwortet Nico und versteht die Frage nicht ganz.
„Und wie lange soll dieser Besuch dann dauern?“ fragt Angelina alarmiert.
„Joa, so ein bis zwei Wochen“, erwidert Nico.
„Nein, das geht auf gar keinen Fall!“ entgegnet Angelina energisch. „Wir können hier nicht zwei Wochen lang ein lärmendes Kind beherbergen, wie stellst du dir das vor? Ich arbeite schließlich in dieser Wohnung. Kannst du ihn denn nicht besuchen?“
„Nee, also meine Mutter würde ihren Enkel auch ganz gerne mal wiedersehen“, erklärt Nico.
„Na, dann ist doch alles klar“, beschließt Angelina kurzerhand. „Dann zieht Lukas solange zu Iffi und Roland und du bist auch noch im gleichen Haus wie er und kannst jederzeit zu ihm rauf und ihn sehen.“
„Ernsthaft jetzt?“ Nico sieht Angelina fassungslos an. „Es geht hier um meinen Sohn, der wird ja in den Ferien wohl mal zwei Wochen bei mir verbringen dürfen.“
„Ihr könnt euch doch trotzdem sehen und jeden Tag was unternehmen“, sagt Angelina. „Aber ich kann echt kein Kind in meiner Wohnung gebrauchen, Nico, ich muss hier arbeiten und brauche dafür Ruhe. Das musst du doch verstehen. Schlimm genug, dass Onkel Claudio mich seit Wochen an meine Belastungsgrenze bringt.“
„Ey, vor gar nicht allzu langer Zeit wolltest du selbst noch ein Kind“, erinnert Nico sie.
„Das war nur so eine Phase“, entgegnet Angelina. „Und die ist jetzt vorbei.“
„Na, dann können wir ja froh sein, dass es nicht geklappt hat“, sagt Nico mürrisch und springt aus dem Bett. „Das arme Kind wäre sonst wahrscheinlich längst von dir zur Adoption freigegeben worden.“
„Jetzt sei mal nicht so beleidigt“, erwidert Angelina, doch Nico verschwindet ohne jeden weiteren Kommentar ins Bad.
Als Angelina später an ihrem Scheintisch sitzt und sich mit eher kleineren Makler-Projekten rumschlägt – denn ein neuer Interessent für das Hotel hat sich immer noch nicht gefunden – erhält sie überraschend einen Anruf von Hubertus zu Hohenlobese, der sich mit ihr treffen möchte. Die beiden verabreden sich erneut im Ratsbraukeller zum Essen und Angelina ist neugierig, was zu Hohenlobese wohl von ihr möchte. Jedenfalls ist sie wild entschlossen, sich nicht von ihm um den Finger wickeln zu lassen. Auf keinen Fall wird sie ihm das Hotel zu Lohmaiers geplanten Konditionen verkaufen. Doch dann verläuft das Treffen ganz anders, als Angelina es erwartet hat. Hubertus zu Hohenlobese verhält sich ihr gegenüber gewohnt höflich und charmant. Und er entschuldigt sich dafür, dass ihre Zusammenarbeit nicht zustande gekommen ist! Angelina glaubt, ihren Ohren nicht zu trauen, als ihr zu Hohenlobese erklärt, dass er sich nochmal Gedanken gemacht hat und das Hotel nach ihren Plänen für seine Kette verwirklichen lassen möchte. Nachdem während des gemeinsamen Essens noch über die rechtliche Grundlage geredet und entsprechende Termine in die Wege geleitet werden, verlässt Angelina das Hotel in bester Stimmung. Sie sucht noch das Büro von Seegers auf, um ihn über diese Neuerung zu informieren und lässt auch Kornelia wissen, dass sie mit ihrem Projekt wieder am Start sind.
Derweil verlässt Nico in der Lindenstraße gerade den Supermarkt, als ihm Helga und Gabi entgegen kommen.
„War die Ines denn bei eurem Treffen heute wieder so sonderbar?“ möchte Helga gerade von ihrer Mitbewohnerin wissen.#
„Na, was heißt sonderbar“, erwidert Gabi. „Irgendwie definiert die sich scheinbar nur noch über ihre Arbeit, alles andere scheint ihr inzwischen wurscht zu sein. Aber, weißt was? Der David ist wieder in Deutschland!“
„Ach, ihr Neffe!“ erinnert sich Helga. „Der hat hier ja auch mal gewohnt. Das war immer so ein ruhiger und höflicher junger Mann. Sehr angenehm fand ich den. Was macht er denn jetzt?“
„Hallo Nico“, unterbricht Gabi ihre Unterhaltung mit Helga in diesem Moment.
„Hallo Oma, hallo, Frau Beimer“, begrüßt Nico die beiden.
„Hallo Nico“, sagt nun auch Helga. „Gibt es inzwischen Neuigkeiten vom Hotel?“ Alle Blicke wandern zur Baustelle rüber.
„Keine Ahnung, Angelina sucht gerade einen neuen Interessenten“, erklärt Nico.
„Na, hoffentlich findet sie jemanden, der hier nicht allzu viel Wirbel veranstaltet“, meint Helga.
Nico hofft das Gleiche. Als er sich auf den Heimweg begibt, ist er heilfroh darüber, dass zumindest Angelinas Großprojekt mit diesem zu Hohenlobese vom Tisch zu sein scheint und Nico hofft inständig, dass seine Freundin nicht noch jemand anderen auftreibt, der das Projekt in solch großem Stil, wie seine Freundin es geplant hat, wieder aufnehmen möchte, denn sein Gewissen hat ihn doch sehr geplagt in Bezug darauf, dass er über Angelinas Vorhaben betreffend der Tiefgarage und dem durch deren Bau beabsichtigte Beschädigung am Fundament des Hauses Nr. 3 im Bilde ist. Allerdings glaubt Nico inzwischen nicht mehr, dass Angelina diese Pläne tatsächlich noch in die Tat umsetzen kann.
Eine Weile später sieht er zufällig durchs Küchenfenster, wie Angelina in der Lindenstraße parkt und zur Hotel-Baustelle geht. Als sie diese nach einer ganzen Weile nicht wieder verlässt, begibt sich auch Nico auf den Weg dorthin. Als er ankommt, verlässt Angelina gerade das Gebäude.
„Oh, hi Nico“, begrüßt sie ihn.
„Was machst du hier?“ fragt Nico.
„Es gibt großartige Neuigkeiten“, erklärt Angelina und berichtet ihm dann ausführlich von ihrem heutigen Treffen mit Hubertus zu Hohenlobese.
„Und... du willst jetzt auch diese Tiefgarage bauen?“ fragt Nico vorsichtig.
„Natürlich“, antwortet Angelina. „Das habe ich mir jetzt wirklich verdient, nachdem mich dieses ganze Projekt so viel Zeit, Geld und Nerven gekostet hat.“
„Das willst du wirklich durchziehen? Dass mit dem Fundament der Nummer 3?“
„Nico, wovon rede ich den seit über einem Jahr?“ lacht Angelina. „Natürlich ziehe ich das durch. Ich bin froh, wenn dieser alte Kasten endlich weg ist. Und dann heißt es Goodbye Yellow Brick Road.“
„Was?“ fragt Nico.
„Verstehst du sowieso nicht“, säuselt Angelina. Und zufrieden macht sie sich auf den Weg nach Hause. Und Nico blickt ihr, erneut von seinem schlechten Gewissen geplagt, zähneknirschend hinterher...

CLIFFHANGER auf: Nico Zenker

Mitwirkende Personen
Angelina Dressler
Nico Zenker
Gabi Zenker
Helga Beimer
Klaus Beimer
Nina Zöllig
Ida Zöllig
Nastya Pashenko
Ines Krämer
Vasily Sarikakis
Enzo Buchstab
Claudio Russo
Kornelia Harnisch
Phil Seegers
Andrea Neumann
Murat Dagdelen
Lisa Dagdelen
Paul Dagdelen
Deniz Dagdelen
Romy Brinkmann
Hubertus zu Hohenlobese

© 'popo wolfson' 2021

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Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Sa 26. Jun 2021, 22:56 


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BeitragVerfasst: So 27. Jun 2021, 08:56 
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Ich bin gespannt, wie das mit Andrea und Murat und Nastya und Klausi weitergeht!

Angelina scheint ja doch wieder ihren Willen zu bekommen. Aber was ist die "Yellow Brick Road"?


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BeitragVerfasst: So 27. Jun 2021, 20:29 
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Registriert: Di 14. Sep 2010, 16:04
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gossenfilosof hat geschrieben:
Aber was ist die "Yellow Brick Road"?


Goodbye Yellow Brick Road ist ein Song von Elton John. Und die Yellow Brick Road ist die gelbe Ziegelsteinstraße, die nach OZ führt (aus "Der Zauberer von OZ"). Angelina benutzt das quasi als Metapher, weil sie die Anwohner der Lindenstraße und speziell dem Haus Nr. 3 insgeheim mit den schrägen Phantasiegestalten aus OZ vergleicht und sie nur noch endlich loswerden will.

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BeitragVerfasst: Mo 28. Jun 2021, 06:37 
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Alles klar!


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