Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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BeitragVerfasst: So 17. Jul 2022, 07:09 
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Folge 1841: Investoren und anderes Pack

Spieltag: Donnerstag, 14.07.2022

Der Friseur-Salon ist schon am frühen Morgen gut besucht. Während Klaus, Vasily und Alex bereits in ihren Stühlen sitzen und von Tanja, ´Lotti` und Lea bedient werden, halten sich Helga und Kerstin noch im Wartebereich auf, blättern in Illustrierten und halten Smalltalk, als Marcella plötzlich in den Laden stürmt und aufgeregt mit einem Blatt Papier in der Luft herum wedelt.
„Habt ihr auch so ein Schreiben bekommen?“ fragt sie aufgeregt Tanja gerichtet.
„Was ist denn das?“ möchte die Angesprochene wissen.
„Das ist ein Info-Brief von so einer Investoren-Firma“, erklärt Marcella atemlos. „Die haben diesen ganzen Gebäudekomplex hier aufgekauft!“
„Was?“ fragt Tanja entsetzt, lässt Klaus in seinem Frisier-Stuhl Klaus sein und eilt hinter die Theke, wo die heutige Post bislang noch unangetastet gelegen hat.
„Und was schreiben die?“ erkundigt sich ´Lotti´.
„Erstmal nur, dass die das Gebäude hier aufgekauft haben, rein informell“, berichtet Marcella. „Aber da wird bestimmt noch was nachkommen. Was mache ich denn, wenn die mir den Laden kündigen? Oder die Miete erhöhen? Ich hab mich hier gerade erst selbstständig gemacht, ich hab einen Kredit aufgenommen, meine Ersparnisse stecken da drin… Ich bin voll im Arsch, wenn die mir jetzt so kommen.“
„Wir können uns auch keine Mieterhöhung leisten“, sagt Tanja, während sie ihren Brief überfliegt. „Und einen neuen Laden finden wir auch nicht so einfach...“
„Ich hab’s euch doch von Anfang an gesagt“, donnert Klaus los. „An allem ist nur dieses verdammte Hotel Schuld!“
„Steckt denn da auch dieser zu Hohenlobese hinter?“ fragt Lea.
„Nee, der ist ja anscheinend ausschließlich Hotelketten-Betreiber“, erwidert Marcella. „Die Investoren-Firma heißt Schmitt und Wessels…“
„Das hörst sich ja fast so an wie Smith & Wesson“, prustet Alex los.
„Schmitt“, murrt Helga. „Da muss ich gleich wieder an diese unsägliche Marlene denken… Wenn ich den Namen nur höre, kriege ich schon Pusteln.“
„Die wird jetzt aber bestimmt keine Investoren-Firma aus dem Hut gezaubert haben, Oma“, lacht Lea.
„Jedenfalls habe ich immer schon gesagt, dass so ein Hotel auch das komplette Umfeld verändern wird“, palavert Klaus weiter. „Erst werden die Geschäftsgebäude aufgekauft und in irgendwelche Shopping-Malls umgewandelt. Dann sind die Wohnhäuser dran und es werden Luxus-Appartements draus. So ein Hotel in der Nachbarschaft lockt solche Investoren doch an, wie ein Kuhfladen die Fliegen.“
„Wie kann man nur Schmitt heißen?“ brummelt Helga . „Da würde ich ja sogar noch eher Ziegler heißen wollen…“
„Mein Lokal kriegen die jedenfalls nicht, um da irgendeinen Luxus-Gourmet-Tempel draus zu machen“, mischt sich nun auch Vasily in die Diskussion ein.
„Da fragen die doch nicht nach“, poltert Klaus. „Die haben schon ihre Mittel und Wege…“
„Wir wissen doch noch gar nicht, was die vorhaben, jetzt macht doch nicht gleich die Pferde scheu“, versucht Alex die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen. „Es ist doch erstmal nur eine Info!“
„Dabei wird es aber sicher nicht bleiben“, malt Klaus weiter schwarz. „Ich werde nachher erstmal recherchieren, was ich über diese Investoren-Firma rausfinden kann…“
Gesagt, getan… Während Klaus zuhause nicht nur im Netz nach dem Unternehmen Schmitt und Wessels sucht, sondern telefonisch auch Auskünfte, bei einem Journalisten-Kollegen einzuholen versucht, begibt Kerstin sich nach ihrem Friseur-Besuch auf den Heimweg. Von unterwegs aus ruft sie ihren Mann auf dem Handy an, um ihm zu erzählen, was sich im Salon für Neuigkeiten zugetragen haben.
„Irgend so eine Investoren-Firma hat das gesamte Gebäude aufgekauft“, berichtet sie, während sie die Treppen in ihrem Wohnhaus in der Kastanienstraße hinauf steigt, wo Angelina ihr entgegen kommt, die gerade ihre Wohnung verlassen hat. „Ja, das ganze Ding. Wo der Friseur drin ist und das Marcellas und das Kino und dieses Anwaltsbüro (…) Nein, keine Ahnung, aber die haben jetzt natürlich alle Panik, dass die Mieten erhöht werden oder sie womöglich sogar ganz raus müssen aus ihren Räumen…“
Angelina horcht interessiert auf. Sie bleibt auf den Stufen stehen und deutet Kerstin an, mit ihr reden zu wollen.
„Du, ich ruf dich später nochmal an“, sagt sie schnell in ihr Handy und legt auf.
„Habt ich das richtig verstanden?“ erkundigt Angelina sich ungehemmt. „Das Geschäftsgebäude in der Ulrike-Böss-Straße wurde verkauft?“
„Ja, darüber wurde vorhin im Salon sehr aufgeregt diskutiert“, erklärt Kerstin.
„Und wer ist der Käufer?“ bohrt Angelina weiter. „Eine Investoren-Firma sagten Sie?“
„Ja, Schmitt und… äh… Schmitt und Weser, oder so“, überlegt Kerstin. „Nein, Schmitt und Wessels! Ja, genau, so hießen die!“
„Aber was die mit dem Haus vorhaben, hat keiner gesagt?“ Angelina ist brennend interessiert an dem Thema.
„Nein, darüber ist noch nichts bekannt“, sagt Kerstin. „Das war wohl zunächst nur so ein allgemeines Infoschreiben…“
„So so“, murmelt Angelina und setzt ohne Abschiedsgruß ihren Weg fort. Doch noch ehe sie unten auf der Straße angekommen ist, hat sie bereits ihr Handy gezückt und die Begriffe ´Schmitt, Wessels, Investor, München` in die Suchmaschine eingegeben…
Derweil hat auch Klaus seine Recherche beendet, allerdings nur sehr allgemeine Informationen in Erfahrung gebracht. Die will er den betroffenen Mietern aber nicht vorenthalten und macht sich auf zum Marcellas. Dort trifft er nicht nur die Inhaberin hinter der Theke an, sondern auch Helga und Lea, die davor sitzen, Kaffee trinken und sich mit Marcella unterhalten. Klaus ist für einen kurzen Augenblick irritiert darüber, seine Mutter ausgerechnet hier vorzufinden, gehört sie doch eher zur Stammkundschaft des Bayer als zu der des Marcellas. Aber dann wird ihm sehr schnell bewusst, dass es die Neugier über das ist, was hier gerade geschieht, die seine Mutter in das für sie eher ungewohnt Terrain getrieben hat.
„Also diese Firma gibt es erst seit ein paar Jahren“, erklärt Klaus. „Die investieren tatsächlich hauptsächlich in lukrative Geschäftsgebäude. Und dahinter stecken ein Roman Wessels und ein Guido Schmitt.“
„Oh mein Gott!“ Helga schlägt sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Ich hab es doch geahnt.“
„Was ist denn los, Oma?“ fragt Lea irritiert.
„Der Sohn von Marlene, der heißt auch Guido!“ ereifert sich Helga.
„Bist du sicher?“ erkundigt Klaus sich.
„Natürlich!“ ruft Helga. „Ich hab den zwar nie kennengelernt, aber Marlene hat mir früher ja oft genug von ihren Kindern erzählt. Die Töchter heißen Sabine und Anita und der Sohn Guido.“
„Aber Guido heißen viele Leute“, überlegt Lea laut. „Und Schmitt erst recht.“
„Nein, nein, nein, nein“, widerspricht Helga. „Ich hab da so ein Gefühl. Marlene hat ihren Sohn bestimmt darauf angesetzt, um mich zu ärgern.“
„Warum sollte sie das denn machen?“ fragt Lea.
„Sie wollte doch schon immer alles haben, was mir gehört“, empört sich Helga. „Erich! Mein Reisebüro!“
Nun muss selbst Klaus grinsen. „Ich wusste ja gar nicht, dass das Gebäude hier dir gehört“, erwidert er amüsiert.
„Ach, du weißt genau, wie ich das meine“, winkt Helga ab.
„Wenn ihr wollt, könnte ich da mal anrufen und sehen, ob ich rausfinde, was die mit dem Gebäude vorhaben“, sagt Klaus nun zu Marcella. „Solange wir nicht wissen, was die mit dem Gebäude vorhaben, können wir eh nichts konkretes unternehmen.“
„Das wäre schon super“, findet Marcella. „Wir könnten das ja auch selber machen, aber du bist rhetorisch ja schon echt ziemlich gewitzt.“
„Ihr könnte jedenfalls froh sein, dass ihr einen Anwalt hier im Haus habt“, meint Klaus. „Der von Sassnitz da oben ist ja auch von dem Hausverkauf betroffen. Und der wird sicher auch ein Interesse daran haben, seine Räume hier zu behalten und kennt als Jurist die Wege, die man gehen muss, um Schlimmeres zu verhindern.“
Lea schnaubt abfällig. „Diesem Geldsack da oben ist es doch sicherlich Latte, ob hier die Mieten erhöht werden oder nicht“, sagt sie verächtlich. „Der wird sein Büro auch weiterhin unterhalten können…“
Nachdem Klaus sich vom Marcellas aus wieder auf den Weg zum Haus Nr. 3 begeben hat, läuft ihm vor dem Hotel dessen junger Chef Casper zu Hohenlobese über den Weg und grüßt freundlich. Klaus blitzt ihn böse an. Dann sagt er harsch: „Ihren Gruß können Sie sich sonst wohin stecken?“
„Wie bitte?“ fragt Casper verständnislos.
„Ist Ihnen eigentlich bewusst, was Sie hier mit Ihrem Hotel für einen Unfrieden stiften?“
„Ich verstehe kein Wort!“ erwidert Casper.
„Dieses Hotel hat hier von Anfang nur für Ärger gesorgt“, motzt Klaus. „Und kaum ist es eröffnet, da fangen die Investoren an, die ganze Umgebung zu verändern und umliegende Gebäude aufzukaufen.“
„Das ist nun wirklich nicht meine Schuld“, lacht Casper. „Und davon mal abgesehen, habe ich dieses Hotel auch nicht hier hin gebaut. Mein Vater hat es aufgekauft und mir die Leitung übertragen. Ich kann nun wirklich nicht das Geringste für das, was hier in der Nachbarschaft passiert.“
Klaus wirft dem Hotelchef noch einen vernichtenden Blick zu und geht weiter, Casper sieht ihm kopfschüttelnd nach...

Als Andrea am Morgen zur Arbeit die Lindenstraße erreicht und ihr Blick zur Häuserfassade in der Kastanienstraße hinüber schweift, entdeckt sie, dass gestern offenbar der Schriftzug ´Südländische Spezialitäten` über der Pizzeria und dem zukünftigen Döner-Imbiss angebracht worden ist. Und dann sieht sie, dass Murat sich trotz der frühen Stunde bereits in seinem Laden aufhält. Und obwohl an ihr wieder einmal die Schuldgefühle nagen, schlendert sie rüber, klopft an und lässt sich von Murat aufschließen.
„Sieht toll aus, der Schriftzug“, sagt sie, lässt ihren Blick durch den Laden schweifen und ergänzt: „Aber hier drin auch. Wow, das ist wirklich klasse geworden.“
„Wird auch langsam Zeit“, erwidert Murat. „Nächste Woche möchte ich schließlich eröffnen. Soll ich dir mal das Hinterzimmer zeigen?“
Noch ehe Andrea ihm antworten kann, schiebt er sie bereits sanft durch eine Tür in den hinteren Bereich des Ladens und knöpft ihr die Bluse auf…
Und so kommt Andrea fast eine halbe Stunde zu spät in die Praxis und wird gleich von Corinna angeschnauzt: „Ach, wie schön, dass du auch nochmal kommst, ich dachte schön, ich dürfte hier heute alles alleine machen.“
„‘tschuldigung“, murmelt Andrea verlegen. „Hat Iris schon nach mir gefragt?“
„Ach, die hat mal wieder überhaupt nichts gemerkt“, zetert Corinna.
„Gott sein Dank“, sagt Andrea.
„Aber ich habe was gemerkt“, setzt Corinna ihre Litanei fort. „Es ist total unkollegial von dir, hier einfach zu spät zu erscheinen und nicht mal wenigstens kurz Bescheid zu geben.“
„Ja, tut mir leid, kommt nicht wieder vor“, versucht Andrea, sich ein weiteres mal zu entschuldigen.
„Was ist hier denn los?“ erkundigt sich Iris, die just in diesem Moment ihr Sprechzimmer verlässt. „Schlechte Stimmung?“
„Nee, alles gut“, erwidert Andrea – und Corinna wirft ihr einen giftigen Blick zu…
Ein paar Stunden später, der Arbeitsalltag in der Praxis ist im vollen Gange, steht Murat plötzlich im Vorzimmer.
„Haben Sie einen Termin?“ knurrt Corinna, ohne wirklich aufzublicken.
„Ich… äh… wollte nur kurz zu Frau Neumann“, erklärt Murat.
Nun sieht Corinna doch zu ihm hoch. „Ach, Sie schon wieder“, brummt sie.
In diesem Moment kommt Andrea aus dem Labor. „Was machst du denn hier?“ fragt sie.
„Kann ich dich kurz… sprechen?“ fragt Murat und deutet in Richtung Flur. Unter Corinnas grimmigem Blick folgt Andrea ihm.
„Ey, das geht nicht, du kannst hier nicht ständig auftauchen“, zischt Andrea. „Wenn Iris was merkt… Und die Marx mischt sich sowieso in alles ein.“
Murat erklärt Andrea, dass er sich am Abend mit ihr auf der Lichtung treffen möchte, auf der sie vor ein paar Wochen nachts die Glühwürmchen beobachtet haben. Dann geht er ohne weitere Erklärungen…
„Was ist denn das eigentlich ständig für ein Typ?“ fragt Corinna etwas später. „Stalkt der dich etwa? Ich hatte ja auch mal so eine Art Stalker. Ein ehemaliger Patient, hat mir ständig Kuchen gebracht und so… Solchen Typen muss man direkt klare Ansagen machen!“
„Das ist der Mann meiner besten Freundin“, erklärt Andrea, die auf Corinnas weitere Ausführungen gut verzichten kann, rasch. „Es geht… um eine Geburtstagsüberraschung für meine Freundin. Also für seine Frau…“
„Aha“, macht Corinna nur und wirkt wenig überzeugt. Um nicht mehr mit ihr über dieses Thema sprechen zu müssen, macht sich Andrea übermäßig beflissentlich wieder an ihre Arbeit…
Nach Feierabend macht sich Andrea zuhause frisch und begibt sich zu dem Treffpunkt, den ihr Murat heute genannt hat – gespannt der Dinge, die da kommen mögen… Für eine erneute Glühwürmchen-Sichtung ist es definitiv noch zu hell, mal ganz davon abgesehen, dass die Hochsaison der Glühwürmchen jetzt, Mitte Juli, ohnehin vorbei ist und man mit viel Glück bestenfalls nur noch vereinzelte Exemplare antrifft. Als Andrea die Lichtung betritt, ist sie dennoch sprachlos: An einem gemütlichen Plätzchen hat Murat eine Decke ausgebreitet und ein Picknick für sie hergerichtet, mit allem, was ihr Herz begehrt.
„Ich hab Lisa gesagt, dass ich mich heute Abend nochmal mit meinem neuen Lieferanten treffe“, erklärt Murat grinsend. „Am liebsten wäre sie gleich mitgekommen, aber das konnte ich ihr ausreden.“
Wieder meldet sich Andreas schlechtes Gewissen zu Wort, aber dann ignoriert sie es und genießt einfach nur die romantische Überraschung, die Murat ihr hier präsentiert…

Konstantin will sich gerade auf den Weg zur Schule machen, als er sieht, wie Antonia in der Kastanienstraße das Haus verlässt. Das ist die erste Gelegenheit, die er seit einer Woche hat, um mit ihr alleine zu sprechen und er ergreift sie auch sogleich.
„Antonia!“ ruft er und eilt mit schnellen Schritten zu ihr hinüber.
„Was ist?“ fragt sie pampig und verdreht genervt die Augen.
„Keine Schule heute?“ erkundigt er sich.
„Lehrerausflug“, erwidert sie nölig.
„Ah, cool! Und was machst du jetzt?“ fragt er.
„Geht dich das was an?“ schnauzt Antonia. „Willst du mich kontrollieren, oder was?“
„Nö, ich frag nur so.“
„Sicher…“
Antonia fühlt sich zunehmend von Konstantin bedrängt. Ihr ist klar, dass er sie tatsächlich kontrollieren will, dass er überprüfen möchte, ob sie sich wieder zu dem anrüchigen Parkplatz begibt. Aber ihr ist auch klar, dass er dazu eigentlich gerade keine Zeit hat, schließlich muss er zur Arbeit. Also geht sie ins Bayer, kauft sich eine Brezel und verschwindet damit wieder in ihrem Hauseingang, ohne Konstantin eines weiteren Blickes zu würdigen. Der bleibt noch einen Moment auf dem Bürgersteig in der Kastanienstraße stehen – und macht sich schließlich doch auf den Weg zur Arbeit, wenn auch mit sehr gemischten Gefühlen… Antonia verharrt noch einen Moment im Hausflur. Als sie sicher ist, dass von Konstantin keine Gefahr mehr droht, macht sie sich auf zu Karim
„Wir können das nicht mehr machen?“ erklärt sie ihm.
„Was meinst du?“ möchte Karim von ihr wissen. Und so erzählt sie ihm endlich, was in der vergangenen Woche geschehen ist, was Konstantin herausgefunden hat und welches Risiko er darstellt.
Karim atmet laut aus. Dann sagt er: „Okay, dann vergessen wir den Parkplatz. In Zukunft nur noch hier in der Wohnung. Ich bring die Typen her und du besorgst es ihnen hier.“
„Ich will das aber nicht mehr“, verweigert Antonia sich. „Gar nicht mehr! Ich mach das nicht mehr!“
„Was soll das denn jetzt wieder?“ fragt Karim gereizt. „Hör auf so rumzuzicken, natürlich machst du weiter.“
„Aber ich möchte nicht mehr!“ schluchzt sie.
„Toni, bitte mach jetzt keinen Zwergenaufstand“, verlangt Karim von ihr. „Du weißt, dass das nicht geht. Wir brauchen das Geld, du weißt doch, dass ich meine Schulden bezahlen muss. Hey, Süße, du tust das doch alles nur für mich!“
„Aber ich mach das schon so lange“, jammert Antonia. „Irgendwann… müssen deine Schulden doch mal abbezahlt sein.“
„Willst du mir unterstellen, dass ich lüge?“ Karim funkelt sie böse an. „Willst du behaupten, dass ich dich ausnutze?“
„Nein, aber, aber…“
„Kein aber!“ sagt Karim bestimmt. „Du machst so lange weiter, wie ich das will! Keine Widerrede!“
Währenddessen lässt Konstantin der Gedanke an Antonia den ganzen Arbeitstag lang nicht los. Und ihm wird zunehmend bewusst, dass er gar keine andere Wahl hat; Antonia wird sich ihm nie freiwillig öffnen – er muss Iffi und Roland ins Bild setzen! Und so begibt er sich gleich nach Feierabend in die Kastanienstraße, wo Valerie ihm öffnet.
„Die beiden sind in der Küche!“ erklärt sie freudig lachend und lässt ihn herein. Sie führt Konstantin in der Küche und als dieser Iffi und Roland wissen lässt, dass er mit ihnen etwas dringendes besprechen muss, setzt sich auch Valerie wie selbstverständlich zu ihnen. Konstantin blickt sie skeptisch von der Seite an, dann sagt er vorsichtig: „Es tut mir leid, aber ich müsste alleine mit Iffi und meinem Vater reden!“
„Na, wenn ihr meint“, entgegnet Valerie schnippisch und verschwindet in ihr Zimmer – allerdings nur, um sich dort die Schuhe auszuziehen und dann auf Socken in den Flur zurück zu schleichen, um an der Küchentüre zu lauschen…
„Wos üst denn lös, mein Junge?“ fragt Roland gerade. „Du töst ja sö geheimnisvoll…“
Konstantin atmet tief durch. Dann springt er über seinen Schatten und erklärt mit möglichst fester Stimme: „Es geht um Antonia!“
„Um Antonia?“ fragt Iffi, die sofort äußerst alarmiert klingt. „Was ist mit Antonia!“
Konstantin atmet ein weiteres Mal tief durch, dann erzählt er schließlich die ganze Geschichte, von der unerwarteten Begegnung auf dem Parkplatz bis hin zu seinen Versuchen, mit Antonia zu reden und deren abweisende Reaktion mit samt der Begründung, er müsse sie verwechselt habe. Als Konstantin seine Ausführungen beendet hat, starren Iffi und Roland ihn nur mit weit geöffnetem Mund an.
„Da… da hat sie vermutlich recht!!“ findet Iffi als erstes ihre Sprache wieder. „Du musst dich irren, das MUSS eine Verwechslung sein! Antonia und anschaffen gehen! Das ist absolut lächerlich. Wie kannst du dir nur so einen Blödsinn zusammenspinnen?“
Doch noch während sie das sagt, legt sich in ihrem Kopf ein Schalter um. Antonia ist ihr in den letzten Monaten so fremd geworden. Ihr ganzes Verhalten, das Schule schwänzen, die Lügen, dieser merkwürdige Freund, den immer noch niemand zu Gesicht bekommen hat… Was weiß sie denn noch über ihre Termite? Iffi hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten alle möglichen Szenarien ausgemalt: Antonia, die mit Drogen experimentiert und sich mit zwielichtigen arabischen Typen in irgendwelchen runtergekommenen Clubs rumtreibt. Aber das?! Das übersteigt selbst Iffis kühnste Vorstellungen. Aber nur, weil sie diese nahezu absurd klingende Möglichkeit noch nicht in Betracht gezogen hat, heißt das noch lange nicht, dass sie unmöglich ist. Und Konstantin ist niemand, der leichtfertige Gerüchte streut.
„Ooooh Gott!“ stöhnt Iffi und fasst sich an den Kopf. „Oh Gott, oh Gott! Oh mein Gott!!!!“
Sie rauft sich die Haare und wimmert vor sich hin, während Roland überfordert daneben sitzt…
Valerie steht immer noch gebannt lauschend im Flur, als plötzlich ein Schlüssel in der Wohnungstür zu vernehmen ist. Mit vier schnellen Schritten huscht Valerie in ihr Zimmer zurück, im nächsten Moment betritt Antonia die Wohnung. „Ich bin wieder da!!!“ ruft sie mit gespielter Leichtigkeit in der Stimme. Als sie die Küche betritt, Konstantin am Tisch entdeckt und dann in die verstörten Gesichter von ihrer Mutter und Roland blickt, wird ihr sofort bewusst, was Sache ist…
„Antonia!“ Iffi springt auf, fällt ihrer Tochter um den Hals und drückt sie an sich. Während Antonia mit der Situation vollständig überfordert ist, schluchzt Iffi in ihre Schulter und sagt schließlich: „Was ist passiert? Was hat dieser Typ mit dir gemacht?“
„Ich… ich weiß nicht, was du meinst“, flüstert Antonia zaghaft.
Iffi lässt ihre Tochter los und sieht sie voller Fassungslosigkeit an. „Du weißt nicht, was ich meine?“ ruft sie entsetzt aus. „Du gehst… du… du… Dieser Kerl wird in Zukunft die Finger von dir lassen! Was macht er mit dir? Wieso tust du so etwas für ihn!“
„Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest!“ versucht Antonia es ein weiteres mal.
„Ich rede davon, dass du dich von diesem Kerl auf den Strich schicken lässt“, flüstert Iffi erstickt.
„Was?“ ruft Antonia aus und sieht zu Konstantin rüber. „Hat er euch das erzählt? Er lügt! Das tut er nur, weil er sich an mir rächen will, weil ich damals behauptet habe, dass er sich an mich rangemacht hat. Deshalb erfindet er jetzt solche Geschichten über mich!“
„Antonia, hör auf damit!“ fleht Iffi ihre Tochter an. „Wir wissen doch, was Sache ist. Toni, hör zu, du musst dich für nichts schämen. Du kannst nichts dafür. Das ist einzig und allein die Schuld von diesem Kerl. Aber damit ist jetzt Schluss, hörst du?! Er kann dir nichts mehr antun. Wir werden ihn anzeigen und dann kommt er ins Gefängnis für das, was er mit dir gemacht hat!“
Antonia weicht entsetzt vor ihrer Mutter zurück. „Anzeigen?“ ruft sie panisch aus.
„Natürlich“, kreischt Iffi schrill. „Der Typ ist ein Zuhälter. Das, was er mit dir macht ist hochgradig kriminell.“
„Du darfst ihn nicht anzeigen“, schreit Antonia mit Tränen in den Augen. „Karim kann nichts dafür. Er hat mich zu nichts gezwungen, ich hab das alles freiwillig gemacht!“
Iffi schüttelt verzweifelt den Kopf. „Toni, hör auf, dir selber etwas vorzumachen. Dieser Typ manipuliert dich doch. So etwas würdest du niemals freiwillig tun. Du bleibst jetzt fern von dem, hörst du?“
„Nein!!!“ Antonias Stimme befindet sich am Rande der Hysterie. „Das darfst du nicht machen, ich liebe Karim!!!“
„Antonia, bitte…!“
„Nein!!!“ kreischt sie weiter. „Das darfst du nicht machen! Wenn du das machst, haue ich ab und komme nie wieder zurück!“
Mit diesen Worten dreht das Mädchen auf dem Absatz um und stürmt aus der Küche. Im Flur stößt sie beinahe mit Valerie zusammen, rennt an ihr vorbei und flieht aus der Wohnung…
Als auch Iffi in den Flur stürzt, tut Valerie so, als habe sie gerade erst ihr Zimmer verlassen und fragt scheinheilig: „Was ist denn hier wieder los? Habt ihr Streit?“
Iffi ignoriert ihre Schwester und stürmt Antonia nach aus der Wohnung. Im Treppenhaus stößt sie beinahe mit Hermann Benodakt zusammen.
„Nun mal langsam!“ schimpft der ehemalige Lehrer. „Das hier ist keine Rennstrecke. Gerade eben hat mich Ihre Tochter schon fast umgerannt! Erziehen Sie dieses Mädchen doch mal!“
Iffi beachtet den schimpfenden Nachbarn nicht weiter und stürmt raus auf die Straße. Panisch blickt sie sich um, doch von Antonia ist weit und breit nichts mehr zu sehen…
„Was’nn los?“ ertönt plötzlich die Stimme von Gabi neben ihr.
„Hast du Toni gesehen?“ fragt Iffi.
Gabi deutet auf den Bus, der am anderen Ende der Lindenstraße gerade in die Ulrike-Böss-Straße abbiegt.
„Da ist sie ‚neing‘stürmt, als ob der Teufel hinter ihr her wäre“, erklärt sie.
„Oh nein!“ stöhnt Iffi verzweifelt.
„Iffi, was ist denn passiert?“ will Gabi von ihrer Stieftochter wissen. „Nu’ red’ schon, was is’nn mit der Toni?“

CLIFFHANGER auf: Iffi Zenker

Mitwirkende Personen
Klaus Beimer
Helga Beimer
Lea Starck
Marcella Varese
Tanja Schildknecht
Peter ´Lotti` Lottmann
Vasily Sarikakis
Alex Behrend
Dr. Iris Brooks
Corinna Marx
Andrea Neumann
Murat Dagdelen
Angelina Dressler
Kerstin Wendland
Hermann Benodakt
Casper zu Hohenlobese
Konstantin Landmann
Roland Landmann
Iffi Zenker
Antonia Zenker
Valerie Zenker
Gabi Zenker
Karim El-Farooq

© ´popo wolfson` 2022

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: So 17. Jul 2022, 07:09 


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