Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1912 - Landleben
BeitragVerfasst: So 24. Mär 2024, 00:50 
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Folge 1912: Landleben

Spieltag: Donnerstag, 21.03.2024

Konstantin sitzt im Marcellas am Tresen, rührt in seinem Cappuccino herum und betreibt Smalltalk mit Marcella.
„Zuerst habe ich ja gedacht, cool, endlich eine Wohnung für mich ganz alleine, nachdem Lea zu Tristan gezogen ist“, berichtet er. „Aber irgendwie ist so ganz alleine dann auch doof. Ich weiß auch nicht, ich bin halt einfach nicht so der Typ fürs alleine leben…“
„Willst du dir wieder einen Mitbewohner suchen?“, fragt Marcella.
Konstantin zuckt mit den Schultern. „Ich weiß es echt nicht. Die Wohnung ist ja echt nicht groß und mit Lea zusammen war es doch ziemlich beengt. Und überhaupt ist es im Sommer immer bullenheiß da oben unterm Dach. Vielleicht suche ich mir was anderes. Ein WG-Zimmer. Oder irgendwas zur Untermiete …“
„Och, du willst wegziehen?“ Marcella klingt aufrichtig bedauernd.
„Naja, ich werd mir schon was in der Nähe suchen“, beruhigt Konstantin sie.
Marcella denkt einen Moment lang nach. Dann fragt sie: „Und wie wäre es, wenn du zu mir ziehst?“
„Zu dir?“
„Ja, why not? Wir haben doch schon mal zusammengewohnt, damals in der WG in der Kastanienstraße. Und das hat super geklappt, oder? Ich hab noch ein Zimmer frei und bei mir im Erdgeschoss ist es auch nicht so eng und so heiß wie unterm Dach. Und ich bin auch nicht so der Typ fürs dauerhaft alleine wohnen …“
„Das ehemalige Kinderzimmer von Matteo?“, erkundigt sich Konstantin zögernd.
Marcella schluckt. „Ja“, sagt sie leise. „Ich fänd es schön, wenn du da einziehen würdest. Wäre ein Schlussstrich, ich will nur noch nach vorne blicken …“
Das Gespräch der beiden wird jäh unterbrochen als schwungvoll und mit lautem Scheppern ein Tablett zwischen sie auf die Theke geknallt wird.
„Bin ich eigentlich die einzige, die hier arbeitet?“, keift Valerie wütend. „Ich renn mir hier die Hacken ab und du quatschst und machst einen auf gesellig!“
„Ich betreibe Konversation mit unseren Gästen“, erklärt die Italienerin ruhig und in entspannter Tonlage. „Und ich mache den Thekendienst.“
Valerie zieht einen Schmollmund. „Als ich diese Stelle hier angenommen habe, sollte das aber nicht heißen, dass ich hier für dich von nun an die Drecksarbeit mache!“, murrt sie.
„Als du den Job angenommen hast?“, fragt Marcella grinsend. „Du hast mich doch quasi um diesen Job bekniet, damit das Jobcenter dich nicht in irgendeine Schokoladenfabrik ans Fließband schickt“
„Keksfabrik“, zischt Valerie – und macht sich mürrisch wieder an die Arbeit.
„Ich denk mal über dein Angebot nach“, sagt Konstantin zu Marcella, nachdem er bezahlt hat. Dann winkt er auch Valerie zum Abschied zu, aber die ignoriert ihn.
Als Valerie am frühen Nachmittag ihre heutige Schicht beenden kann, kommt sie zeitgleich mit Nina zuhause an.
„Hast du auch schon Feierabend?“, begrüßt die Polizistin sie fröhlich.
„Schon ist gut“, stöhnt Valerie. Mir qualmen vielleicht die Füße…“
„Na, die Schuhe sind jetzt auch nicht unbedingt dafür geeignet, um den halben Tag damit hin und her zu hetzen“, meint Nina mit Blick auf Valeries Absätze.
„Ich wollte halt auch ein bisschen schick aussehen“, erwidert Valerie. „Und es liegt nicht nur an den Schuhen, sondern vor allem an der Chefin. Marcella ist echt eine Sklaventreiberin vor dem Herrn. Eine furchtbare Frau!!“
„Wollen wir heute Abend zum Ausgleich vielleicht was zusammen unternehmen?“ fragt Nina. Schlagartig hellt Valeries Miene sich auf, verfinstert sich jedoch wieder, als Nina ergänzt: „In der Gisbrechtstraße hat ein neuer Club aufgemacht.“
„Tanzen?“, fragt Valerie entsetzt. „Mit meinen geschundenen Füßen?“
„Okay, dann Kino?“ schlägt Nina vor. „Eine Schnulze? Oder was Lustiges? Du darfst aussuchen.“
„Okay“, freut Valerie sich. „Aber erstmal muss ich mich ein bisschen ausruhen.“
Nachdem Valerie in ihr Bett gefallen ist, schläft sie zweieinhalb Stunden wie eine Tote. Als sie anschließend in die Küche kommt, sitzt Nina am Tisch und sagt: „Schlechte Nachrichten; Iffi und Roland sind heute Abend bei einer Kollegin von Iffi zum Geburtstag eingeladen und Antonia und Finn sind auch unterwegs. Ich hab niemanden für Ida.“
„Schade“, meint Valerie. „Aber wir können es uns ja einfach hier gemütlich machen und was streamen…“
„Oder ich frag Klaus, ob er Ida nochmal nimmt“, überlegt Nina.
„Ich weiß nicht. Das findet der doch bestimmt auch nicht so toll als dein Ex…“
„Ach, eigentlich läuft’s in letzter Zeit wieder ganz gut zwischen uns“, erwidert Nina. „Und irgendwie ist er ja fast schon sowas wie ein Vater für Ida. Ich find’s ganz gut, wenn man mit seinem Ex ein freundschaftliches Verhalten pflegen kann…“
„Was bei Murat und Lisa wahrscheinlich eher nicht funktionieren dürfte“, sagt Valerie gehässig grinsend – und räuspert sich dann verlegen, als sie Ninas irritieren Gesichtsausdruck sieht. Schnell sagt sie: „Okay, du kannst ihn ja mal fragen. Und wenn es nicht geht, fangen wir halten mit dieser neuen Serie auf primefix plus an…“
Eine halbe Stunde später steht Nina bei Klaus auf der Matte. Und der scheint sich wirklich über den überraschenden Besuch zu freuen und sagt Nina zu, dass Ida jederzeit gerne bei ihm übernachten kann.
Nachdem Nina ihre Tochter dann eine Weile später bei ihm abgeliefert hat, schlendern sie und Valerie durch die Lindenstraße in Richtung Astor
„Sieht Klaus das eigentlich auch so, wie du?“, erkundigt Valerie sich. „Also, dass ihr auch ein freundschaftliches Verhältnis haben könntet?“
„Ich denke schon“, meint Nina schulterzuckend. „So, wie er sich mir gegenüber zur Zeit verhält, sieht es zumindest ziemlich danach aus.“
„Könntest du dir denn vorstellen, dass aus euch nochmal was wird?“, hakt Valerie nach.
„Definitiv nicht!“, verneint Nina. „Wir funktionieren vielleicht als Freunde, aber ganz sicher nicht als Paar. Das haben wir schließlich mehr als einmal ausprobiert.“
„Beziehungen werden sowieso komplett überbewertet“, sagt Valerie zufrieden. „In einer Beziehung gibt es früher oder später immer Probleme. Freundschaften, wirklich gute und enge Freundschaften, das ist viel mehr wert. Die meisten Beziehungen zerbrechen irgendwann, aber eine richtige Freundschaft, die hält ein Leben lang…“
Als Valerie und Nina das Astor betreten, schweift Valeries Blick missmutig zum Marcellas hinüber. Sie hasst ihren neuen Job bereits jetzt. Den Abend mit Nina im Kino genießt sie dafür umso mehr. Denn was geht schon über eine beste Freundin und gemeinsam verbrachter Zeit mit dieser…?

Als Jeremy und Phoebe sich am heutigen Morgen auf den Weg zur Schule machen, entdeckt Phoebe auf der anderen Straßenseite Carl, der mit seiner Schwester Frieda und ihrem Vater Niklas den Hauseingang neben dem Supermarkt verlässt. Eilig läuft sie zu ihnen rüber.
„Wohnst du jetzt hier?“, möchte sie von Carl wissen.
„Nur im Moment“, erklärt Carl. „Bis es unserer Mutter wieder besser geht.“
„Ist sie krank?“, fragt Phoebe, die für das Thema `kranke Mütter` aufgrund ihrer eigenen Geschichte äußerst sensibilisiert ist, besorgt.
„Nicht wirklich krank“, erklärt Carl. „Sie ist halt gerade nicht so gut drauf. Und bis das wieder besser ist, wohnen wir bei unserem Vater.“
„Fährst du auch mit dem Bus?“ Phoebe deutet in Richtung Straßenecke.
„Unser Vater bringt uns“, erklärt Carl. „Wir müssen weiter weg zur Schule, da fährt der Bus hier nicht hin.“
„Möchtest du denn vielleicht mal zum Spielen vorbei kommen, solange ihr hier wohnt?“, erkundigt sich Phoebe.
„Oh ja!“, freut sich Carl und wendet sich an seinen Vater: „Darf ich heute Mittag?“
„Ist das denn okay für euch?“, fragt Niklas. „Und für euren Vater?“
„Er ist nicht unser Vater“, murrt Jeremy grimmig.
„Ja, das ist okay“, meint Phoebe ihren Bruder ignorierend. Dessen Aufmerksamkeit wird derweil auf Frieda gelenkt, die ihn geflissentlich ignoriert und stattdessen ihren Vater anranzt: „Wir müssen jetzt los, sonst kommen wir zu spät!“
„Ja, klar“, sagt Niklas.
„Hi, ich bin Jeremy!“, stellt er sich Frieda vor. Diese reagiert mit einem pampigen: „Schön für dich!“ und steigt in das Auto ihres Vaters, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen …
Auf der Fahrt zu ihrer Schule sagt Niklas zu seiner Tochter: „Du könntest ruhig ein bisschen netter zu dem Jungen sein. Der hat gerade seine Mutter verloren.“
„Konnte ich ja nicht wissen“, motzt Frieda.
„Hab ich dir doch von erzählt!“, meldet Carl sich vom Rücksitz.
„Ach, die sind das“, brummelt Frieda.
Niklas beschließt, seine motzige Tochter einfach in Ruhe zu lassen. Wenn sie so drauf ist, ist ohnehin kein Herankommen an sie möglich …
Als Niklas seine Kinder in der Schule angeliefert hat und in die Lindenstraße zurückkehrt, steht Nadine vor seiner Tür.
„Was machst du denn hier?“, fragt er wenig freundlich. „Ich hab keine Zeit, ich muss auf die Wache.“
„Wie geht’s Frieda und Carl?“, erkundigt sich seine Ex-Frau.
„Bestens!“
„Ich würde sie gerne wieder mit nach Hause nehmen. Wie wär’s, wenn du sie heute Abend bei mir vorbei bringst?!“
Niklas seufzt. „Haben wir nicht gesagt, dass du erstmal dein Problem in den Griff bekommen sollst?!?“
„DU hast das gesagt!“, korrigiert Nadine ihn. „Ein Problem, das überhaupt nicht existiert. Ein Problem, das nur in deinem ach so perfekten Weltbild vorhanden ist.“
„Aha“, macht Niklas. „Und weil dieses Problem nicht existiert, hattest du letzte Woche betrunken einen Unfall und musst nun mit dem Bus fahren, weil du keinen Führerschein mehr hast…“
„Ich war nicht betrunken!“, widerspricht Nadine ihm. „Ich hatte ein bisschen was über der Promillegrenze und das war dumm, aber ich war NICHT betrunken!“
„Hast du dir jetzt mal professionelle Hilfe gesucht?“, will Niklas wissen.
„Ich war bei den Anonymen Alkoholikern!“
„Wie oft?“
„Ein Mal!“
„Wann?“
„Montag!“
„Und wann gedenkst du, zu deiner nächsten Sitzung zu gehen?“
„Das ist völliger Schwachsinn!“, wehrt Nadine ab. „Ich gehöre da nicht hin. Ich bin doch keine Alkoholikerin! Da sitzen Menschen, die haben die Kontrolle über ihr Leben verloren! Ich hab mal einen über den Durst getrunken, aber deswegen muss ich doch nicht zu solchen Sitzungen gehen!“
„Stimmt, da gebe ich dir ausnahmsweise mal recht“, sagt Niklas überraschend. „Solche Sitzungen sind für dich im Moment definitiv nicht das Richtige. Du musst zu einer Entgiftung in eine Klinik, das sollte der erste Schritt sein!“
„Bist du jetzt total bescheuert?“ Fassungslos starrt Nadine ihren Ex-Mann an. „Du tust ja so, als ob ich ohne Alk nicht durch den Tag käme!“
„Wie viel hast du heute schon getrunken?“
„Gar nichts!“, schimpft Nadine. „Okay! Wenn du willst, dann gehe ich noch zu ein paar von diesen Sitzungen, aber damit muss es dann auch gut sein. Und von mir aus sollen die Kinder die Ferien bei dir verbringen, aber nach Ostern will ich sie zurück!“
Damit dreht sie sich um und geht, während er ihr kopfschüttelnd nachsieht …
Draußen vor dem Haus packt sie die blanke Wut. Kurz überlegt sie, wo sie geparkt hat – bis ihr wieder einfällt, dass sie ja mit dem Bus herfahren musste. So ein Scheiß…! Das Zittern ihrer Hände schiebt sie darauf, dass sie sich mal wieder über Niklas aufregen musste. Wie konnte sie es nur jemals mit diesem Mr. Perfect aushalten?
Nachdem sie festgestellt hat, dass der nächste Bus erst in 45 Minuten kommt, kehrt sie mürrisch ins Marcellas ein, um die Wartezeit zu überbrücken…
„Was darf's sein?“. fragt Valerie, als sie – ebenfalls äußerst mürrisch – an ihren Tisch tritt.
Nadine bestellt einen großen Kaffee – schwarz. Und als Valerie sich bereits abwenden will, fügt sie etwas leiser hinzu: „Und ein Glas Rotwein.“
„Um die Uhrzeit?“, fragt Valerie spitz. „Na bitte, wie Sie meinen. Der Gast ist König, nicht wahr?! Oder wollen wir jetzt gendern und sagen, die Gästin ist Königin?“
Grinsend entfernt sich Valerie in Richtung Theke, während Nadine ihr vernichtende Blicke hinterher schickt.
„Bist du vielleicht mal ein bisschen freundlicher zu unseren Gästen?“, herrscht Marcella sie an. Valerie schert nichts. Nachdem sie Nadines Bestellung serviert hat, kippt die das Glas Wein in einem Zug hinunter, legt das abgezählte Geld auf den Tisch und geht, ohne ihren Kaffee angerührt zu haben…
Nachdem Frieda und Carl am Nachmittag ihre Hausaufgaben erledigt haben, begibt sich Carl auf den Weg zum Haus Nr. 3 und klingelt an einer der Erdgeschoss-Wohnungen.
David öffnet ihm und teilt ihm mit, dass Phoebe in ihrem Zimmer ist. Während Carl seine Jacke an der Garderobe aufhängt, sieht er durch die halboffene Küchentür eine dickliche Mitfünfzigerin, die die kleine Hope auf dem Schoß wippt.
„Also, am Monatsend wär dann Schluss, Herr Krämer, gell?!“, sagt Martha Liebrecht, als David die Küche wieder betritt. „I tät so gern bei Ehrna bleim, aber, mei, Sie wissen’s ja. Mir von dera Familienpflege san hoid nur für d' Notfui zuständig. So wia mit Ehrna kranke Frau … Aber jetzat…“ Sie sortiert sich kurz. „Trotz Eahrna schwerer Lag’, san S' hoid kaa Notfui mehr. Sie hom an gereglt’s Einkommen und kenna sich an Kinderfrau, so a Nanny oder sowas für die kloane Hope und für de beiden Großen leisten. I bin do nimmer zuständig. Leider…“
„Natürlich“, entgegnet David verständnisvoll. „Ich bin ja auch schon auf der Suche nach jemand anderem …“
Carl geht weiter und betritt Phoebes Zimmer. Die beiden Kinder spielen eine Weile hingebungsvoll mit Phoebes Puppen, ehe Phoebe auf die Idee kommt, dass sie sich doch mal wieder verkleiden und schminken könnten…
„Meine Mama hat noch so viele tolle Klamotten und Make up“, erklärt sie.
„Ist das denn okay?“, fragt Carl skeptisch.
Phoebe zuckt die Schultern. „Sie hätte bestimmt nichts dagegen…“
„Aber ist das denn nicht schlimm für dich, wenn wir mit ihren Sachen spielen?“
Phoebe überlegt kurz. „Vielleicht freut sie sich ja drüber, wenn sie uns von oben zuguckt“, meint sie dann lächelnd.
David hat sich in der Zwischenzeit aufgemacht, um mit Hope noch an die frische Luft zu gehen, nachdem Frau Liebrecht sich verabschiedet hat, und Jeremy sitzt in seinem Zimmer und zockt.
Und so können Phoebe und Carl unbescholten Mandys Kleiderschrank plündern, den David immer noch nicht auszuräumen übers Herz gebracht hat…
Ebenso hingebungsvoll, wie sie zuvor mit den Puppen gespielt haben, tauchen sie nun ein in eine Phantasiewelt, in der sie sich schminken und verkleiden und so tun, als seien sie Model, Schauspielerin oder Sängerin – bis David plötzlich in der Zimmertür steht …
„Was wird das denn hier?,“ ruft er aufgebracht.
Phoebe und Carl zucken zusammen. „Wir… wir haben nur…“, stammelt Phoebe erschrocken.
„Zieht SOFORT die Sachen aus!“, brüllt David fassungslos. „Und legt die Schminke zurück!“
Durch das Geschrei wird selbst Jeremy aus seinem Zimmer gelockt und steht nun nicht minder fassungslos als David im Raum.
„Habt ihr sie noch alle?“, fragt er seine Schwester. Und dann mit Blick auf Carl, der zu hochhackigen, pinken Schuhen, Minirock und Tanktop einen knallroten Lippenstift aufgetragen und neonrosa Ohrclips trägt: „Alter! Dein Ernst…?“
Die beiden Kinder ziehen sich eilig um und räumen alles wieder auf.
„Es ist besser, wenn du jetzt gehst“, fordert David Carl auf, als er und Phoebe zerknirscht das Schlafzimmer verlassen.
„Entschuldigung“, murmelt Phoebe David bedröppelt zu, nachdem Carl gegangen ist.
David, der am Küchentisch sitzt, sieht zu ihr auf. „Das könnt ihr doch nicht machen!!! Ihr könnt doch nicht… Ihr könnt doch nicht…! Was denkt ihr euch dabei?“
„Weiß nicht“, murmelt Phoebe schuldbewusst. „Ich dachte, Mami freut sich vielleicht, wenn ihre Sachen nicht so unbenutzt im Schrank hängen…“
„Au Mann“, brummt David, steht auf und drückt Phoebe fest an sich…
Carl ist derweil zuhause angekommen und setzt sich an den Küchentisch.
„Kommst gerade rechtzeitig, Pfannkuchen sind sofort fertig“, erklärt Niklas vom Herd her und brüllt dann in den Flur: „Frieda! Essen ist fertig!“
Als sich alle drei an den Tisch setzen und mit dem Essen beginnen wollen, fragt Niklas seinen Sohn irritiert: „Was hast du denn da am Mund?“
Carl wischt sich mit der Hand darüber, blickt auf seine rot verfärbte Handinnenfläche und erklärt kleinlaut: „Lippenstift.“
„Lippenstift?“, wiederholt Niklas ungläubig.
„Oh Mann!“, presst Frieda hervor und verdreht genervt die Augen…

Sankt Aloyisbeuern: Zensi serviert Anna das Frühstück und raunt: „Gibt nix Neues!“
„Nein, ich hab auch nichts gehört“, erwidert Anna.
Nachdem er in der letzten Woche durch Anna enttarnt wurde, hat Olaf Kling sich eiligst auf und davon gemacht, ehe die Polizei eintreffen und ihn festnehmen oder auch nur verhören konnte. Die Durchsuchung von Klings alias Kampmanns wenigen Habseligkeiten in seinem Zimmer des Gasthofes hat wenige Informationen zu Tage gefördert. Allerdings hat die Polizei Anna zwei ältere Fotos gezeigt, die Anna erneut bestätigt haben, dass sie es hier tatsächlich mit Olaf Kling zu tun hat: Eines zeigt ihn mit seiner Mutter Else, das andere mit seiner Ex-Frau Ines…
Nun wird Olaf Kling polizeilich gesucht. Man hat vermutet, er würde sich vielleicht über die Berge in Richtung Italien absetzen wollen, aber bislang fehlt jede Spur von ihm. Anna hofft, dass er bald aufgegriffen wird …
„Mei o mei“, stöhnt Zensi. „Da wohnt hier seit Ewigkeiten so an g’suchter Psychopath unter falschem Namen in inserna Gaststub’n und mir hom nix davo' g'ahnt. Mei mei mei…“
Haareraufend verschwindet sie wieder in der Küche. Ihr Mann Leopold poliert hinter der Theke am Hahn der Zapfanlage herum und sieht verstohlen zu Anna hinüber. Schließlich kommt er an ihren Tisch und fragt: „Sie, Frau Ziegler, song’s, dieser Kampmann… oiso dieser Kling, der wollt Sie und zwoa andre Frauen tatsächlich erschiaßa?“
„Ja, aber das haben wir erst Jahre später erfahren“, antwortet Anna – und erzählt zum wiederholten Male die Geschichte von der Hochzeit von Iffi Zenker und Jan Günzel im Januar 2005. Dass Olaf Kling damals mit seinem Gewehr hinter seinem Fenster auf sie gelauert hat. Dass seine Ex-Frau Ines gerade rechtzeitig hinzu gekommen ist um Schlimmeres zu verhindern, aber dass diese dann, nachdem sie ihm die Waffe entwendet hat, auf ihrer Flucht gestürzt und ins Koma gefallen ist und anschließend jahrelang unter einer Amnesie gelitten hat, so dass die Wahrheit über alles erst viel später ans Licht gekommen ist. Die Geschichte ist im Dorf seit Tagen das Thema Nummer 1 und Anna muss sie vor den Dörflern immer und immer wieder zum Besten geben. Der unscheinbare Herr Kampmann, den zwar alle kauzig und eigenbrötlerisch fanden, wie er da plötzlich aufgetaucht ist und zurückgezogen im Gasthof gelebt habt, aber den dennoch niemand auch nur annähernd für gefährlich gehalten hat …
Nach dem Frühstück bricht Anna zu einem letzten Spaziergang durch die herrliche Natur rund um Sankt Aloyisbeuern auf. Morgen Vormittag wird sie auschecken und zurück nach München fahren. Sie atmet noch einmal die frische Landluft ein, sieht zu den Bergen hinüber, die sich hinter dem Wald empor strecken – und weiß jetzt schon, dass sie das alles vermissen wird, wenn sie wieder zurück in der Stadt ist. Sie hat dieses Dorf mit seinen teils doch recht schrulligen Bewohnern in der vergangenen Woche doch sehr ins Herz geschlossen…
Als Anna nach ihrem Spaziergang ins Dorf zurückkehrt, ruft plötzlich eine Frauenstimme aufgeregt nach ihr: „Hallo! Frau Ziegler! Huhu!!!“ Es ist Friseurin Sissi Kraus, die winkend im Eingang ihres Ladens steht. „Meng S' vuileicht do nei kimma? I kennt S' a bissl aufhübschen. Bisserl die Spitzen schneiden.“
„Ach, nein danke“, lehnt Anna ab – nach einem Friseurbesuch steht ihr aktuell wirklich nicht der Sinn.
„Es is auch umsonst“, erklärt Sissi. „Dann kennt mia a bissl ratschn.“
Eher unwillig betritt Anna den kleinen, altmodisch eingerichteten Friseurladen, der die Bezeichnung ´Salon` definitiv nicht verdient hat. Auch Chiara, die Frau des Werkstattbesitzers, Vroni Loibl vom Milchbauernhof und Resi Reiter vom Gemüsebauernhof sitzen hier bereits und Sissi und ihre einzige Angestellte Johanna Jenninger, die Tochter vom Bäcker, haben eigentlich bereits alle Hände voll zu tun.
„Bitt’ schön“, verweist Sissi sie auf den freien Stuhl.
„Oh, ich will mich aber nicht vordrängen“, sagt Anna verlegen mit dem Blick auf die wartenden Frauen.
„Wir haben Zeit“, erklärt Chiara gelassen. Offenbar sind alle Damen des Dorfes sehr erpicht darauf, von Anna noch mehr Details in Sachen Alois Kampmann alias Olaf Kling zu erfahren – dabei hat sie in den letzten Tagen doch schon zur Genüge Bericht erstattet. Aber der Dorftratsch blüht offensichtlich und will weiter genährt werden. Anna nimmt schmunzelnd Platz …
Nach dem Friseurbesuch wird Anna erneut bewusst, wie sehr sie die Leute hier mag und wie wohl sie sich hier fühlt. Als nächstes wird sie vor der Bäckerei von Fanny aufgegriffen und in den Laden bugsiert. Die serviert ihr ungefragt einen Kaffee und ein großes Stück Streuselkuchen und beginnt ebenfalls, sie über Kling und seine Vergangenheit auszufragen. Als ihre Neugierde befriedigt ist, plaudern die beiden Frauen weiter und Anna gesteht ihr, dass sie eigentlich mit eher gemischten Gefühlen in den Trubel der Großstadt zurückkehrt und dass sie und ihr Hans immer von einem Leben auf dem Land geträumt haben …
„Die Reiters vermieten do an Einliegerwohnung“, grinst Fanny sie an.
„Ich weiß“, erwidert Anna. „Aber ich kann doch nicht einfach in München alle Zelte abbrechen, meinen Job und meine Wohnung kündigen, meine Freunde verlassen und hier her ziehen, wo ich alle nur flüchtig kenne, wo ich mir erst eine neue Arbeit suchen müsste… Wenn mein Hans noch wäre… Ich glaube, mit ihm würde ich drüber nachdenken. Aber so alleine, nur mit meinem kleinen Sohn. Den würde ich ja auch aus seinem Umfeld reißen, weg von seiner Schule, seinen Freunden…“
„An Job kenna S' bei mir griang“, sagt Resi. „Sie hom doch g’sagt, in München arbeiten`S aa in am Café. Und i könnt scho a Huif brauchn.“
„Nein, das geht nicht. Das wäre mir jetzt tatsächlich ein bisschen zu viel Veränderung…“
Anna findet den Gedanken arg abenteuerlich und mit zu viel Neuem gekoppelt. Das wäre doch der Wahnsinn, einfach so ins Ungewisse aufzubrechen, das alte Leben, das sie seit Jahrzehnten führt, hinter sich zu lassen und nochmal ganz neu anzufangen. Wie gesagt, wenn Hans noch wäre, dann wäre es vielleicht eine Option. Aber so…
Dennoch kehrt der Gedanke, diese verwegene Idee, den Rest des Tages immer wieder zu ihr zurück. Sie könnte sich tatsächlich vorstellen, sich hier dauerhaft wohl zu fühlen. Und sooo weit ist es ja auch nicht bis München – sie ist hier immer noch in Bayern und nicht irgendwo im Norden oder in Ost-Deutschland oder sonst wo… Sie und Hans haben sich doch immer gewünscht, dass ihre Kinder sicher und sorglos auf dem Land aufwachsen können. Vielleicht könnte dies zumindest noch für Emil Wahrheit werden. Und Hans wäre sicher stolz auf sie…
Als Anna nach dem Abendessen anfängt, ihren Koffer für die morgige Abreise zu packen, ergreift der Gedanke erneut Besitz von ihr … Sollte sie es wirklich wagen…?

CLIFFHANGER auf: Anna Ziegler


Mitwirkende Personen
Anna Ziegler
Zensi Schlagwein
Leopold Schlagwein
Sissi Kraus
Fanny Jenninger
Johanna Jenninger
Chiara Morelli
Resi Reiter
Vroni Loibl
Niklas Sandmann
Nadine Sandmann
Frieda Sandmann
Carl Sandmann
David Krämer
Hope Krämer
Jeremy Peschke
Phoebe Peschke
Nina Zöllig
Klaus Beimer
Valerie Zenker
Marcella Varese
Konstantin Landmann
Martha Liebrecht

© ´popo wolfson`2024

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: So 24. Mär 2024, 00:50 


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1912 - Landleben
BeitragVerfasst: Mo 25. Mär 2024, 13:42 
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Registriert: Mi 29. Sep 2010, 00:11
Beiträge: 11587
Ich dachte ja, dass Anna noch einen letzten Spaziergang macht, jedoch von diesem nicht zurückkehrt...:-o ...verschollen ist....

Jetzt bange ich, dass Anna nach Sankt Aloyisbeuern zieht :cry: ,
vielleicht wäre es geschickter, wenn Jemand der Listra sich dort einmietet/oder was kauft und die Bewohner der Listra da abwechselnd entspannen können.

Hat der Dressler Fond vielleicht noch Gelder übrig, die testamentarisch nur gemeinsam verwendet werden können? :D Anstatt einer Ferienwohnung auf Teneriffa (ach nee, bei Dresslers wäre das ja eher Rhodos) nimmt man halt eine Wohnung in Sankt Aloyisbeuern 8-)


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1912 - Landleben
BeitragVerfasst: Mo 25. Mär 2024, 13:44 
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Registriert: Mi 29. Sep 2010, 00:11
Beiträge: 11587
Valieri macht sich ja gut in ihrem neuen Job :lol: :muah:


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