Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1783 - Pfingstrosen
BeitragVerfasst: Sa 22. Mai 2021, 22:55 
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Folge 1783: Pfingstrosen


Spieltag: Donnerstag, 20.05.2021


Klaus möchte sich heute mit Nastya treffen, damit die beiden das weitere Vorgehen bei ihrem Buch-Projekt besprechen können. Nina passt das ganz und gar nicht. Und das zeigt sie Klaus auch sehr deutlich. Dass sie einen Tag nach dem überraschenden Auftauchen von Nastya auch noch erfahren mussten, dass diese nicht nur in der Stadt zu Besuch ist, sondern inzwischen von Berlin wieder nach München gezogen ist, macht die Sache auch nicht gerade besser.
„Ich begreife nicht, wie du dich nach allem noch mit ihr abgeben kannst“, sagt Nina erneut.
„Dieses Buch ist so eine Riesen-Chance, auch für mich“, erklärt Klaus. „Ich sag dir, das wird durch die Decke gehen. Was meinst du, was mir das für einen Karriere-Kick geben würde.“
„Ist dir das so wichtig?“ fragt Nina fassungslos. „So wichtig, dass du dafür sogar mit Nastya zusammenarbeiten willst? Dass du sie wochenlang, monatelang Tag für Tag sehen musst?“
„Minnie, ich versprech' dir, dass wir unseren persönlichen Kontakt auf das Allernötigste reduzieren werden“, versucht Klaus sie zu beschwichtigen. „Wir werden überwiegend online oder per Telefon miteinander kommunizieren. Und wenn wir uns wirklich mal persönlich treffen müssen, dann machen wir das an einem öffentlichen Ort. Ich werde nicht zu ihr nach Hause gehen und ich werde sie auf gar keinen Fall mit hierher bringen. Ich werde nie mit ihr alleine sein, es werden immer Leute um uns sein. Und du und Mila, ihr werdet sie gar nicht zu Gesicht bekommen. Versprochen!“
„Und das soll's jetzt besser machen?“ fragt Nina. „Klaus, diese Frau hat unsere Ehe zerstört! Sie hat dich vergewaltigt, sie hat versucht, meine berufliche Karriere zu zerstören, sie hat Mila entführt... Sie ist eine Psychopathin. Das kannst du doch nicht alles ausblenden, nur weil du dir von dem Buch irgendeinen Karriere-Sprung versprichst. Mal ganz davon abgesehen, dass diese Leute von Society bestimmt verhindern wollen, dass das Buch jemals veröffentlicht wird, wenn sie Wind davon bekommen.“
Klaus versichert Nina ein weiteres Mal, dass sie sich keine Sorgen machen muss, ehe er sich auf den Weg zu seinem Treffen mit Nastya macht. Doch Nina bleibt mit absolut ungutem Gefühl zurück. Und auch Mila macht sich Sorgen um ihren Vater. Nastya macht ihr große Angst und Mila denkt mit Schrecken daran zurück, wie ihre Mutter vor beinahe zwei Jahren versucht hat, sie zu entführen, wie irre und nahezu besessen sie damals gewirkt hat – und wie gut sie das anfänglich verbergen konnte...
Klaus trifft sich derweil mit Nastya im George. Und auch Marcella bleibt erstmal vor Überraschung der Mund offen stehen, als sie entdeckt, wer sich da gemeinsam an einen Tisch in die hintere Ecke des Cafes gesetzt hat.
Das Unterhaltung von Klaus und Nastya verläuft sachlich. Sie legen fest, wie sie weiter vorgehen werden, wie sie ihr Werk gestalten wollen und wo die Schwerpunkte liegen sollen. Beiden ist dabei auch bewusst, dass Society ein solches Buch nicht gefallen wird und dass es zu Schwierigkeiten kommen kann, wenn die Gruppierung davon erfährt – aber das wollen sie in Kauf nehmen. Klaus weist Nastya auch nochmal auf das hin, was er Nina versprochen hat und wie ihre zukünftige Zusammenarbeit daher konkret aussehen wird.
„Natürlich“, erklärt Nastya sich einverstanden und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: „Ich bin dir sehr dankbar, dass du dich dazu bereit erklärt hast, dass zu machen, Klaus. Das bedeutet mir sehr viel. Alleine würde ich das nicht hinkriegen.“
Klaus ist erleichtert darüber, dass Nastya sich so vernünftig und sachlich verhält. Dennoch ist ihm bewusst, dass Vorsicht geboten ist, schließlich ist Nastya eine Meisterin darin, sich zu verstellen, und geht mit ihrer scheinbar unschuldigen Art über Leichen, wenn es sein muss.
Das Treffen der beiden zieht sich in die Länge, denn schließlich gibt es gerade jetzt, zu Beginn ihres Projekts, ganz besonders viel zu besprechen. Nina, die heute frei hat, wird derweil immer unruhiger. Schließlich geht sie mit Ida auf den Spielplatz, aber in erster Linie deshalb, um unterwegs von weitem eine Blick ins George werfen zu können. Als sie Klaus und Nastya dort gemeinsam am Tisch sieht, wie sie ins Gespräch vertieft sind und dabei so vertraut wirken, versetzt ihr das einen tiefen Stich. Und obwohl Ida auf dem Spielplatz Spaß hat, hält Nina es hier nicht lange aus. Auf dem Rückweg sieht sie Klaus und Nastya immer noch gemeinsam im George und flüchtet schließlich mit Ida zu Iffi, um sich dort ihren Frust von der Seele zu reden. In Iffi findet sie hierbei natürlich genau die richtige Ansprechpartnerin, denn die regt sich sofort lautstark über Klaus und sein unmögliches Verhalten auf und kann absolut nicht verstehen, wie der sich allen Ernstes nochmal freiwillig mit einem Menschen wie Nastya abgeben kann. Als Nina Klaus' Argument auf den Tisch bringt, dass Klaus in dem Buch auch einen guten Kick für seine eigene Journalisten-Karriere sieht, wird Iffi für einen Moment nachdenklich. Da sie sich selbst zum absoluten Workaholic entwickelt hat und für ihre Karriere einiges zu tun bereit wäre, kann sie natürlich nur zu gut nachvollziehen, wenn es anderen ähnlich geht. Dennoch ist sie nach kurzer Überlegung der Ansicht, dass es auch hier Grenzen geben muss – und dass Klaus im Moment definitiv dabei ist, eine solche Grenze zu überschreiten. Nina steigert sich während ihres Treffens mit Iffi immer weiter in ihre Eifersucht hinein und sie hofft insgeheim inständig darauf, dass das Gespräch mit Nastya so schlecht verläuft, dass Klaus am Ende von sich aus einen Rückzieher macht.
Das Treffen im George hat mittlerweile endlich seinen Abschluss gefunden und Klaus und Nastya verabschieden sich voneinander und verbleiben so, dass sie telefonieren werden. Popo, die gerade eine ihrer widerwilligen Schichten im George absolviert, ist neugierig, wer die Frau ist, mit der der Sohn ihrer 'Gastmutter' sich da gerade getroffen hat. Da Klaus selbst gerade offensichtlich nicht an einer längeren Unterhaltung mit Popo interessiert ist und sich ebenfalls aus dem Cafe verabschiedet, fragt Popo schließlich Marcella über Nastya aus – und ist fassungslos über das, was sie von ihr zu hören bekommt.
„It's very crazy“, meint Popo abschließend. „Vielleicht diese Street is doch nicht so boring, wie ich bisher habe gedacht ...“.
Popo ist jedenfalls plötzlich ziemlich fasziniert, von dem, was sie gerade erfahren hat und erzählt Marcella aufgeregt: „Bei und in Kanada und vor allem in the USA, Society is auch very populary. There a lot of celebraties are members of Society; Movie Stars, Musiker... That's crazy, ich verstehe das nicht, die ziehen den Leuten doch nur die Geld aus die... wie sagt man... Tasche. It's very crazy!“
Als Klaus endlich nach Hause kommt, brennt Nina darauf, zu erfahren, wie es gelaufen ist.
„Ich hab dir was mitgebracht“, grinst Klaus. Er hat noch einen kleinen Umweg gemacht, in der Hoffnung, sie so etwas milder stimmen zu können, und präsentiert ihr jetzt stolz den Blumenstrauß, den er unterwegs gekauft hat.
„Pfingstrosen, schön“, murmelt Nina eher desinteressiert an dem Mitbringsel.
„Ist ja Pfingsten am Wochenende“, stellt Klaus grinsend fest.
„Ja ja, ich weiß“, murrt Nina. „Nun erzähl schon, wie ist es gelaufen?“
Und so berichtet Klaus von seinem Treffen mit Nastya und Ninas Hoffnungen auf ein vorzeitiges Ende des Buch-Projektes schwinden dahin. Während Klaus voller Tatendrang ist, kriechen in Nina erneut Misstrauen und Eifersucht empor...

Antonia steht an diesem Morgen früher als sonst an der Bushaltestelle. Yanniks Tod macht ihr immer noch sehr zu schaffen und sie fühlt sich permanent schuldig, weil sie sich ihm gegenüber so abweisend verhalten hat. Während sie auf den Bus wartet, kommt Ludde vorbei.
„Hi“, sagt er.
„Hi“, entgegnet Antonia.
„Wie geht’s dir?“ fragt Ludde und Antonia antwortet mit einem Schulterzucken.
„Tut mir leid, das mit deinem Freund“, sagt Ludde nach kurzem Zögern.
„Er war nicht mein Freund“, zischt Antonia wütend und bereut im selben Augenblick, dass sie sich schon wieder über Yannik äußert.
„Naja, er war ja schon ein kleiner Pisser, aber das ist natürlich... also, das ist schon schlimm“ meint Ludde und geht schließlich weiter.
Im selben Moment erscheinen Annalena und Lovis an der Bushaltestelle.
„Was wollte der denn?“ fragt Annalena und blickt Ludde hinterher.
„Komischer Typ“, findet Lovis.
Später in der Schule bekommt Antonia eine SMS von Karim: 'Sehen wir uns heute?“
Antonia zögert kurz und schreibt ihm dann 'Nein, keine Zeit' zurück. Im Moment ist ihr einfach alles zu viel.
Als sie mittags nach Hause kommt, wuselt Iffi in der Wohnung rum und saugt gerade Staub.
„Was machst du denn hier?“ fragt Antonia verwirrt.
„Ich hab mir heute frei genommen“, erklärt Iffi.
„Du? Frei?“ Antonia ist fassungslos. „Wieso das denn? Geht das Labor ohne dich nicht vor die Hunde?“
„Also Toni, bitte“, nörgelt Iffi. „Ich dachte, wir machen heute mal was Schönes zusammen.“
Das ist nun wirklich da Letzte, was Antonia momentan gebrauchen kann. Nach einer hitzigen Diskussion mit ihrer Mutter lässt sie diese schließlich wissen, dass sie noch zwecks Hausaufgaben zu einer Klassenkameradin gehen werde, und verschwindet.
Draußen vor dem Haus schreibt sie eine Kurznachricht an Karim: 'Falls du doch noch Bock hast mich zu sehen – bin auf dem Weg zum Jugendcenter'.
Und tatsächlich taucht Karim dort knapp fünf Minuten nach Antonias Ankunft ebenfalls auf und überredet sie, mit ihm woanders hin zu fahren. Als sie in seinem Auto sitzen, klagt Antonia ihm ihr Leid: Über ihre Schuldgefühle wegen Yannik, über ihre Mutter, von der sie sich nahezu erdrückt fühlt... Karim zeigt sich wieder mal sehr empathisch und einfühlsam und Antonia geht es auch tatsächlich etwas besser, nachdem sie ihrem Herzen Luft gemacht hat.
„Ich hab was für dich, du hattest doch gestern Geburtstag“, sagt Karim plötzlich und holt ein kleines Päckchen aus seiner Jackentasche hervor. Als Antonia es öffnet, kommt ein wunderschönes Paar Ohrringe zum Vorschein.
„Wow, sind die schön“, staunt Antonia. „Aber das kann ich nicht annehmen, die waren doch bestimmt sauteuer.“
„Für dich ist mir nichts zu teuer“,entgegnet Karim. „Wollen wir shoppen gehen? Dir noch was Schönes zum Anziehen kaufen?“
„Ich hab kein Geld dabei“, erwidert Antonia.
„Aber ich“, sagt Karim.
„Nee, das geht nicht“, lehnt Antonia ab. „Du hast mir doch schon die Ohrringe geschenkt.“
„Ich hab dir doch gesagt, dass mir für dich nichts zu teuer ist.“ Karim zwinkert Antonia zu. Und es bedarf tatsächlich nicht mehr viel Überredungskunst, um sie von einer Shopping-Tour zu überzeugen. Während Antonia dabei an günstige Bekleidungs-Discounter denkt, schleppt Karim sie jedoch in Läden gehobenerer Preisklasse. Dort stürzt Antonia sich sogleich auf die T-Shirts, doch Karim hat anderes im Sinne und führt sie in die Unterwäsche-Abteilung.
„Ich dachte, wie kaufen dir was richtig Schönes, irgendwas, was nur für dich und mich ist“, erklärt er ihr charmant.
Antonia wird verlegen. „Ich weiß nicht“, flüstert sie. „Meine Unterwäsche... kauf ich mir eigentlich lieber alleine.“
Doch Karim schafft es auch diesmal im Handumdrehen, Antonia um den Finger zu wickeln und sie davon zu überzeugen, dass männlicher Rat gerade beim Kauf von Unterwäsche nicht schaden kann. Nachdem sie sich gemeinsam für Dessous und Höschen entschieden haben, wird Antonia erneut zögerlich, als Karim sie zur Kasse begleiten will.
„Was ist los?“ fragt er.
„Ich... also... ich meine... Eigentlich geht mit das grad alles zu schnell“, stammelt sie nervös.
„Was meinst du?“ will Karim wissen.
„Ja... also... wir sind ja jetzt noch nicht sooo lange zusammen. Und...ähm... ich... hab noch nie...“
„Und das ist auch total okay so“, sagt Karim schnell. „Wir haben doch alle Zeit der Welt. Aber deswegen können wir dir ja trotzdem was kaufen, was schön an dir aussieht und was uns beiden gefällt.“
Antonia zögert noch einen Augenblick, dann fegt sie ihre Zweifel beiseite und geht mit zur Kasse.
Nach der gemeinsamen Shopping-Tour fährt Karim Antonia nach Hause, lässt sie allerdings wieder in der Ulrike-Böss-Straße raus, denn Antonia möchte momentan noch nicht, dass ihre Mutter von Karim erfährt, und der akzeptiert das.
Später in ihrem Zimmer posiert Antonia in ihrer neuen Unterwäsche vor dem Spiegel. Sie kommt sich selbst ein bisschen fremd vor beim Anblick ihres Spiegelbilds, so etwas hat sie schließlich noch nie getragen. Doch sie fühlt sich auch nicht wirklich unwohl darin und je länger sie ihr Spiegelbild betrachtet, desto besser gefällt ihr, was sie sieht... Und dann noch diese Ohrringe! Wahnsinn!! Karim ist wirklich so großzügig. Und so verständnisvoll. Und so lieb! Und dann sieht er auch noch so unglaublich gut aus. Wie kann sie nur so ein Glück haben, dass sie einen solchen Typen getroffen hat und dass der sich dann auch noch für sie interessiert?
Ihr Handy piept und als Antonia nachsieht, hat sie eine Nachricht von Karim erhalten.
'Das war ein schöner Nachmittag' schreibt er.
'Fand ich auch. DANKE!!!!' antwortet Antonia.
Einige Momente verstreichen, dann schreibt Karim: 'Trägst du deine neue Unterwäsche?'
Antonia antwortet: 'Ja! Die ist ja soooo super!!!!'
Als Karim fragt: 'Willst du mir ein Selfie von dir schicken? In den neuen Sachen?' zögert sie. Doch dann denkt sie sich, warum eigentlich nicht!? Was hat er noch gesagt? „Wir haben doch alle Zeit der Welt. Aber deswegen können wir dir ja trotzdem was kaufen, was schön an dir aussieht und was uns beiden gefällt.“ Und so ein Selfie ist ja nicht gleich miteinander schlafen... Also macht Antonia schnell das Bild und schickt es Karim. Als er ihr kurz drauf ein 'Daumen hoch'-, ein 'Kuss'- und sieben 'Herz'-Emojis schickt, geht Antonia zufrieden ins Bett und schläft schnell ein...


Angelina ist schon am frühen Morgen ganz hibbelig. Hubertus zu Hohenlobese ist bereits seit einigen Tagen aus Dubai zurück und gestern hat Kornelia ihr mitgeteilt, dass er heute Zeit hat, gemeinsam mit ihnen die Hotelbaustelle zu begehen. Angelina ist sehr aufgeregt, endlich den Mann persönlich kennenzulernen, dem sie das Hotel verkaufen wird. Nico ist bereits ziemlich genervt von Angelinas aufgeregtem Rumgewirbel. Und es wird noch schlimmer, als Angelina einen Anruf von Kornelia erhält, die ihr mitteilt, dass Herr zu Hohenlobese sich gerne erstmal in Ruhe mit ihr unterhalten und sie kennenlernen würde, ehe er die Baustelle begeht. Angelina gerät ins Straucheln: Das Akropolis hat so früh noch nicht geöffnet und als sie Vasily anruft und ihn bittet, nochmal eine Ausnahme für sie zu machen – schließlich habe er ihr und Seegers ja sogar während des Lockdowns mehrmals einen Tisch zur Verfügung gestellt – bekommt sie einen Korb von ihm. Das Cafe Bayer erscheint ihr zu altbacken, dass George hat nach seiner Umstrukturierung zu viel Fast-Food-Ketten-Flair, aber ansonsten gibt es keine Gastronomie-Betriebe mehr in der unmittelbaren Umgebung. Den Gedanken, sich bei ihr zuhause mit Hubertus zu Hohenlobese zu treffen, verwirft Angelina gleich wieder, als sie das Chaos sieht, das Onkel Claudio mal wieder in ihrer Küche verursacht hat – und das sie mittlerweile weitestgehend zu ignorieren gelernt hat. Ach, wenn die verdammte Zieglerin doch ihren Pralinenladen mal ein bisschen schneller räumen würde, denkt sich Angelina, dann könnte Onkel Claudio sich dort austoben und alles in Schutt und Asche legen, aber ihre Wohnung – und insbesondere ihre Küche – wäre endlich wieder ein sicherer Ort. In ihrer Notlage entscheidet Angelina sich schließlich doch für das Bayer, denn bei aller biederen Piefigkeit scheint ihr das doch noch die beste Lösung zu sein. Sie kann bei Gabi einen Tisch reservieren, in der Hoffnung, dass sie sich dort zumindest ungestört unterhalten können.
Als Angelina eine Weile später dann schließlich an einem der Außentische vor dem Cafe sitzt und kurz darauf auch Kornelia gemeinsam mit dem Kaufinteressenten erscheint, ist Angelina tatsächlich für einen Moment sprachlos: Sie kannte Hubertus zu Hohenlobese bislang nur von Fotos im Internet oder aus der Zeitung. Und ihr war durchaus bewusst, dass der Hotelkettenbesitzer nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann ist, sondern obendrein auch ausgesprochen attraktiv – ihn dann aber in Natura zu sehen, übertrifft alles, was sie bisher von ihm kannte, bei Weitem. Herr zu Hohenlobese ist ein großgewachsener Mittfünfziger mit fast noch schwarzem, aber bereits etwas grau meliertem Haar, einem gepflegten Bart und einem markanten Gesicht. Als Kornelia ihm Angelina vorstellt, fallen Angelina besonders seine gepflegten Hände mit dem Anschein nach manikürten Fingern und seine angenehme tiefe und warme Stimme auf. Als sie sich setzen, braucht Angelina einen Moment, um sich zu sammeln und zu ihrer Professionalität zurück zu finden, denn für ein paar Sekundenbruchteile fühlt sie sich in seiner Gegenwart fast, wie ein alberner verknallter Teenager. Dann hat sie jedoch ihre alte Form zurück und es folgt ein geschäftsmäßiges Gespräch, in dem Angelina von ihrer Arbeit im Allgemeinen und dem Hotel im Besonderen berichtet und Kornelia auch noch ein paar neue Details in ihren Entwürfen vorstellt. Hubertus zu Hohenlobese ist sehr angetan – und Gabi ist vor allem sehr neugierig und versucht , Details der Unterhaltung mitzubekommen, in dem sie ständig draußen herumwuselt und die Gäste an den Nachbartischen nach weiteren Wünschen fragt, doch die sind alle bestens versorgt – und verschwinden schließlich nach und nach, so dass Gabi nicht mal mehr einen triftigen Grund hat, um raus zu kommen. Als Helga im Cafe auftaucht, lässt Gabi sie sogleich wissen, dass dort vor ihrem Lokal offenbar der zukünftige Besitzer des Hotels sitzt – und Helgas Neugierde ist ebenfalls sofort geweckt. Ziemlich unverblümt begibt Mutter Beimer sich sogleich wieder nach draußen und nähert sich langsam dem Tisch, an dem die drei sitzen und bleibt dann einfach daneben stehen. Dass sie sich dabei nicht nur äußerst auffällig verhält, sondern obendrein auch noch ziemlich albern wirkt, stört sie nicht.
Angelina hingegen schon.
„Frau Beimer, was machen Sie da eigentlich?“ fährt diese nach wenigen Sekunden gereizt auf.
„Och, äh, ich bewundere nur die Pfingstrosen-Sträuße auf den Tischen“, erklärt Helga hastig und beginnt, an einer der Blumenvasen am Nebentisch herum zu rücken.
„Ja, die stehen auch da hinten auf den anderen Tischen“, giftet Angelina, „da haben Sie genug Möglichkeiten, die Blumen zu bewundern.“ Nachdem Angelina sie noch mit einem vernichtenden Blick straft, verzieht Helga sich wieder zu Gabi in den Innenbereich und muss zerknirscht einräumen, dass auch sie nichts verstehen konnte.
Als sich das Trio kurze Zeit später in Richtung Hotel begibt, folgen ihnen die neugierigen Blicke von Helga und Gabi.
„Soll ich hinterher schleichen?“ fragt Helga.
„Ach, gell, Helga, bitte, du und schleichen“, wirft Gabi ein. „Mach dich doch nicht lächerlich. Des bringt doch nix.“
„Schade“, murmelt Helga, die zu gerne wüsste, was sich dort im Hotel nun abspielt.
Hubertus zu Hohenlobese ist derweil dem Inneren des Hotels sehr zugetan und kann sich alles, was Kornelia ihm anhand ihrer Pläne für den weiteren Vorgang erläutert, sehr gut vorstellen.
„Oh nein, was wollen die denn jetzt hier?“ entfährt es Kornelia plötzlich.
Angelina folgt ihrem Blick und muss entsetzt feststellen, dass Phil Seegers gerade in Begleitung seines neuen Assistenten Valentin Oltmann die Baustelle betreten hat.
In wenigen Schritten ist Angelina bei ihnen und zischt Seegers an: „Was wird das hier?“
„Oh, Angelina, meine Liebe“, beginnt Seegers, „ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du dich hier heute mit dem potentiellen Käufer treffen wirst, und da dachte ich mir, dass das eine gute Gelegenheit ist, mich hier auch mal vorzustellen. Herr zu Hohenlobese und ich sind uns bislang nämlich auch noch nicht persönlich begegnet.“
Angelina sieht rot. Hatte Seegers ihr nicht versprochen, ihr bei allem völlig freie Hand zu lassen? War es das jetzt schon wieder mit diesem Versprechen? Sie hätte wissen müssen, dass man sich auf einen Phil Seegers nicht verlassen kann und dass er früher oder später anfangen würde, sich einzumischen.
„Angelina, reg dich ab“, versucht Seegers sie zu beschwichtigen. „Das ist dein Projekt, voll und ganz. Aber ich bin nach wie vor der Geldgeber, da wirst du es mir doch wohl zugestehen, dass ich den Herrn zumindest mal kennenlernen darf.“
Und ehe es sich Angelina und Kornelia versehen, hat Seegers Herrn zu Hohenlobese ganz für sich vereinnahmt und führt das Gespräch mit ihm alleine weiter, als wären sie alte Bekannte – während Angelina und Kornelia wie zwei dumme Schulmädchen daneben stehen.
Nachdem sich Seegers und Oltmann schließlich verabschieden, bekommen Angelina und ihre Architektin doch noch zu Hohenlobeses ganze Aufmerksamkeit und als Angelina abends nach Hause kommt, hat sie das Gefühl, trotz des Zwischenfalls mit Seegers einen erfolgreichen Tag hinter sich gebracht zu haben. Da Onkel Claudio sich den ganzen Tag lang müde gekocht und getrunken hat und frühzeitig ins Bett verschwindet, hofft Angelina nun darauf, noch einen entspannten Abend mit Nico verbringen zu können. Doch gerade als die beiden es sich gemütlich gemacht haben, klingelt es Sturm an der Wohnungstür.
„Ich glaub's nicht!“ faucht Angelina – und muss dann überrascht feststellen, dass es Kornelia Harnisch ist, die sie zu so später Stunde noch behelligt.
„Ich hab gerade einen Anruf von Herrn zu Hohenlobese bekommen“, japst die Architektin aufgeregt. „Er hat Sie wohl nicht erreicht.“
„Ich hab mein Handy ausgeschaltet“, erklärt Angelina. „Was ist denn passiert?“
„Herr zu Hohenlobese hat sich vom Seegers die alten Baupläne von dem Hotel zeigen lassen“, erklärt Kornelia aufgewühlt.
„Die alten Pläne?“ fragt Angelina.
„Ja, die ursprünglichen Pläne, die von dem Hotel, wie der Lohmaier es bauen wollte.“
„Woher hat denn Seegers die Pläne vom Lohmaier?“
„Seegers selbst nicht“, antwortet Kornelia. „Aber dieser komische Assistent. Dieser Altmann oder wie der heißt. Der hat ja früher für Lohmaier gearbeitet...“
„Moment, Moment“,unterbricht Angelina. „Wieso wollte zu Hohenlobese denn überhaupt die alten Pläne sehen?“
„Keine Ahnung, die sind heute auf der Baustelle wohl darauf zu sprechen gekommen, als man uns so... ins Abseits gedrängt hat. Und da hat es den zu Hohenlobese wohl interessiert, wie das Hotel ursprünglich aussehen sollte. Jedenfalls war er dann später noch in Seegers' Büro und hat sich dort die alten Pläne zeigen lassen...“
„Aber das kann uns doch eigentlich total egal sein“, findet Angelina, „das ist doch Schnee von gestern.“
„Eben nicht!“, kreischt Kornelia. „Der zu Hohenlobese war wohl total angetan davon. Er meint, dass das ja wirklich ein schmuckes kleines Hotel war, was der Lohmaier da im Sinn hatte, immer noch sehr exklusiv und edel, aber doch im kleineren Stil als die riesigen Hotelanlagen, die er in seiner Kette hat.“
„Ja, und weiter?“ bohrt Angelina.
„Der Hohenlobese meint, dass so ein Hotel, wie der Lohmaier es bauen wollte, doch eigentlich viel besser in diese Gegend hier passen würde“, erzählt Kornelia weiter. „Das hier ist ja eher ein Randbezirk und so ein typischer zu Hohenlobese-Komplex würde hier eher wie ein Fremdkörper wirken...“
„Will er jetzt etwa doch nicht kaufen?“ fragt Angelina entsetzt.
„Das schon... Aber...“
„Aber was?“ Angelina steht kurz vorm hyperventilieren.
„Er meint, es wäre vielleicht auch für ihn mal an der Zeit, aus alten Mustern auszubrechen und nochmal was ganz Neues zu wagen“, erklärt Kornelia.
„Und das heißt jetzt was?“ zischt Angelina ungeduldig.
„Herr zu Hohenlobese möchte das Hotel genau nach Lohmaiers ursprünglichen Plänen vollenden und kein Stück anders“, platzt es endlich aus Kornelia raus.
„Was?“ keift Angelina. „Aber dann müsste er ja gerade mal ein Drittel von dem dafür zahlen, was wir mit Ihren Plänen von ihm verlangen könnten.“
„So sieht es aus“, bestätigt Kornelia.
„Dieser bekloppte Seegers“, poltert Angelina. „Und dieser Depp Oltmann, was hebt der denn den alten Scheiß von seinem Ex-Chef auf? Das haben wir jetzt davon, dass die da heute unbedingt persönlich auftauchen mussten. Ich wusste, dass der nur Ärger macht, dieser Spinner!“
„Tja, da hat er sich selbst schön ins Bein geschossen“, meint auch Kornelia.
„Aber nicht mit mir“, faucht Angelina.
„Was genau soll das jetzt heißen?“ fragt Kornelia vorsichtig.
„Ich muss den zu Hohenlobese davon überzeugen, dass das Unsinn ist und dass er sich mal schön an Ihre Pläne halten soll“, erklärt Angelina.
„Und wie wollen Sie das machen?“ fragt Kornelia. „Herr zu Hohenlobese wirkte schon sehr überzeugt von dem alten Konzept.“
„Oh, ich kann auch sehr überzeugend sein“, erklärt Angelina selbstsicher. „Und ich habe bisher noch immer alles bekommen, was ich haben wollte!“

CLIFFHANGER auf: Angelina Dressler

Mitwirkende Personen
Nina Zöllig
Ida Zöllig
Klaus Beimer
Mila Beimer
Helga Beimer
Popo Wolfson
Nastya Pashenko
Gabi Zenker
Iffi Zenker
Nico Zenker
Antonia Zenker
Marcella Varese
Angelina Dressler
Claudio Russo
Kornelia Harnisch
Phil Seegers
Ludde Mayer
Annalena Wendland
Lovis Wendland
Vasily Sarikakis
Valentin Oltmann
Karim El-Farooq
Hubertus zu Hohenlobese

© 'popo wolfson' 2021

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: Sa 22. Mai 2021, 22:55 


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1783 - Pfingstrosen
BeitragVerfasst: Di 25. Mai 2021, 21:16 
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Wie immer wunderbar, liebe Popo :prostb:


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1783 - Pfingstrosen
BeitragVerfasst: Mo 31. Mai 2021, 22:12 
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Registriert: Mi 29. Sep 2010, 00:11
Beiträge: 11591
Ich bin heute erst dazu gekommen, die Folge zu lesen.
Es ist so cool, wie Du die Geschichte um Antonia einfädelst!
Und Helga sieht man auch total bildlich, wie sie sich vor dem Cafè Beyer positioniert hat.... :lol:
Herrlich, man kann die Darsteller wirklich agieren sehen, während Deiner Erzählweise.
(Ich kann mir zwar vorstellen, dass es irgendwann schwerer werden wird, weil ja alle älter werden und die Erinnerungen dann nicht mehr greifen, man es sich also selbst vorstellen muss... oder das nur teilweise gelingt. Aber wer weiß, vielleicht funktioniert das auch. Jedenfalls macht es total Spass, die Fortführung der Lindenstrasse zu lesen und ich sage es immer wieder: das sollte für ein größeres Publikum sein, liebe Popo!)


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Autor: popo wolfson
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