Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1894 - Sehr plötzlich...
BeitragVerfasst: So 17. Sep 2023, 08:47 
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Folge 1894: Sehr plötzlich...

Spieltag: Donnerstag, 14.09.2023

Kaum dass Claudio und Enzo am heutigen Tag ihre Pizzeria geöffnet haben, steht Verena auch schon in der Tür – mit einer großen Schachtel Pralinen in der Hand.
„Ich… ähm… wollte mich bei Ihnen entschuldigen“, räuspert sie sich verlegen. „Weil ich letzte Woche so eine Welle gemacht habe. Und Ihnen gleich das Gesundheitsamt auf den Hals gehetzt hab.“
„Geht es Anton Leon denn inzwischen wieder besser?“, erkundigt Enzo sich.
„Leon Anton!“, verbessert Verena ihn. „Und, ja, ihm geht’s wieder gut.“
„Na, dann iste doch alles in beste Ordnung!“, jubelt Claudio und nimmt Verena die Pralinenschachtel aus der Hand. „Sinde die mit Alkoholfüllung?“
Während der italienische Onkel neugierig die Schachtel inspiziert, sagt Verena kleinlaut: „Es tut mir so leid, dass ich Ihnen solche Umstände bereitet habe. Aber wie sollte ich denn auch ahnen, dass Leon Anton bei seinem Schulfreund verdorbenen Kartoffelsalat gegessen hat. Es ist mir unvorstellbar, wie so etwas passieren kann. Bei mir gäbe es so etwas nicht, aber die Mutter von diesem Til achtet wirklich auf gar nichts! Unglaublich, sowas…!“
„Es iste ja alles gute gegangen!“, lacht Onkel Claudio, der bereits eine der Pralinen mampft. „Unde wenn Leonardo Antonio mal wieder Lust hat auf eine Eis, er iste jederzeit herzlich bei unse willkommen!“
Verena schielt skeptisch zur Eistruhe hinüber. Dann lächelt sie verlegen und flüstert: „Gerne!“
Als sie sich gerade zum Aufbruch bereit macht, beschließt Enzo aus heiterem Himmel, die Initiative zu ergreifen, und fragt: „Haben Sie vielleicht Lust, heute Abend was mit mir trinken zu gehen? Hier gegenüber im Akropolis? Wenn das Wetter sich hält, können wir sogar noch draußen im Biergarten sitzen…“
Verena sieht ihn irritiert an. Dann sagt sie: „Ich...äh… ich weiß nicht…“
„Oh, tut mir leid, ich wollte nicht aufdringlich sein!“, entschuldigt Enzo sich schnell.
„Nein, nein, es ist nur… ich müsste sehen, dass ich dann jemanden finde, der auf Leon Anton aufpasst“, erklärt sie. „Ich...äh… ich melde mich später nochmal bei Ihnen.“
Und schon ist sie verschwunden.
„Mist!,“ flucht Enzo. „Das war jetzt echt zu aufdringlich, oder?“
„Oh no no, alles bestens!“, lacht Onkel Claudio. „Wenn du ausgehen willste, mit diese Frau, dann haste du genau den richtigen Schritt gemachte! Wenn man jemanden mag, man soll nicht zu lange… wie sagt man… rumeiern.“
„Sagte derjenige, der seit über einem Jahr um Jenny und Anna rumeiert!“ spottet Enzo und bringt seinen Onkel so augenblicklich zum Schweigen…
Als Verena im Laufe des Tages tatsächlich nochmal in der Pizzeria auftaucht und Enzo die abendliche Verabredung zusagt, da eine Freundin auf Leon Anton aufpassen könne, ist Enzo natürlich hoch erfreut. Und am Abend macht er etwas früher Feierabend, um sich noch herausputzen zu können…
„Hast du in Eau de Toilette gebadet?“, fragt Angelina naserümpfend, als ihr Bruder das Badezimmer verlässt.
„Ist zu viel?“, fragt Enzo versunsichert.
„Eine Spur“, meint Angelina sarkastisch. „Und was soll denn diese ganze Pomade in deinem Haar? Du siehst ja aus wie ein Mafioso aus der Klischee-Kiste!“
Enzo wirft einen verunsicherten Blick in den Spiegel im Flur. „Sieht nicht gut aus?“
„Och, wenn du zu einem Kostümfest willst und dich als Pate verkleidet hast, dann finde ich das schon sehr gelungen“, stichelt Angelina.
„Ach, Mann, ich hab jetzt keine Zeit mehr, mich nochmal zu duschen!“, nölt Enzo.
„Na, dann muss deine Verabredung, wer auch immer sie ist, da jetzt wohl durch“, meint Angelina spitz. „Aber kleiner Tipp fürs nächste Mal; weniger ist oft mehr!“
Beunruhigt macht sich Enzo auf den Weg zum Akropolis und ärgert sich über sich selbst. Was soll Verena denn von ihm denken, wenn er da jetzt so aufschlägt…?
„ENZO!“ ruft Angelina ihm von oben nach, als er gerade die Straße überqueren will. „Hast du denn wenigstens Blumen?“
Scheiße!!!! Hat er denn an gar nichts gedacht?! Er hat definitiv keine Zeit mehr, noch einen Umweg bis zur nächsten Tanke zu machen… In seiner Not eilt er die Lindenstraße hinunter in Richtung Villa. Seit Jack unter die Imker gegangen ist, hat sie eine beachtliche Mischung an Wildblumen in dem kleinen Garten der Villa ausgesät – allerdings sehen viele von denen jetzt im September auch nicht mehr ganz so frisch und saftig aus. Eilig bricht Enzo ein paar der kleineren Sonnenblumen. Gerade als er den Villengarten verlassen will, entdeckt er auf der anderen Straßenseite Verena, die von der Ulrike-Böss-Straße kommend auf das Akropolis zuströmt. Schnell versteckt er sich hinter einem hohen Busch und wartet ab, bis sie das Lokal erreicht hat und darin verschwunden ist – würde sie ihn jetzt hier auch noch beim Blumenklauen entdecken, wäre das Maß an Peinlichkeiten wirklich mehr als voll …
Nun will er sie aber auch nicht zu lange warten lassen. Eigentlich wollte er sie gar nicht warten lassen und wäre am liebsten vor ihr im Restaurant gewesen. Also macht auch er sich eilig auf den Weg…
Als er kurz darauf Verena gegenüber steht und ihr die Blumen überreicht, muss diese breit grinsen und Enzo wird auch schlagartig bewusst, warum: Nicht nur dass die Sonnenblumen – so ganz ohne Messer oder Schere gepflückt – an ihren Stielen völlig verrupft und ramponiert aussehen, zudem ist sein Sakko mit gelbem Blüten buchstäblich übersät und seine in Pomade getränkten Haare stehen, nach seiner Versteck-Aktion im Vorgarten der Villa, senkrecht in die Höhe.
„Ich… äh… es tut mir leid, das ist alles ein wenig… ungut verlaufen“, erklärt er peinlich berührt.
„Ist doch egal!“, lacht Verena und die beiden nehmen Platz.
Und nach dem unglücklichen Start verbringen beide einige sehr angenehme Stunden miteinander, lassen sich das von Vasily servierte Essen schmecken und beschließen, den Abend auf jeden Fall nochmal zu wiederholen…

„Haben wir denn kein Brot mehr?“, fragt Jack irritiert, nachdem sie die Brottrommel auf der Anrichte, den Kühlschrank und sämtliche Küchenschränke mehrfach durchsucht hat.
„Konfuse sagt, man erntet, was man sät“, erklärt Gung beiläufig. „Um Brot zu haben, man muss entweder Brot backen oder Brot kaufen. Tut man beides nicht, so hat man auch kein Brot!“
Jack sieht den Asiaten völlig verständnislos an. „Aber hast du denn gestern nicht eingekauft?“, fragt sie.
„Nein“ , entgegnet Gung schulterzuckend und verlässt die Küche.
„Kann es sein, dass unser Vietnamese ein wenig nachlässt?“, fragt Ben grinsend. „Das Bad ist auch schon seit Tagen nicht mehr vernünftig geputzt worden…“
Gung, der Bens Worte von Flur aus mitanhören konnte, schnaubt verächtlich durch die Nase. In diesem Moment verlässt Emma ihr Zimmer. „Ich glaub, ich bin krank“, stöhnt sie. „Ich kann heute nicht in die Schule, ich hab Fieber!“
Gung legt ihr die Hand auf die Stirn und meint: „Fühlt sich kühl an. Kein Fieber!“
„Das kann man so überhaupt nicht richtig feststellen“, erklärt Emma schnippisch. „Dafür muss man richtig messen, mit einem Fieberthermometer!“
Emma holt sich ein Thermometer aus dem Bad. Kurz darauf beobachtet Gung, wie sie es unter den heißen Wasserstrahl vom Waschbecken hält und ihrer Mutter kurz darauf mit Leidensmiene 38,9 Grad Celsius präsentiert.
„Dann bleibst du wohl besser hier“, findet Jack.
„Konfuse sagt, in jeder Wahrheit steckt auch immer eine Lüge“, erklärt Gung und mustert Emma scharf.
„Was soll das denn heißen?“ fragt Jack empört.
„Was ist hier den wieder für ein Tumult mitten in der Nacht?“, fragt Ludde, der verschlafen gähnend sein Zimmer verlässt, nur mit einer sehr knappen Unterhose bekleidet, sich am Hintern kratzt, lautstark einen fliegen lässt und sich dann eine Zigarette anzündet und damit im Bad verschwindet. Gung sieht ihm böse hinterher.
„Beeilst du dich mal?“, ruft Jack ihrem Bruder nach. „Wir müssen gleich in die Werkstatt!“ Dann wendet sie sich an ihre Tochter und sagt: „Und du bleibst heute schön im Bett. Ben ist hier und sieht nach dir. Gung ist ja heute ein wenig… sonderlich!“ Sie wirft dem Vietnamesen einen skeptischen Blick zu.
„Nicht nur heute“, meint Ben.
Den ganzen weiteren Vormittag lässt Jack das sonderbare Verhalten von Gung, das sich in der letzten Zeit häuft, nicht los. Was ist nur los mit ihm? Ob er dement wird? Nicht, dass er auch einen Hirntumor hat wie der alte Dressler…
In ihrer Mittagspause geht Jack in die Villa, um mit Gung zu reden, trifft aber nur auf Ben und Emma, die sich gerade Spaghetti gekocht haben.
„Hat Gung denn nichts zu essen gemacht?“, fragt Jack.
„Der ist schon den ganzen Vormittag unterwegs“, erklärt Ben. „War gar nicht mehr hier!“
Jack isst auch ein paar Nudeln und macht sich gedankenverloren auf den Rückweg zur Werkstatt. Da entdeckt sie Gung, der im Biergarten des Akropolis sitzt und eine Limonade trinkt. Schnell eilt sie über die Straße und setzt sich zu ihm.
„Was ist los mit dir?“, fragt Jack direkt heraus. „Stimmt irgendwas nicht? Geht’s dir nicht gut?“
Gung schweigt eine Weile in sein Limonaden-Glas, dann beginnt er: „Konfuse sagt…“
„Was Konfuse sagt, interessiert mich im Augenblick reichlich wenig“, unterbricht Jack ihn. „Ich möchte wissen, was DU sagst!“
Gung atmet durch. Dann sagt er: „Ich habe es satt! Niemand nimmt Rücksicht! Alle sind laut! Alle machen Dreck! Alle erwarten, dass ich mache Ordnung. Dass ich koche, putze, aufräume, kaufe ein! Die Kinder lügen! Emma ist nicht krank! Sie ist faul, hat keine Lust auf Schule, hält Fieberthermometer unter heißen Wasserstrahl! Ihr seid immer halbnackt, findet das normal! Es wird geraucht in der Wohnung! Ist schlächt für die Tapeten und für die Gardinen! Und für die Gesundheit! Ich bin dafür zu alt! Ich will das nicht mehr! Ich will mehr Ruhe!!!“
Jack starrt Gung fassungslos an. Zum einen, weil sie den Vietnamesen noch nie so viel und so lange am Stück hat reden hören. Und zum anderen, weil ihr gar nicht bewusst war, wie sehr er offenbar unter der Situation leidet…
„Willst du ausziehen?“, fragt sie.
„Wohin denn?“, erwidert Gung. „Das ist München! Mieten sind hoch! Wohnraum ist knapp …“
Jack geht die Sache den ganzen Nachmittag nicht mehr aus dem Kopf! Sie müssen mehr Rücksicht auf Gung nehmen, dessen ist sie sich bewusst und das muss sie auch den anderen sagen …
Am Abend ist sie mit Sarah im Marcellas verabredet, doch auch deren Stimmung scheint nicht die beste zu sein. Während Jack sich buchstäblich auf den Eisbecher stürzt, den Gian-Luca gerade serviert hat, stochert Sarah nur lustlos darin herum.
„Was’nn los?“ erkundigt sich Jack.
„Ich war gestern Abend mal aus“, erklärt Sarah.
„War dein Stalker wieder da?“, fragt Jack erschrocken.
„Nein. Aber ich hab so einen Typen kennengelernt. In einer Bar. Der war echt heiß. Und ich glaube, er fand mich auch gut. Am Anfang jedenfalls…“
„Am Anfang?“, fragt Jack.
„Ich hätte schon gerne die Nacht mit ihm verbracht“, schwärmt Sarah. „Und er auch mit mir…“
„Ja, und dann?“, hakt Jack nach, als Sarah nicht weiterspricht.
„Naja, er wohnt halt total weit draußen in der Pampa“, berichtet Sarah. „Und als er gehört hat, dass ich wieder bei meiner Mutter und meinem kleinen Bruder wohne, hatte er direkt keinen Bock mehr, mit zu mir zu kommen. Ach, fuck! Ich brauch echt was eigenes… Wenigstens ein WG-Zimmer wäre nicht schlecht… Aber wo soll ich was finden in dieser Stadt?“
„Na, als erfolgreiche Anwältin wird sich doch wohl was finden lassen, du bist ja schließlich nicht…!“ Mitten im Satz bricht Jack ab, denn plötzlich kommt ihr ein Geistesblitz.
„Was meinst du?“ hakt Sarah nach.
„Wollt ihr nachher nochmal kurz bei uns vorbeikommen, deine Mutter, Emil und du?“, fragt Jack. „Ich hab da gerade eine Idee…“
Tatsächlich finden sich Sarah, Anna und Emil knappe zwei Stunden später in der Villa ein, wo Jack auch bereits Ben, Ludde, Gung, Emma und Elias im Wohnzimmer versammelt hat. Während die Kinder spielen, ist Anna über die spontane Einladung nicht so glücklich – sie ist der Meinung, dass Emil allmählich ins Bett gehört… Auch Gung freut sich nicht gerade darüber, dass so unverhofft Besuch gekommen ist. Es ist ohnehin alles dreckig und unaufgeräumt. Und nun auch noch Gäste…
Doch Jack kommt schnell zur Sache. Kurz schildert sie, dass sowohl Gung wie auch Sarah mit ihrer jeweils aktuellen Wohnsituation nicht gaaanz so zufrieden sind. Und unterbreitet schließlich den Vorschlag eines Zimmertausches: Sarah könnte Gungs Zimmer in der Villa übernehmen, müsste so nicht mehr bei ihrer Mutter leben, sondern in einer verdammt coolen WG. Und Gung würde als Annas neuer Mitbewohner in Sarahs altes Zimmer ziehen …
Während sich auf Sarahs Gesicht augenblicklich ein zufriedenes Lächeln abzeichnet und sie von der Idee offenbar sehr angetan ist, gucken Anna und Gung sich zunächst recht ratlos an.
„Ich muss zugeben, dass ich jetzt doch ziemlich überrumpelt bin“, erklärt Anna unwirsch. „Das kommt jetzt doch alles sehr plötzlich…“
„Konfuse sagt…“, setzt Gung an.
„Aber ihr beiden versteht euch doch gut!,“ unterbricht Jack ihn.
„Schon, ja“, bestätigt Anna.
„Und ihr kennt euch ja auch recht gut von früher“, befindet Sarah.
„Recht… gut, ja“, stammelt Anna, während dem Asiaten die Röte ins blasse Gesicht schießt. „Konfuse sagt…“, versucht er es erneut.
„Gung ist ein wirklich sehr sauberer, ruhiger und genügsamer Mitbewohner“, sagt Jack schnell. „Und du hättest immer jemanden, der auf Emil aufpasst, wenn du mal weg musst…“
Es hilft alles nichts, sowohl Anna wie auch Gung werden von Jacks Argumentation heillos überrollt und finden tatsächlich zunehmend Gefallen an dieser Möglichkeit. Und am Ende des Abends ist der Zimmertausch beschlossene Sache…

Iris ist fest entschlossen, Mandy heute endlich die Wahrheit über ihre Auswanderungspläne in die USA zu erzählen. Und zwar bereits am Vormittag.
Nachdem sie einige anfallende Arbeiten in ihrer Praxis erledigt hat, tritt sie zu ihrer vormittäglichen Visite bei Mandy an – und muss von David erfahren, dass diese tief und fest schläft… Mist!
„Die Nacht war ziemlich unruhig“, berichtet David. „Sie hatte wieder heftige Unterleibsschmerzen. Später ging es dann.“
„Ich werde mich mal mit Frau Dr. Lopinski kurzschließen“, sagt Iris. „Vielleicht sollten wir die BTM noch erhöhen, zumindest bei Bedarf.“
Iris schleicht ein paar Runden um die schlafende Mandy herum und scheint nicht so recht zu wissen, was sie will – den Eindruck erweckt sie jedenfalls bei David…
„Ich… komme dann später nochmal vorbei“, sagt sie schließlich.
„Ist noch irgendwas?“, erkundigt David sich.
Iris schluckt. Dann sagt sie: „Ich muss dir was erzählen…“
Und schließlich berichtet sie ihm von dem, was ihr seit Wochen auf dem Herzen liegt und was sie einfach nicht hinaus bekommen hat…
„Ich fühle mich so schäbig“, gesteht Iris abschließend. „Ich hab Mandy doch versprochen, dass ich… Sie verlässt sich doch darauf. Sie wird total enttäuscht sein. Und solche Probleme kann sie nun wirklich nicht auch noch gebrauchen in ihrer momentanen Situation…“
„Jetzt mach dir keinen Kopf“, erwidert David lächelnd. „Wir kommen schon klar. Irgendwie geht’s doch immer weiter, oder…?!?“
„Trotzdem wird Mandy sehr enttäuscht von mir sein“, meint Iris.
„Sie muss ja erstmal gar nicht davon erfahren“, findet David.
„Wir sollen sie anlügen?“
„Einfach nur nicht die ganze Wahrheit erzählen“, sagt David und scheint das alles relativ gelassen zu sehen. „Wie gesagt; es ist nicht so, dass ich das nicht irgendwie ohne euch hinkriegen werde.“
„Aber du bist berufstätig“, sagt Iris. „Und drei Kinder. Und…“
„Andere Leute schaffen das doch auch“, meint David. „Ich find’s ja echt rührend, dass du dir solche Gedanken machst, aber das ist wirklich nicht nötig…“
Als Iris die Wohnung verlässt, fühlt sie sich sehr zwiegespalten. Einerseits ist sie froh darüber, dass die Wahrheit endlich raus ist und dass sie ihr Geheimnis nicht länger mit sich rumschleppen muss – wenn schon nicht Mandy gegenüber, so weiß doch jetzt wenigstens David Bescheid. Und dennoch fühlt sie sich unwohl. Denn Mandy wird weiter davon ausgehen, dass sie und Alex David unterstützen werden, wenn sie irgendwann nicht mehr da ist. Und stellt David sich die Herausforderung, als alleinerziehender Vater Job und Kinder unter einen Hut zu bringen, nicht vielleicht doch etwas zu unbedarft vor?
Während sie nochmal in ihre Wohnung hinauf geht, um mit Alex über alles zu reden, hat ihr Nachfolger Dr. Benedikt Effenberg die Praxis auch bereits ganz gut ohne Iris im Griff…
„Was machst du denn eigentlich nach Feierabend?“. möchte der junge Arzt von Andrea wissen.
„Generell so oder speziell heute?“, fragt Andrea, während sie etwas in den PC eintippt.
„Sowohl als auch“, entgegnet Benedikt.
„Also mittwochs mache ich immer Pilates“, berichtet Andrea, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. „Das finde ich irre entspannend. Und dienstags besuche ich zur Zeit einen VHS-Kurs über alternative Heilmethoden. Ich hab schon zig solcher Kurse gemacht, das finde ich wahnsinnig spannend…“
„Das ist ja cool“, meint Benedikt. „Da kann man hier ja vielleicht auch mal was anwenden…“
„Ernsthaft jetzt?“ Nun blickt Andrea doch von ihrem Bildschirm auf. „Iris sieht das eigentlich nicht so gerne, wenn ich den Patienten solche Alternativen vorschlage. Sie meint immer, dass ich sie damit verwirre oder vielleicht sogar vergraule…“
„Also ich bin da offen“, meint er lächelnd. „Wir können uns diesbezüglich gerne mal zusammensetzen. Vielleicht mal nach Feierabend oder auch am Wochenende…?“
„Sehr gerne!“ Andrea strahlt ihn an und widmet sich wieder ihrer Arbeit.
„Na dann, schick mir mal den nächsten Patienten rein!“ Wie beiläufig berührt er kurz ihre Schulter, ehe er ins Sprechzimmer zurück geht. Für einen Sekundenbruchteil findet Andrea die Situation irritierend und blickt ihm verwirrt nach, aber dann hat sie den Moment schon wieder vergessen und setzt ihre Arbeit fort. Dass ihr zukünftiger Chef alternativen Heilmethoden gegenüber aufgeschlossener ist, als Iris, findet sie großartig …
Am späten Nachmittag schaut Iris nochmal bei Mandy vorbei, die diesmal wach ist und augenblicklich den Umständen entsprechend sogar ganz gut zurecht kommt. Eine Möglichkeit, sie persönlich auch noch mit ihren Zukunftsplänen zu konfrontieren, findet sie trotzdem nicht, denn Lisa ist gerade vor Ort und versorgt Mandy. Iris ist sehr erleichtert darüber, dass die Zusammenarbeit zwischen ihr, Lisa, der Onkologin und dem Pflegedienst so gut läuft und sie es alle gemeinsam organisiert bekommen, dass Mandy auch zuhause angemessen versorgt werden kann.
„Sag mal, Lisa…“, beginnt Iris, als die beiden gemeinsam die Wohnung verlassen, „hast du nicht vielleicht Lust, doch wieder in der Praxis anzufangen?“
Lisa sieht ihre ehemalige Chefin überrascht an. „Ist das dein Ernst?“
„Andrea steht momentan mit allem alleine da!“, erklärt Iris. „Die Marx wird wohl nicht mehr zurück kommen. Die kriegt ihr Medikamentenproblem anscheinend nicht in den Griff. Oder sieht erst gar nicht ein, dass sie überhaupt eins hat.“
„Willst du mich denn überhaupt wieder an Bord haben?“, fragt Lisa immer noch skeptisch.
„Ich finde, wir funktionieren eigentlich ganz gut zusammen“, entgegnet Iris. „Außerdem… ich werde meine Praxis eh bald einem Kollegen übergeben. Mein Vater, Alex und ich wollen zu Lara in die USA auswandern…“
„Ja, Paul hat was davon erwähnt“, erinnert sich Lisa.
„Ich hab immer gedacht, mein Nachfolger will sich vielleicht selbst eine weitere Angestellte suchen“, sagt Iris. „Aber ich glaube nicht, dass er was dagegen hat, wenn wir vorher noch jemanden einstellen.“
„Auf die Krankenhausschichten habe ich, ehrlich gesagt, schon lange keinen Bock mehr“, gibt Lisa zu. „Die Arbeit in der Praxis ist da doch entspannter. Und vor allem sind die geregelten Arbeitszeiten so viel angenehmer…“
„Also heißt das ja?“, fragt Iris.
„Ich werde heute noch meine Kündigung aufsetzen!“, erwidert Lisa.
Tatsächlich ist sie ganz euphorisch, als sie nach Hause kommt, und setzt sich gleich an ihren Laptop. Sie kann es kaum erwarten, Murat davon zu erzählen, wenn er Feierabend hat. Aber wer das als erstes erfahren muss, ist Andrea. Eilig wählt Lisa ihre Handynummer…
Als Andreas Handy zu vibrieren beginnt, haben sie und Murat gerade ihren sexuellen Höhepunkt auf einem Waldparkplatz im Laderaum des Lieferwagens der Südländischen Spezialitäten hinter sich. Andrea wirft sich ihre Bluse über und wirft einen Blick aufs Display.
„Oh, Scheiße, das ist Lisa!“, flüstert sie und starrt regungslos auf ihr Telefon – gerade so, als ob Lisa sie sehen oder hören könnte, auch wenn sie nicht rangeht.
„Warum gehst du nicht ran?,“ fragt Murat.
„Während ich hier halbnackt neben dir liege?“, fragt Andrea fassungslos. „Das kann ich nicht!“
Die beiden warten, bis das Klingeln verstummt. Andrea hört ihre Mailbox ab, doch Lisa hat keine Nachricht hinterlassen. Wenige Augenblicke später geht jedoch eine Textnachricht bei ihr ein: „Wir müssen unbedingt bald anstoßen! Stell dir vor: Iris will mich zurück! WIR WERDEN WIEDER KOLLEGINNEN!“
„Oh Gott!“, stöhnt Andrea.
„Was?“, fragt Murat nervös und Andrea hält ihm ihr Handy unter die Nase.
„Oh!“, macht Murat nur, während Andrea sich nervös durch die Haare fährt: „Das geht nicht! Wie soll ich das denn schaffen? Ich kann Lisa doch sowieso kaum noch in die Augen blicken! Wie soll ich denn jetzt wieder Tag für Tag mit ihr zusammenarbeiten?“

CLIFFHANGER auf: Andrea Neumann

Mitwirkende Personen
Anna Ziegler
Sarah Ziegler
Emil Ziegler
Gung Phan Kien
Jack Aichinger
Elias Aichinger
Ben Hofer
Ludde Mayer
Emma Sarikakis
Vasily Sarikakis
Claudio Russo
Angelina Dressler
Enzo Buchstab
David Krämer
Mandy Peschke-Krämer
Dr. Iris Brooks
Alex Behrend
Andrea Neumann
Murat Dagdelen
Lisa Dagdelen
Gian-Luca Conti
Verena Böhmer
Dr. Benedikt Effenberg

© ´popo wolfson` 2023

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: So 17. Sep 2023, 08:47 


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1894 - Sehr plötzlich...
BeitragVerfasst: Mo 18. Sep 2023, 07:04 
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Registriert: Mo 20. Sep 2010, 18:42
Beiträge: 504
Wo ist denn Peppermint Patty geblieben ...? :o

Deine neue Profilfigur kenne ich gar nicht.
Ist die aus der Sesamstraße?


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1894 - Sehr plötzlich...
BeitragVerfasst: Mo 18. Sep 2023, 19:56 
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Registriert: Di 14. Sep 2010, 16:04
Beiträge: 10221
Wohnort: Popihausen
Toschi hat geschrieben:
Wo ist denn Peppermint Patty geblieben ...? :o

Deine neue Profilfigur kenne ich gar nicht.
Ist die aus der Sesamstraße?


Nein, aus HALLO SPENCER! :mrgreen:

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Charles R. Swindoll


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1894 - Sehr plötzlich...
BeitragVerfasst: Mo 18. Sep 2023, 21:37 
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Habe das nie geschaut.
War wohl nicht mehr ganz meine Zeit.


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