Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1883 - Welcome Home
BeitragVerfasst: Sa 1. Jul 2023, 23:14 
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Folge 1883: Welcome Home

Spieltag: Donnerstag, 29.06.2023


Valerie bemüht sich an diesem Morgen besonders früh aus dem Bett. Grund dafür ist, dass Mitbewohnerin Nina im Moment Nachtdienst hat. Wenn sie dann um kurz nach sechs nach Hause kommt, sind Iffi und Roland in der Regel gerade erst wach und noch im Bad oder in ihrem Schlafzimmer, so dass Valerie Nina für sich alleine hat und ein wenig ungestört in der Küche plaudern kann…
„Ach, du bist auch auf?“, stellt Nina fest, als sie die Küche betritt.
„Ich hatte auch Nachtdienst!“, lügt Valerie. „Bin gerade zuhause. Hab grad Teewasser aufgesetzt. Willst du auch einen?“
„Gerne“, sagt Nina müde. „Ich schau nur kurz bei Ida rein!“
„Hab ich schon gemacht, sie schläft noch!“, sagt Valerie schnell. „Gönn ihr doch noch ein paar Minuten…“
„Hast recht“, murmelt Nina. Dann setzt sie sich an den Küchentisch, fährt sich mit den Händen durchs Gesicht und rauft sich die Haare.
„Hast du eine anstrengende Nacht gehabt?“ fragt Valerie besorgt.
„Ich nicht“, erwidert Nina. „Aber Kollegen...aber,… ich darf noch nichts… Ach, du wirst es ja eh bald aus der Presse erfahren…“
„Was denn?“ fragt Valerie. „Etwas Schlimmes?“
„Gestern am späten Abend hat man eine strangulierte Prostituierte gefunden“, sagt Nina.
„Was?“, fragt Valerie entsetzt.
„In ihrer eigenen Wohnung“, erklärt Nina. „Ihre Mitbewohnerin hat sie gefunden. Und die Kollegen von der Mordkommission …. also, es deutet doch einiges darauf hin, dass es sich um den gleichen Täter handelt, der die beiden anderen Prostituierten ermordet hat, also das Mädchen, das wir kurzzeitig für Toni gehalten haben und… und Jekaterina …“. Nina atmet tief durch, dann sagt sie: „Man spricht nun jedenfalls offiziell von einer Serie.“
„Ein Serienmörder!“ keucht Valerie mit weit aufgerissenen Augen. „Ein Serienmörder, der Prostituierte erwürgt! Mein Gott! Das ist ja wie im Kino!!!“
„Valerie, bitte, behalte das für dich!“ sagt Nina eindringlich. „Ich hätte dir gar nichts davon erzählen dürfen. Ich weiß auch gar nicht, wie viel die Pressestelle der Öffentlichkeit preis gibt. Sowas schürt sehr schnell Panik, da muss man vorsichtig mit umgehen. Außerdem wollen wir den Mörder ja nicht warnen…“
„Den Mörder…“, flüstert Valerie und eine Gänsehaut kriecht ihr den Rücken hinunter. „Keine Sorge, ich sage nichts…“
Im nächsten Moment kommt Ida in die Küche getapert und fällt ihrer Mutter in die Arme und auch Iffi und Roland erscheinen auf der Bildfläche, so dass das heikle Thema nicht weiter vertieft wird…
Nachdem Iffi und Roland zur Arbeit aufgebrochen sind und Ida im Hort ist, begibt Valerie sich in ihr Zimmer und schlägt die Zeit tot. Zu gerne würde sie sich weiter mit Nina unterhalten; über diesen beängstigenden Fall, diese Mordserie, und ganz allgemein über alles Mögliche. Aber Nina braucht jetzt ihren Schlaf – im Gegensatz zu Valerie hatte sie ja tatsächlich Nachtdienst…
Als es Mittag wird und Valerie vermutet, dass Nina bald aufstehen wird, beschließt sie, Omelett für sie beide zuzubereiten. Doch gerade als Valerie in der Küche steht, stürmt Iffi in die Wohnung.
„Was machst du denn schon hier?“ fragt Valerie irritiert.
„Oh, du bist ja schon wach!“, stellt Iffi fest. „Ich bin gleich wieder weg. Ich muss zum Bahnhof! Toni hat mich angerufen! Sie ist auf dem Weg nach München!“
„Wie jetzt?“, fragt Valerie konfus.
„Ja, mit dem Zug!“, erklärt Iffi atemlos.
„Zu Besuch, oder was?“
„Nein, ganz!“, strahlt Iffi. „Toni kommt nach Hause! Sie wollte zurück, sie hatte Heimweh und sie glaubt, dass sie jetzt lange genug dort war. Ich muss wieder los…!“
Und damit ist Iffi auch schon wieder aus der Wohnung gerauscht…
Eine Weile später sitzt Valerie gemeinsam mit Nina beim Omelett, nachdem diese aufgestanden ist. Wie immer genießt Valerie die Zweisamkeit mit Nina sehr.
„Wir sollten mal wieder was zusammen unternehmen“, schlägt Valerie vor. „Kino vielleicht. Oder wir gehen in einen Biergarten, bei dem schönen Wetter.“
„Würde ich wirklich schrecklich gerne“, entgegnet Nina. „Aber ich weiß nicht, ob ich dazu so schnell wieder Zeit habe. Die ganze Behörde ist in heller Aufregung wegen… wegen der Sache mit den Morden…“
„Aber das ist doch gar nicht deine Abteilung!“ stellt Valerie fest.
„Nein, aber wenn so etwas geschieht, dann zieht sich das durch die gesamte Behörde, dann ist überall Ausnahmezustand. Das werden wir in der nächsten Zeit bei uns wohl alle zu spüren bekommen…“
In diesem Moment geht die Wohnungstür auf und Iffi kommt mit Antonia herein. Freudig wird die Heimkehrerin von Valerie und Nina begrüßt.
„Wie geht’s dir denn?,“ erkundigt Nina sich, als auch Antonia am Tisch sitzt und sich hungrig über die Reste des Omeletts hermacht.
„Wirklich gut!,“ antwortet Toni. Dann berichtet sie davon, dass ihr die Zeit in der Schweiz wirklich gut getan hat. Die Ruhe und Abgeschiedenheit des Therapiezentrums. Das Zusammensein mit den anderen Mädchen, die ähnliche Erfahrungen wie sie machen mussten, die Gruppen- und Einzeltherapien sowie das autarke System, nach dem das ganze Zentrum lebt und funktioniert.
„Aber nach fast einem halben Jahr wurde mir das jetzt doch zu… einsam“, erklärt Antonia. „Also jetzt nicht direkt einsam im Sinne von… einsam, da waren ja jede Menge Leute. Aber… ich wollte halt wieder zurück in ein normales Leben. Und ich hatte auch Heimweh. Ich hab euch alle so vermisst!“
„Aber du bist schon sicher, dass du soweit bist, ja?“, vergewissert Iffi sich besorgt.
„Meine Therapeuten in der Schweiz meinen, wenn ich mich dazu bereit fühle, dann wäre der Zeitpunkt richtig“, erklärt Toni. „Ich hätte gute Fortschritte gemacht. Und ich hab auch mit Frau Dr. Scheidweiler telefoniert und die hat mir einen Kontakt hergestellt zu einem der Kollegen von Nina, die gegen Karim und seinen Clan ermitteln. Der war sich sicher, dass ich inzwischen nichts mehr von denen zu befürchten hätte. Die sind zwar immer noch auf freiem Fuß, aber der meinte, dass die inzwischen womöglich gar nicht mehr in München sind. Und falls doch, dann würden die sich wohl eher ein anderes Opfer suchen wollen…“
Iffi scheint beruhigt. Es freut sie, zu sehen, wie erwachsen Antonia in den letzten fast sechs Monaten geworden ist und wie souverän und vernünftig sie mit der ganzen Sache umgeht.
„Dann werden wir morgen mal mit deiner Schule sprechen“, beschließt Iffi. „In der Schweiz hast du ja auch Unterricht gehabt und vielleicht kannst du ja eine Nachprüfung oder sowas machen, damit du nicht noch ein Schuljahr wiederholen musst. In Anbetracht von dem, was du erlebt hast, müssen es da doch irgendwelche Sonderregelungen geben…“
Antonia aber schüttelt den Kopf und sagt dann entschlossen: „Ich werde nicht mehr zur Schule gehen!“
„Wie bitte?“, fragt Iffi fassungslos.
„Ich such mir erstmal irgendeinen Job und dann werde ich mir überlegen, was ich will ,und mich dann um einen Ausbildungsplatz bewerben.“
„Aber… aber du hast doch noch gar kein Abitur“, seufzt Iffi.
„Aber ich hab meine Mittlere Reife und die reicht mir“, erwidert Toni.
Während Iffi protestieren will, kommt auch Roland nach Hause. „Möööönsch! Dös üs jo ne Überraschung!“, brüllt er begeistert – und versagt Iffi mit seiner Anwesenheit und seinem Redefluss jeden Hauch einer Chance, das Thema ´Schule und Abi´ nochmal aufgreifen zu können…
Später besuchen Roland und Iffi gemeinsam mit Nico, Antonia und Valerie Andy und Gabi – und natürlich gesellt sich auch deren Mitbewohnerin Helga neugierig zu der familiären Wiedervereinigung.
„Ich finde des net schlimm, dess die Toni des Abi erstmal nicht machen will“, befindet Gabi. „Nach all dem Schlimm, des du erlebt hast. Es ist jetzt viel wicht’ger, dess es dir wieder besser geht und dess jetzt wieder ins Leben zurück findst…“
„Wie geht’s dir denn eigentlich?“ erkundigt sich Toni.
„Naja“, murmelt Gabi schulterzuckend.
„Aber das Abitur…!“, plärrt Iffi gleich los.
„Mein Gott, Iphigenie Zenker!“ poltert Andy los. „Jetzt hör doch mal auf mit dieser kleinkarierten Kacke! Du hast auch erst viel später dein Abi nachgeholt. Nachdem du deinen ersten Anlauf vermasselt hast, hast du zunächst mal im Bayer gejobbt und dann den Drahtesel aufgemacht, erinnerst du dich?! Gabi hat doch recht: Jetzt sind erstmal ganz andere Dinge wichtig. Und falls Toni wirklich mal studieren will, kann sie das Abi immer noch nachmachen. Sie ist noch jung und hat alle Zeit der Welt!“
Und tatsächlich lässt Iffi sich besänftigen und beendet ihre Tiraden… Sie haben ja alle recht. Das Wichtigste für Antonia ist momentan, ihr Trauma zu bewältigen und dahin ist sie auf dem besten Wege. Über ihre berufliche Zukunft kann sie sich später immer noch Gedanken machen… Iffi ist überglücklich, ihre Tochter endlich wieder bei sich zu haben, und hofft, dass dieser ganze Albtraum nun tatsächlich ein Ende gefunden hat…

Mandy geht es nicht gut. Schweißgebadet und mit Schmerzen fährt sie in den frühen Morgenstunden aus einem unruhigen Schlaf hoch, als Töchterchen Hope zu plärren beginnt.
„Bleib liegen, ich mach schon“, sagt David und springt aus dem Bett.
Mandy fällt dankbar in ihre Kissen zurück. So gerne sie sich auch selbst intensiver um ihre Tochter kümmern würde, hat sie dazu momentan einfach nicht die Kraft…
Nachdem Hope am 26.Mai per Kaiserschnitt zur Welt gekommen ist, hat Mandy zunächst eine Woche lang Bestrahlung bekommen, ehe mit der neuen Chemo-Therapie begonnen wurde. Und die setzt ihr mächtig zu. Die Haare sind ihr bereits komplett ausgefallen, zudem ist Mandy permanent übel und sie hat schon mehrere Kilo Gewicht verloren.
Während David Hope versorgt, quält sich auch Mandy aus dem Bett. Heute steht keine Chemo an, dafür ein Termin, bei dem ihre aktuellen Untersuchungsergebnisse ausgewertet werden.
Gerade als sich Jeremy und Phoebe auf den Weg zur Schule machen, trifft auch Martha Liebrecht ein. Die Familienpflegerin unterstützt die jungen Eltern bei der Betreuung von Hope, während David arbeiten ist, da sich Mandy dazu aktuell nicht in der Lage befindet.
Wenig später befinden sich David und Mandy im Sprechzimmer der Onkologin Dr. Hiltrud Lopinski, und der ernsthafte Gesichtsausdruck der Ärztin spricht Bände.
„Ich würde Ihnen wirklich zu gerne etwas Erfreuliches sagen, aber dann müsste ich schlichtweg lügen“, seufzt Dr. Lopinski betroffen. „Ihre Werte sind… nun ja…, sie haben sich seit dem letzten Mal noch verschlechtert. Die Chemo-Therapie zeigt keinerlei Erfolge. Eher…. Eher im Gegenteil…“
Die Onkologin erklärt bitter, dass der Tumor noch gewachsen ist und dass sich Metastasen an den Lymphdrüsen feststellen lassen, die sich weiter im Körper auszubreiten scheinen.
„Wie… kommen Sie den überhaupt zuhause zurecht?“, fragt die Ärztin besorgt.
„Naja, ich mach halt langsam und Frau Liebrecht von der Familienpflege kümmert sich um die Kinder und den Haushalt…“, erklärt Mandy müde.
Dr. Lopinski sieht ihre Patientin eindringlich an. Dann sagt sie: „Sie gehören in ein Krankenhaus. Wirklich. Sie sollten in Ihrem Zustand gar nicht zuhause sein, Sie brauchen eine viel engmaschigere Unterstützung.“
„Ich will in kein Krankenhaus“, keucht Mandy und es ist deutlich sichtbar, wie viel Kraft sie diese eine Aussage kostet.
„Das ist eigentlich unverantwortlich, Sie könnten jederzeit kollabieren“, mahnt die Lopinski.
„Das geht schon“, springt David seiner Frau bei. „Ich arbeite im Moment viel im Home Office und unsere Hausärztin Frau Dr. Brooks wohnt im gleichen Haus wie wir und hat ihre Praxis in der gleichen Straße. Und Frau Liebrecht ist wirklich eine ganz große Hilfe.“
Dr. Lopinski nickt schließlich, doch ihr Blick sagt deutlich, dass sie die Situation nicht gut heißt.
„Wir werden ab morgen die Dosis bei der Chemo erhöhen“, erklärt sie schließlich. „Das wird Ihren Körper noch mehr schwächen und noch mehr Übelkeit für Sie bedeuten, aber so kommen wir nicht weiter. Wir müssen, leider Gottes, noch härtere Geschütze auffahren. Wenn das dann immer noch keinen Erfolg bringt…. Dann...Nun, warten wir erstmal ab. Morgen also zur vereinbarten Zeit…“
Mit sorgenvoller Miene entlässt die Ärztin die beiden aus ihrer Sprechstunde. Und obwohl nicht klar ausgesprochen wurde, was geschehen wird, wenn die verstärkte Therapie auch nicht den gewünschten Erfolg bringen wird, ist den beiden klar, was dies bedeutet… Schweigend fahren sie zurück in die Lindenstraße…
Als Mandy mühsam vor dem Haus Nr. 3 aus dem Auto steigt und David ihr dabei helfen muss, die paar Stufen zum Eingang zu bewältigen, werden sie von Helga und Lea beobachtet, die gerade gemeinsam den Supermarkt verlassen haben.
„Wie schrecklich“, stöhnt Helga. „So eine sympathische junge Frau. Gerade noch ein Kind bekommen. Und dann so etwas…“
„Das tut mir so leid für ihre Kinder...“, sagt Lea leise. „Ich weiß noch, wie das damals war, als Mama…“
Helga schluckt einen Kloß in ihrem Hals runter und drückt ihre Enkelin fest an sich…
In der Wohnung hat Mandy sich sofort wieder hingelegt, der Arztbesuch hat sie ihre ganze Kraft gekostet. Nachdem David ihr erklärt hat, dass er heute nicht mehr in die Bank geht, verabschiedet sich Frau Liebrecht für diesen Tag.
Kurze Zeit später kommen Jeremy und Phoebe von der Schule nach Hause. Da Mandy schläft, möchte Jeremy von David wissen: „Wie war es bei der Ärztin? Gibt’s was Neues?“
David denkt einen Moment nach. Er will Jeremy nicht belügen, indem er behauptet, dass die Chemo anschlägt, bringt es aber auch nicht über sich, ihm zu gestehen, dass sich der Zustand seiner Mutter noch verschlechtert hat. „Alles unverändert“, behauptet er schließlich knapp.
„Aber diese Therapie muss doch mal irgendwann helfen“, erwidert Jeremy. „Früher ist es dadurch doch auch immer besser geworden.“
„Jeder Krebs ist anders!“ Mehr weiß David dazu nicht zu sagen…
Die Stimmung ist betrübt. Als Mandy aufwacht, ist Phoebe ganz wild darauf, ihr von ihrem heutigen Schultag zu berichten, doch trotz aller Mühen, ihrer Tochter zuzuhören, fallen Mandy immer wieder die Augen zu.
Am Abend kommt Iris zu Besuch und weil Mandy wieder schläft, berichtet David ihr von dem Ratschlag der Onkologin, dass Mandy derzeit in einem Krankenhaus besser aufgehoben wäre. Iris muss der Kollegin insgeheim zustimmen, als sie die schlafende Kranke betrachtet, doch angetrieben von ihrem eigenen schlechten Gewissen, das sie treibt, da weiterhin weder David noch Mandy von ihren Auswanderungsplänen wissen, sagt sie: „Das wollen wir erstmal sehen. Solange es sich irgendwie bewerkstelligen lässt, bleibt Mandy zuhause…“
Zu Alex sagt Iris kurz darauf in ihrer eigenen Wohnung jedoch: „Das wird kein gutes Ende nehmen. Wenn die Therapien bisher nicht den geringsten Erfolg gebracht haben, dann wird die stärkere Chemo es auch nicht mehr besser machen. Au Mann, ich fühle mich so beschissen wegen Amerika.“
„Wir müssen den beiden die Wahrheit sagen“, findet Alex.
Iris nickt. „Dr. Effenberg wird meine Praxis wahrscheinlich übernehmen“, sagt sie.
„Dieser nette, junge Arzt, mit dem du dich vor zwei Wochen getroffen hast?“, fragt Alex.
Wieder nickt Iris. „Er weiß noch nicht genau, ab wann, aber voraussichtlich irgendwann ab Herbst, spätestens zum 1. Dezember. Mit dem Visum läuft auch alles gut, mein neuer Job wird für mich freigehalten… Spätestens Weihnachten könnten wir drüben angekommen sein. Hach, Shit, die Zeit rast…“
„Du musst Mandy so schnell wie möglich sagen, dass du David mit den Kindern nicht unterstützen kannst, falls sie wirklich…“
„Ich weiß“, fällt Iris ihm hastig ins Wort, da sie sich augenblicklich nicht dazu in der Lage fühlt, dass Alex ausspricht, was er gerade sagen will. „Aber… es ist ein beschissener Zeitpunkt. Ich will sie jetzt nicht auch noch damit belasten.“
„Ich fürchte ja, dass der Zeitpunkt nicht besser wird“, vermutet Alex. „Genau gesagt fürchte ich sogar, dass du den richtigen Zeitpunkt längst verpasst hast – falls es überhaupt jemals einen richtigen Zeitpunk gegeben hat…“
Und wieder nickt Iris schweigend. Denn ihr ist nur zu bewusst, wie recht er hat…

„Wie war es denn gestern mit Jack im Kino?“ möchte Anna von Sarah wissen. „Ich hab gar nicht mitbekommen, wann du nach Hause gekommen bist…“
„Wir waren hinterher noch was trinken“, erwidert Sarah. „Aber irgendwas war komisch…“
„Wieso, was denn?“ fragt Anna.
„Als wir aus dem Marcellas kamen, habe ich gemeint, dass ich auf der anderen Straßenseite Fabian gesehen habe“, berichtet Sarah. „Aber dann war der Typ weg und ich war mir plötzlich doch nicht mehr so sicher.“
„Das ist ja komisch“, überlegt Anna. „Ich meinte letzthin nämlich auch, dass ich ihn gesehen habe. Drüben beim Supermarkt. Aber dann dachte ich, dass das ja gar nicht sein kann und ich mich wohl geirrt habe.“
„Wann war denn das?“ fragt Sarah.
„Vor zwei Wochen vielleicht…“
„Meinst du, er ist noch hier in der Gegend?,“ fragt Sarah. „Ich hab nichts mehr von ihm gehört.“
„Aber wenn er noch hier wäre, würde er sich doch sicher mal bei dir melden“, überlegt Anna.
„Tja“, murmelt Sarah und zögert kurz. Dann sagt sie: „Ich bin mir ja nicht so sicher… ob er nicht vielleicht doch der Stalker gewesen sein könnte…“
„Was ist ein Stalker?“, fragt Emil, der in diesem Moment die Küche betritt und sich an den Frühstückstisch setzt. Anna und Sarah brechen ihre Unterhaltung ab und setzen sie erst fort, als Emil zur Schule aufgebrochen ist.
„Meinst du wirklich, dass Fabian hinter all dem stecken könnte?“, fragt Anna ungläubig. „Ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Er ist doch immer so… höflich und ausgeglichen.“
„Er kann auch anders“, erwidert Sarah entschlossen, doch dann hält sie inne und denkt nach. „Okay, vielleicht tue ich ihm ja auch Unrecht. Aber als er damals… Also, als er mich gleich heiraten wollte, nur weil ich ihm gesagt habe, dass ich keinen Sex vor der Ehe will… Und wie er dann reagiert hat, als er erfahren hat, dass ich diesen… doch etwas schrägen Vorsatz, den ich mit 18 getroffen habe, dann doch nicht eingehalten habe… Ach, ich weiß auch nicht. Er ist schon irgendwie drüber…“
„Okay, ja“, gibt Anna zu. „Aber ein Stalker. Ich weiß ja nicht… Außerdem hast du doch jetzt wirklich lange nichts mehr von ihm gehört. Also vom Stalker, meine ich. Ach, das war bestimmt irgendein Typ, der sich in was verrannt hat und längst über alle Berge ist…“
„Ja, wahrscheinlich“, erwidert Sarah. Doch sie ist immer noch unsicher in Bezug auf Fabian. Und auch Annas Skepsis ist nun geweckt…
An diesem Tag ist es sehr voll im Café Bayer, sowohl drinnen wie auch draußen sind alle Tische mit Plätzen besetzt, zudem kommt jede Menge Laufkundschaft in den Laden. Als Anna gerade drei plappernde alte Damen an einem der Außentische mit Kaffee und Torte bedient, sieht sie aus den Augenwinkeln, wie jemand ein Fahrrad aus dem Hauseingang zwischen Pizzeria und Döner-Imbiss schiebt und sich auf den Sattel schwingt. Eher zufällig blickt Anna in die Richtung – und erstarrt. Wer dort gerade mit seinem Fahrrad die Kastanienstraße runter fährt, ist ganz eindeutig Fabian, diesmal hat Anna sich definitiv nicht getäuscht. Eilig verteilt Anna die Bestellungen, bringt das Tablett in den Laden zurück, knallt es auf den Tresen und sagt zu Popo: „Bin gleich zurück!“
Mit diesen Worten stürmt sie bereits zur Tür raus, ehe Popo, fassungslos in Angesicht des Ansturms, etwas erwidern zu kann.
Anna ist derweil am Hauseingang angekommen. Ob Fabian eine Pizza oder einen Döner gegessen hat? Oder sollte er hier jemanden besucht haben? Bestimmt nicht Iffi oder Valerie, wenn die Kontakt zu Fabian hätten, wüsste Anna das von Gabi. Die Dressler? Was sollte er mit der zu schaffen haben? Ob er Kontakt zu den Wendlands hat?
„Buon Giorno, Anna!“ begrüßt Claudio sie, während er aus dem Hauseingang tritt. „Wolltest du zu uns? Oder suchste du was?“
„Ähm“, entfährt es Anna irritiert. „War gerade ein junger Mann bei dir im Laden? Schlank? Dunkles Haar?“
„Nein“, erwidert Claudio irritiert. „Meinste du den, der gerade mit die Fahrrade davon geradelt iste?“
„Ja, genau!“ sagt Anna. „Kennst du den?“
„Si, das iste Fabiano“, lacht Onkel Claudio. „Wohnte seite ein paar Monate oben unterm Dache!“
„Er wohnt hier?“ fragt Anna fassungslos.
„Si! Seitdem die Frau Hoffmeister gezogen ist zu den alte Lehrer, den Herr… äh… Benedetto? Danach iste er gezogen in ihre Wohnung. Das war in die Frühling, ich glaube Märze oder April…“
Anna studiert eilig die Klingelschilder. „Da steht nichts“, stellt sie fest.
„Keine Ahnung“, meint Claudio schulterzuckend. „Vielleichte er iste noch nichte dazu gekommen?“
„Findest du das nicht merkwürdig?“ fragt Anna.
„Merkewürdig?“ Claudio ist verwundert. „Neine, eigentliche nichte…“
„Anna“!!!“ kreischt Popo vom Eingang des Cafés zu ihr rüber. „Fuck! Kommst du mal zurück? Ich nicht weiß wo mir die Hals steht!!!“ Dabei macht sie eine ausladende Geste auf den Kunden-Ansturm.
„Kopf heißt das! Ich komme sofort!“ ruft Anna zurück und stürmt am verwunderten Claudio vorbei ins Haus und dann eilig die Treppen hinauf, bis ins Dachgeschoss. Dort inspiziert sie die Türe, hinter der Fabians Wohnung sein muss. Und tatsächlich hängt dort ein unscheinbares kleines Schild mit der Aufschrift FELDMANN.
„Suchen Sie was?“ Anna fährt herum und erblickt Dagmar die, sie misstrauisch beäugend, in der Tür der anderen Dachgeschosswohnung steht.
„Nein, äh…“, stottert Anna.
„Ach, Sie sind das“, erkennt Dagmar sie nun. „Was machen Sie denn da?“
„Kennen Sie den Herrn Feldmann, der hier wohnt, Frau Hoffmeister?“ erkundigt sich Anna.
„Aber natürlich“, entgegnet Dagmar. „Ein ganz reizender junger Mann. Immer höflich, immer hilfsbereit. Warum fragen Sie?“
„Nur so…“, erwidert Anna, die nicht so recht weiß, wie sie mit dem Misstrauen in Dagmars Blick umgehen soll. „Ich… äh… muss dann mal wieder…“
Eilig steigt Anna die Stufen hinab und spürt dabei nur zu deutlich, wie sich Dagmars skeptischer Blick weiter in ihren Rücken bohrt, bis sie um die nächste Ecke verschwunden ist…
„Are you stupid?“, keift Popo sie an, als Anna ins Bayer zurück kommt. „Du kannst mich hier doch nicht lassen allein mit die ganze Fucking Kundschaft!!!“
„Reg dich ab, ich bin ja wieder da“, erwidert Anna, schnappt sich dann aber erstmal ihr Handy, um Sarah eine Nachricht zu schicken und ihr mitzuteilen, was sie herausgefunden hat…
Nachdem Annas Schicht beendet ist, treffen sie und Sarah sich im Marcellas. Dort hat Annalena inzwischen einen Job als Bedienung angetreten, nachdem sie ihr Abi bestanden und ihre Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule versemmelt hat, und serviert ihnen Salat und Getränke.
„Kennen Sie eigentlich den Herrn Feldmann, der oben bei Ihnen im Dachgeschoss wohnt“, erkundigt Anna sich bei ihr.
„Nur so vom Sehen“, antwortet Annalena. „Komischer Typ irgendwie…“
„Inwiefern komisch?“ erkundigt sich Anna.
„Naja, der wirkt halt immer etwas … strange. So gehetzt...ich weiß auch nicht… Ich muss dann wieder!!“ Annalena ist das Gespräch sichtlich unangenehm, schließlich weiß sie nicht, ob die Zieglers möglicherweise in einem guten Verhältnis zu ihrem Nachbarn stehen und will sich nicht den Mund verbrennen…
„Du hast recht, Sarah, ich finde das alles schon sehr verdächtig“, gibt Anna zu. „Du solltest zur Polizei gehen…“
„Und was sollen die machen?“ fragt Sarah. „Wir haben nichts in der Hand. Es gibt keinerlei rechtliche Grundlage dafür, dass die Polizei irgendwas unternehmen könnte.“
„Vielleicht könnten wir trotzdem mal mit Nina über die Sache reden...“, überlegt Anna.
„Nach Feierabend gehe ich selbst mal zu ihm!“ sagt Sarah entschlossen.
„Was?“ fragt Anna entsetzt. „Zu Fabian?“
„Ja. Direktkonfrontation!“
„Aber nicht alleine!“ erwidert Anna. „Ich komme mit!“
Gesagt, getan…! Am späten Nachmittag stiefeln Mutter und Tochter Ziegler gemeinsam ins Dachgeschoss der Kastanienstraße und klingeln an Fabians Wohnungstür Sturm…
Als Fabian ihnen öffnet, ist er sichtlich überrascht.
„Stören wir?“, fragt Sarah in barschem Unterton.
„Äh… nein“, antwortet Fabian. „Ich… ich freue mich. Ich war jetzt nur nicht auf… auf Besuch eingestellt…“
„Wir fanden es ziemlich interessant zu erfahren, dass du bereits seit einigen Monaten gleich bei uns um die Ecke wohnst“, erklärt Anna. „Das aber bislang vor uns geheimgehalten hast!“
„Äh, wie bitte?“ fragt Fabian irritiert. „Ich war mir jetzt nicht bewusst, dass ich euch nach meinem Einzug hier einen Antrittsbesuch hätte abstatten müssen…“
„Ach, komm schon, hör doch auf mit dem Theater“, sagt Anna energisch. „Wir sind ja schließlich nicht irgendwelche flüchtigen Bekannten für dich! Da ist es schon seltsam, dass du nicht mal Hallo sagst, wenn du in unserer Nachbarschaft einziehst…“
Fabian sieht zwischen Anna und Sarah hin und her. Dann passt er sich dem scharfen Ton der beiden an und erwidert gereizt: „Ich hatte vor ein paar Monaten nicht unbedingt das Gefühl, dass sich Sarah sehr darüber freut, mich wiederzusehen!“
„Eigentlich hab ich mich schon gefreut“, gesteht Sarah. „Bis… naja, bis…“
„Bis was?“ fragt Fabian.
„Oh Mann, Fabian, ist dir eigentlich klar, wie albern du dich benommen hast?“, fragt Sarah. „Du kannst doch nicht ernsthaft geglaubt haben, dass ich mich bis zur Ehe aufspare, nur weil ich mit knapp 18 mal so eine alberne Sichtweise hatte… Und vor allem – und das ist jetzt der Punkt, über den ich am meisten angepisst bin – finde ich nicht, dass ich mir von dir sagen lassen muss, ich würde mich wie eine Schlampe verhalten, nur weil ich Sex vor der Ehe hatte!“
„Das… hab ich nicht so gemeint“, gibt Fabian zerknirscht zu.
„Hey, Fabian, du hast dich aufgeführt wie ein Psycho“, erwidert Sarah.
Etwas blitzt kurz in Fabians Augen auf, etwas, das Sarah in dieser Sekunde zutiefst erschreckt. Doch dann ist es auch schon wieder vorbei. Und noch ehe Fabian etwas erwidern kann, ertönt von der anderen Seite des Flures eine besorgte Stimme: „Stimmt etwas nicht, Herr Feldmann? Ist alles in Ordnung?“
Als Anna und Sarah sich umdrehen, steht Dagmar in ihrer Wohnungstür und funkelt ihnen feindselig entgegen.
„Belästigen die Damen Sie?“, setzt Dagmar nach.
„Alles in Ordnung, Frau Hoffmeister!“, versichert Fabian.
Dagmar blickt die beiden Zieglers nochmal skeptisch an, dann verschwindet sie wieder in ihrer Wohnung.
„Warum bist du hier her gezogen?“, will Sarah nun von Fabian wissen.
„Weil ich weg wollte vom Hasenbergl“, antwortet er.
„Und warum ausgerechnet hier her?“ fragt Anna.
„Findet mal in München eine bezahlbare Wohnung“, erklärt Fabian. „Die hier ist bezahlbar. Purer Zufall!“
„Ich glaube nicht an Zufälle!“, sagt Sarah. „Weißt du, was ich glaube? Dass du der Typ bist, der mich stalkt.“
Aus Fabians Gesicht weichen sowohl die Farbe wie auch die Fassung. „Wie bitte?“, fragt er ungläubig. „Das kannst du doch nicht ernsthaft meinen?! Ich bin von dem Typen doch selbst verfolgt worden.“
„Du kannst uns viel erzählen, Freundchen“, meldet Anna sich nun wieder zu Wort. „Ich sage dir nur eines: Lass meine Tochter in Ruhe, sonst lernst du mich kennen!!!“
Damit begeben die beiden sich ohne Abschiedsgruß auf den Heimweg. Als sie später in ihrem Wohnzimmer sitzen, fragt Anna: „Was meinst du? Ist er es oder irren wir uns?“
Sarah zuckt mit den Schultern. „Als ich ihn direkt mit meinem Verdacht konfrontiert habe, da wirkte er schon wirklich aufrichtig fassungslos. Aber vorher, da war da was in seinem Blick. Ganz kurz nur, bevor die Hoffmeister sich eingemischt hat. So ein Blitzen, irgendwie… So richtig wahnsinnig… Keine Ahnung, vielleicht tue ich ihm in Bezug auf die Stalker-Sache ja wirklich unrecht. Aber ein Psycho ist er schon irgendwie…“
„Was willst du nun machen?“
„Nichts! Ihm aus dem Weg gehen, so gut es geht“, beschließt Sarah. „Er wird mich schon in Ruhe lassen, ich glaube, das haben wir ihm heute ziemlich eindeutig klar gemacht…“
Als Sarah sich später am Abend fürs Bett fertig macht, fliegt unbemerkt von ihr eine kleine Drohne an ihrem Fenster vorbei, bleibt schwebend in der Luft stehen und macht ein paar Aufnahmen von ihr. Dann fliegt sie in Richtung Kastanienstraße, wo sie am kleinen Fenster einer der Dachgeschosswohnungen von einem zufrieden grinsenden Fabian in Empfang genommen wird.

CLIFFHANGER auf: Fabian Feldmann

Mitwirkende Personen
Roland Landmann
Iffi Zenker
Antonia Zenker
Nico Zenker
Valerie Zenker
Andy Zenker
Gabi Zenker
Helga Beimer
Lea Starck
Popo Wolfson
Anna Ziegler
Sarah Ziegler
Emil Ziegler
Fabian Feldmann
Dagmar Hoffmeister
Claudio Russo
David Krämer
Hope Krämer
Mandy Peschke-Krämer
Jeremy Peschke
Phoebe Peschke
Dr. Iris Brooks
Alex Behrend
Annalena Wendland
Nina Zöllig
Ida Zöllig
Dr. Hiltrud Lopinski
Martha Liebrecht

© ´popo wolfson`2023

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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