Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1864 - Januar
BeitragVerfasst: So 8. Jan 2023, 00:13 
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Folge 1864: Januar

Spieltag: Donnerstag, 05.01.2023


Lea betritt am Morgen das Marcellas um eine Ladung Latte to go für sich und ihre Kollegen aus dem Salon zu ordern. Als sie Tristan entdeckt, der am Tresen sitzt und einen Cappuccino trinkt, wäre sie am liebsten rückwärts wieder rausgegangen, doch dann springt sie über ihren Schatten und gibt bei Gian-Luca ihre Bestellung auf.
„Frohes Neues!“ sagt Tristan beiläufig zu ihr.
„Ebenso“, erwidert Lea knapp.
„Und? Gut reingekommen?“ fragt Tristan.
Lea zuckt mit den Schultern und nickt wage,
„Und Weihnachten war auch gut?“ erkundigt sich Tristan. „Schön gefeiert?“
„Das Übliche“, erwidert Lea genervt. „Familie und so. Heilig Abend war ich bei meiner Oma.“
„Und hinterher hattest du auch noch Spaß?“ bohrt Tristan.
„Wie bitte?“ fragt Lea – und dann schießt ihr die Röte ins Gesicht. Hat Tristan sie mit Marian gesehen? Aber wo? War er etwa in dem Club, in dem sie auch waren? Das hätte ihr doch auffallen müssen, der war doch relativ leer. Beobachtet er sie etwas heimlich?
„Ich weiß nicht, was du meinst“, entgegnet Lea schnippisch, nimmt ihre Bestellung entgegen und geht.
Während der Arbeit kreisen ihre Gedanken jedoch wieder sehr intensiv um Tristan, so sehr, dass sie am üblichen Tratsch ihrer Kollegen Tanja und ´Lotti` nur am Rande teilnimmt. Tristan ist ihr definitiv nicht egal, das muss sie sich insgeheim eingestehen. Aber es wäre ein Fehler, wieder auf ihn zuzugehen. Solange seine furchtbare Mutter sich immer wieder dazwischen drängt und er ihr mehr Glauben schenkt als dem, was sie ihm zu sagen hat, hat das alles doch ohnehin keine Perspektive…
In ihrer Mittagspause sitzt Lea im Marcellas und stochert lustlos in einem gemischten Salat herum, als es an die Scheibe klopft. Draußen steht Postbote Marian, der sie auf seiner Tour zufällig dort entdeckt hat und ihr nun fröhlich zuwinkt. Lea setzt ein verkrampftes Lächeln auf und winkt knapp zurück. Und nun kommt er auch noch rein… Auch das noch…!
„Hey!“ begrüßt er sie freundlich.
„Hey“, erwidert sie und verkrampft sich am ganzen Körper, als er sie von hinten umarmt.
„Du hast dich gar nicht mehr gemeldet seit Weihnachten“, stellt er fest.
„Viel zu tun“, erwidert Lea knapp und widmet sich wieder ihrem Salat.
Marian zögert einen Augenblick, dann lässt er sich auf den Stuhl ihr gegenüber fallen. Lea wird das alles nun wirklich zu viel, aber Marian redet ungehemmt weiter. „Wenn du mir deine Nummer geben würdest, würde ich mich mal bei dir melden“, sagt er. „Ich hab zwar auch viel zu tun, aber für einen Anruf oder eine Textnachricht zwischendurch würde meine knappe Freizeit schon noch reichen.“
„Mmmmh“, macht Lea und steckt sich ein großes Salatblatt in den Mund, um nicht antworten zu müssen.
„Oder du meldest dich doch einfach bei mir“, hakt Marian nach.
„Ich… äh… ich hab… aus Versehen deine Nummer nicht richtig abgespeichert“, murmelt Lea zerknirscht.
„Oh“, macht Marian. „Naja, das ist ja kein Problem, die kann ich dir nochmal geben.“
In diesem Moment verlässt Tristan das Gebäude, wirft einen Blick ins Marcellas, sieht aber sofort wieder weg, als er die beiden entdeckt, steigt in sein Auto und fährt davon.
Scheiße, denkt sich Lea, jetzt muss er doch erst recht glauben, dass sie über ihn hinweg ist und sich bereits anderweitig tröstet. Aber soll er doch denken, was er will. Vielleicht ist es sogar besser so. Sie will doch schließlich nichts mehr von ihm. Oder doch noch? Lea ist gerade mit ihrer eigenen Gefühlswelt komplett überfordert…
„Hörst du mir überhaupt zu?“ reißt Marian sie aus ihren Gedanken. „Soll ich dir jetzt meine Nummer geben oder nicht?“
„Marian, es tut mir leid“, überwindet Lea sich endlich, mit der Sprache rauszurücken. „Das war ein schöner Abend an Weihnachten, aber...aber mehr auch nicht. Ich will das nicht. Ich mag dich, aber… aber mehr auch nicht. Ich… ich will nichts von dir…“
Einen Moment lang sieht Marian sie konsterniert an. „Ach so“, sagt er schließlich, als er sich wieder gefangen hat. „Tja, okay, schade. Dann… dann können wir uns das hier ja auch sparen.“
Er erhebt sich und geht in Richtung Ausgang.
„Es tut mir leid!“ ruft Lea ihm nach, aber Marian dreht sich nicht mehr zu ihr um. Seine Betroffenheit war ihm doch deutlich anzumerken, denn offensichtlich hat er sich ernsthaftere Hoffnungen gemacht…
Auch am Nachmittag schweifen Leas Gedanken immer wieder zu Tristan ab. Als Lea den Anwalt zurückkommen und im Hauseingang zu seiner Kanzlei verschwinden sieht, bittet Lea Tanja um eine kurze Pause, schließlich sei im Moment ja nicht so viel los…
Wenige Minuten später steht Lea in der Kanzlei auf der Matte und bittet Tristan um ein klärendes Gespräch. Als Tristan dazu bereit ist, erklärt sie ihm, dass zwischen ihr und Marian nichts gelaufen ist – und dass sie auch kein Interesse daran hat, dass da etwas läuft…
„Ich wollte deine Mutter da oben nicht alleine lassen“, erklärt Lea schließlich in Erinnerung an den Tag der Hotel-Katastrophe. „Ich wollte Hilfe holen. Und da war ich bewusstlos, nachdem ich mit der Feuerleiter abgestürzt bin.“
„Ich glaub dir das!“ sagt Tristan. „Wahrscheinlich ist das in ihrer Panik einfach nur… falsch bei ihr angekommen.“
Um den neu gewonnenen Frieden nicht wieder zu gefährden, schluckt Lea ihren Hinweis darauf runter, dass sie Ortrun sehr genau erklärt hat, dass sie Hilfe holen wird und dass diese ihr einfach nur deshalb unterstellt hat, sich einfach aus dem Staub gemacht zu haben, um einen Keil zwischen Lea und Tristan zu treiben. Stattdessen sagt sie nur knapp: „Ja. Wahrscheinlich war das wohl so…“
Und endlich kommt es zur Versöhnung zwischen Lea und Tristan. Und Lea ist darüber einfach nur unendlich glücklich. Was soll sie sich noch über Ortrun von Sassnitz aufregen? Diese Frau wird sie niemals akzeptieren, aber das ist okay, denn schließlich ist sie mit Tristan zusammen und nicht mit seiner Mutter. Soll diese blöde alte Schachtel doch von ihr halten, was sie will. Daran will sie sich zukünftig nicht mehr stören…
Am Abend, Tristan arbeitet mal wieder länger, will sich aber nachher auf jeden Fall noch mit Lea treffen, stattet Ortrun ihm erneut einen Besuch in seiner Kanzlei ab.
„Du machst ja heute einen sehr ausgeglichenen Eindruck“, stellt Frau von Sassnitz erfreut fest. „Bist du endlich über deine kleine, blonde Friseuse hinweg? Na, Gott sei Dank, das wurde aber auch Zeit! Es gibt so viele junge Frauen, die viel besser zu dir passen, nicht wahr?! Was ist denn zum Beispiel mit dieser entzückenden Saskia, dieser Bankierstochter…“
„Sabrina“, korrigiert Tristan sie.
„Richtig! Oder wie hieß noch die Tochter von dem Bauunternehmer? Jasmina? Janina? Yolanda?“
„Johanna!“
„Johanna, richtig! Eine entzückende Person. Und so kultiviert und gebildet!“
„Und du konntest sie nie leiden!“ erinnert Tristan seine Mutter.
„Aber das stimmt doch gar nicht!“ streitet Ortrun empört ab.
„Ihre Nase war zu groß, ihre Füße auch…“
„Ach papperlapp! Sie war ganz wunderbaaar!!!“
„Ich bin wieder mit Lea zusammen!“
„Wie… bitte?“
„Wir haben uns heute versöhnt!“
„Ihr habt euch versöhnt…“, murmelt Frau von Sassnitz mit versteinerter Miene. „Nach allem, was sie mir angetan hat…“
„Sie hat dir gar nichts angetan, Mutter!“
„Sie hätte mich da oben sterben lassen!“ widerspricht Ortrun ihrem Sohn. „Eiskalt und ohne mit der Wimper zu zucken.“
„Sie wollte Hilfe holen. Sie war bewusstlos!“
„Ach, papperlapp! Das erzählt die dir doch nur, um sich in ein besseres Licht zu rücken. Dieses skrupellose kleine Biest!“
„Mutter, hör auf damit! Lea und ich sind ein Paar, akzeptiere da bitte! Und nun würde ich gerne Feierabend machen, ich bin noch mit Lea verabredet!“
Ortrun gefällt es überhaupt nicht, kurz darauf von ihrem Sohn aus dessen Büro komplimentiert zu werden und als sie unten auf der Straße stehen und er sich von ihr verabschiedet, beobachtet sie mit Missfallen, wie er durch die Lindenstraße auf das Haus Nummer 3 zuschlendert…
Und als Tristan und Lea etwas später an diesem Abend gemeinsam das Haus verlassen und zum Akropolis, sitzt Ortrun in ihrem Auto, das in einer dunklen Ecke der Kastanienstraße parkt und umklammert voller Wut mit ihren Fingern das Lenkrad, während sie beobachtet, wie die beiden im griechischen Lokal verschwinden...



„Guten Morgen!“ sagt Corinna barsch und mit unterkühltem Tonfall, als sie das EMS-Studio in der Kastanienstraße betritt.
„Oh, guten Morgen, Frau Marx“, erwidert Nico überrascht. „Hatten wir… nein, wir hatten keinen Termin. Aber ich kann sie gleich gerne dazwischen schieben…“
„Sparen Sie sich die Mühe“, keift Corinna schnippisch. „Bei Ihnen werde ich ganz sicher keine Termine mehr machen. Und ich lasse mich auch nicht irgendwo dazwischen schieben!“
„Wie bitte?“ fragt Nico irritiert.
„Ich war ja von Anfang an skeptisch bezüglich dieser neumodischen EMS-Sache hier“, zetert die Marx weiter. „Und nun haben wir den Salat. Brandgefährlich ist dieser komische Stromsport, zumindest, wenn er unsachgemäß von einem Amateur wie Ihnen angewandt wird!“
„Was meinen Sie?“ fragt Nico, der nur Bahnhof versteht.
„Seit Weihnachten habe ich so eine Art Muskelkater, der nicht weggehen will“, erklärt Corinna. „Nun bin ich bei zwei Ärzten gewesen und so wie es ausschaut habe ich eine Muskelschädigung durch Ihren unseriösen EMS-Methoden erlitten!“
„Einen Muskelschaden?“
„JA, einen Muskelschaden! Muss ich Ihnen das erst buchstabieren, damit Sie es begreifen?!“
„Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen“, entgegnet Nico.
„Natürlich nicht!“ giftet Corinna. „Von Tuten und Blasen keine Ahnung, aber hier den Profi spielen und Ihre Klienten in Gefahr bringen! Keiner kann mir sagen, ob sich das überhaupt wieder normalisiert oder ob ich jetzt ständig mit diesen Muskelschmerzen leben muss. Ob das mit der Zeit vielleicht sogar noch schlimmer wird…“
„Wir können da sicher was machen. Ich könnte Ihnen ein paar Dehn- und Lockerungsübungen zeigen. Ganz ohne Stromeinsatz. Und natürlich auf Kosten des Hauses!“
„Natürlich!“ Corinna lacht schrill auf. „Ich lasse mir von Ihnen gar nichts mehr zeigen, sie unseriöser Scharlatan. Ich bin nur hier, um Ihnen zu sagen, dass ich Anzeige erstattet habe, gegen Sie und Ihre unlauteren Methoden! Sie hören von meiner Anwältin!“
Damit rauscht Corinna aus dem Studio und Nico sieht ihr mit offenem Mund hinterher…
Derweil verlässt Angelina in etwas 100 Metern Entfernung den Supermarkt, als eine Stimme hinter ihr sagt: „Einen wunderschönen guten Morgen! Schön Sie hier zu sehen!“
Angelina fährt herum – und erblickt Feuerwehrmann Niklas Sandmann.
„Was machen Sie denn hier?“ fragt Angelina. „Stalken Sie mich etwa?“ Sie ist sehr um einen aggressiven Tonfall bemüht, kann aber die Freude über das Wiedersehen in ihrer Stimme nur schwer verbergen – dieser Typ gefällt ihr tatsächlich.
„Ich hatte gerade eine Wohnungsbesichtigung“, erklärt Niklas.
„Hier in der Straße?“
„Hier direkt beim Supermarkt!“
„Diese Mini-Buden?“ Angelina sind verächtlich die Hausfassade hinauf und wieder hinab. „Wollen Sie sich das wirklich antun?“
„Als Single optimal“, befindet der Feuerwehrmann. „Ich hab den Mietvertrag schon unterschrieben.“
„Ich hätte Ihnen definitiv was besseres besorgen können“, meint Angelina. „Ich bin Maklerin.“
„Ich hab die letzten drei Jahre, seit der Trennung von meiner Ex-Frau, unter WG-mäßigen Zuständen mit einem Kumpel zusammengehaust. Ich empfinde es als puren Luxus, bald wieder was eigenes zu haben. Ich brauch nicht viel Platz!“
„Na, wenn Sie meinen… Für mich wäre das zu niveaulos. Und zu popelig…“
„Ich freue mich, dass wir bald Nachbarn werden“, sagt Niklas strahlend. „Dann sehen wir uns öfter.“
„Solange Sie nicht verlangen, dass ich in Ihrer Puppenstube hier zum Kaffee trinken vorbei komme“, erwidert Angelina gespielt arrogant und verabschiedet sich knapp. Niklas sieht ihr grinsend hinterher…
Derweil geht Nico in seinem EMS-Studio seinem Tageswerk nach, als eine hochgewachsene, steif auftretende Frau den Raum betritt.
„Haben Sie einen Termin?“ erkundigt sich Nico. „Sie waren noch nie hier, oder?“
„Ich bin nicht hier, um zu trainieren“, schnarrt die Frau im monotonen Singsang. „Mein Name ist Doktor Bausewein. Ich bin die Rechtsvertretung von Frau Marx!“
Nico verstummt, während Frau Dr. Evelyn Bausewein in darüber in Kenntnis setzt, dass Corinna Anzeige erstattet hat und auf Schmerzensgeld klagt und dass mittlerweile auch die zuständige Aufsichtsbehörde informiert wurde und Nico gut daran täte, sich ebenfalls einen Anwalt zu nehmen. Darüber hinaus wünsche Frau Marx keinerlei persönlichen Kontakt mehr zu ihm, jegliche Kommunikation laufe nun über sie. Als die Anwältin das EMS-Studio verlässt, bleibt Nico sprachlos zurück...
Der Rest des Tages läuft für Nico ziemlich unentspannt. Ständig rechnet er damit, dass jeden Moment jemand auftauchen und ihm den Laden dichtmachen könnte und zwischendurch sucht er immer wieder im Netz nach Anwälten, an die er sich mit seinem Problem wenden könnte – und muss sich dabei zerknirscht eingestehen, dass er niemals eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen hat…
Angelina ahnt derweil nichts von Nicos Problemen und ist, nach ihrer Begegnung mit Niklas, eigentlich sogar recht gut gelaunt. Diese gute Laune verpufft jedoch schnell wieder, als sie bei einem Blick auf ihre Kontobewegungen feststellen muss, dass ihr Onkel und ihr Bruder ihr für diesen Monat noch nicht die aktuelle Rate ihrer Schuldentilgung für die Pizzeria zurück gezahlt haben. Entsprechend gereizt läuft Angelina daher auch kurze Zeit später in der Pizzeria auf, wo Onkel Claudio gerade David bedient. Dieser erzählt dem italienischen Pizza-Bäcker gerade lang und breit, dass Phoebe sich zur Zeit noch in der Reha befände, dass sie jedoch auf einem guten Weg sei und wie vollkommen gesund wäre.
„Dase sinde wunderbare Neuigkeiten!“ freut sich Onkel Claudio aus vollem Herzen. „Zure Feier dafüre es gibt die Pizza heute für die halbe Preis und eine Flasche Wein gratis, einverstanden?!“
Angelina verdreht hinter Davids Rücken genervt die Augen: Nicht nur, dass dieses Gelabere hier den ganzen Verkehr aufhält – sie hat ihre Zeit ja schließlich auch nicht gestohlen - , obendrein verschenkt Claudio hier auch noch Wein und verkauft Pizza zum halben Preis, kriegt es aber nicht hin, bei ihr seine Schulden zu begleichen. Als David endlich weg ist, fragt Angelina daher gereizt: „Wo ist Enzo?“
„Er iste nochmal lose! Wir haben nichte genug Zwiebeln und nichte genug Knoblauch. Der Lieferante machte Schwierigkeiten!“
„Was für Schwierigkeiten?“ fragt Angelina alarmiert.
„Nun ja, wire haben da wohl etwas verwechselt. Und da haben wir ause Versehen vergessen, die letzte Rechnung zu bezahlen und nun machte er ein bisschen Schwierigkeiten, capisci? Ere wille erste wieder liefern, wenn wire unsere Schulden bei ihm bezahlt haben.“
„Das darf doch wohl alles nicht wahr sein!“ keift Angelina. „Meine Schulden habt ihr übrigens auch noch nicht bezahlt. Wir hatten vereinbart, dass ihr mir die Raten pünktlich zu jedem Ersten des Monats zurück überweist.“
„Hate der Enzo dase noch nichte gemacht?“
„Nein, hat er nicht. Und heute ist der Fünfte!!!“
„Dase musse an die Feiertage liegen, an Capodanno, äh, come si dice, Neujahr!“
„Onkel Claudio, Neujahr war an einem Sonntag und danach gab es bereits vier Werktage“, erklärt Angelina gereizt. „Das hat damit überhaupt nichts zu tun, ihr beide seid einfach zwei hoffnungslose Schlafmützen!!! Bis spätestens Montag ist das Geld auf meinem Konto, ansonsten mache ich hier richtig Ärger, inteso?“
„Inteso“, versichert Claudio kleinlaut.
Angelina rauscht wütend aus dem Laden und erblickt im nächsten Moment einen DIN A4-Zettel, der an der Tür des Döner-Imbiss klebt und auf dem mich krakeliger Handschrift ´BIN GLEICH ZURÜCK` steht. Kopfschüttelnd über die fehlende Arbeitsmoral ihrer Mitmenschen stiefelt Angelina in die Wohnung hinauf…
Als Nico am Abend nach Hause kommt, sitzt Angelina vor ihrem Laptop und arbeitet. Allerdings ist ihr jetzt nach einer Pause – und einer Nackenmassage von Nico… Der tut ihr den Gefallen, doch während er massiert, sagt er: „Du, es gibt da ein… Problem…“
„Oh, bitte nicht“, stöhnt Angelina. „Auf Probleme habe ich heute definitiv keine Lust mehr!“
Dennoch lässt Nico die Katze aus dem Sack und erzählt von den Besuchen von Frau Marx und ihrer Anwältin – und dem, was ihm nun zu blühen scheint.
„Hast du dir schon einen Anwalt genommen?“ will Angelina sogleich wissen.
„Nee, weil… also das hat mich jetzt ein bisschen überfordert“, erklärt Nico zerknirscht. „Und… außerdem habe ich keine Rechtsschutzversicherung!“
„Oh, Nico, das ist jetzt nicht dein ernst?!“ poltert Angelina los. „Wann wirst du eigentlich endlich mal erwachsen? Du hast einen eigenen Laden, aber nicht mal eine Rechtsschutzversicherung. Du wendest da diese EMS-Praktiken an, machst dir aber nicht bewusst, dass dabei vielleicht auch mal was schiefgehen könnte. Und nun erwartest du von mir, dass ich für dich wieder die Kartoffeln aus dem Feuer hole! Genau wie Onkel Claudio und Enzo. Herrgott, Nico, ich bin doch nicht eure Mutter!!!“
„Also heißt das jetzt, dass du mir nicht hilfst?“ erkundigt sich Nico verunsichert.
Angelina funkelt Nico wütend an, ihre Augen sprühen förmlichst Blitze. Dann fliegt sie auf und stürzt ohne jeden weiteren Kommentar ins Bad. Soll Nico doch selber sehen, wie er sich aus diesem Dilemma befreit, sie hat es satt ständig zuhause für alle das Kindermädchen zu spielen...

Nach einer heftigen Nies-Attacke am Frühstückstisch putzt Lisa sich ausgiebig die Nase und studiert dann weiter die aktuellen Bilanzen des Döner-Imbiss.
„Alles okay, Baby?“ erkundigt Murat sich. „Hast du dich erkältet?“
„Das hab ich mir garantiert geholt, als wir in der Silvester-Nacht draußen waren“, erwidert Lisa.
„Willst du nicht lieber einen Coronatest machen?“ fragt Murat.
„Ach, ich hab kein Corona“, winkt Lisa ab. „Wir werden doch im Krankenhaus dauernd getestet! Kümmere du dich mal lieber um den Imbiss und sieh zu, dass du im neuen Jahr mehr Umsatz machst. Berauschend ist das nämlich noch nicht!“
„Wie, nicht berauschend?“ Murat sieht seine Frau verständnislos an. „Baby, der Laden ist doch super angelaufen…“
„Es gibt immer noch Luft nach oben!“ erklärt Lisa scharf. „Super angelaufen reicht nicht! Die Shisha-Bar ist auch zuerst super gelaufen und dann kam Corona. Was ist denn, wenn es womöglich doch irgendwann wieder einen Lockdown gibt, weil irgendeine gefährlichere Variante auftritt? Oder irgendein ganz neues Virus, was weiß ich…? Man muss das Eisen schmieden, solange das Feuer heiß ist!“
„Häh?“ Murat versteht nur Bahnhof.
„Du musst dich mehr reinknien, damit…. HATSCHIE… damit das alles noch viel besser läuft…“
Murat verzweifelt mal wieder an Lisas übertrieben-krankhaftem Ehrgeiz, kann aber keine Gegenargumente aufbringen. Und so steht er schließlich, wie an jedem Morgen, um 10 Uhr pünktlich in seinem Imbiss und fragt sich, was der Unsinn eigentlich soll… Welcher normale Mensch hat morgens um 10 Uhr schon Lust auf Döner? Die ersten Kunden und Gäste kommen gewohnheitsmäßig erst um die Mittagszeit und auch dann nur eher vereinzelt. Es würde völlig ausreichen, den Laden zwei oder drei Stunden später zu öffnen. So richtig blüht das Geschäft ohnehin erst am Abend…
Murat steht sich also den Vormittag über die Beine in den Bauch, gegen zwölf kommen zwei junge Typen und ordern Döner für ihre Mittagspause, danach ist wieder Totentanz. Kurz darauf schneit Lisa auf ihrem Weg zum Spätdienst im Krankenhaus rein, schleudert ihm noch ein paar gut gemeinte aber überaus nervtötende Ratschläge um die Ohren, niest noch ein paar Mal herzhaft und verabschiedet sich…
Und dann, etwas später, steht plötzlich Andrea in der Ladentür – und für Murat geht die Sonne auf…
„Hey, hast du Mittagspause?“ fragt Murat.
„Die Praxis hat diese Woche noch Urlaub“, erklärt Andrea. „Ich muss erst Montag wieder arbeiten.“
Verlegen wie zwei verliebte Teenies stehen die beiden sich gegenüber, drucksen herum und treten von einem Fuß auf den anderen, bis Murat schließlich Klartext redet und Andrea vorschlägt, auf ein Schäferstündchen mit in seine Wohnung zu kommen.
„Ich weiß nicht“, murmel Andrea. „In eurem Bett. Ich… ich finde das irgendwie nicht richtig.“
„Lisa hat Spätdienst und Deniz ist den Rest der Ferien bei Tante Hatice. Wir haben sturmfreie Bude!“
„Aber darum geht’s doch gar nicht. Schlimm genug, dass wir überhaupt… Aber dann auch noch in eurem Bett. In Lisas Bett…“
„Wir können auch hier im Hinterzimmer…“ schlägt Murat vor. Andrea zögert noch einen Moment, dann lässt sie sich doch umstimmen. Murat sperrt seinen Imbiss zu. Und keine Viertelstunde später liegen die beiden im Ehebett der Dagdelens und geben sich voller Leidenschaft einander hin – bis sie, kurz vorm Höhepunkt, plötzlich die Wohnungstür zuschlagen hören… Beide sitzen augenblicklich kerzengerade und mit angehaltenem Atem im Bett.
„MURAT?!“ hallt Lisas Stimme durch die Wohnung. Dann hören die beiden sie durch den Flur in Richtung Küche poltern.
„Fuck!“ entfährt es Murat.
„Scheiße“, flüstert Andrea. „Und jetzt?“
„Schrank!“ erwidert Murat.
„Was???“
„Du musst in den Schrank!“
Und ehe Andrea es sich versieht, wird sie mit samt ihren Klamotten von Murat in den Kleiderschrank manövriert. Murat springt blitzschnell in seine Hose, verlässt das Schlafzimmer – und prallt im Flur sogleich mit Lisa zusammen, die just in dem Moment das Schlafzimmer betreten wollte.
„Was machst du hier?“ fragt Lisa verwirrt und starrt auf Murats nackten Oberkörper. „Warum hast du kein Oberteil an? Und warum ist der Laden zu?“
„Hab mich bekleckert“, keucht Murat atemlos.
„Bekleckert?“
„Ja, mit Tzaziki! Was machst du denn überhaupt schon wieder hier?“
„Ich bin positiv“, erwidert Lisa.
„Positiv?“ fragt Murat irritiert.
„Ja, ich hab Corona! Mein Schnelltest im Krankenhaus war positiv. Der im Testzentrum auch. Ich muss in Quarantäne…“
„Oh Gott! Geht’s dir… schlecht?“
„Nein, ich hab nichts. Nur der Schnupfen. Jetzt sieh du lieber zu, dass du dich wieder anziehst und in den Laden kommst!“
„Willst du… dich hinlegen?“ Murat denkt mit Grauen an das zerwühlte Bett in seinem Rücken – und an Andrea im Kleiderschrank…
„Bist du verrückt?“ fragt Lisa schnippisch. „Am helllichten Tag? Ich hab doch nix. Ich räum jetzt die Küchenschränke auf, wenn ich schon mal Zeit für sowas habe! Jetzt mach hin!“
Und damit verschwindet Lisa erstmal im Bad. Murat befreit Andrea aus dem Schrank und komplimentiert sie hastig ins Treppenhaus. Dann macht er mit ein paar schnellen Handgriffen das Bett, zieht sich seinen Pullover an, zieht ihn wieder aus, zieht einen frischen an, rennt in die Küche und bespritzt den alten mit einem Klatsch Tzaziki. Demonstrativ wirft er das beschmutze Kleidungsstück dann mitten in den Flur, ruft ins Bad: „Ich bin wieder weg!“ Und verschwindet ebenfalls in den Hausflur…
Unten bei den Briefkästen trifft er auf Andrea.
„So eine Scheiße!“ schimpft Andrea. „Das wäre so haarscharf in die Hose gegangen. Wir dürfen das nie wieder machen, Murat! Nicht mehr in eurer Wohnung!“
„Ja, du hast recht“, gibt Murat zu. „Aber wer konnten denn auch ahnen, dass Lisa… FUCK!!! Nicht, dass Lisa mich schon angesteckt hat. Was meinst du, sollte ich auch einen Schnelltest machen?“
„Ja, unbedingt! Und dann gib mir Bescheid!“
In diesem Moment betritt Valerie das Haus. Erschrocken zucken Murat und Andrea zusammen und stehen da, wie zwei ertappte Sünder.
„Ist was?“ fragt Valerie und sieht die beiden irritiert an.
„Willst du zu Lisa?“ keucht Murat.
„Zu Lisa?“ Valerie lacht kurz auf. „Ganz bestimmt nicht! Ich will zu Gabi!“
„Zu Gabi!“ Murat schlägt sich lachend an die Stirn. „Klar! Zu Gabi! Ist auch besser so, weil, Lisa hat nämlich Corona!“
Valerie sieht sich nochmal kopfschüttelnd nach den beiden um, als sie die Treppen empor steigt.
Murat besorgt sich aus dem nächsten Drogeriemarkt einen Selbsttest, ehe er in seinen Imbiss zurückkehrt – der ist jedoch negativ.
Am Abend taucht Andrea nochmal bei Murat im Imbiss auf.
„Ich bin echt immer noch fix und fertig“, sagt sie. „Stell dir nur vor, Lisa wäre direkt ins Schlafzimmer gekommen. Wir dürfen das nicht mehr machen!“
„Wir treffen uns nicht mehr bei uns“, entgegnet Murat.
„Das meine ich nicht“, sagt Andrea leise. „Ich… wir sollten das ganz beenden.“
Murat sieht sie ungläubig an. Doch Andrea hält es tatsächlich für das Beste, wenn die beiden sich nicht mehr sehen.
„Wir müssen diese Affäre beenden“, flüstert sie beschwörend.
„Affäre!“ wiederholt Murat bitter. „Ich dachte, das wäre mehr, als nur eine Affäre… Ich dachte, wir lieben uns!?!“
„Ja“, erwidert Andrea heiser. „Aber da hängt halt auch noch Lisa mit dran. Und das geht nicht!“
Andrea will den Laden gerade verlassen, als Murat sagt: „Ich werde sie verlassen.“
Andrea hält erschrocken inne.
„Ich werde mich von Lisa trennen“, erklärt Murat. „Und dann… dann werden wir beide ein Paar. Ein richtiges. Und Heimlichtuerei.“
„Nein, das geht nicht!“ Andrea schüttelt heftig den Kopf. „Das können wir Lisa nicht antun.“
„Ach, Lisa, Lisa, Lisa!“ schimpft Murat. „Warum dreht sich eigentlich alles immer nur um Lisa? Wir müssen auch mal an uns denken!“
„Aber… es ist nicht richtig!“ jammert Andrea.
„Aber ich liebe dich“, sagt Murat. „Und… wenn du mich nicht auch liebst, … dann sag mir das jetzt ins Gesicht…“

CLIFFHANGER auf: Andrea Neumann


Mitwirkende Personen

Andrea Neumann
Murat Dagdelen
Lisa Dagdelen
Ortrun von Sassnitz
Tristan von Sassnitz
Lea Starck
Tanja Schildknecht
Peter ´Lotti` Lottmann
Valerie Zenker
Nico Zenker
Angelina Dressler
Claudio Russo
Niklas Sandmann
Corinna Marx
Gian-Luca Conti
David Krämer
Marian Petry
Dr. Evelyn Bausewein

© ´popo wolfson` 2022

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: So 8. Jan 2023, 00:13 


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1864 - Januar
BeitragVerfasst: So 8. Jan 2023, 19:03 
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Registriert: Mi 29. Sep 2010, 00:11
Beiträge: 11590
Eine schöne Folge zum Jahresbeginn!
Murat und Andrea - von den Beiden lese ich immer gerne.
Und dass Lea und Tristan sich (erstmal wieder) versöhnt haben, gefällt mir auch.


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1864 - Januar
BeitragVerfasst: So 8. Jan 2023, 19:20 
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Beiträge: 10009
Ohje, mir schwant Böses für Nico, Geschäft kaputt, Angelina weg...


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1864 - Januar
BeitragVerfasst: Mo 9. Jan 2023, 04:27 
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Registriert: Mi 29. Sep 2010, 00:11
Beiträge: 11590
Man kann sich Corinna Marx mit ihrem Gemeckere immer noch lebhaft vorstellen. :lol:
Die Klage passt zu ihr. Wahrscheinlich hat sie wenig Chancen - theoretisch - , jedoch wird Nico zu doof sein bzw. er wird sich den falschen Anwalt nehmen, um dagegen anzukommen. Vielleicht hilft Sarah ja... :? :P


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