Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1775 - (K)ein Engel auf Erden
BeitragVerfasst: So 28. Mär 2021, 08:15 
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Folge 1775: (K)ein Engel auf Erden


Spieltag: Donnerstag, 25.03.2021



Sunny und Yannik haben Tanja in der vergangenen Woche die Notlüge aufgetischt, dass Yannik beim Fußballspielen ein parkendes Auto in der Kastanienstraße mit seinem Ball beschädigt hat und nun Angst vor den Konsequenzen hatte. Nina hat ihrem Neffen zuliebe diese Ausrede gedeckt. Tanja weiß nicht recht, ob sie diese merkwürdige Story glauben soll. Des lieben Frieden willens hat sie nicht weiter nachgefragt, allerdings bleibt sie Yannik gegenüber weiterhin skeptisch: Dieser Junge bedeutet Ärger, das ist ihr sonnenklar. An diesem Morgen trifft Yannik zufällig auf Nina im Treppenhaus. Diese kann es sich nicht verkneifen, den Neffen nochmal auf die Sache vom letzten Donnerstag anzusprechen. Yannik ist die Sache vor seiner Tante immer noch sehr peinlich und erneut argumentiert er damit, dass er der ach so erfahrenen Antonia doch unbedingt gefallen wollte.
„Aber deswegen kannst du doch nicht zu einer Prostituierten gehen“, sagt Nina. „Mein Gott, du bis 15. Und du kannst mir glauben, dass Antonia ganz bestimmt auch nicht so viel Erfahrung hat, wie sie dir einreden will.“
„Meinst du nicht?“ fragt Yannik hoffnungsvoll.
„Ganz sicher nicht“, erwidert Nina.
„Was ist denn jetzt eigentlich mit der Frau?“ erkundigt Yannik sich nach Jekaterina.
„Die ist seit einer Woche mit samt ihrem Wohnmobil spurlos verschwunden“, erklärt Nina. „Und wenn du mich fragst, mir soll's recht sein. Nur Klaus ist jetzt ein bisschen angefressen.“
„Warum das denn?“ fragt Yannik verwundert.
„Er hat eine Story über sie und ihr Leben hier in Deutschland an eine Zeitschrift verkauft. Und die haben ihm eine Fortsetzung in Aussicht gestellt. Aber wenn sie nun weg ist und nicht wieder auftaucht, wird daraus natürlich nichts. Aber egal, Klaus wird schon eine andere Story finden Und was Antonia angeht: Wenn du ihr gefallen willst, dann sei einfach du selbst.“
Im weiteren Verlauf des Tages begegnet Yannik Antonia auf der Lindenstraße und ringt sich dazu durch, sie erneut anzusprechen. Doch ziemlich schnell muss er feststellen, dass er mit dem 'er selbst sein' wohl kaum bei ihr landen wird (Scheiß Idee von Tante Nina). Also fährt er gleich wieder eine Nummer dicker auf und erklärt ihr, dass er sich gerade von seiner Freundin getrennt habe.
„Wen interessiert's?“, brummt Antonia launisch.
„Die war mir nämlich einfach zu alt“, erklärt Yannik schnell. „Ich such jetzt... jemanden in meinem Alter.“
„Wie alt war die denn?“ fragt Antonia.
„30.“
„Tssss“, macht Antoinia spöttisch. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“
„Doch, die reifen Frauen über 25 fahren alle voll auf mich ab.“
„Ja, is' klar.“
„Hast du Bock, mal mit mir ein Eis essen zu gehen?“ fragt Yannik hastig und ist im nächsten Moment über sich selbst erschrocken.
Antonia blickt ihn einen Augenblick lang an. „Sorry, aber nee, ich hab 'nen Freund. Und der ist ziemlich eifersüchtig.“
„Ach komm, gib's zu, du hast doch gar keinen Freund“, sagt Yannik
„Natürlich“, empört sich Antonia – und sieht in diesem Moment Ludde, der gerade die Villa Dressler verlassen hat. „Da vorne ist er“, teilt sie Yannik bestimmt mit und zeigt in Richtung Villa. Ludde überquert in dem Moment am Zebrastreifen die Lindenstraße und geht in Richtung Supermarkt.
„Der da?“ fragt Yannik fassungslos. „Ach, laber' doch nich'.“
Antonia holt tief Luft, dann geht sie – trotz ihrer inneren Anspannung – mit festem Schritt über die Straße, sagt zu Ludde überschwänglich „Hiiii!“ und drückt ihm einen Kuss auf den Mund. Ludde ist völlig perplex und will gerade zu einer irritierten Reaktion ansetzen, als Antonia ihm zuflüstert „Spiel mit, bitte!!!“ Mit einer unauffälligen Kopfbewegung deutet sie in Richtung Yannik auf der anderen Straßenseite. Ludde nimmt wahr, wie dieser mit weit aufgerissenem Mund und großen Augen zu den beiden herüberstarrt und begreift. „Hi, Babe!“ sagt er laut und verpasst Antonia einen noch viel intensiveren Kuss. Diese glaubt, gleich das Bewusstsein zu verlieren. Mit Pudding in den Beinen krallt sie sich an Ludde fest und schiebt ihm schließlich, fast wie von selbst, ihre Zunge in den Mund. Auf der anderen Straßenseite kickt Yannik wütend einen Kieselstein weg und verschwindet dann im Eilschritt - und mit bösem Blick zu den beiden rüber - in Richtung Park.
Ludde befreit seine Zunge aus Antonias Mund und sagt: „Wir können aufhören. Er ist weg.“
„Danke“, japst Antonia immer noch völlig von den Socken.
„Lästiger Verehrer?“ fragt Ludde und Antonia nickt mit hochrotem Kopf.
„Wenn du nochmal meine Hilfe brauchst, dann sag Bescheid“, flüstert Ludde ihr zu und verschwindet im Supermarkt. Antonia blickt ihm mit klopfendem Herzen nach und muss sich vor laut Schwindel im Kopf erstmal an der Hauswand abstützen.
Yannik ist hingegen den ganzen Tag lang völlig von der Rolle. Wie kann sich Antonia mit diesem alten Typen einlassen? Später klagt Yannik Simon sein Leid.
„Aber ich glaub, Antonia hat gar keinen Freund“, gibt Simon zu bedenken.
„Doch“, ereifert sich Yannik. „So ein komischer alter Kerl. Der wohnt da in der Villa an der Straßenecke.“
„Ben Hofer?“ fragt Simon verwirrt. „Aber der ist doch mit Jack zusammen.“
„Weiß nicht, wie der heißt“, murmelt Yannik. „So ein Langhaariger mit Vollbart.“
„Ach so“, fällt Simon ein. „Das ist der Bruder von Jack. Aber der ist doch nicht mit Antonia zusammen.“
„Die haben sich geküsst“, teilt Yannik ihm mit und Simon kann es gar nicht fassen.
Um Yannik abzulenken überredet Simon ihn, noch mit dem Ball ein bisschen raus zu gehen. Als die beiden gegen Abend auf dem Heimweg sind, kommt ihnen zufällig Ludde entgegen. Dieser nimmt gar keine Notiz von den Jungs, doch Yannik ist bei seinem Anblick sofort auf Krawall gebürstet und fährt ihn an: „Ey, du Kinderficker! Haste Spaß dran, minderjährige Mädchen flachzulegen?“
Ludde bleibt wie angewurzelt stehen. Jetzt erkennt er Yannik wieder. In Luddes Augen blitzt es eiskalt auf. Mit zwei großen Schritten ist er bei Yannik, packt ihn am Kragen und zieht ihn grob zu sich ran, während Simon entsetzt ein Stück zurückweicht.
„Jetzt hör mal zu, du kleiner Pisser“, zischt Ludde Yannik an. „Halt lieber deine große Schnauze. Pass auf, mit wem du dich anlegst und kümmere dich um deinen eigenen Scheiß. Sonst wird’s dir noch leid tun. Kapiert?!“ Während seiner Ansage haben sich Luddes Finger im fester in Yanniks Kragen gekrallt und er hat ihn stückweise ein paar Millimeter in die Höhe gezogen. Nun stößt er den Jungen einfach schwungvoll von sich weg und Yannik taumelt rückwärts und schlägt schließlich unsanft auf dem Boden auf. Ludde bedenkt ihn und Simon noch mit bösen Blicken und setzt dann seinen Weg fort.
„Pass du lieber auf, du Kinderficker“, zischt Yannik ihm kaum hörbar hinterher, nachdem Simon ihm aufgeholfen hat. Aber der Schreck von Luddes rigorosem Angriff steckt ihm noch ganz schön in den Knochen....

Marcella hat heute ihren Kontrolltermin bei Dr. Sebastian Ritter. Eigentlich hat ihr den Zahn in den letzten Tagen keine Probleme mehr gemacht und Marcella denkt daher ernsthaft darüber nach, den Termin einfach sausen zu lassen, schließlich muss sie dafür erneut eine Reise quer durch die Stadt in Kauf nehmen. Andererseits würde sie ein Wiedersehen mit dem attraktiven Doc schon reizen. Also nimmt Marcella die lange Anfahrt in Kauf.
Als es dann im Behandlungszimmer zum Wiedersehen mit Dr. Ritter kommt, muss Marcella sich eingestehen, dass sie in seiner Gegenwart tatsächlich ein äußerst flaues Gefühl im Magen bekommt – nicht etwa das Gefühl von 'Angst vorm Zahnarzt', sondern eher eines aus der Kategorie 'Schmetterlinge im Bauch'. Marcella muss sich jedenfalls eingestehen, dass sie sich noch nie so wohl gefühlt hat beim Zahnarzt.
„Haben sie vielleicht Lust, heute Abend mit mir was zu essen ?“, fragt der Zahnarzt völlig unvermittelt, als Marcella den Behandlungsraum gerade verlassen will. Marcella ist irritiert und fragt sich, ob es möglicherweise die Masche dieses Mannes ist, seine Patientinnen nach der Behandlung anzugraben und ein Date klar zu machen.
Nachdem Dr. Ritter ihr Zögern bemerkt, bietet er Marcella an, etwas aus seinem Lieblingsrestaurant zu bestellen und sie am Abend abzuholen.
„Ist natürlich blöd, dass immer noch alle Restaurants geschlossen haben. Ausessen zu gehen ist natürlich ein bisschen... unverbindlicher, als sich gleich zuhause zu treffen. Nur, das geht ja zur Zeit leider noch nicht...“
Marcella sagt nach kurzer Überlegung dennoch zu, allerdings unter der Bedingung, dass sie sich bei ihr treffen und das Essen aus dem Akropolis holen. Nun zögert der Zahnarzt einen Moment, ist dann aber einverstanden.
Auf dem Rückweg in die Lindenstraße ist Marcella etwas zwiegespalten. Einerseits findet sie Dr. Ritter schon sehr attraktiv und auch sympathisch. Und sie hatte so lang keine Verabredung mehr mit einem Mann. Andererseits weiß sie weiterhin nicht so recht, was sie von dieser unerwarteten Verabredung halten soll und ob der Typ sie nicht vielleicht doch einfach nur flachlegen will. Und dann lädt sie ihn auch noch zu sich nach Hause ein. Andererseits wäre es ihr vermutlich noch unangenehmer gewesen, zu ihm nach Hause zu kommen. Dass man aber auch immer noch nicht einfach in ein Lokal gehen kann. Scheiß Lockdown! Scheiß Pandemie! Scheiß Inzidenzwert!
Als Lea sich nachmittags bei Marcella im George einen Kaffee To Go holt, erzählt Marcella ihr alles und berichtet auch von ihren Zweifeln. Lea kann das überhaupt nicht nachvollziehen.
„Ey. Der Mann ist Zahnarzt! Er sieht gut aus! Was willst du denn mehr?“ fragt Lea verständnislos. „Ich kenne Frauen, die würden für so eine Verabredung morden!“
„Und wenn er nur mit mir in die Kiste will?“ gibt Marcella zu bedenken.
„Ja, dann gibt’s wohl auch Schlimmeres, wenn der Typ wirklich so gut aussieht“, erwidert Lea. „Mein Gott, seit wann bis du denn so prüde?“
„Bin ich nicht“, widerspricht Marcella. „Aber er ist mein Zahnarzt. Ich kann mir kaum was vorstellen, was unsexier ist, als im Mund anderer Leute rumzudoktorn. Das ist ja wohl wirklich nicht die optimale Grundlage für eine Beziehung.“
„Wer redet denn von Beziehung?“ fragt Lea entsetzt. „Und irgendwas scheint er ja wohl an dir zu finden, wenn er mit dir essen gehen will – obwohl er schon deine Zähne behandelt hat.“
„Hast ja recht“, stimmt Marcella zu. „Es ist ein Abendessen mit einem attraktiven Mann. Mehr nicht. Ich sollte mich darüber freuen.“
Und das tut Marcella dann auch. Aber wenig später wird diese Freude schon wieder getrübt, als Hülsch erneut im Cafe aufschlägt. Allerdings fällt sein Besuch diesmal kurz aus und er lässt Marcella lediglich wissen, dass das George-Unternehmen grünes Licht dafür gegeben hat, dass sie aufgrund der personellen Engpässe eine neue Servierkraft einstellen darf.
„Sie lassen Ihnen völlig freie Hand bei der Wahl“ , erklärt Hülsch. „Allerdings bestehen sie darauf, dass es eine weibliche Kraft unter 30 ist. Das kommt bei der Kundschaft besser...“
„Völlig freie Hand, so so“, meint Marcella schmunzelnd. „Ist das nicht ein wenig sexistisch?“
Doch dazu will Herr Hülsch sich nicht weiter äußern und und verschwindet wieder.
Nach der Begegnung mit Hülsch ist Marcella, die sich nun wirklich auf ihre abendliche Verabredung freut, zumindest klar, dass der Tag nun nicht mehr schlimmer werden kann. Sie wird erneut eines Besseren belehrt, als etwas später ein schwarzer SUV direkt vor dem Cafe parkt, die Beifahrertür auffliegt und eine Frau im Pelzmantel rausspringt und wie ein Hurricane ins Cafe stürmt: Marcellas Mutter Gina.
„Was willst du denn jetzt hier?“ fragt Marcella genervt.
Che cosa? Begrüßt man so seine alte Mutter?“ erwidert Gina empört und blickt sich dann kritisch im Cafe um. „Was ist das denn hier? Das wirkt hier ja auch jedes Mal billiger. Wie eine Klitsche!“
„Die George-Kette wurde von einem anderen Unternehmen übernommen“, erklärt Marcella.
„Aha“, meint Gina. Dann betrachtet sie ihre Tochter eingehend und fragt schließlich: „Sind das da Falten um deine Augen?“
„Oh, Mama, bitte“, sagt Marcella genervt und weicht dem prüfenden Blick ihrer Mutter aus.
„Da musst du was unternehmen, bevor das noch schlimmer wird“, schreit Gina. „Ich kann dir eine gute Schönheits-Chirurge empfehlen, mia dolcezza.“
„Ich brauche keinen Schönheits-Chirurgen“, entfährt es Marcella empört.
„Doch, doch, sonst ist es zu spät“, plärrt Gina weiter. „Come si dice? Während der Anfänge?“
„Wehret den Anfängen“, verbessert Marcella ihre Mutter. „Mama, echt jetzt mal...“
„Du musst viel mehr auf deine Äußeres achten“, plappert Gina weiter. „Sonst läufst du eines Tages noch rum wie deine Schwester, die sieht aus wie eine Schlumpfe!“
„Giovanna sieht aus wie ein Schlumpf?“ fragt Marcella amüsiert.
„Si, si, wie eine kleine blaue Schlumpf“, redet Gina ungebremst weiter, „mit ihre schlabbrige blaue Kapuzen-Pullis und ihre weiße ausgelatschte, dreckige Turnschuhe. Was hab ich nur falsch gemacht in meine Erziehung? Meine beide Töchter sinde Mitte 30, haben beiden keine Mann, keine Stil und nicht mal eine vernünftige Beruf. Madonna, wenn das meine Mutter noch erleben müsste...“
„Also Stil habe ich schon...“, wirft Marcella empört ein.
„Aber Falten um die Augen“, unterbricht Gina sie.
… und immerhin hab ich ein eigenes Cafe“, verteidigt Marcella sich weiter.
„Wenn es wenigstens DEINE Cafe wäre“, regt sich Gina weiter auf. „Aber das gehört ja diese komische Kette. Du bist Sklave von diese Kette. Und Stil hat das hier Niente. Sieht aus wie eine Bahnhofs-Kaschemme.“
„Und Giovanna arbeitet in der Software-Entwicklung“, versucht Marcella nun ihrer Schwester beizustehen und das Thema vom Cafe, mit dem sie seit der Übernahme selbst nicht mehr sonderlich zufrieden ist, abzulenken.
„Si, si, Software-Entwicklung, mit lauter solche Nerds in Schlabberpullis“, regt Gina sich weiter aus. „Sie wird selbst noch ganz sonderlich dabei. Ach was, sonderlich ist sie ja sowieso schon. Aber womöglich wird sie als nächstes lesbisch. Oder transgender. Oder so eine neumodisches Zeug.“
In diesem Moment ertönt die Hupe des SUV draußen vor dem Cafe, doch Gina redet ungeniert weiter und ignoriert geflissentlich den Lärm von draußen.
„Dein Typ wird verlangt“, macht Marcella ihre Mutter irgendwann auf das Hup-Konzert aufmerksam.
„Ach, der Typ kann warten“, macht Gina mit einer wegwerfenden Handbewegung und setzt ihren Vortrag fort.
Nach einer Weile steigt ein dicker Mann im teuren Anzug aus dem Wagen und betritt das Cafe. Marcella hat Michele, den zweiten Mann ihrer Mutter, noch nie besonders gut leiden können und könnte daher auf eine Begegnung mit ihm auch sehr gut verzichten.
„Gina“, poltert er beim Reinkommen, „dove sei? Wo bleibt du denn? Ti sto aspettando! Ich warte auf dich die ganze Zeit, ich habe noch Termine.“
„Termine, Termine, du hast immer Termine“, faucht Gina ihren Mann an, verabschiedet sich dann aber endlich von Marcella, die erleichtert durchatmet, nachdem die beiden das George verlassen haben – wobei Gina im Hinausgehen nochmal erwähnen muss, dass sie sich noch wegen des Kontaktes zum Schönheits-Chirurgen bei ihr melden werde. Marcella hätte ihrer Mutter im Grunde schon ganz gerne unter die Nase gerieben, dass sie am Abend mit einem Zahnarzt zum essen verabredet ist – hat es in Anbetracht der vielen Fragen und Erwartungen, die daraufhin von Ginas Seite auf sie eingeprasselt wären aber doch lieber für sich behalten.
Das Abendessen mit Sebastian wird dann für Marcella tatsächlich zu einem sehr schönen Ereignis. Sebastian erweist sich als noch charmanter, als Marcella bisher angenommen hat – und obendrein ist er auch noch klug und humorvoll. Und dann passiert etwas, das Marcella eigentlich gar nicht gewollt hat: Sie landen sie gemeinsam im Bett ...


Gabi ist wütend über das spurlose Verschwinden ihrer neuen Mitarbeiterin Jekaterina vor einer Woche. Nachdem diese sie vor einer Woche von jetzt auf gleich im Stich gelassen hat, hatte sie große Mühe, alle Schichten im Cafe abzudecken. Und vor allem für den heutigen Tag hatte sie echte Probleme, denn aufgrund des Besuchs von Ines wollte Gabi sich heute eigentlich komplett frei nehmen, muss nun aus Ermangelung an Personal am Vormittag aber doch selbst für ein paar Stunden einspringen. Helga bietet Gabi ihre tatkräftige Unterstützung an und stürzt sich sogleich in die Vorbereitungen für die Kaffee-Runde am Nachmittag und schlägt als erstes den Weg zum Supermarkt ein, um noch ein paar Einkäufe zu erledigen. Auf dem Weg dorthin entdeckt sie, dass Leben in die neue Buchhandlung gegenüber zu kommen scheint. Die Scheiben sind nicht mehr zugeklebt, stattdessen liegen bereits erste Bücher in der Auslage im Schaufenster. Helga geht interessiert rüber, nimmt das Schild in der Tür zur Kenntnis, auf dem steht, dass der Laden am 01.April eröffnen wird. „Wie schön“, freut sich Helga. „In einer Woche schon. Da werde ich dann doch mal rüber gehen.“ Dann betrachtet sie sich den Schriftzug, der groß in der Schaufensterscheiber prangt und stutzt einen Moment: Buchhandlung Engel. Helga ist irritiert, der Name Engel in Verbindung mit Literatur löst bei ihr sofort ein unangenehmes Déjá-vu aus. Dann schüttelt sie den Kopf. „Ach papperlapp. So ein Unsinn, als ob der Name Engel einmalig in der Welt ist. Noch dazu würde dieser Mensch ganz sicher nicht ausgerechnet hier in der Lindenstraße einen Laden eröffnen“, murmelt sie zu sich selbst, als sie ihren Weg zum Supermarkt fortsetzt.
Als Helga später zuhause in der Küche steht und noch einen Kuchen für den Nachmittag backt, klingelt das Telefon.
„Andy, kannst du mal rangehen?“ ruft Helga.
Andy ist mal wieder genervt. Vom Besuch von Ines, von Gabis Freude darüber, von Helgas Geschäftigkeit – und nun auch noch vom Telefon.
„Für dich“, knurrt er, als er Sekunden später in der Küche erscheint und Helga das Mobiltelefon unter die Nase hält.
„Wer ist es denn?“ fragt Helga und wischt sich die Hände an der Schürze ab.
„Du glaubst es nicht“, brummt Andy.
„Etwa Marion?“ fragt Helga begeistert und reißt den Hörer an sich. „Marion? Marion, bist du es? Wie geht’s dir? Marion?...Ich versteh dich nicht.... Was?... Wer ist da?... Wer?... Ach, Pat?!... Pat, bist du es?.... Ich fass es nicht... Na du hast ja Nerven, dich nach all den Jahren zu melden...“
Andy verzieht sich genervt in sein Zimmer. Als er 15 Minuten später wieder in der Küche erscheint, telefoniert Helga immer noch. „Nein, ich bin überhaupt nicht grumpy... Was soll das denn überhaupt, seit zig Jahren hat man nichts mehr von dir gehört, du hattest es ja nicht mal nötig, zur Beerdigung deines eigenen Vaters aufzutauchen und nun rufst du an und stellst solche Forderungen. Ich finde das unglaublich, ich kenne das Mädchen ja kaum.... Nein, hör mir zu.... Aber was soll ich denn...?... Aber was will sie denn....?... Nein, es ist nicht decided thing... Nein, hör mir zu... Pat, du kannst nicht einfach... nein, nicht bye, hör mir zu... nein, nicht thank you, ich habe noch nichts versprochen... ich muss erst mit Andy und Gabi darüber... nein, Pat... nicht bye bye, hör zu... Pat! Pat? Aufgelegt, so eine Unverschämtheit, was bildet die sich ein?“
„Was ist denn los?“ fragt Andy.
„Das war Pat“, erklärt Helga empört.
„Ja, das hab ich mitbekommen. Was wollte sie?“
„Sie will, dass Popo bei uns wohnt!“
„Was?“ ruft Andy aus. „Erichs Enkelin? Warum das denn?“
„Das Mädchen ist wohl gerade mit der High School fertig und will jetzt so ein forei....äh... also ein Auslandsjahr in Deutschland machen.“
„Ja, dann soll sie sich irgendwo als Au pair bewerben“, ereifert sich Andy aufgebracht.
„Ja, das hab ich ihr auch gesagt“, pflichtet Helga ihm bei. „Aber sie will, dass Popo die Family kennenlernt. Tss, Family, also ehrlich, die letzten 10 oder noch mehr Jahre war ihr die Family doch auch egal. Nach Erichs Tod war sie zu busy, um zu seiner Beerdigung zu kommen. Zu ihrem eigenen Vater. Und jetzt erinnert sie sich plötzlich wieder an uns. Und überhaupt... Popo... Was sollen denn die Nachbarn sagen, wenn hier ein Mädchen einzieht, das Popo heißt. Das geht doch nicht...“
„Du hast ihr das aber schon ausgeredet?“ will Andy wissen.
„Naja, nicht wirklich, sich hat mich ja gar nicht zur Wort kommen lassen. Und dann hat sie einfach aufgelegt“, beklagt sich Helga. „Aber ich kläre das noch.“
„Ja, dann aber pronto“, befiehlt Andy, „bevor die hier demnächst noch auf der Matte stehen.“
„Aber nicht jetzt, ich hab jetzt hier erstmal zu tun“, beschließt Helga und macht sich wieder an die Arbeit.
Als Gabi nach Hause kommt, hat Helga den Anruf von Pat fast schon wieder vergessen und als dann kurze Zeit später Ines vor der Tür steht erst recht. Helga und Gabi freuen sich sehr über den Besuch, nur Andy ist mal wieder genervt.
„Mir geht es so gut wie nie zuvor“, schwärmt Ines. „Ich bin ein völlig neuer Mensch geworden, seit ich in Rom bin. Früher war ich immer so negativ. Und so voller Selbstzweifel und Komplexe. Das hab ich inzwischen alles abgelegt.“
Ines redet und redet und wirkt dabei ein wenig überspannt. Gabi und Helga hören ihr interessiert und aufmerksam zu, während Andy am liebsten die Flucht ergreifen würde.
„Wie lange bleibst jetzt in München?“ fragt Gabi, als Ines sich zum Aufbruch bereit macht.
„Oh, genau weiß ich das nicht“, antwortet Ines. „Aber ein paar Monate werden das schon sein, ich werde hier länger für mein Unternehmen als Dolmetscherin tätig sein.“
Als Ines fort ist, meint Gabi nachdenklich: „Ein bissl merkwürdig war sie schon, die Ines, gell?“
„Meiner Meinung nach war Ines schon immer ein bisschen merkwürdig“, brummt Andy. „Also in dieser Hinsicht: Im Westen nichts Neues, alles beim alten.“
„Na, sie war schon irgendwie anders“, grübelt Gabi weiter.
„Mich hat sie irgendwie an Hans erinnert“,überlegt Helga.
„An Hans?“ fragt Andy fassungslos.
„Ja, wenn er dieses Medizinal-Hanf gegen sein Parkinson geraucht hat“, setzt Helga ihre Überlegung fort. „Irgendwie wie nicht von dieser Welt...“
„Ha“, lacht Andy auf, „du glaubst jetzt aber nicht, dass die brave Ines gekifft hat!?“
„Naja, wer weiß“, murmelt Helga. „Immerhin ist sie in Italien nah dran an der Mafia. Die haben doch auch alle mit Drogen zu tun.“
„Tsss“, macht Andy, „vielleicht hat der Papst sie in Rom erleuchtet.“
„Irgendwas stimmt da nicht“, überlegt Gabi weiter, „ich fand sie a bissl wie... gehirng'waschen.“
Jetzt bricht Andy endgültig in Gelächter aus und sagt dann plötzlich: „Apropos Gehirngewaschen: Hat Helga dir von dem Anruf erzählt, den sie heute Mittag bekommen hat?“
Daraufhin berichtet Helga von dem Telefonat mit Pat und dass sie ihr diese Flause, Popo bei ihr einquartieren zu wollen auf jeden Fall noch ausreden wird.
„Hast du ihre Nummer?“ fragt Andy.
„Kann man die nicht noch auf dem Telefon sehen? Anrufliste oder so?“ erwidert Helga.
„Die hat mit unterdrückter Nummer angerufen“, erklärt Andy, „ich wollte erst gar nicht rangehen.“
„Dieses Biest“, murrt Helga. „Naja, die wird sich ja in nächster Zeit nochmal hier melden, denke ich.“
Gabi und Helga beschließen wenig später, noch einen kleinen Spaziergang zu machen, denn draußen herrscht ein bereits nahezu frühlingshafter Abend heute. Andy hat dazu natürlich keine Lust und verzieht sich lieber vor den Fernseher.
Als Helga und Gabi etwas später wieder unterwegs nach Hause sind, nachdem sie sich während des gesamten Spaziergangs nochmal ausgiebig über Ines' merkwürdiges Verhaltren und das unmögliche Benehmen von Pat unterhalten haben, hält Gabi plötzlich inne.
„Sieh mal da“, ruft sie aus und zeigt zur Buchhandlung rüber.
„Was ist da?“ fragt Helga.
Gabi ist plötzlich ganz aufgeregt. „Der Mann, der da gerade in den Laden gegangen ist... Ich könnt' schwören, dass das der Robert Engel war.“
In dem Moment fällt auch Helga wieder siedend heiß der Schriftzug im Schaufenster des Geschäftes ein, der sie am Morgen bereits so nachdenklich gemacht hat. Helga berichtet ihrer Mitbewohnerin hastig davon und die beiden harren in ihrer Position aus und lassen den Buchladen nicht aus den Augen. Kurze Zeit später verlässt der Mann den Laden wieder, verschließt die Tür und spaziert pfeifend in Richtung Kastanienstraße, wo er beim Akropolis um die Ecke verschwindet. Und trotz des diffusen Dämmerlichts sind sich sowohl Gabi wie auch Helga absolut sicher: Das war Robert Engel!
„Das ist jetzt aber eine böse Überraschung“, flüstert Helga und starrt weiterhin gebannt zur der Straßenecke, um die der Engel gerade verschwunden ist – nahezu so, als wäre er nur eine Erscheinung gewesen....

CLIFFHANGER auf: Helga Beimer

Mitwirkende Personen
Helga Beimer
Gabi Zenker
Andy Zenker
Antonia Zenker
Ines Krämer
Robert Engel
Nina Zöllig
Sunny Zöllig
Yannik Zöllig
Simon Schildknecht
Tanja Schildknecht
Lea Starck
Marcella Varese
Ludde Mayer
Hans-Wilhelm Hülsch
Gina Conti
Michele Conti
Dr. Sebastian Ritter

© „popo wolfson“ 2020

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: So 28. Mär 2021, 08:15 


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Beiträge: 10004
Herrlich, Popo, einfach herrlich :prostb:


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BeitragVerfasst: Mo 29. Mär 2021, 01:15 
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Registriert: Mi 29. Sep 2010, 00:11
Beiträge: 11586
wirklich wunderbar, Popo! Ich bin hin und weg. Es ist super spannend, ich bin wieder voll drinnen im Geschehen und freue mich schon sehr auf nächsten Sonntag!


popo wolfson hat geschrieben:
Yannik „Doch, die reifen Frauen über 25 fahren alle voll auf mich ab.“ [...]
:muah:


popo wolfson hat geschrieben:
Später klagt Yannik Simon sein Leid.„Aber ich glaub, Antonia hat gar keinen Freund“, gibt Simon zu bedenken. „Doch“, ereifert sich Yannik. [...]„Ben Hofer?“ fragt Simon verwirrt.[...]
:mrgreen: Ben Hofer.


Marcella
popo wolfson hat geschrieben:
Nachdem Dr. Ritter ihr Zögern bemerkt, bietet er Marcella an, etwas aus seinem Lieblingsrestaurant zu bestellen und sie am Abend abzuholen. [...] Marcella sagt nach kurzer Überlegung dennoch zu, allerdings unter der Bedingung, dass sie sich bei ihr treffen und das Essen aus dem Akropolis holen. Nun zögert der Zahnarzt einen Moment,
Dr. Sebastian Ritter scheint ein feines Gespür zu haben. Ich liebe diese kleinen Spitzen, die Du so unauffällig mit einbaust. :lol:
popo wolfson hat geschrieben:
Marcella. „Aber er ist mein Zahnarzt. Ich kann mir kaum was vorstellen, was unsexier ist, als im Mund anderer Leute rumzudoktorn. Das ist ja wohl wirklich nicht die optimale Grundlage für eine Beziehung.“
Wow, super Dialoge! V.a. dann auch der mit Gina in halb italienisch und voller Temperament und Witz. Fantastisch!

Gabi Helga Andy Ines
popo wolfson hat geschrieben:
[...]Als Ines fort ist, meint Gabi nachdenklich: „Ein bissl merkwürdig war sie schon, die Ines, gell?“ [...] „Mich hat sie irgendwie an Hans erinnert“,überlegt Helga.
:muah:


Ich bin super gespannt, wie es weitergeht mit Popo und vielleicht auch Dr. Sebastian Ritter. Mal sehen, ob das was Einmaliges oder der Beginn einer neuen möglichst anstrengenden Beziehung ist. Außerdem macht es großen Spass, dass Du auch wieder alte Charaktere reinholst. Mal sehen, ob es beim unschuldigen Buchladen von und mit Robert Engel bleibt.

DANKE !!!


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