Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1776 - Verbrannte Erde
BeitragVerfasst: Sa 3. Apr 2021, 23:05 
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Folge 1776: Verbrannte Erde

Spieltag: Donnerstag, 01.04.2021

Jack begibt sich an diesem Morgen bereits früh in den Supermarkt, um vor der Arbeit noch ein paar Besorgungen zu machen So unmittelbar vor dem Oster-Wochenende ist es am Nachmittag sicher wieder viel zu voll, um noch in Ruhe einkaufen zu können. Dabei ist Jack schon froh, dass die Regierung ihren Plan, den Gründonnerstag zur Eindämmung der Pandemie in diesem Jahr ebenfalls zum Ruhetag zu erklären, wieder verworfen hat. Mittwoch oder gar Samstag hätte sie es vermutlich gar nicht mehr auf die Reihe gekriegt, auch noch einkaufen zu gehen. Als Jack zurück zur Villa Dressler geht, sieht sie dort Iris und Andrea, die fassungslos auf dem Gehweg stehen und das Haus anstarren. Und dann entdeckt Jack selbst die Farbschmiererei, die irgendwer an die Hausfassade neben den Eingang gesprüht hat und die ihr vorhin beim Weggehen – mit dem Haus im Nacken – natürlich gar nicht aufgefallen ist: HIER WOHNT EIN KINDERFICKER! prangt dort in großen, schwarzen Buchstaben.
„Was ist das denn für 'ne Scheiße?“ fragt Jack fassungslos.
„Das fragen wir uns auch gerade“ erwidert Andrea.
In diesem Moment rauscht Lisa herbei, regt sich lautstark darüber auf, dass ihr Verhältnis zu Paul so schlecht geworden ist und dass daran alleine dieser furchtbare Mika Schuld ist, mit dem er jetzt auch noch in diese unselige Wohnung zieht... und erstarrt dann in Anbetracht des Schriftzugs.
„Oh“, entfährt es ihr nach einer Schrecksekunde, ehe sie Jack fragt: „Warst du das?“
„Ja klar“, erwidert Jack und blickt Lisa giftig an, „ich schmier mir so einen Mist an meine eigene Hauswand!“
„Das kann so jedenfalls nicht bleiben“, mischt sich nun Iris ein, „was sollen die Patienten denken?!“
„Ich sorg' dafür, dass das heute noch weg kommt!“verspricht Jack.
Oben in der Villa berichtet Jack Ben, Gung und Ludde von der Schmiererei und fragt sie, ob einer von ihnen den Dreck entfernen kann, sie müsse dringend in die Werkstatt.
„Ich versteh echt nicht, wer sowas macht“, rätselt Jack. „Was denken diese Idioten sich?“
Ludde räuspert sich und murmelt: „Ich fürchte, dass bezieht sich wohl auf mich.“
Als die anderen Drei ihn irritiert ansehen, flucht er: „Dieser verdammte, kleine Pisser“ und erzählt schließlich, was in der Vorwoche geschehen ist.
„Konfuse sagt, mit Liebe spielt man nicht“, erklärt Gung und schaut Ludde böse an.
„Ich habe auch nicht gespielt“, gibt Ludde scharf zurück, „ich hab ihr lediglich helfen wollen, damit sie nicht länger von diesem kleinen Pisser belästigt wird.“
„Wie auch immer“, wirft Jack ein, „ich muss jetzt los und dieser Dreck muss weg, sonst kriegt Iris die Krise.“
„Ich kümmere mich drum“, sagt Ludde.
Derweil ist Yannik bereit, die vermeintliche Beziehung von Ludde und Antonia weiter zu sabotieren und hat sich schweren Herzens dazu entschlossen, Antonias Mutter über das Treiben ihrer Tochter in Kenntnis zu setzen. Mit mulmigem Gefühl klingelt er bei Zenker/ Landmann in der Kastanienstraße. Iffi , die nach ihrem Beinbruch inzwischen aus der Reha zurück ist, ist irritiert, als sie nach dem Öffnen Yannik vor ihrer Wohnungstür entdeckt.
„Wolltest du zu Antonia?“ fragt sie. „Die ist nicht da.“
„Nein, ich...äh...ich...ich wollte zu Ihnen“, stottert Yannik.
„Zu mir???“
„Ich...äh....also....ja...also, ich...ich meine...“
„Ja, was denn nun?“ fragt Iffi gereizt. „Ich hab nicht ewig Zeit. Weißt du, was ich alles zu tun habe? Ich konnte wochenlang nicht richtig arbeiten, wegen dieser blöden Reha, ich muss jetzt so viel...“
„Wussten Sie, dass Ihre Tochter einen Freund hat, der mindestens 15 Jahre älter ist als sie?“ platzt es aus Yannik raus.
„Bitte???“ fragt Iffi überrumpelt. „15 Jahre älter... als ich?“
„Nein, als Antonia!“
„Das ist Unsinn, das wüsste ich“, sagt Iffi schnell – muss sich aber im selben Augenblick insgeheim eingestehen, dass sie im Grunde nicht mehr sehr viel über Antonia weiß.
„Doch“, sagt Yannik, „den Herrn Meyer.“
„Wer soll das denn sein?“ fragt Iffi verwirrt.
„Der Herr Meyer aus der Lindenstraße?!!“ fragt Yannik mehr, als er antwortet.
„Den kenne ich nicht“, erklärt Iffi, „ich wüsste auch nicht, dass es hier jemanden gibt, der so heißt.“
„Doch, der wohnt in der Villa“, berichtet Yannik, „in der Wohnung über der Arztpraxis“
In Iffis Kopf arbeitet es – und plötzlich geht ihr ein Licht auf! „Der Bruder von Jack???“ fragt sie fassungslos.
„Ja, ich glaub schon“, entgegnet Yannik.
„Das ist Unsinn“, beteuert Iffi erneut, „wie kommst du denn auf sowas?“
„Antonia hat mir das selber gesagt“, erklärt Yannik. „Und letzte Woche haben sich die beiden geküsst, hier vorne, mitten auf der Straße.“
„Ich fass es nicht“, entfährt es Iffi empört – und sie schlägt dem verdutzten Yannik die Tür vor der Nase zu.
Nachdem Ludde und Ben zwischenzeitlich feststellen müssen, dass sie die Schrift nicht so einfach von der Wand bekommen, besorgen sie sich Farbe. Als sie gerade beginnen wollen, die Schweinerei zu überstreichen, kommt Konstantin vorbei. „Oh“sagt dieser. „Das ist jetzt aber mal nicht auf mich bezogen.“ Dennoch fühlt er augenblicklich eine innere Anspannung beim Anblick der Worte.
„Nee, damit bin ich gemeint“, sagt Ludde.
„Du?“ fragt Konstantin.
„Ein Missverständnis“, wirft Ben ein.
Bevor Ben und Ludde die Wand wirklich wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurück versetzen, macht Ludde noch ein Handyfoto von der Schmiererei, wild entschlossen, den 'kleinen Pisser' noch für sein Machwerk zur Rechenschaft zu ziehen.
Und tatsächlich ergibt sich für Ludde schon kurze Zeit später eine Möglichkeit für die erhoffte Konfrontation mit Yannik, als er diesen zufällig vom Haus Nr. 3 kommend über die Straße in Richtung Supermarkt schlendern sieht. Als Yannik den Supermarkt nach ein paar Minuten wieder verlässt, lauert Ludde ihm vor dem Ausgang auf. Yannik weiß kaum, wie ihm geschieht, als Ludde ihn am Kragen packt – noch brutaler als in der Woche zuvor – und ihn gegen die Hauswand schleudert. Yannik japst aus Panik und Luftnot, während Ludde ihm den Hals zudrückt und ihn aufs Übelste wegen seiner Aktion mit der Hauswand beschimpft und bedroht. Schließlich ballt Ludde in seiner rasenden Wut die Faust, donnert sie dann aber statt in Yanniks Gesicht blindlings gegen die Hauswand daneben und lässt Yannik dann im Angesicht des plötzlichen Schmerzes los. Yannik nutzt den Moment und sprintet über die Straße, läuft dabei fast vor ein Auto, verliert unterwegs seine Einkäufe, bestehend aus einer Tüte Chips, einem Päckchen Kaugummis und einer Cola, und flüchtet sich ins Haus Nr. 3. Doch Ludde ist noch nicht fertig mit ihm.
In der Zwischenzeit kommt Antonia, begleitet von Annalena und Lovis nach Hause, nachdem Iffi ihr mehrmals energisch auf die Mailbox gesprochen hat.
„Was ist denn jetzt wieder los?“ nöhlt Antonia.
„Würdet ihr beiden bitte nach Hause gehen? Ich muss mit meiner Tochter unter vier Augen sprechen“, verweist Iffi die beiden Wendland-Schwestern höflich aber bestimmt aus der Wohnung.
„Sag mal, bist du bescheuert?“ fährt Iffi ihre Tochter an, als die beiden alleine sind.
„Was denn jetzt wieder?“ will Antonia wissen.
„Was fällt dir ein, dich mit so einem Typen einzulassen?“ keift Iffi.
„Was für ein Typ?“ fragt Antonia zunächst verständnislos – doch im nächsten Augenblick geht ihr auf, woher der Wind weht. „Hat Yannik mich verpetzt?“ fragt sie empört.
„Das ist überhaupt nicht nötig. Wenn du mit so einem Typen hier mitten in der Öffentlichkeit rumknutscht, dann bekomme ich das so oder so mit. Was fällt dir ein...? Mit so einem Typen... Der ist doch kriminell, hab ich gehört... Und uralt... ich fass das alles nicht!“
Antonia will die ganze Sache aufklären, doch dann findet sie plötzlich Gefallen daran, ihre Mutter zu provozieren. Und so sagt sie lediglich: „Er ist ein Hammertyp“ und schließt sich in ihrem Zimmer ein. Eine fassungslose Iffi bleibt im Wohnungsflur zurück. Antonia freut sich diebisch über diesen Triumph über ihre hysterische Mutter – doch dann bekommt sie Gewissensbisse, da sie plötzlich befürchtet, dass Iffi Ludde nun Schwierigkeiten machen könnte.
Ludde schlägt in der Zwischenzeit bei der Wohnung Schildknecht/ Zöllig auf. Als Sunny ihm öffnet, berichtet Ludde ihr von Yanniks Schmierereien an der Villa Dressler. Augenblicklich steht auch Tanja im Flur und hört interessiert mit. Und gleich darauf wird auch Yannik, der in seinem Zimmer lauschend alles mitanhört, in den Flur zitiert und zur Rede gestellt. Yannik versucht, sich zu verteidigen und erzählt von Luddes verbotenem Verhältnis mit Antonia. Ludde berichtet daraufhin, dass dies nur Fake war, weil Antonia keine Lust mehr auf Yanniks permanente Nachstellungen hatte, und dass ihm nichts ferner läge, als sich auf eine Beziehung mit einer Minderjährigen einzulassen. Nach längerem verbalem Hin und Her entschuldigt sich Yannik schließlich bei Ludde und man einigt sich darauf, dass er die Wandfarbe von seinem Taschengeld abzahlen muss. Nachdem Ludde fort ist, regt Tanja sich erneut lautstark über Yannik auf und all die Probleme, die er macht, seitdem er nach München gekommen ist. Sunny verteidigt ihren Sohn, indem sie ihre Meinung äußert, dass er es doch nur gut gemeint habe; er sei zum ersten Mal bis über beide Ohren verliebt und habe befürchtet, dass seine 15jährige Angebetete sich von einem doppelt so alten Mann sexuell ausnutzen lässt. Dennoch ist Tanja der Meinung, dass dies noch lange nicht rechtfertige, dass Yannik Wände beschmiere, das sei nämlich Sachbeschädigung und somit ebenfalls eine kriminelle Handlung. Tanjas Abneigung gegen Yannik und seine Anwesenheit steigt weiter.
In der Kastanienstraße ist inzwischen Roland nach Hause gekommen und wird sofort von Iffi über die neuesten Ereignisse informiert. Antonia belauscht von ihrem Zimmer aus eine Weile die aufgeregte Diskussion der beiden. Schließlich traut sie sich vor und beichtet den beiden, dass sie nichts mit Ludde habe und das alles nicht echt gewesen sei.
„Was zum Teufel fällt dir ein?“ poltert Roland los. „Reischt ös dör nüscht, was du Konstantin angeton hast?“
„Also wirklich, Antonia, ich fasse es nicht“ keift Iffi. „Was denkst du dir nur?“
„Aber das ist doch nur, weil mich dieser behinderte Neffe von Nina einfach nicht in Ruhe gelassen hat“, verteidigt sich Antonia.
„Antonia, rede nicht so über andere Menschen“, empört sich Iffi, „dieser Junge ist nicht behindert. Er ist vielleicht ein wenig sonderbar, aber das bleibt ja auch nicht aus, wenn man so einen Vater hat... also... Mutter... also... naja, du weißt schon, was ich meine. Jedenfalls ist er NICHT behindert.“
„Ich hab aber trotzdem keinen Bock auf den“, regt Antonia sich weiter auf. „Wenn ich die Fresse von dem schon sehe. Ich will nichts von dem.“
„Ja, denn sog ihm dös“, mischt sich Roland wieder ein.
„Hab ich doch“, jammert Antonia, „aber der begreift's ja nicht.“
„Aber deswegen kannst du doch nicht solche Lügenmärchen erfinden“, zetert Iffi weiter. „Du hast doch bei Konstantin gesehen, wo das hinführt. Außerdem, freu dich doch, dass sich ein Junge in deinem Alter so hartnäckig für dich interessiert. Das ist doch ein schönes Kompliment für dich.“
„Warum?“ giftet Antonia. „Weil du in meinem Alter schon zehn an jedem Finger hattest? Ich will aber nicht so eine Schlampe werden, wie du!“
Voll fassungsloser Empörung verpasst Iffi ihrer Tochter eine Ohrfeige. Während sich Antonia wütend in ihr Zimmer einschließt, klagt Iffi Roland ihr Leid.
„Sie entgleitet mir völlig“, wimmert Iffi, „ich erkenne meine Termite überhaupt nicht mehr wieder. Sie wird mir immer fremder. Sie braucht einfach ihren Vater, aber der sitzt ja im Gefängnis.“
„Aber ösch bin doch och noch da“, meint Roland.
„Natürlich. Und du bist auch ganz wundervoll zu Toni“, beteuert Iffi. „Aber du bist nun mal trotzdem nicht ihr leiblicher Vater. Und der fehlt ihr jeden Tag. Und an allem ist dieser gottverdammte Robert Engel Schuld.“
Schluchzend stürzt Iffi ins Badezimmer und lässt einen nachdenklichen Roland in der Küche zurück..
Zur gleichen Zeit muss Simon in der Schildknecht/Zöllig-Wohnung feststellen, dass Yannik trotz des wieder einmal schiefhängenden Haussegens bester Laune ist.
„Alter, was' mit dir denn los?“ fragt Simon verwundert.
Und Yannik erklärt Simon begeistert, dass er sich nun, wo er weiß, dass die vermeintliche Beziehung zwischen Antonia und Ludde nie stattgefunden hat, wieder Hoffnungen machen kann.
„Boah, Alter, die will nichts von dir“, sagt Simon, „wann checkst du das endlich?“
Aber Yannik bleibt zuversichtlich – und überlegt sich bereits, wie er Antonia doch noch rumkriegen könnte...


Paul und Mika ziehen heute in ihre erste eigene Wohnung in die Lindenstraße 1. Als Paul damit beginnt, seine Sachen aus seinem Zimmer zu räumen, ist die Stimmung zwischen ihm und Lisa mal wieder frostig kalt. Als Lisa sich auf den Weg zur Arbeit macht, bittet sie Paul ein weiteres Mal, nicht in diese Wohnung zu ziehen, und reibt ihm erneut unter die Nase, was er ihr damit antut.
„Tut mir leid“, sagt Paul, „aber es muss sein.“
Und ohne ein weiteres Wort mit ihrem Sohn zu wechseln, verlässt Lisa die Wohnung.
Obwohl Paul kurzzeitig den Anflug eines schlechten Gewissens hat, macht er sich voller Tatendrang gemeinsam mit Mika an seinen Umzug. Die beiden werken und räumen den ganzen Tag und sind begeistert von ihrer neuen Wohnung. Allerdings beschließen sie auch, sich so schnell wie möglich noch einen weiteren Mitbewohner zu suchen, um den Preis von die Miete so gering wie möglich zu halten.
Derweil muss Andrea den ganzen Tag auf der Arbeit unter Lisas schlechter Laune leiden. Und als sie es wagt, Lisa zu fragen, ob sie vielleicht einfach ein Problem damit habe, loszulassen und Paul sein eigenes Leben zu gönnen, bekommt sie sofort gewaltig den Wind von vorne.
„Es geht ja gar nicht darum, dass Paul erwachsen wird und sein eigenes Leben lebt“, erklärt Lisa Andrea schließlich leise. „Und ich hab auch kein Problem damit, dass er schwul ist. Wirklich nicht! Aber dieser Mika. .. Der ist einfach nicht der Richtige für ihn, der nutzt ihn doch nur aus. Und dann diese Wohnung... Ausgerechnet diese verfluchte Wohnung.“
Andrea schweigt dazu. Später, nach Feierabend, begegnet sie zufällig Murat auf der Straße. Die beiden kommen ins Gespräch und als Andrea ihn darauf anspricht, ob es zuhause bei den Dagdelens gerade immer noch nicht so einfach zu sein scheint, meint Murat, dass es immer schlimmer werde. Dann fragt er Andrea, ob bei ihr denn alles in Ordnung sei in ihrer Beziehung mit Jakob – und muss dabei an die Begegnung denken, die er neulich mit ihm und der fremden Frau hatte.
„Ja, alles gut eigentlich“, sagt Andrea. „Nur...“
„Nur, was?“ will Murat wissen.
„Ach, Jakob hat halt immer so wenig Zeit, wir sehen uns manchmal tagelang nicht, weil er so viel zu tun hat. Dabei ist unserer Beziehung doch noch so frisch. Da würde ich ihn schon gerne öfter sehen, verstehst du?“
„Hat er denn als Kellner in diesem Cafe sooo viel zu tun?“ fragt Murat. „Noch dazu, wenn im Lockdown eh alles dicht ist?“
„Naja, das ist ja nur so ein Nebenjob“, erklärt Andrea. „Eigentlich gründet er gerade ein Start Up, zusammen mit einem Kumpel.“
„Mit einem Kumpel“, wiederholt Murat und muss dabei wieder an die Fremde denken.
„Ja“, entgegnet Andrea versonnen.
„Was ist das denn für ein Start Up?“ erkundigt sich Murat.
„Ach Gott“, sagt Andrea. „Ja, wenn ich das mal wüsste. Er hat mir das erklärt, aber ehrlich gesagt, hab ich nur Bahnhof verstanden. Irgendwas mit Bitcoins? Oder, nee, Bits und Bytes? Betriebs...irgendwas? Ach, keine Ahnung, ich versteh doch nix von solchen Dingen. Wenn es jetzt um Heilpflanzen ginge oder so. Aber das... Ich weiß es nicht... Aber es ist brestimmt eine tolle Sache, wenn Jakob sich da so reinhängt...“
„Bestimmt“, murmelt Murat nachdenklich. „Du, Andrea, ich... äh...“
„Ja?“
„Ich muss dir da was sagen.“
„Ja?“ fragt Andrea neugierig.
„Ich...äh... also... Jakob... also letztens... ähäm...also...“
„Ja?“
„Ach, gar nichts“, beendet Murat hastig seinen Versuch, Andrea reinen Wein einzuschenken. Was, wenn er sich doch geirrt hat? Er will Andrea auch nicht vor den Kopf stoßen. Die ist immer so nett. Und sie ist so sensibel. Das hat sie nicht verdient.
„Schönen Abend noch“, sagt er eilig und lässt sie stehen. Andrea fühlt sich nun ein wenig überrumpelt und blickt ihm irritiert hinterher.
Als Murat kurze Zeit später nach Hause kommt, herrscht zwischen ihm und Lisa auch weiterhin die im Hause Dagdelen inzwischen schon fast obligatorische Eiszeit – denn Pauls Auszug hat die Situation wahrlich nicht verbessert...

Am heutigen Gründonnerstag eröffnet die Buchhandlung Engel in der Lindenstraße. Helga und Gabi haben in den letzten Tagen dafür gesorgt, dass sich die Nachricht, dass deren Inhaber ausgerechnet Robert Engel ist, wie ein Lauffeuer in der Nachbarschaft verbreitet hat. Und natürlich haben die Lindensträßler dies zum größten Teil mit Fassungslosigkeit und Empörung zur Kenntnis genommen. Allen voran Alex, der längst nicht vergessen hat, was Engel vor einigen Jahren Iris angetan hat, und Iffi sind sehr aufgebracht darüber und haben in der Straße bereits eifrig zum Boykott gegen den neuen Laden aufgerufen. Die übrigen Anwohner, denen Robert Engel noch bekannt ist, sind aber eher unschlüssig. Zum einen möchte niemand ihn in der Nachbarschaft haben und dass besonders Alex und Iris sowie Iffi und ihre Familie eine besonders große Abneigung verspüren, ist allen mehr als verständlich, zum anderen sind die Lindensträßler aber von Natur aus sehr neugierig. Und so beobachten sie an diesem Morgen hinter ihren Fenstern oder von etwas weiter entfernt liegenden Punkten der Straße aus doch sehr interessiert, wie Robert Engel zum ersten Mal sein Geschäft aufschließt und draußen vor dem Schaufenster eine Art Wühltisch mit Sonderangeboten platziert. Nachdem schon ein wenig Laufkundschaft den Laden betreten und wieder verlassen hat, ist auch Helga eine der ersten aus der Straße, die zunehmend die Neugier packt. Unentschlossen scharwenzelt sie in der Nähe der Buchhandlung auf der Straße herum, kann sich aber nicht so recht durchringen hineinzugehen. Als sie gerade all ihren Mut zusammennimmt und den Eingang ansteuert, erklingt hinter ihr ein empörtes: „Du willst da aber jetzt nicht wirklich rein gehen, oder?“ Andy steht fassungslos auf der anderen Straßenseite. Wie eine ertappte Sünderin flüstert Helga hastig: „Natürlich nicht“, und schlägt stattdessen eilig den Weg zum Supermarkt an.
Der erste Lindensträßler, der das neue Geschäft dann kurze Zeit später tatsächlich aufsucht, ist Carsten.
„Oh, welch Glanz in meiner bescheidenen Hütte“, begrüßt Engel Carsten in seiner gewohnt arrogant-herablassenden Art. „Aber dass ausgerechnet du dich als erster aus dieser Straße bei mir blicken lässt, hätte ich nun wirklich nicht erwartet.“
„Spar dir das“, murrt Carsten. „Was soll der Mist hier?“
„Was meinst du?“ fragt Robert scheinheilig. „Das ist eine Buchhandlung.“
„Ja“, erwidert Carsten. „Warum?“
„Nun ja“, meint Robert. „Ich hab geerbt. Von einem Onkel. Ein Bruder meiner Mutter. Ich hab den Mann seit fast 40 Jahren nicht gesehen. Himmel, ich kann mich kaum an ihn erinnern. Aber er war mein letzter lebender Verwandter und hat mir alles vermacht. Ist zwar kein großer Reichtum, aber ein nettes Sümmchen. Für den Traum, nochmal eine Buchhandlung zu eröffnen, hat es gereicht. Du weißt ja, dass das mein Ding ist...“
„WARUM?“ fragt Carsten nochmal, diesmal deutlich energischer.
„Nach meinem letzten Gefängnisaufenthalt dachte ich, es ist an der Zeit, mal wieder was Seriöseres zu versuchen“, gibt sich Engel weiterhin betont unschuldig. „Ist jetzt schon irgendwie ein blöder Zeitpunkt jetzt, mit all den Auflagen und Hygienevorschriften. Aber wer weiß schon, wie lange dieser ganze Corona-Scheiß noch dauert...“
„Ich meine, warum ausgerechnet hier?“ fährt Carsten ihn an. „Du hast hier in dieser Straße so viel verbrannte Erde hinterlassen und dann eröffnet du hier eine Buchhandlung!? Ausgerechnet hier!? Das hättest du überall machen können, warum ausgerechnet in der Lindenstraße?“
„Nun ja, weißt du“, beginnt Robert zu berichten, „ich bin nun schon eine ganze Weile auf der Suche nach einem passenden Ladenlokal. Aber das ist gar nicht so einfach in München; entweder stimmt die Lage nicht oder es ist zu klein oder das Budget ist zu hoch. Dieser Laden hier war auf meiner Suche wirklich der einzige, der in allen Belangen passte. Und dann dachte ich mir, okay, dann ist es wohl Schicksal, wenn's mich ausgerechnet wieder in die Lindenstraße verschlägt.“
„Und das soll ich dir glauben?“ fragt Carsten abfällig, „du führst doch irgendwas im Schilde.“
„Dass du immer nur an das Schlechte im Menschen glauben musst“, zwitschert Robert kopfschüttelnd.
„Das täte bei dir wohl jeder“, sagt Carsten. “Du glaubst doch wohl nicht, dass irgendwer hier aus dieser Straße auch nur ein einziges Buch bei dir kaufen wird?!“
„Och, auf diese piefige Nachbarschaft bin ich als Kunden auch gar nicht angewiesen“, meint Robert verächtlich. „Die Lage ist auch so perfekt. Durch den Supermarkt, den Friseur, die Gastronomie, wenn sie denn wieder öffnen darf, die Arztpraxis, dieses drollige kleine Fitness-Studio da hinten, die Kfz-Werkstatt und die Läden in den umliegenden Straßen gibt es hier genug Laufkundschaft von außerhalb – aber es ist auch nicht so überlaufen, wie in der Innenstadt. Ich bin mir sicher, dass ich hier die perfekte Lage gefunden habe und dass mein Laden laufen wird, da solltest du dir mal gar keine Gedanken machen, mein Lieber.“
„DU solltest dir Gedanken machen“, zischt Carsten. „Du wirst hier kein Bein auf den Boden bekommen, die Anwohner werden dir das Leben zur Hölle machen.“
„Ach was“ macht Robert mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Heute regen sie sich über mich auf – mit dem Resultat, dass das im Endeffekt wahrscheinlich sogar noch gute Werbung für mich ist, weil die, die mich nicht kennen, neugierig werden. Und morgen haben sie schon wieder was Neues gefunden, worüber sie sich aufregen können – gerade hier in dieser Straße verwette ich meine Seele darauf, dass das nicht allzu lange dauern wird.“
„Seele“, schnauft Carsten verächtlich. „Als ob du so etwas hättest.“
Grimmig verlässt er die Buchhandlung. Robert sieht ihm mit gehässigem Grinsen nach, bis Carsten im Hauseingang der Nr. 3 auf der anderen Straßenseite verschwunden ist.
Als Carsten einige Stunden später gemeinsam mit 'Käthe' beim Abendbrot sitzt, ist er immer noch sehr aufgewühlt und lässt ordentlich Dampf ab über Robert Engel und seine Buchhandlung. 'Käthe' findet Carstens Aufregung etwas überzogen, schließlich habe der doch schon seit Jahren nichts mehr mit Engel zu schaffen und es könne ihm doch völlig egal sei, ob er sein Geschäft nun in Timbuktu oder in der Lindenstraße aufmacht. Doch Carsten kann sich nicht entspannen, es gefällt ihm überhaupt nicht, dass sein Ex sich wieder in der Nachbarschaft rumtreibt – selbst, wenn Robert dabei wirklich keine Hintergedanken haben sollte, passt es ihm nicht, dass er wieder da ist...
Auch Roland ist in Bezug auf Engel sehr nachdenklich geworden, nachdem Iffi ihm eben über Momos Gefängnisaufenthalt ihr Leid geklagt hat. Und so sucht er kurz vor Ladenschluss noch die Buchhandlung auf.
„Ich wollte gerade schließen“, sagt Robert, „aber wenn's nicht so lange dauert...“
„Isch bin nisch wäge Ihre Büscher hier“, entgegnet Roland.
„Aha, sondern?“ fragt Robert.
„Isch will, dass du deinen Laden discht machst und hier wieder abhaust!“
„Kennen wir uns? Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen das Du angeboten zu haben.“
„Des ist mir scheißegal. Du hast den Menschen hier genug angetan. Ünd jetzt besitzt du noch die Freschheit, hier aufzudauche und einen Laden hier zu eröffnen. Wegen Ihnen sitzt der Ex-Partner von meiner Lebensgefährtin hinder Giddern. Und die Toni muss nu' ohne ihren Pappa aufwachse...“
„Ach! Sie sind der Neue von der dicken Zenker?!“ stellt Robert fest. „Nein, wie süß: Die rothaarige Walküre hat sich einen Ossi-Proll geangelt.“
„Pass uff, was du sachst“, droht Roland.
„Sonst was?“ fragt Engel. „Schmeißen Sie mich sonst auch einen Balkon runter, so wie Ihr... Vorgänger?“
„Dir wird dein arrogandes Grinsen schon noch vergehen“, erwidert Roland und verlässt die Buchhandlung.
Als er nach Hause kommt, findet er Iffi, die sich in der Küche gerade eine Tiefkühlpizza reinschaufelt.
„Aber isch hätt' dir doch was Rischtiges kochen können“, begrüßt Roland.
„Solange kann ich nicht warten“, antwortet Iffi mit vollen Backen. „Frustfressen!“ Und mit Blick zu ihren Hüften fügt sie „Ach, Scheiße“ hinzu.
„Soch ma', dieser Engel, der hat doch früher mal mit Drogen gedealt, oder?“ fragt Roland.
„Oh, ich will jetzt nicht mehr über diesen Mann sprechen“, stöhnt Iffi.
„Aber isch hab mir so gedacht...“, beginnt Roland. „Vielleischt... Also, isch meine... wenn man dem was underjubeln würde... wenn es so aussehen würde, als ob der in seinem Laden... quasi under der Theke... immer noch dealen würde... Da wär der mit seiner Vorgeschischte doch sischer ganz schnell wieder hinner Schloss und Riegel, meinste nüsch?“
Iffi bleibt ihr Stück Pizza fast im Hals stecken und sie keucht: „Du meinst jetzt aber nicht, dass wir...“
„Nojo“, erwidert Roland, „do müsste doch wos zü drehen sein. Wönn man ös geschickt anstellen würde...“

CLIFFHANGER auf: Iffi Zenker


Mitwirkende Personen
Robert Engel
Dr. Carsten Flöter
Georg 'Käthe' Eschweiler
Helga Beimer
Andy Zenker
Gabi Zenker
Iffi Zenker
Antonia Zenker
Roland Landmann
Konstantin Landmann
Annalena Wendland
Lovis Wendland
Yannik Zöllig
Sunny Zöllig
Tanja Schildknecht
Simon Schildknecht
Ludde Meyer
Jack Aichinger
Ben Hofer
Gung Phan Kien
Dr. Iris Brooks
Alex Behrend
Murat Dagdelen
Lisa Dagdelen
Paul Dagdelen
Mika Arlen
Andrea Neumann

© 2021 „popo wolfson“

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Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
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Verfasst: Sa 3. Apr 2021, 23:05 


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BeitragVerfasst: So 4. Apr 2021, 09:35 
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Danke Popo, ich finde das echt klasse!


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1776 - Verbrannte Erde
BeitragVerfasst: Sa 10. Apr 2021, 14:13 
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Die Dialoge sind wieder phantastisch, Popo.

Das Sächsisch von Roland :lol: :lol: !
„[...] Ünd jetzt besitzt du noch die Freschheit, hier aufzudauche und einen Laden hier zu eröffnen. Wegen Ihnen sitzt der Ex-Partner von meiner Lebensgefährtin hinder Giddern. Und die Toni muss nu' ohne ihren Pappa aufwachse...“
„Ach! Sie sind der Neue von der dicken Zenker?!“ stellt Robert fest. „Nein, wie süß: Die rothaarige Walküre hat sich einen Ossi-Proll geangelt.“ :muah: :muah: die dicke Zenker :muah: :muah: :muah:

Ich liebe auch den Dialog zwischen Robert und Carsten und die vielen kleinen netten Details: so, z.B. das "dollige kleine Fitness-Studio da hinten". :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Herrlich, ich kann mir das Gesicht von Carsten so gut vorstellen.

Und Iffi verdrückt schon wieder was vor lauter Frust...neulich ein Stück Torte nach dem anderen...jetzt muss ne Tiefkühlpizza dran glauben :lol:

Popo, die Lindenstrasse lebt weiter!!! Es ist echt cool!


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1776 - Verbrannte Erde
BeitragVerfasst: Sa 10. Apr 2021, 18:23 
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Danke schön, Hülschi! Ich liebe dein Feedback! :mrgreen:

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Autor: popo wolfson
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