Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1826 - Reifenschlitzer
BeitragVerfasst: So 20. Mär 2022, 00:02 
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Folge 1826: Reifenschlitzer

Spieltag: Donnerstag, 17.03.2022


Andy ist bereits am frühen Morgen genervt über das Chaos in seiner Wohnung: Popo blockiert seit Ewigkeiten das Bad und lässt sich auch nicht beschleunigen, obwohl Andy dringend seine Notdurft stillen muss, Lola zetert lautstark durch die Wohnung, weil sie sich von Jekaterina duschen lassen will (immerhin verhält sie sich der Ukrainerin gegenüber nicht so abweisend wie ihrer rumänischen Vorgängerin) und dann steht in aller Frühe auch noch Bruno mit Sack und Pack wieder auf der Matte…
„Ach?“ entfährt es Helga bei seinem Anblick spitz. „Das ist ja mal eine Überraschung! Hat Marlene dich vor die Tür gesetzt?“
„Naa, des net“, sagt Bruno. „Aber des war ja nur eine vorübergehende Lösung, ich will die Gastfreundschaft vor der Marlene ja auch nicht überstrapazieren, verstehst?“
„Du hast die Nase voll von ihr!“ stellt Helga mit leichter Schadenfreude fest. „Ist dir jetzt endlich aufgegangen, was für ein Biest sie ist, ja?“
„Mit der Marlene und mir ist alles ganz wunderbar“, schwört Bruno. „Aber wie g’sagt, kann ich doa ja net ewig bleib’n!“
„Ja, hier kannst du aber auch nicht bleiben!“ begrüßt Andy ihn polternd. „Wir haben hier nämlich wegen Überfüllung geschlossen! POPO, ICH MUSS!!!“
„Relax, Grumpy old Andy!“ kommt es aus dem Bad zurück.
„Die Frau Pavarotti ist übrigens immer noch in München“, erklärt Helga mit bissigem Unterton. „Sie hat das Akropolis gerettet und hilft Vasily jetzt dabei, die Wiedereröffnung vorzubereiten.“
„Ach, was net soagst“, murmelt Bruno
Etwas später ist ein wenig Ruhe eingekehrt in der Alten-WG. Bruno hat sich aufs Ohr gehauen, Lola ist zu ihrer Tages-Reha und Popo zur Arbeit, Helga erledigt gemeinsam mit Jekaterina ein paar Einkäufe und Andy und Gabi sitzen am Frühstückstisch.
„Morgen geh ich wieder arbeiten“, erklärt Gabi. „Die Brooks sagt, sie kann mich net noch länger krankschreiben, da müsst’ ich dann langsam mal zu… zu einem… Spezialisten gehen. Und ich will die Anna auch net mehr so lange mit der ganzen Verantwortung allein lassen.“
„Schaffst du das denn schon wieder?“ erkundigt sich Andy besorgt.
„‘s wird schon gehen“, meint Gabi.
„Du schläfst nachts aber immer noch sehr unruhig“, stellt Andy fest. „Aber du sprichst ja kaum darüber.“
„Was soll ich denn auch drüber reden?“ fragt Gabi. „Die Nachrichten san ja voll davon, überall wirst damit konfrontiert, da muss ich net auch noch drüber reden.“
„Vielleicht tut dir die Ablenkung durch die Arbeit ja ganz gut“, versucht Andy ihr Mut zuzusprechen.
„Ja, vielleicht“, meint Gabi schulterzuckend. „Ich weiß auch net. Dieser Putin, des is’ so a Psychopath. Dem ist alles zuzutrauen. Was ist denn, wenn er doch plötzlich seine Atomraketen zündet?“
Gabi beginnt am ganzen Leib zu zittern und Andy sieht sie besorgt an. „Meinst du nicht, dass es vielleicht doch besser wäre, mal zu so einem Spezialisten zu gehen und dir professionelle Hilfe zu suchen?“ fragt er vorsichtig.
„Ich bin doch net plemplem“, lehnt Gabi bedrückt ab.
„Ach, das hat doch nichts mit plemplem zu tun“, mosert Andy. „Aber vielleicht täte dir das gut?!“
„Es is’ ja net nur der Krieg“, klagt Gabi. „Auch die Corona-Zahlen, die wieder so hoch gehen. Und dann soll jetzt dieser `Freedom Day´ kommen. Des fühlt sich alles so falsch an…“
In dem Moment betreten Helga und Jekaterina die Wohnung – vertieft in eine hitzige Diskussion.
„Was ist denn nun schon wieder los?“ brummt Andy genervt.
„Jekaterina möchte ihre Familie zu uns holen“ erklärt Helga mit verzweifelter Stimme.
„Was?“ raunt Andy.
„Ich kann ja verstehen, dass Sie Ihre Familie in Sicherheit haben wollen“, versucht Helga auf die Ukrainerin einzuwirken. „Aber hierher? Wie soll das denn gehen, wir haben doch gar keinen Platz mehr!“
„Das geht auf gar keinen Fall!“ poltert Andy empört.
„Aber des muss ja net zwingend hier bei uns in der Wohnung sein“, mischt sich Gabi ein. „Vielleicht können wir die in der Nachbarschaft… verteilen?“
„Wirklich?“ fragt Jekaterina hoffnungsvoll.
„Wie viele sind das denn?“ fragt Gabi.
„Meine Eltern und meine kleine Schwester“, erklärt Jekaterina. „Bruder wird nicht ausreisen dürfen. Ist gesunder, junger Mann. Wird von ihm erwartet, dass er kämpft für unser Land.“
„Oh Gott, wie schrecklich!“ jammert Helga.
„Eltern sind aber krank!“ berichtet Jekaterina weiter. „Vater sitzt seit Unfall im Rollstuhl, Mutter hat krankes Herz.“
„Und wer, bitte schön, soll die hier aufnehmen?“ dröhnt Andy weiter.
„Es sind ja nicht alle so herzlos wie du!“ sagt Helga schnippisch und erntet einen vorwurfsvollen Blick von ihm.
„Ich find schon, dass es unsere Christenpflicht ist, hier was zu tun“, sagt Gabi.
„Wir könnten die Frau Varese fragen, die wohnt alleine“, findet Helga.
„Sie hat aber auch die kleinste Wohnung hier im Haus“, bemerkt Andy.
„Marlene wohnt ja auch alleine“, überlegt Helga. „Bruno sollte sie mal überreden. Die kann auch jemanden nehmen. Und bei Klaus und Nina bekommen wir auch noch jemanden untergebracht. Ich gucke gleich mal nach, ob der Hase zuhause ist!“
Helga ist voll in ihrem Element und auch Gabi scheint sichtbar aufzublühen angesichts der neuen Herausforderung. Nur Andy bleibt weiterhin verhalten und sieht vor seinem geistigen Auge bereits eine ukrainische Familie in seinem Wohnungsflur campieren…
Als Helga bei Klaus von ihrem Vorhaben erzählt, ist der skeptisch. Einerseits findet er es schon gut, zu helfen, andererseits findet er den Gedanken merkwürdig, fremde Menschen in seiner Wohnung aufzunehmen. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich dabei ausgerechnet um Jekaterinas Familie handelt – schließlich ist Klaus sich Ninas Aversionen der jungen Frau gegenüber durchaus bewusst…
„Ich muss da später erstmal mit Minnie drüber sprechen“, sagt er. „Ich kann das nicht alleine entscheiden, heute Abend melde ich mich nochmal. Aber jetzt hab ich gleich einen wichtigen Termin.“
„Einen Termin?“ fragt Helga neugierig. „Was denn für einen Termin?“
Klaus guckt einen Moment sparsam aus der Wäsche, dann erklärt er: „Mit Herrn Wenninger. Das ist einer der Geschäftsführer von Wenninger & Leimbach, dem Verleger, der das Society-Buch von Nastya und mir rausbringen wird. Es soll bald in Druck gehen.“
„Oh mein Gott!“ entfährt es Helga. „Das wird aber doch hoffentlich unter Pseudonym erscheinen?!“
„Nastya will das auf jeden Fall“, sagt Klaus. „Aber ich würde schon gerne mit meinem richtigen Namen in Erscheinung treten.“
„Warum denn das???“ fragt Helga entsetzt.
„Mum, dieses Buch wird durch die Decke gehen“, erklärt Klaus euphorisch. „Was meinst du, was das für Chancen für meine berufliche Zukunft bietet?!“
„Es birgt vor allem Gefahren!“ mahnt Helga mit dramatischem Unterton. „Du musst nicht nur an deine Karriere denken, sondern vor allem auch an deine Familie!“
„Ich weiß schon, was ich tue!“ entgegnet Klaus stur und komplimentiert seine Mutter schließlich zur Tür hinaus.
Am späten Nachmittag ist Ines in der Alten-WG zu Gast. Sie findet das Vorhaben, Jekaterinas Familie in die Lindenstraße zu holen, sehr ehrenhaft und hilft Helga und Gabi bei ihrer Planung. Schließlich schaut auch Klaus vorbei und erklärt, dass Nina damit einverstanden wäre, die Eltern der Ukrainerin aufzunehmen. Man merkt ihm deutlich an, dass es ihm wohl nicht leicht gefallen ist, Nina zu diesem Schritt zu überreden. Nachdem Klaus gegangen ist, wird Helga wieder zunehmend bedrückt. Das Buch spukt ihr im Kopf herum und der Gedanke, dass Klaus’ richtiger Name damit in Zusammenhang gebracht werden soll, behagt ihr gar nicht. Schließlich hat es im letzten Sommer während der Vorbereitungsphase schon eindringliche Warnungen durch die Sekte gegeben. Wer weiß, wozu diese Leute noch im Stande sind…
Als Helga spontan nochmal zum Supermarkt geht, um sich Eier für ihr Spiegelei zu holen, die sie am Morgen prompt vergessen hat, verabschiedet sich auch Ines und die beiden Frauen gehen gemeinsam ein Stück ihres Weges.
„Stimmt irgendwas nicht, Frau Beimer?“ fragt Ines besorgt. „Sie sind plötzlich so still.“
„Nein, nein, es ist nur...Ach, ich mache mir Sorgen um meinen Sohn!“
„Um den Klaus?“ fragt Ines überrascht. „Aber warum denn? Doch nicht etwa, weil er dieses ukrainische Ehepaar in seiner Wohnung aufnimmt?“
„Nein, es ist… Ach, ich darf eigentlich gar nicht darüber sprechen!“ Helga ist emotional nun völlig aufgewühlt.
„So schlimm?“ fragt Ines nach.
„Ach, Ihnen kann ich das ja ruhig sagen“, flüstert Helga. „Sie sind immer so nett. Aber bitte, sprechen Sie mit niemandem drüber, ja?! Es geht um dieses Buch… Das macht mir große Sorgen.“
„Was denn für ein Buch?“ Ines wirkt sichtlich irritiert. Und so setzt Helga sie, während sie sich verschwörerisch umblickt, mit leiser Stimme über das riskante Buch-Projekt von Klaus und Nastya in Kenntnis.
„Oh je, das ist aber wirklich ein heißes Eisen“, befindet auch Ines am Ende der Ausführungen.
„Ja, das finde ich auch!“ pflichtet Helga ihr bei. „Ich befürchte, Klaus begeht da einen großen Fehler!“
„Ach, nun machen Sie sich mal nicht zu viele Sorgen“, sagt Ines . „Klaus ist ja schließlich erwachsen, der weiß schon, was er tut!“
„Ihr Wort in Gottes Ohr“, jammert Helga.
„Aber findet sich denn da überhaupt ein Verlag, der so ein brisantes Projekt veröffentlichen will?“ erkundigt sich Ines.
„Ja“, erwidert Helga. „Wenninger und irgendwas mit Bach, heißen die. Denen geht es doch auch nur um ihren Profit.“
„Sagt mir nix, der Verlag“, meint Ines schulterzuckend. „Vielleicht ist das ja nur so ein ganz kleines Licht im Verlagsmetier und am Ende liest dieses Buch überhaupt niemand.“
Helga bedankt sich mit gemischten Gefühlen für die aufmunternden Worte und verabschiedet sich. Aber ihr ist die ganze Sache nach wie vor nicht geheuer...

Anna staunt nicht schlecht, als sie an diesem Morgen das Badezimmer betritt und dort auf den nur in Boxershorts bekleideten Ole trifft. Sophies schwuler Schulfreund hat offensichtlich bei Sarah übernachtet…
„Hab ich was verpasst?`“ fragt Anna irritiert, als sie zu Sarah in die Küche kommt. „Ich meine… also ich dachte… er… ist doch… ist er jetzt doch nicht… schwul?“
„Wir haben uns gestern Abend verquatscht, es ist spät geworden, er hatte was getrunken… Also hat er auf der Luftmatratze übernachtet“, erklärt Sarah grinsend. „Alles ganz harmlos.“
„Ach, schade“, erwidert Anna. „Ich fänd’s schön, wenn du mal wieder jemanden kennenlernen würdest.“
Sarah verdreht die Augen und ist ziemlich genervt von ihrer Mutter, als diese kurz darauf bei einem gemeinsamen Frühstück versucht, Ole unauffällig nach dessen Vorlieben in Puncto Beziehung auszuhorchen…
Als Sarah und Ole eine Weile später gemeinsam das Haus verlassen und Ole zu seinem Auto geht, erlebt er eine böse Überraschung: Alle vier Reifen sind platt – sie wurden ganz offensichtlich aufgeschnitten…
„Fuck! Was ist das denn?“ ruft er fassungslos und betrachtet sich die Bescherung. „Passiert sowas hier öfter?“
„Eigentlich nicht“, erwidert Sarah und kann’s selbst nicht begreifen. „Jedenfalls nicht, dass ich wüsste!“
Es hilft alles nichts, der Wagen ist fahruntüchtig und ein einzelner Reservereifen im Kofferraum bringt hier keine Abhilfe. Sarah informiert schließlich Jack und gemeinsam mit ihr und Ludde schieben die beiden das Auto die paar Meter in die Werkstatt. Da Jack die passenden Reifen glücklicherweise vorrätig hat, verspricht sie, sich der Sache gleich anzunehmen. Da Sarah in die Kanzlei muss, begibt sich Ole, um die Wartezeit zu verkürzen, auf einen Kaffee ins Marcellas. Auf dem Weg dorthin telefoniert der freiberufliche Hochzeitsplaner mit den Klienten, mit denen er jetzt gleich eigentlich einen Termin hätte, erklärt ihnen, was ihm passiert ist und vereinbart ein späteres Treffen. Dabei bemerkt er nicht, dass er von einer vermummten Gestalt beobachtet wird, die sich im Eingang des Supermarktes herumdrückt…
Auch während Ole im Café sitzt und sich am Tresen mit Marcella unterhält, wird er von draußen beobachtet.
Derweil erzählt Sarah ein Stockwerk höher in der Kanzlei ihrem Chef Tristan, was vorgefallen ist.
„Hat er denn Feinde?“ erkundigt sich der Anwalt.
„Feinde?“ fragt Sarah fassungslos. „Ganz sicher nicht, Ole ist der netteste und gutmütigste Mensch, den man sich vorstellen kann, wie soll der sich denn Feinde machen?“
„Beruflich vielleicht?“ überlegt Tristan.
„Er ist Hochzeitsplaner“, erklärt Sarah. „Wenn man den Leuten den schönsten Tag ihres Lebens beschert, ist das auch nicht unbedingt der Job, mit dem man sich Feinde macht…“
„Na ja, für mich sieht das aber schon so aus, als ob es da jemand gezielt auf ihn, bzw. auf sein Auto abgesehen hätte“, überlegt Tristan. „Wenn es dem Täter einfach nur darum gegangen wäre, irgendetwas zu zerstören, hätte er sich vermutlich nicht die Mühe gemacht, alle vier Reifen aufzuschlitzen.“
Sarah wird nachdenklich, aber sie kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendwer ein Interesse daran hätte, ausgerechnet dem herzensguten Ole zu schaden. Doch dann schießt ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf: Was, wenn dieser Anschlag eigentlich gar nicht Ole gegolten hat, sondern ihr? Was, wenn der Stalker sie in München aufgespürt hat? In Hamburg hat er ihr schließlich auch schon mal die Fahrradreifen zerstochen. Und auf Föhr hat er dann Fabian verfolgt, nachdem sie diesen in ihrem Urlaub dort wiedergetroffen hat. Was, wenn er jetzt hier ist und wenn er nun Ole für ihren Freund hält und sich deshalb an seinem Auto abreagiert hat? Sarah läuft es plötzlich eiskalt den Rücken runter? Sollte sie zur Polizei gehen und denen ihren Verdacht schildern? Aber die würden das garantiert sowieso alles wieder nicht ernst nehmen… Nervös tritt Sarah an diesem Nachmittag immer wieder an das Fenster ihres Büros, von wo aus sie die ganze Lindenstraße bis hin zur Kastanienstraße überblicken kann. Ist er möglicherweise in der Nähe und beobachtet sie? Sarah fällt jedoch niemand ins Auge, der in Frage kommen könnte. Allerdings sind die wenigen Menschen, die an diesem kalten, regnerischen März-Tag draußen unterwegs sind, auch vermummt in Mänteln mit Kapuze oder versteckt unter Regenschirmen. Jedenfalls haben es alle ziemlich eilig, an ihr Ziel zu kommen, keiner bleibt irgendwo lange stehen und verbringt mehr Zeit als nötig bei dem Wetter da draußen.
Sarah fasst schließlich einen Entschluss: Sie ruft Fabian an, mit dem sie während des Föhr-Urlaubs ja die Handynummern getauscht hat. Fabian wirkt ernsthaft überrascht, aber ebenso ernsthaft erfreut über den unerwarteten Anruf. Sarah führt zunächst belanglosen Small Talk. Doch dann erkundigt sie sich, ob sich bei Fabian in der letzten Zeit nochmal irgendwas Verdächtiges abgespielt hat, ob er sich nochmal verfolgt gefühlt hat oder ähnliches. Fabian verneint dies und Sarah ist sich nicht sicher, ob sie das nun beruhigend oder doch eher beunruhigend finden sollte. Vielleicht ist ihr Stalker ja zwischenzeitlich doch in München angekommen? Weit weg von Föhr, weit weg von Hamburg…
Sarah ist vollkommen unentschlossen, wie sie sich nun verhalten soll. Am Abend will sie mit Anna über das Thema sprechen, doch beim gemeinsamen Abendessen ist Emil so dermaßen mit Erzählungen aus seinem heutigen Schultag zugange, dass sie überhaupt keine Gelegenheit findet, dazwischen zu kommen. Zu guter Letzt fasst sie den Entschluss, ihre Familie vorerst gar nicht mit der Sache zu belasten. Stattdessen ruft sie später nochmal Ole, erkundigt sich, ob mit seinem Auto wieder alles okay ist und erzählt ihm schließlich von ihren Befürchtungen. Sie rät ihm, die Augen offen zu halten und sich sofort zu melden, falls ihm etwas Ungewöhnliches auffällt. Er verspricht es, ist sich aber nicht sicher, ob Sarah nicht vielleicht doch ein wenig überreagiert und schon Gespenster sieht…

Mandy ist am Morgen gemeinsam mit Tochter Phoebe auf dem Weg zum Einkaufen. Als die beiden den Supermarkt betreten wollen, kommt ihnen David entgegen.
„Der nackte Mann!“ ruft Phoebe begeistert und kichert laut, während Mandy und David sich etwas verkrampft gegenüber stehen.
„Hast du denn heute keine Schule?“ fragt David das Mädchen schließlich, um irgendwie die unangenehme Stille zu durchbrechen.
„Ich hab Phoebe für den Rest der Woche krank gemeldet“, erklärt Mandy. „Die hatten gestern wieder zig positive Corona-Fälle in der ihrer Klasse. Mir ist das echt zu unsicher.“
„Besser wird es bestimmt nicht so schnell“, befürchtet David.
„Wer weiß, vielleicht wenn’s endlich wärmer wird“, hofft Mandy. „Ich fühl mich jedenfalls nicht wohl dabei, mein Kind jeden Tag in so einen Hotspot zu schicken.“
„Schläfst du bald mal wieder bei Mama?“ erkundigt Phoebe sich neugierig.
„Oh, Phoebe, bitte!“ tadelt Mandy ihre Tochter.
„Ich glaube, eher nicht“, erwidert David verlegen und wird rot.
„Schade eigentlich“, befindet Phoebe. „Seitdem du nicht mehr kommst, ist Mama irgendwie so unentspannt.“
Mandy sieht ihre Tochter fassungslos an. Dann wird sie knallrot und sagt: „Kinder!“
David tritt nervös von einem Fuß auf den anderen. Mandy verabschiedet sich eilig und schiebt ihre Tochter vor sich her in den Supermarkt.
„Du kannst uns ruhig mal wieder besuchen“, ruft Phoebe David im Weitergehen zu. „Gerne auch angezogen!“
„Ey, Phoebe, es reicht!“ hört David Mandy noch schimpfen, ehe die beiden im Lärmpegel des Geschäfts untergehen…
„Kindermund tut Wahrheit kund!“ meint Wasti lachend, als David eine halbe Stunde später mit ihm im Marcellas sitzt und von der Begegnung mit Mutter und Tochter berichtet hat. Weil David nur schweigend in seinem Kaffee rührt, fügt Wasti hinzu: „Also das Mädel scheint dich jetzt ja nicht unbedingt abgrundtief zu hassen!“
„Aber ihr Bruder!“ erwidert David. „Der wäre bestimmt alles andere als begeistert, wenn ich zu Besuch käme – auch angezogen.“
Wasti findet die Situation ziemlich lustig und klopft sich grölend auf die Schenkel, David hingegen ist so gar nicht nach Lachen zumute … ihm geht die Begegnung mit Mandy den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf, doch ihr geht es diesbezüglich auch nicht anders. In dieser kurzen gemeinsamen Zeit, da war so viel Leichtigkeit. Sie hat sich in seiner Gegenwart so gut gefühlt, wie schon lange nicht mehr und konnte sogar ihre Krankheit ausblenden. Sie vermisst ihn schon sehr, wie sie sich bitter eingestehen muss… Aber sie will Jeremy das nicht antun. Er würde es nicht akzeptieren, wenn sie einen neuen Mann in ihr Leben holen würde. Phoebe schon eher, sie kann sich kaum noch an ihren Vater erinnern, im Gegensatz zu Jeremy, der ihn immer noch vermisst…
Wasti rät David derweil, Mandy nicht kampflos aufzugeben. Wenn sie ihm so viel bedeutet, soll er in die Offensive gehen, sie nochmal aufsuchen und ihr sagen, wie stark seine Gefühle für sie sind. Doch David will sich nicht in ihre Familie drängen, denn ihm ist klar, dass ihre Kinder ihr ohnehin wichtiger sind, als er…
Mandy bekommt am Abend Besuch von Iris, der sofort auffällt, wie bedrückt die Stimmung ihrer Nachbarin ist…
„Was ist denn los?“ fragt die Ärztin besorgt. „Gibt es schlechte Neuigkeiten? Warst du wieder zu einer Untersuchung?“
„Nein“, entgegnet Mandy. „Die letzte Untersuchung hatte ich im Januar, da war alles unverändert, es ist nicht schlimmer geworden. Ich bin jetzt erst im Frühsommer wieder dran.“
„Aber irgendwas hast du doch“, hakt Iris nach – und so erzählt Mandy ihr schließlich alles von David, der kurzen Romanze und den Gefühlen, die sie für ihn hat. Schon lange habe sie sich in der Gegenwart eines Mannes nicht mehr so vollkommen wohl und glücklich gefühlt. Iris kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, schließlich hat sie die sprühenden Funken zwischen ihr und David schon unlängst richtig gedeutet.
„Ich kann das aber nicht“, sagt Mandy. „Ich darf nicht. Jeremy zuliebe nicht. Er käme damit nicht klar. Er hat den Tod seines Vaters nie richtig verkraftet. Wenn ich jetzt einen anderen Mann in unser Leben lasse…“
Iris ist jedoch anderer Meinung. Sie findet, dass Jeremy nicht das Recht hat, ihr ein neues Liebesglück zu verwehren…
„Natürlich ist das nicht leicht für ihn“, gibt Iris zu. „Lara hat auch immer heftig rebelliert, wenn es neue Männer in meinem Leben gab. Aber letztendlich kann man sich auch als Kind irgendwann damit arrangieren.“
„Aber der Unterschied ist, dass Laras Vater nicht tot ist“, erwidert Mandy. „Im Gegenteil, du bist ja inzwischen sogar wieder mit ihm zusammen.“
„Aber eben weil dein Mann tot ist, wird er nicht mehr zu euch zurückkommen“, sagt Iris. „Das muss Jeremy auch irgendwann akzeptieren.“
„Was muss ich akzeptieren?“ Jeremy steht plötzlich in der Küchentür und sieht die beiden Frauen am Tisch alarmiert an.
„Nichts, mein Schatz!“ sagt Mandy schnell. „Es ist alles in Ordnung.“
Der Junge blickt jedoch misstrauisch zwischen den beiden hin und her, dann fragt er plötzlich aufgebracht: „Ist das wegen dem…. wegen dem Typen? Ist der wieder da? Triffst du dich wieder mit ihm?“
„Nein! Nein, nein, tue ich nicht!“ sagt Mandy schnell. Doch Jeremy scheint ihr nicht so recht zu glauben.
„Jeremy, deiner Mutter tut es wahnsinnig gut, wenn sie auch mal…!“ Iris bricht mitten im Satz ab, als sie den warnenden Blick sieht, den Mandy ihr vorwurfsvoll zuwirft.
„Also doch!“ schreit Jeremy empört. „Ich will das nicht! Ich will DEN nicht! Ich will den hier nicht haben!“
„Natürlich nicht!“pflichtet Mandy ihm schnell bei.
„Und warum triffst du dich dann wieder mit ihm?“ schreit Jeremy.
„Tu ich doch gar nicht!“ wehrt Mandy ab.
„Und warum redet ihr dann so?“ Der Junge ist jetzt auf 180. Ihr blitzt seine Mutter böse an und brüllt: „Wenn du mit dem was anfängst… dann gehe ich freiwillig ins Heim!!!“

CLIFFHANGER auf: Mandy Peschke

Mitwirkende Personen
Mandy Peschke
Jeremy Peschke
Phoebe Peschke
David Krämer
Ines Krämer
Wasti Huber
Dr. Iris Brooks
Anna Ziegler
Sarah Ziegler
Emil Ziegler
Tristan von Sassnitz
Jack Aichinger
Ludde Mayer
Marcella Varese
Helga Beimer
Klaus Beimer
Lola Zenker
Andy Zenker
Gabi Zenker
Bruno Skabowski
Popo Wolfson
Fabian Feldmann
Jekaterina Litwinski
Ole Krawinkel

© ‚popo wolfson‘ 2022

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: So 20. Mär 2022, 00:02 


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1826 - Reifenschlitzer
BeitragVerfasst: So 20. Mär 2022, 10:32 
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Registriert: Mi 15. Sep 2010, 12:37
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Danke Popo, wieder eine wunderbare Folge, du beschreibst das alles sehr plastisch, als wäre man dabei top


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