Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1898 - Die Schlagzeile
BeitragVerfasst: Sa 21. Okt 2023, 23:36 
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Folge 1898: Die Schlagzeile

Spieltag: Donnerstag, 19.09.2023


„Sieh mal“, sagt Iffi zu ihrer Schwester, als sie an diesem Morgen über der Zeitung sitzt. „Am Wochenende wurde wieder eine Prostituierte ermordet. Und das steht sogar in der Zeitung. Hier steht, dass die Polizei von einem Serientäter ausgeht. Aber Nina hatte doch letztens noch gesagt, dass man das nicht so öffentlich machen wollte, um keine Panik zu verbreiten. Scheiße… Da ist bestimmt irgendwas durchgesickert, was nicht durchsickern durfte…“
„Was sagt Nina denn dazu?“ fragt Valerie.
„Mit der hab ich noch nicht gesprochen“, erwidert Iffi. „Die ist gestern erst spät von ihrem Lehrgang zurück gekommen.“
Wie aufs Stichwort erscheint Nina in der Küchentür und sagt: „Hat alles seine Richtigkeit. Nach dem jüngsten Mord ist man sich einig, dass es an der Zeit ist, nichts mehr hinterm Berg zu halten. Unsere Experten sind sich sicher, dass es sich definitiv um einen Serientäter handelt. Natürlich werden solche öffentlichen Statements jetzt auch Panik schüren. Klar, wenn die Leute plötzlich lesen, dass ein Serienmörder in München sein Unwesen treibt. Aber die Bevölkerung muss ja auch gewarnt werden. Und natürlich hofft man auf sachdienliche Hinweise. Obwohl diesbezüglich jetzt vor allem erstmal die Spinner und Wichtigtuer zuschlagen…“
„Und der bringt wirklich nur Nutten um?“ fragt Valerie.
„Zumindest sieht es im Moment danach aus“, erwidert Nina.
„Gibt es denn schon eine Spur?“ möchte Iffi wissen.
„Ich bin nicht in der Mordkommission“, antwortet Nina. „Ich kann euch gar nichts zu den Ermittlungen sagen. Das dürfte ich auch gar nicht. Und das wisst ihr.“
„Auf jeden Fall gruselig“, meint Valerie. „Wie gut, dass wir nicht auf dem Strich gehen, nicht wahr?!“
Iffi verpasst ihrer Schwester einen Fußtritt unter dem Tisch, denn in diesem Moment betritt Antonia die Küche.
„Ist was?“ fragt diese irritiert, als alle sie verstummt ansehen.
„Nein, nein“, sagt Iffi schnell. „Wir haben uns nur gerade gefragt, wie du dir denn inzwischen wohl deine berufliche Zukunft vorstellen könntest…“
Antonia rollt genervt mit den Augen.
„Ich überlege, ob ich vielleicht ein Jahr Work and Travel machen soll“, erklärt sie schließlich.
„Wie bitte?“ Iffi starrt sie ungläubig an.
„Ja, in Australien“, sagt Antonia.
„Aber du hasst Australien!“ ruft Iffi schrill aus. „Weißt du nicht mehr, was für ein schreckliches Heimweh du damals hattest?“
„Mama, da war ich sieben!“ erwidert Antonia genervt. „Außerdem möchte ich ja nicht für immer dahin auswandern! Ich möchte ein Jahr lang durchs Land reisen, jobben und Erfahrungen sammeln. Und danach komme ich zurück!“
„Ich finde, das hört sich toll an“, springt Nina ihr bei.
„Ich auch“, fügt Valerie hinzu.
Iffi blickt nahezu panisch zwischen den Dreien umher. „Aber Australien… Ein ganzes Jahr… Das ist doch so weit weg von mir! Ich weiß ja nicht…“
„Ist ja erstmal nur eine Idee“, sagt Antonia. „Es ist ja noch gar nichts spruchreif.“
Doch Iffi ist alarmiert: Der Gedanke, ihre Tochter ein Jahr lang alleine am anderen Ende der Welt zu wissen, behagt ihr gar nicht. Als Iffi Antonia auf ihre Zukunftspläne angesprochen hat, hatte sie so etwas wie eine Ausbildung im Kopf. Aber damit hat sie nun wirklich nicht gerechnet. Bleibt nur zu hoffen, dass Toni diese Idee wieder verwirft…
Dies geht ihr auch immer noch durch den Kopf, als sie später längst bei der Arbeit im Labor ist.
Da auch Antonia und Roland ausgeflogen sind, glaubt Nina, ihren heutigen freien Tag nach dem Lehrgang gemeinsam mit Ida in einer sturmfreien Wohnung genießen zu können – doch plötzlich kommt Valerie aus ihrem Zimmer.
„Nanu, du bist ja doch da“, stellt Nina überrascht fest. „Ich dachte, du hättest Dienst im Krankenhaus…“
„Ich baue heute Überstunden ab“, erklärt Valerie. „Wollen wir vielleicht gemeinsam mit Ida auf den Spielplatz gehen und später dann zusammen was kochen?“
Nina zögert kurz, doch dann erwidert sie: „Ja, warum eigentlich nicht…?!
Kurze Zeit später tobt Ida über den Spielplatz, während Nina und Valerie am Rande des Geschehens auf der Parkbank sitzen und sie beobachten.
„Ich bin wirklich froh, dass wir dich als Mitbewohnerin haben“, sagt Valerie plötzlich. „In Zeiten wie diesen… Man kann sich ja seines Lebens nicht mehr sicher fühlen, besonders als Frau. Wenn da draußen so ein irrer Frauenmörder sein Unwesen treibt. Da kann man echt froh sein, wenn man eine Polizistin im Haus hat.“
„Ich glaube immer noch nicht, dass wir ernsthaft in Gefahr sind“,lacht Nina. „Wie schon gesagt, scheint dieser Mensch es bei den Frauen, die er tötet, auf ein ganz bestimmtes Berufsbild abgesehen zu haben.“
„Trotzdem“, meint Valerie. „Du hast uns ja schon mal beschützt, als diese Clan-Mitglieder hinter Antonia her waren und vor unserer Tür standen. Weißt du noch? Ich war so froh, dass wir dich haben. Du bist echt eine tolle Mitbewohnerin. Und eine supertolle Freundin.“
„Jetzt hör aber mal auf, ich werd ja noch ganz verlegen“, kichert Nina.
Als die beiden Frauen mit Ida wieder in der Wohnung sind, sehen sie als erstes nach, was es noch an Lebensmitteln gibt, denn sie haben beschlossen, einen Gemüseauflauf zu machen.
„Okay, du kannst ja schon mal die Kartoffeln schälen und ich besorge schnell noch das, was fehlt!“ beschließt Nina.
Als sie sich dem Supermarkt nähert, ruft ihr plötzlich Klaus von der anderen Straßenseite aus zu und eilt zu ihr rüber. Nina, die ihn in letzter Zeit selten gesehen hat, ist mal wieder fassungslos, wie viel er wieder zugelegt hat, nach ihrer Trennung.
„Hey, Minnie… äh, Nina“ , japst er atemlos. „Ich wollte dich mal was fragen…“
„Was gibt’s denn?“ Eigentlich hat Nina gerade nicht so viel Lust dazu, mit ihrem Ex zu reden.
„Ich hab das heute in der Zeitung gelesen, von diesem Prostituiertenmörder“, sagt er. „Ist das der Kerl, der auch Jekaterina umgebracht hat?“
Nina hat nicht das geringste Bedürfnis, in Klaus’ Nähe Polizeiinterna auszuplaudern. Deshalb sagt sie nur knapp: „Möglich…“
„Hast du nicht irgendwelche Infos für mich?“ fragt er.
„Wie bitte?“ Nina ist fassungslos.
„Na, ein paar Insider, irgendwas, was es nicht offiziell von eurer Pressestelle gibt“, erklärt Klaus.
„Natürlich nicht“, meint Nina empört.
„Komm schon, Minnie“, bohrt Klaus weiter. „Du weißt, wie schwer ich es habe, als freier Journalist. Wenn ich ein paar Infos unter der Hand bekommen könnte, irgendwas, was es nicht offiziell gibt und was ich für eine richtig brisante Story verwenden könnte…“
„Hörst du dir eigentlich selbst mal zu?“ fragt Nina ihn aufgebracht. „Weißt du, was du da gerade von mir verlangst? Ich riskier doch nicht meinen Job für deine brisante Story! Außerdem weiß ich nichts, ich arbeite schließlich in einer ganz anderen Abteilung!“
Damit dreht sie sich um und geht in den Supermarkt.
„Komm schon, Minnie! Das bist du mir schuldig!“ ruft er ihr nach, doch Nina reagiert nicht mehr.
Vom Küchenfenster in der Kastanienstraße aus hat Valerie die beiden beobachtet und ist misstrauisch…
Als Nina und Valerie dann später gemeinsam ihr Gemüse schnippeln, fragt Valerie daher möglichst beiläufig: „Wie steht`s inzwischen eigentlich zwischen dir und Klaus?“
„Wie kommst du denn jetzt darauf?“ fragt Nina. „Wir haben nichts mehr miteinander zu schaffen.“
„Ich hab euch vorhin zufällig durchs Küchenfenster gesehen“, platzt es aus Valerie heraus. „Vor dem Supermarkt.“
„Da hat er mich angesprochen, ja“, gibt Nina zu und erklärt Valerie schließlich, was er von ihr wollte.
„Das ist ja unglaublich!!“ empört Valerie sich. „Spinnt der denn? Der kann doch nicht solche Informationen von dir verlangen! Unmöglich!“
Doch auch nachdem Valerie weiß, um was es in dem Gespräch zwischen den beiden gegangen ist, lässt die Sache ihr keine Ruhe.
„Empfindest du denn nichts mehr für ihn?“ will Valerie nun wissen.
„Definitiv nicht“, lacht Nina auf. „Ich hab unserer Beziehung nun wirklich mehrere Chancen gegeben, aber Klaus und ich… Das passt halt einfach nicht, dafür sind wir wahrscheinlich einfach zu verschieden.“
Nun scheint Valerie endlich beruhigt.
„Wer braucht schon Männer“, sagt sie daher beim essen zu Nina. „Ehrlich! Männer und Frauen, das endet doch früher oder später immer im Desaster. Ich finde, eine wirklich gute Freundin ist viel mehr wert, als ein Mann.“
Beide müssen lachen. Nachdem sie nach dem Essen die Küche aufgeräumt haben, fragt Valerie: „Wollen wir uns noch gemeinsam einen Film angucken? Irgend so eine richtig kitschige Schnulze?“
„Super Idee!“ lacht Nina.
Doch kaum dass die beiden es sich auf dem Sofa bequem gemacht haben, kommt Iffi nach Hause und beschließt spontan, sich ihnen anzuschließen. Valerie fühlt sich allerdings durch ihre Schwester gestört.
„Willst du denn nichts mit Roland machen?“ fragt sie genervt.
„Der muss noch arbeiten!“ erklärt Iffi.
„Jetzt noch?“ Valerie glaubt ihr nicht so recht. „Die Kantine ist doch längst geschlossen.“
„Die machen heute Abend Inventur oder sowas. Das kann wohl bis spät in die Nacht dauern!“
Und so fläzt sich Iffi zu den beiden auf die Couch. Und während Nina den Filmabend mit ihren beiden Mitbewohnerinnen wirklich genießt, fühlt Valerie sich plötzlich wie das fünfte Rad am Wagen und empfindet ihre Schwester als einen erheblichen Störfaktor in ihrer Zweisamkeit mit Nina…


„Am Wochenende wurde hier in der Stadt eine Prostituierte umgebracht“, erklärt Dagmar und fast ihre Zeitung dabei mit solch spitzen Fingern an, als sein sie giftig. „Und das war offenbar nicht das erste Opfer. Die schreiben hier von einem Serientäter. Kannst du dir so etwas vorstellen? Das hier ist doch München, nicht… keine Ahnung, Los Angeles oder so…“
„Ich habe dir bereits letzte Woche mitgeteilt, dass ich es sehr gefährlich finde, wenn du spät abends noch alleine spazieren gehst“, erinnert Hermann sie.
„Also allem Anschein nach hat dieser Mensch ein bestimmtes Opferprofil; Prostituierte eben“, sagt Dagmar naserümpfend. „Du möchtest doch jetzt nicht behaupten, dass ich aussehe, wie eine Prostituierte?!“
„Selbstverständlich nicht“, beeilt Hermann sich, ihr zu versichern. „Aber wer weiß schon, was in solch einem kranken Individuum vorgeht…“
„Und die bisherigen Opfer wurden wohl im Rotlicht- und Bahnhofsviertel ermordet, nicht hier in den Randbezirken“, berichtet Dagmar weiter.
Sie legt die Zeitung angewidert beiseite. Sie hat momentan ohnehin andere Dinge im Kopf, als sich Gedanken darüber zu machen, was sich in Münchens Amüsierviertel für Dramen abspielen: Ihr Schwiegersohn betrügt ihre Tochter, eine Tatsache, über die Dagmar Lisa doch nicht im Unklaren lassen kann. Doch wie soll sie ihr das mitteilen, wenn Lisa sich weigert, mit ihr zu reden und ihr vermutlich ohnehin nicht glauben würde… Was soll sie machen? Dieser blöden Zenker wird sie sich jedenfalls nicht nochmal anvertrauen…
Als Dagmar etwas später zum Einkauf in den Supermarkt geht, trifft sie dort prompt auf Andrea, die gerade Pause hat.
„Hallo“, sagt Andrea zu ihr und beschließt, sie gar nicht weiter zu beachten. Lisas Mutter ist ihr mehr als suspekt. Doch Frau Hoffmeister lässt sich nicht ignorieren und fragt: „Wie geht es Ihnen? Alles gut?“
„Äh… ja… danke“, erwidert Andrea und fragt sich insgeheim, warum Dagmar Hoffmeister so interessiert und so offen ist. Sie kennen sich im Grunde doch gar nicht. „Und… Ihnen?“ fügt sie der Höflichkeit halber hinzu.
„Ich mache mir Sorgen um meine Tochter“, erklärt Dagmar ihr.
„Aha“, macht Andrea nur und fragt sich zunehmend, was das hier werden soll.
„Ich bin mir nicht sicher, ob sie das Richtige getan hat, als sie diesen Murat geheiratet hat“, sagt Dagmar. „Ich fürchte, dieser Mann ist nicht gut für sie.“
Andrea wird es innerlich heiß und kalt. Ehe sie die richtigen Worte findet, um etwas zu erwidern, setzt Dagmar fort: „Bei diesen Türken weiß man ja nie so recht. Vielweiberei und so etwas ist bei denen ja an der Tagesordnung!“
Und spätestens in diesem Moment kommt Andrea der schreckliche Verdacht, dass Dagmar über sie und Murat Bescheid weiß – erst recht, als sie ihren nahezu stechenden Blick realisiert.
„Ich… muss jetzt weiter“, sagt sie hastig, lässt ihren halbvollen Einkaufskorb einfach stehen und verlässt eilig den Supermarkt…
Ihr Weg führt sie schnurgerade zum Döner-Imbiss.
„Was machst du denn hier?“ fragt Murat überrascht. „Du wolltest doch nicht mehr, dass wir uns hier…“
„Sie weiß Bescheid!“ fällt Andrea ihm ins Wort.
Murat bekommt einen Hustenanfall. „Lisa?“ keucht er, als er wieder Luft bekommt.
„Mach mir einen Döner“, fordert Andrea. „Damit wir nicht so auffallen.“
Während Murat sich ans Werk macht, erklärt Andrea: „Nee, ihre Mutter!“
„Dagmar?“ Murat lässt vor Schreck den Fladen fallen. „Wie kommst du denn darauf?“
„Sie hat mich gerade im Supermarkt angequatscht und mir so komische zweideutige Sachen gesagt.“ Andrea berichtet ihm von den Details der Begegnung.
„Ich glaube nicht, dass Lisa ihr auch nur ein Wort davon glauben würde, wenn sie ihr davon erzählt“, vermutet Murat.
„Das ist egal! Wenn die Bescheid weiß… Ey, die wird doch nicht locker lassen!“ Andrea ist völlig durch den Wind. „Vielleicht beobachtet sie uns… Macht Fotos oder filmt uns… Und dann lässt sie das Lisa zukommen! Wir… wir dürfen uns definitiv nicht mehr sehen!“
„Ich kümmere mich drum“, verspricht Murat – und für einen kurzen Moment klingt es in Andreas Ohren fast, wie eine Drohung… So, als würde die Mafia sich eines unliebsamen Zeugens entledigen wollen.
„Wie denn?“ fragt sie.
„Mal sehen…“, meint Murat schulterzuckend – er hat selbst keine Idee…
Und Andrea verlässt schließlich den Imbiss, ohne ihren Döner mitzunehmen…
Murat macht sich unterdessen permanent Gedanken darüber, wie er Dagmar den Wind aus den Segeln nehmen könnte, doch ihm will einfach nichts einfallen. Und während er noch nachdenkt, steht Dagmar plötzlich leibhaftig vor ihm im Laden – und Murat zuckt bei ihrem Anblick nahezu zusammen.
„Ich müsste mal mit dir reden“, sagt Dagmar scharf und ohne jeden Gruß. Sie hat inzwischen beschlossen, gewissermaßen die Flucht nach vorn anzutreten und ihren Schwiegersohn ganz direkt mit ihrem Wissen über seine Missetaten zu konfrontieren.
„Was… gibt’s denn?“ fragt Murat vorsichtig, nahezu schüchtern.
„Nun tu doch nicht so, als ob du das nicht wüsstest!“ fährt Dagmar ihm barsch an. „Damit eines mal klar ist; wenn es nach mir gehen würde…“
„Was machst du hier?“ erklingt plötzlich eine nicht minder scharfe Stimme vom Eingang her. Dort steht Lisa, die ihrer Mutter vernichtende Blicke zuwirft.
Allah! Allah! denkt Murat, jetzt ist alles aus und vorbei…
„Lisa, ich… müsste mal mit deinem Mann reden…“,beginnt Dagmar.
„Hier gibt’s aber nichts zu reden!“ zischt Lisa böse. „Hör auf, dich in mein Leben zu drängen! Hör auf, meine Familie zu belästigen! Ich will nichts mit dir zu tun haben! WIR wollen nichts mit dir zu tun haben! Also verschwinde endlich!!!“
„Es ist ganz anders, als du denkst…“, unternimmt Dagmar einen erneuten Versuch.
„Das interessiert mich nicht!“ Lisa bleibt unerbittlich. „Verschwinde einfach aus unserem Leben! Ich brauche dich nicht!“
Dagmar bleibt einen Moment zögernd im Laden stehen, doch dann sieht sie ein, dass das hier im Moment keinen Zweck macht und geht.
„Was wollte sie?“ fragt Lisa ihren Mann.
„Keine Ahnung“, erwidert dieser schulterzuckend.
„Schmeiß sie beim nächsten Mal einfach direkt raus!“ fordert Lisa ihn auf. „Lass dich gar nicht erst auf irgendwelche Diskussionen mit ihr ein, klar!“
„J...ja“, stammelt Murat, dem das Herz bis zum Hals schlägt…
Doch Dagmar will nicht so einfach kleinbei geben. Sie ist der Meinung, dass ihre Tochter ein Recht auf die Wahrheit hat – und so steht sie am Abend bei ihr vor der Tür.
„Schlag mir jetzt bitte nicht gleich die Tür vor der Nase zu!“ verlangt Dagmar. „Das, was ich dir zu sagen habe, ist wirklich wichtig!“
„Was sollte das denn sein?“ fragt Lisa schnippisch. „Dass es dir leid tut? Dass du deine Fehler bereust? Wie oft denn noch?? Ich will davon nichts mehr hören! Also verschwinde endlich aus meinem Leben, du verdammtes, altes Biest!“
Und damit schlägt sie ihrer Mutter schwungvoll die Tür vor der Nase zu. Einen Augenblick lang steht Dagmar einfach nur perplex da und muss sich sammeln. Als sie ihre Fassung wiedergefunden hat, steigt Wut in ihr auf und sie schreit: „Dann lauf doch in dein Unglück, du undankbares Kind! Renn doch blindlings in dein Verderben. Wenn du mich nicht anhören willst, dann musst du halt mit den Konsequenzen leben! Wer nicht hören will, muss fühlen!“
Im selben Moment wird die Türe von innen erneut aufgerissen und Lisa blickt sie kalt an. „Da ist sie also wieder, die alte Dagmar Hoffmeister“, zischt sie. „Wie oft habe ich das schon von dir gehört! Was für ein undankbares Kind ich bin! Du bist immer noch die Alte! Da kannst du noch so oft angekrochen kommen und beteuern, dass du dich geändert hast. Du wirst dich nicht ändern! Also HAU ENDLICH AB!!!!“
Erneut fällt die Tür ins Schloss. Und diesmal zögert Dagmar nicht: Sie macht auf dem Absatz kehrt und geht! Soll Lisa doch sehen, wo sie bleibt! Soll sie sich doch von ihrem eigenen Mann belügen und betrügen und nach Strich und Faden hintergehen lassen… Sie wird sich nicht mehr einmischen. Sie hat es versucht. Wer nicht will, der hat schon…
Als Lisa Murat später von dem erneuten Auftritt ihrer Mutter berichtet, fühlt dieser sich zunehmend unbehaglich. Sollte Dagmar nun wirklich aufgegeben haben. Oder wird sie doch noch weitere Versuche unternehmen, um Lisa über sein Geheimnis in Kenntnis zu setzen…


Tessa verlässt am Morgen mit dem entwendeten Generalschlüssel ihr Kellerversteck, um sich im Haus Essbares zu organisieren – und alles, was sie sonst noch gebrauchen kann. In den letzten Wochen hat Tessa es quasi perfektioniert, sich im Haus Nr. 3 wie ein Geist zu fortzubewegen und unentdeckt die Mieter auszuspionieren, herauszufinden, wer wann arbeiten ist und wo es immer einen vollen Kühlschrank und andere Dinge für den täglichen Bedarf zu finden gibt.
Und so schleicht sich Tessa etwas später in die Wohnung im 1. Stock, an deren Türe »Beimer/ Zenker« steht. Hier sind der Kühlschrank und überhaupt sämtliche Vorratsschränke immer prall gefüllt. Tessa stopft sich ein Brot, ein Stück Käse, ein Glas Marmelade, etwas Obst und eine Flasche Saft in ihre Umhängetasche, als ihr Blick auf eine aufgeschlagene Tageszeitung auf dem Küchentisch fällt. Sie bleibt an dem großen Artikel auf der Titelseite hängen, Wörter wie Prostituiertenmörder und Serientäter stechen ihr ins Auge – und schon ist ihr Interesse geweckt.
„Krass!“ flüstert sie, nachdem sie den Artikel überflogen hat – und spontan steckt sie auch die Zeitung ein… In diesem Moment hört sie einen Schlüssel im Schloss der Wohnungstür.
„Gabi, ich bin wieder da!“ ruft Helga vom Flur aus uns kommt mit einem Einkaufskorb in die Küche. Unbemerkt schlüpft Tessa durch die Verbindungstüre in das angrenzende Wohnzimmer.
„Hab mich hing’legt!“ ruft Gabi aus ihrem Schlafzimmer.
Als Tessa vom Wohnzimmer aus hinter dem Rücken von Helga, die in der Küche ihre Einkäufe auspackt, zur Wohnungstür huschen will, hört sie erneut einen Schlüssel im Schloss. Eilig rennt sie den Flur entlang und verschwindet im Bad, während Andy die Wohnung betritt…
„Wo ist denn die Zeitung hin?“ poltert Andy nach Betreten der Küche los und wühlt zwischen Helgas Einläufen.
„Bring mir hier nicht alles durcheinander“, schimpft diese. „Hier lag keine Zeitung mehr!“
„Ich wollte doch nochmal den Bericht über diesen Nutten-Mörder lesen“, motzt er und ruft in den Flur:“GABI?! HAST DU DIE ZEITUNG?“
„Naaa, i mag den ganzen Schmarrn net lesen“, quäkt Gabi, während sie sich aus dem Schlafzimmer schleppt und auf die Badezimmertür zuschlurft. Blitzschnell dreht Tessa den Schlüssel von innen um.
„Wer is’nn da im Bad?“ fragt Gabi irritiert und rüttelt an der Klinke.
„Vermutlich Olaf Kling“, brummt Andy sarkastisch.
„Bestimmt Popo!“ vermutet Helga.
Gabi tapert nun auch in die Küche und setzt sich Teewasser auf. Eilig verlässt Tessa ihr Versteck und schleicht sich aus der Wohnung.
Nachdem Gabi den Wasserkocher eingeschaltet hat und in den Flur zurückkehrt, kommt Popo aus ihrem Zimmer und steuert das Bad an.
„Naaa, net schon wieder!“ ruft Gabi. „Warst doch grad erst, nun bin ich dran!“
Popo blickt Gabi einen Moment lang konsterniert an und verschwindet dann im Badezimmer. Gabi bleibt mit einer Mischung aus Empörung und Fassungslosigkeit im Flur zurück…
Als Tessa wieder in ihrem Kellerversteck angekommen ist, macht sie sich begierig daran, den Zeitungsbericht zu lesen: Innerhalb eines Jahres hat ein Unbekannter in München mindestens vier Prostituierte stranguliert, die letzte am vergangenen Samstag. Krass! Schießt es Tessa durch den Kopf und beflügelt ihre morbide Faszination für den Tod.
Nachdem sie sich an ihren erbeuteten Lebensmitteln satt gegessen hat, zieht es sie wieder raus aus ihrem Unterschlupf. Sie möchte in die Erdgeschoss-Wohnung, wo diese todkranke Frau in ihrem Pflegebett liegt. Ein paar Mal ist sie in letzter Zeit dort gewesen und hat sie einfach nur angesehen. Diese Frau ist so mit Schmerzmitteln vollgepumpt, dass sie eigentlich nur noch schläft oder bestenfalls vor sich hin dämmert. Es ist so aufregend, jemandem beim dahin siechen zuzusehen…
Auch diesmal liegt sie wieder nur da und schläft, nachdem sich Tessa mit dem Generalschlüssel in die Wohnung geschlichen hat. Allerdings muss sie aufpassen, da man sie hier nie lange alleine lässt; ihr Mann, ihre Kinder, der Pflegedienst, die Ärztin oder diese Krankenschwester hier aus dem Haus… irgendwer von denen taucht nach kürzester Zeit eigentlich immer auf. Tessa starrt Mandy an. Wie lange das wohl noch dauern wird? Wie cool es wäre, ihr beim Sterben zusehen zu können… Tessa verharrt noch einen Augenblick, dann stiehlt sie sich wieder davon…
Als sie am Abend gerade dabei ist, das Stück Käse zu verputzen, das sie aus dieser Senioren-Wohnung mitgenommen hat, hört sie plötzlich, wie jemanden den Hobbykeller aufschließt. Blitzschnell schnappt sie sich ihre paar Habseligkeiten und die Lebensmittel und versteckt sich in einer Ecke, wo von den Mietern eher unachtsam mehrere, selten gebrauchte Gegenstände abgestellt wurden. Dazwischen hat sie sich mittlerweile eine richtige Höhle gebaut, in der sie Zuflucht sucht, wenn sich doch mal jemand her verirrt. Das passiert äußerst selten, ist aber nie vollkommen auszuschließen…
Von ihrem Versteck aus beobachtet Tessa, wie eine runtergekommen aussehende, alte Frau den Raum betritt. Sie blickt sich vorsichtig um und verströmt dabei einen nahezu widerlichen Gestank. Wer ist das nur? Plötzlich fällt ihr wieder ein, wie Simon ihr davon erzählt hat, dass im letzten Winter scheinbar ein Obdachloser den Keller als Quartier genutzt hat. Kein ObdachkloseR! Eine Obdachlose…! Das muss sie sein! Jetzt, im Herbst, wo der Winter vor der Tür steht, ist sie zurück!
Als die Frau in dem kleinen angrenzenden Bad verschwindet, überlegt Tessa fieberhaft, wie sie sich nun am besten verhalten sollte. Und plötzlich kommt ihr eine Idee! Tessa positioniert sich mitten im Raum und wartet, bis das Rauschen des Wassers verstummt. Als die Obdachlose Sekunden später das Bad wieder verlässt, tut Tessa so, als habe sie den Raum gerade erst betreten. Mit gespieltem Schrecken ruft sie beim Anblick der Frau aus: „Oh mein Gott! Wer sind Sie? Was machen Sie hier?“
„Ich… ich…“, stammelt Mechthild überrumpelt und weicht erschrocken einen Schritt zurück.
„Sie sind die Pennerin, die hier letzten Winter übernachtet hat!“ ruft Tessa aus. „Oh Gott! Wir haben alle gedacht, Sie sind weg! Ich sag jetzt meiner Mutter Bescheid und die ruft dann die Polizei!“
„Nein, nein!“ sagt Mechthild schnell, ehe Tessa die Tür erreicht hat. „Ich… bitte… ich… ich bin schon wieder weg!“ Eilig schnappt die alte Frau sich die beiden Beutel mit ihren wenigen Besitztümern und verlässt nahezu fluchtartig den Hobbykeller. Den Kellerschlüssel lässt sie unterwegs einfach zu Boden fallen…
Na, bestens, denkt sich Tessa, hat ja super geklappt. Die Alte hat ihr abgekauft, dass sie hier im Haus wohnt und sie nun sozusagen auf frischer Tat ertappt hat. Die wird sich garantiert nicht nochmal hier blicken lassen…
Auf der Straße angekommen, steht Mechthild erstmal unentschlossen herum. Zu schön wäre es gewesen, wenn sie sich den Winter über wieder hätte dort unten einquartieren können. Aber diesen Plan muss sie nun verwerfen, es wäre zu riskant, zurückzukehren, dieses Gör hat sicher längst Alarm bei den Eltern geschlagen. Während Mechthild missmutig die Straße entlang geht und nach einer neuen Übernachtungsmöglichkeit Ausschau hält, hockt Tessa unten im Keller. Sie sollte sich Simon offenbaren, denkt sie. Mittlerweile ist hoffentlich so viel Gras über die Begegnung mit diesem blonden Mädchen gewachsen, dass sie das wagen kann. Ihretwegen musste Tessa ja damals ihr Versteck aufgeben und den Kontakt zu Simon abbrechen. Der fragt sich sicher schon seit Wochen, wo sie abgeblieben ist und warum sie sich nicht mehr bei ihm meldet. Vielleicht sollte sie sich einfach morgen in seine Wohnung schleichen und eine Nachricht in seinem Zimmer hinterlassen? Obwohl… womöglich fände er es blöd, wenn sie einfach so in sein Zimmer eindringen würde, während er weg ist. Das könnte sie sogar verstehen, im umgekehrten Fall würde es ihr ja nicht anders gehen. Und überhaupt… sie könnte Simons Hilfe definitiv gebrauchen. Er könnte ihr den Rücken freihalten, während sie sich hier unten versteckt. Aber womöglich wäre es tatsächlich besser, wenn er nichts davon erfahren würde, dass sie sich den Generalschlüssel besorgt hat und sich somit ungehindert überall im Haus fortbewegen kann… Dennoch beschließt sie, sich ihm bei nächster Gelegenheit irgendwie zu zeigen und ihn wissen zu lassen, dass sie wieder bzw. immer noch da ist. Aber heute nicht mehr! Stattdessen schnappt sie sich ihr Tagebuch und beginnt zu schreiben. Ihrem Tagebuch konnte sie immer schon alles anvertrauen… Sie schreibt von ihrem „Besuch“ bei der sterbenskranken Frau aus dem Erdgeschoss, von dem Zeitungsbericht über den Serienmörder und von ihrer Begegnung mit der Pennerin. Sie berichtet davon, wie spannend sie die Sache mit dem Mörder findet und wie sehr sie das Sterben der kranken Frau fasziniert. Als letzten Eintrag für den heutigen Tag schreibt sie: „Ich würde gerne… Nein, ich WILL endlich wieder jemandem beim Sterben zusehen dürfen!!!“

CLIFFHANGER auf: Tessa Anzberg

Mitwirkende Person
Nina Zöllig
Ida Zöllig
Valerie Zenker
Iffi Zenker
Antonia Zenker
Andy Zenker
Gabi Zenker
Helga Beimer
Klaus Beimer
Popo Wolfson
Hermann Benodakt
Dagmar Hoffmeister
Lisa Dagdelen
Murat Dagdelen
Andrea Neumann
Mechthild Walther
Mandy Peschke-Krämer
Tessa Anzberg

© „popo wolfson“ 2023

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: Sa 21. Okt 2023, 23:36 


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1898 - Die Schlagzeile
BeitragVerfasst: So 22. Okt 2023, 10:55 
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Registriert: Mi 29. Sep 2010, 00:11
Beiträge: 11587
...und eiskalt weht der Abendhauch

Ich könnte stundenlang Deine Folgen lesen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1898 - Die Schlagzeile
BeitragVerfasst: So 22. Okt 2023, 22:12 
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Registriert: Mi 15. Sep 2010, 12:37
Beiträge: 10005
Geht mir ähnlich.

Murat und Andrea scheinen ja nochmal davon gekommen zu sein. Diese Tessa ist echt irre. Und Walze hat lesbische Anwandlungen...


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1898 - Die Schlagzeile
BeitragVerfasst: Mo 23. Okt 2023, 06:34 
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Registriert: Mo 20. Sep 2010, 18:42
Beiträge: 504
fräulein hülschigung hat geschrieben:
Ich könnte stundenlang Deine Folgen lesen.


Ich vielleicht nicht stundenlang (die XXL-Episode mit dem Hotelbrand war mir z.B. zu viel), aber ich bin gespannt auf jede neue Episode.
Genauso wie damals beim Original.


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