Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1838 - Schrei nach Liebe
BeitragVerfasst: So 19. Jun 2022, 07:34 
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Folge 1838: Schrei nach Liebe

Spieltag: Donnerstag, 16.06.2022 (Fronleichnam)

Das unschöne nächtliche Zusammentreffen zwischen Nico Zenker und Hermann Benodakt in der vergangenen Woche, hat ein paar unschöne Konsequenzen nach sich gezogen: Benodakt hat nur ein paar leichte Blessuren von dem Angriff davongetragen, hat Nico allerdings dennoch wegen Körperverletzung angezeigt und sogar kurzzeitig die ganze Sache wie eine Art versuchten Überfall darzustellen. Letzteres wurde dann wieder verworfen, nachdem Nico die Gegenfrage in den Raum gestellt hat, was der pensionierte Lehrer überhaupt spät abends in einem fremden Hinterhof zu suchen hatte. Da die Polizei diese Frage tatsächlich auch interessiert hat, hat Benodakt angegeben, dass er lediglich das Papier eines Bonbons, welches er bei seinem nächtlichen Spaziergang gegessen hat, in den Mülltonnen im Hof entsorgen wollte. Dies sei zwar, wie er selbst sagt, nicht die feine englische Art, seinen Müll in fremden Eimern zu entsorgen, aber immer noch besser, als das Bonbonpapier einfach auf die Straße zu werfen und die geschundene Umwelt noch mehr zu verschmutzen, sei es allemal… Benodakt hat die Behauptung, Nico habe ihn überfallen wollen, daraufhin zwar revidiert, aber weiterhin auf seine Anzeige wegen Körperverletzung bestanden. Nico weiß inzwischen, dass er vermutlich mit einer Geldstrafe zu rechnen hat. Infolge der Ereignisse ist dann auch Claudio in Schwierigkeiten geraten und hat eine Anzeige erhalten, weil er eine Art illegalen Wachschutz ins Leben gerufen hat. Claudio hat der Polizei daraufhin zu verklickern versucht, dass er dies für dringend erforderlich halte, da es in der Gegend in letzter Zeit vermehrt zu unschönen Vorfällen gekommen sei, die dringenden Handlungsbedarf erfordern und die Polizei es ja nicht für notwendig hielt, selbst etwas dagegen zu unternehmen. Damit hatte Onkel Claudio allerdings keinen Erfolg; auch er muss mit einer Geldstrafe rechnen, auch wenn sie in seinem Falle etwas geringer ausfallen dürfte als bei Nico, da er selbst ja niemanden tätig angegriffen hat. Angelina ist derweil mal wieder stinksauer auf ihren italienischen Onkel, der mit seinen skurrilen Einfällen nur Chaos verursacht und nun auch noch ihren Freund in Schwierigkeiten gebracht hat. Auch Iffi macht sich ernsthafte Sorgen um Nico und darum, dass diese Anzeige möglicherweise erst den Anfang von weitaus größeren Problemen bedeuten könnte. Und so taucht sie an diesem Vormittag bei Angelina, Nico, Claudio und Enzo in der Wohnung auf, um ihrem Sohn ins Gewissen zu reden.
„Du musst zu diesem Typen raufgehen und dich bei ihm entschuldigen!“ fordert Iffi. „Vielleicht zieht er dann seine Anzeige wieder zurück!“
„Das ist eine sehr gute Idee!“ findet auch Angelina. „Entschuldige dich, räume die Sache aus der Welt. Der lässt doch bestimmt mit sich reden!“
Nico verhält sich zunächst wie ein bockiger Teenager. Er hat überhaupt keine Lust darauf, sich bei diesem komischen alten Kauz auch noch entschuldigen zu müssen. Was hat der Alte seinen Müll auch in fremden Höfen zu entsorgen? Da muss man doch damit rechnen, dass man für einen Einbrecher oder Schlimmeres gehalten wird. Als Angelina und Iffi jedoch nicht aufhören, ihn zu bearbeiten, lässt er sich schließlich doch noch umstimmen und steigt zu Benodakts Wohnung ins Dachgeschoss hinauf.
„Das nenne ich nun in der Tat eine Überraschung“, krächzt der Pensionär, als er Nico vor seiner Tür vorfindet.
„Ich wollte… ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen“, murmelt der Zenker-Sproß.
„Wie bitte?“ kräht Benodakt. „Ich kann Sie nicht verstehen, Sie müssen schon ein wenig lauter sprechen!“
„Entschuldigen!“ ruft Nico. „Ich wollte mich entschuldigen, wegen der Sache von letzter Woche!“
„Das können Sie nicht!“ erwidert Benodakt.
„Was kann ich nicht?“ fragt Nico konsterniert.
„Sie können sich nicht selbst für etwas entschuldigen, was sie angerichtet haben“, erklärt Benodakt ihm im oberlehrerhaftem Ton, „Sie können allenfalls um Entschuldigung bitten, aber sich selbst zu entschuldigen ist unmöglich, da nur der Geschädigte, also in diesem Falle ich, Ihnen vergeben und Sie somit von ihrer Schuld befreien könnte!“
„Häh?“ macht Nico verdutzt.
„Das heißt nicht ´häh`, sondern ´wie bitte`“, erwidert Benodakt scharf. „Man hat Ihnen ja offenbar nicht das geringste Maß an Anstand und Manieren mit auf den Weg gegeben, junger Mann!“
„Wissen Sie was? Es ist mir völlig egal, ob Sie meine Entschuldigung nun annehmen oder nicht“, schießt Nico zurück. „Wenn Sie wollen, können Sie geflissentlich mit Ihrer Zunge meine Anus befeuchten und mir anschließend jauchzend und frohlockend den Buckel runterrutschen!“ Damit dreht Nico sich um und steigt die Treppen hinab. Benodakt starrt ihm empört hinterher. Dann verschließt er eilig seine Wohnungstür hinter sich, um diese verrohte Welt da draußen auszusperren..
Zurück in der Wohnung muss Nico feststellen, dass seine Mutter immer noch da ist und mit Angelina Cappuccino trinkt.
„Und? Was hat er gesagt?“ will Iffi sogleich wissen. „Hat er deine Entschuldigung angenommen?“
„Nein“, erwidert Nico patzig, „er kann meine Entschuldigung nicht annehmen, weil ich nämlich gar nicht das Recht habe, mich bei ihm zu entschuldigen. Ich habe allerhöchstens das Recht, ihn um Entschuldigung zu bitten und mich dann seiner Gnade auszuliefern.“
Iffi und Angelina sehen sich an. „Und… hast du ihn dann um Entschuldigung gebeten?“ möchte Angelina vorsichtig.
„Nein, ich hab ihm gesagt, dass er mich am Arsch lecken und mir den Buckel runterrutschen kann“, erklärt Nico frech.
„Och, Nico!“ stöhnt Iffi. „So wird das aber nichts, wenn er die Anzeige zurückziehen soll. Da musst du dir schon ein bisschen mehr Mühe geben!“
„Ich will mir aber keine Mühe geben“, schnauzt er nun seine Mutter an. „Ist mir doch scheißegal, was der macht oder nicht macht! Ich will jetzt joggen!“
Und wenige Minuten später hat Nico sich seine Sportklamotten angezogen und auf den Weg gemacht. Als er sich nach einer größeren Runde wieder auf den Heimweg machen will, stößt er am Ausgang des Parks fast mit Ludde zusammen.
„Ey, pass doch auf, mach mal langsam!“ motzt der.
„Oh, sorry“, sagt Nico und rennt weiter.
„Hey, warte doch mal!“ ruft Ludde ihm nach.
„Was’nn?“ fragt Nico, bleibt stehen und macht Dehnübungen.
„Hab gehört, du hast letzte Woche den alten Freak aus der Kastanienstraße umgenietet?“ lacht Ludde.
„Aha, die Buschtrommeln haben schon wieder ganze Arbeit geleistet in der Straße“, erwidert Nico genervt.
„Komischer Typ, der Alte“, findet Ludde.
„Vollste Zustimmung“, pflichtet Nico ihm bei.
„Und voll auf die Zwölf oder wie haste das gemacht?“ erkundigt sich Ludde.
„Kann man so sagen!“
„Respekt, Alter“, grinst Ludde. „Boxt du? Oder machst du anderen Kampfsport?“
„Nee, nicht mehr“, sagt Nico. „Früher mal so’n bisschen, aber ist nicht mehr so meins!“
„Nur noch dieses komische Stromzeugs, oder was?“
„Das ist kein komisches Stromzeugs, das nennt man EMS“, erklärt Nico leicht eingeschnappt. „Da werden durch gezielte kleine Stromschläge die Muskeln angeregt. Das ist sehr effektiv.“
„Na, wenn du meinst“, winkt Ludde ab. „Ich mach ja lieber was richtiges, was handfestes!“
„Also ‚nen Sandsack hab ich auch noch zuhause“, sagt Nico.
„Na besser als nix!“ lacht Ludde. „Aber mal so richtig kämpfen ist schon lustiger als Sandsack!“
„Ja, ich muss dann mal weiter“, sagt Nico.
„Kennst du den Boxschuppen im Akazienweg?“ fragt Ludde schnell, bevor Nico wieder weg ist.
„Nur so vom hören“, erwidert der Angesprochene. „Wieso?“
„Bock, mal mitzukommen?“ fragt Ludde. „Bin in letzter Zeit öfter da. Da kann man sich wenigstens mal so richtig austoben.“
„Warum nicht“, meint Nico schulterzuckend.
„Meld dich einfach mal, wenn du Lust hast, dann nehm ich dich mit!“ sagt Ludde zum Abschied.
Während Nico sich nach seiner Joggingrunde besser fühlt und unter die Dusche stellt, lässt Angelina ihren Frust an ihrem Onkel aus, denn der hat scheinbar gar nichts dazu gelernt und plant bereits, seine Bürgerwehr wieder neu zu initiieren, nachdem das ganze Projekt nach dem Vorfall der letzten Woche ein wenig pausiert hat.
„Mann, Onkel Claudio, was soll der Scheiß denn eigentlich?“ schimpft Angelina. „Willst du, dass das noch mehr Ärger gibt?“
„No, Principessa, keinen neuen Ärger!“ versichert der Onkel. „Mit Nicolino in der letzten Woche sinde wohle ein bisschen die Kühe durchgegangen…“
„Pferde“, verbessert Enzo ihn.
„Chiedo scusa? Ach so, Pferde, ja, certo“, lacht Claudio. „Nicolino war wohl ein bisschen überrascht und da ist ihm ein bisschen die Kerze durchgebrannt.“
„Sicherung“, sagt Enzo.
„Naturalmente“, lacht der Onkel. „Wie aber auch immer. Es wirde nichte wieder vorkommen! Unsere Bürgerwehr ist ja kein… wie soll ich sagen… Kampftrupp. Wir sinde nichte gewaltbereit, wir sinde nur dazu da, um aufzupassen, damit nixe passierte und wir hier alle in Sicherheit leben können…“
„Meine Güte, Onkel Claudio, das ist hier nicht die Bronx“, stößt Angelina wütend hervor. „Wir brauchen hier keine Bürgerwehr, wir leben auch so in Sicherheit. Und dass mal jemandem die Autoreifen zerstochen werden, kann überall vorkommen. Da muss man nicht gleich eine Nationalgarde aufstellen!“
„Unde Leute zusammengeschlagen werden!“ beeilt sich Onkel Claudio, Angelina ins Gedächtnis zu rufen.
„Ja“, seufzt sie. „Aber wer weiß, was dieser Typ, dem das passiert ist, alles für Dreck am Stecken hat. Deswegen müsst ihr jetzt hier aber keine Gegengewalt zelebrieren.“
„Steck am Drecken?“ fragt Claudio verwundert. Dann atmet er tief durch und sagt: „Wir tun das ja eigentlich alles für Sarah…“
„Sarah?“ fragt Angelina irritiert. „Die Tochter von der Ziegler?“
„Si!“
„Was hat die denn jetzt damit zu tun?“ fragt Angelina.
„Wir wollen sie beschützen“, erklärt Claudio.
„Beschützen wovor?“ Angelina versteht die Welt nicht mehr.
„Sarah hat eine Stalker!“ erklärt der Onkel.
„Eine Stalker?“
„Si. Eine Stalker“, ereifert sich Claudio. „Unde vor dem, wir müssen sie beschützen, damit nicht noch schlimmeres passiert. Ich wollte dase ja eigentlich gar nichte erzählen, weile Sarah das iste so unangenehm…“
„Willst du mich eigentlich verarschen?“ keift Angelina. „Sarah Ziegler ist so ziemlich der unscheinbarste Trampel, der mir in meinem ganzen Leben begegnet ist! Die hat doch keinen Stalker! Das ist wohl eher Wunschdenken von der!“
Onkel Claudio sieht seine Nichte voller fassungsloser Empörung an und auch Enzo ist entsetzt über seine Schwester. „Willst du in ihrer Haut stecken, Sorella?“ fragt er sie. „Sei froh, dass du keinen Stalker hast.“
„Ach, jetzt lasst mich doch in Ruhe mit eurem Blödsinn“, winkt Angelina gereizt. „Ich hab echt noch viel zu viel zu tun, um mich hier mit so einem Unsinn aufzuhalten. Sarah Ziegler und ein Stalker… das ist nun wirklich der lächerlichste Mist, den ich je gehört habe…“
Damit verlässt sie die Küche und verschwindet in ihrem Zimmer.
Auch zwei Stockwerke höher ist die Stimmung gereizt:
„Falls dieser komische italienische Onkel auf die Idee kommt, mit seiner bekloppten Bürgerwehr weiterzumachen, dann verbiete ich dir, da weiter mitzumischen!“ droht Iffi Roland sehr bestimmt.
„Aber mein Schmedderling, wir müssen doch dafür sorgen, dess keiner Angst davor habe muss, nachts uffe Straße zu gehen“, versucht Roland das Projekt zu verteidigen.
„Also ich fühle mich hier auch sehr viel sicherer, seit ich weiß, dass hier jemand aufpasst!“ springt Valerie Roland schnell zu Seite.
„Wir sind hier nicht im Wilden Westen, wo irgendwelche Banditen scharf schießen“, motzt Iffi gereizt. „Hier muss nachts keiner patrouillieren und uns beschützen. Was soll denn noch alles passieren? Dass beim nächsten Mal ein Unschuldiger, wie dieser Mann da oben, womöglich getötet wird? Stellt euch mal vor, der wäre ernsthafter verletzt worden! Nico wäre doch seines Lebens nicht mehr froh geworden!“
Während Iffi sich aus lauter Frust über diesen Gedanken einen Becher Schokoladenpudding aus dem Kühlschrank holt, findet Roland die Reaktion seiner Lebensgefährtin vollkommen übertrieben. Er ist der Meinung, dass man zum Schutz der Bürger noch viel mehr tun müsste – und dass die Lindenstraße längst kein so harmloses Pflaster ist, wie Iffi sich das einredet…

Popo hat eine heiße Nacht hinter sich; mit Sokrates “Socke“ Thessaloniki, dem neuen Koch aus dem Akropolis. Die Nacht ist etwas weniger komfortabel verlaufen: Da Pat immer noch in der Lindenstraße weilt, um ihrer Tochter nach dem `traumatischen Erlebnis´ mit Hülsch beizustehen und die beiden Wolfsons sich nun in der überfüllten Alten-WG ein Zimmer teilen und da ´Socke` noch bei seinen Eltern wohnt und sich, bei mehreren Geschwistern in einer kleinen Wohnung, ein Zimmer mit seinem jüngeren Bruder teilen muss, haben die beiden die Nacht in ´Sockes` Auto verbracht. Popo ist dennoch hin und weg. Sie hatte Spaß. Und leidenschaftlichen Sex. Dafür darf es dann auch ruhig mal etwas unbequemer sein. Sie selbst ist schließlich auf einem Vulkan gezeugt worden, das was sicher auch nicht der gemütlichste Ort der Welt…
Nachdem Sokrates Popo in der Lindenstraße abgesetzt hat, steigt sie aus dem Auto und schlendert auf den Hauseingang zu.
„Popo? Wo kommst’nn du jetzt her?“ Auf dem Bürgersteig steht Gabi und starrt die junge Frau fassungslos an.
„Und du?“ fragt Popo irritiert. „Was du machst so früh hier draußen an eine Feiertag?“
„Tja, der Café-Betrieb findet auch am Feiertag statt“, erklärt Gabi. „Da besteht die Bayer drauf, wegen des Umsatzes.“ Gabi starrt mit zusammengekniffenen Augen in das gerade davonfahrende Auto. „Wer war denn des?“ fragt sie verwirrt. „War das a Mann?“
„Das war Socke“, erklärt Popo strahlend.
„Socke?“ Gabi ist sprachlos.
„Der neue Koche von die Akropolis“, erklärt Popo.
„Aha“, macht Gabi verwundert. „Und ihr habt’s…. ihr habt’s mitarnand…. g’schlafen?“
„Oh yeah! Und es war so good“, schwärmt Popo. „Er ist echt der Hammer!“
Gabi sieht Popo zweifelnd an. „Dass du des kannst“, sagt sie mit belegter Stimme. „Nach dem Furchtbaren, das du erlebt hast, dich jetzt schon wieder auf einen Mann einlassen…“
„Socke ist nicht Hülsch“, winkt Popo ab. „Er ist anders. Er ist lieb und zärtlich und ganz wonderful!“
„Aha“, macht Gabi. Sie kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie eine Frau, die vor kurzem erst vergewaltigt wurde, freiwillig eine neue sexuelle Handlung über sich ergehen lassen kann…
Oben in der Wohnung wird Popo von einer aufgebrachten Pat in Empfang genommen. „Where have you been all night?“ ruft die Mutter aufgeregt aus. „I was worried about you!“
„You haven’t worried about me all my life“, gibt Popo schnippisch zurück. „Now you don’t have to start anymore!“
Während Popo Schlaf nachholt, ziehen in Pats Kopf die finsteren Gedanken ihre Kreise. Sie ist wirklich stets eine schreckliche Mutter für Popo gewesen, hat sie ständig bei irgendwelchen Verwandten geparkt oder Nannys für sie engagiert, um dann durch die Welt zu reisen, Party zu machen, Männer kennenzulernen… Und sie hat die ganzen Jahre nicht gemerkt, wie sehr Popo darunter gelitten hat. Sie hat ihre Tochter nach Strich und Faden verwöhnt – auf materieller Ebene – hat ihr immer alles gekauft, was sie haben wollte, Spielzeug, Kleidung… alles – von Tante Bettys Erbe. Aber glücklich war Popo scheinbar nie. Und nun erhält Pat die Quittung für ihr unstetes Leben. Popo entzieht sich ihr und reagiert auf das Schreckliche, was sie erlebt hat vollkommen unangemessen, indem sie sich gleich den nächsten Männern an den Hals wirft…
Pat sucht in ihrer Verzweiflung das Gespräch mit Helga. Insgeheim hofft sie darauf, dass Helga ihr eine Art Absolution erteilt und ihr sagt, dass sie bei Popos Erziehung nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat und dass Fehler nun mal menschlich sind… Doch das genaue Gegenteil ist der Fall, denn Helga schürt Pats Schuldgefühle und wirft ihr vor: „Du hast nicht nur als Mutter versagt, sondern auch als Tochter. Wie du all die Jahre immer wieder mit Erich umgegangen bist, ist wirklich erbärmlich. Du bist die größte Egoistin, die mir je in meinem Leben begegnet ist. Immer hast du nur an dich und dein Vergnügen gedacht. Die Menschen um dich herum waren dir doch immer schon egal, Hauptsache dir geht’s gut!“
„That’s terrible, what you’re saying, Helga“, jammert Pat und beginnt zu weinen.
„Aber du hast es doch selbst gerade zugegeben, dass du als Mutter völlig versagt hast“, schimpft Helga weiter. „Was willst du denn jetzt von mir hören? Dass Popo so… so ungebremst und leichtfertig ist, in Bezug auf Männer… und überhaupt. Das ist doch alles deine Schuld!!! Das ist das Resultat von fehlerhafter Erziehung und mangelnder Mutterliebe!“
Gabi kommt von der Arbeit nach Hause und platzt mitten hinein in das Streitgespräch der beiden. Als Pat schluchzend im Bad verschwindet, sagt Gabi energisch: „Helga, musste des jetzt sein? Meinst nicht, dass sie sich nicht selbst schon genug Vorwürfe macht wegen der ganzen Sach’? A bisserl Zuspruch und Verständnis, des tät’s jetzt gebrauchen…“
„Verständnis?“ empört sich Helga. „Wofür den Verständnis? Für ihre Rücksichtslosigkeit?“
„Die Popo hat die Nacht mit einem Mann verbracht“, flüstert Gabi. „Mit dem neuen Koch vom Akropolis. Heut in der Früh ist sie aus seinem Auto gestiegen. Des ist doch nicht richtig, dess des Madl sich gleich wieder irgendwelchen Männern an den Hals wirft. Sie muss das Geschehene doch erstmal irgendwie verarbeiten…“
„Das siehst du es!“ fühlt Helga sich nun noch mehr bestätigt. „Das ist doch ein einziger Hilfeschrei! Oder ein Schrei nach Liebe! Liebe, die sie von ihrer eigenen Mutter nie bekommen hat! Die sucht sie sich dann lieber bei irgendwelchen Männern, selbst dann, wenn die ihr nicht gut tun!“
Gabi lässt Helga stehen und sucht das Gespräch mit Pat, in der Hoffnung, dass wenigstens sie sie ein wenig aufbauen kann.
„Helga hat ja recht“, sagt Pat, nachdem sie sich etwas beruhigt hat. „Ich bin eine horrible Mutter…“
Popo macht sich, nachdem sie ausgeschlafen hat, auf nach draußen. Die Stimmung in der Senioren-Wohngemeinschaft ist ihr gerade zu bedrückend, sie will raus an die frische Luft. Kurz überlegt sie, zum Akropolis rüber zugehen und nachzusehen, ob “Socke“ seine heutige Schicht bereits begonnen hat. Dann überlegt sie es sich anders und beschließt, in der Kastanienstraße eine Pizza essen zu gehen. Auf dem Weg dorthin kommt ihr Marcella entgegen.
„Wie geht’s dir?“ erkundigt sich die Italienerin. „Ich hab gehört, was dir passiert ist. Dieser widerliche Hülsch!!!“
„Es geht“, flüstert Popo verlegen. „Und dir? Du wirst bekommen dein Baby?“
Marcella nickt. „Obwohl ich immer noch nicht weiß, wie das sein wird, Mutter zu sein“, gesteht sie. „Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, das wollte ich nie.“
„Mich du darfst das nicht fragen, ich bin zum Glück keine Mutter“, lacht Popo.
„Falls du… einen Job brauchst“, beginnt Marcella zögerlich. „Du kannst jederzeit wieder bei mir anfangen. Ich muss demnächst ja eh pausieren, da kann ich Personal gebrauchen.“
„Ich denk drüber nach“, sagt Popo und verabschiedet sich. Sie holt sich eine Pizza bei Enzo und schlendert in Richtung Park, um sich dort irgendwo hinzusetzen und sie zu essen. Damit merkt sie nicht, dass sie beobachtet wird…
Als sie gerade auf einer Parkbank Platz genommen und in das erste Stück Pizza gebissen hat, steht plötzlich Hülsch vor ihr.
„Was wollen Sie?“ ruft Popo aus und klappt vor Schreck den Pizzakarton zu.
„Bitte bleiben Sie ganz ruhig, Fräulein Popopapacetel“, sagt Hülsch möglichst freundlich aber mit einem bedrohlichen Unterton in der Stimme. „Ich möchte nur mit Ihnen reden.“
„Ich aber nicht mit Ihnen!“ erwidert Popo scharf und steht auf.
„Bitte, Fräulein Popopetl, Sie müssen diese haltlosen Anschuldigungen gegen mich zurücknehmen“, sagt Hülsch nun nahezu flehentlich.
„Ich muss gar nichts“,zickt Popo zurück.
„Wollen Sie mein Leben ruinieren?“ entfährt es Hülsch aufgelöst.
„I do not give a shit of you“, zischt Popo ihn an und versucht, sich an ihm vorbeizuschieben.
„Ich lasse es nicht zu, dass Sie mit Ihren dreckigen Lügen durchkommen“, ruft Hülsch aufgebracht und packt Popo grob am Arm. Die rutscht aus dem Karton und klatscht auf den Boden, während Popo versucht, sich aus seinem festen Handgriff zu winden.
„Ich lasse nicht zu, dass du mein Leben zerstörst, du dreckiges Miststück!“ schreit Hülsch.
„Help me!“ schreit Popo verzweifelt und beginnt zu weinen. „Diese Mann ist eine Vergewaltiger!“
„Halt dein verlogenes Maul!“ brüllt Hülsch und versucht, ihr die Hand auf den Mund zu drücken.
„Hey! Lassen Sie sie sofort los!“ ertönt hinter ihm eine laute Stimme. Als Hülsch herumfährt, steht dort Klaus, neben ihm die entsetzt dreinschauende Ida. Die beiden waren gerade auf dem Weg zum Spielplatz.
„Hilf mir Klaus!“ schluchzt Popo verzweifelt. „Er hat mir bedroht!“
„Ich habe nichts gemacht!“ versucht Hülsch aufgebracht, sich zu verteidigen. „Ich wollte nur mit ihr reden!“
„Ja, das sehe ich!“ fährt Klaus ihn an, während Ida in Anbetracht der bedrohlichen Situation in hysterisches Weinen ausbricht…
Eine Weile später sitzt Popo mit einem Becher Tee in der Alten-WG auf dem Sofa, umringt von Helga, Gabi, Lola und Pat, die sie zu trösten versuchen.
„Jetzt lasst sie doch mal zur Ruhe kommen“, motzt Andy. „Ihr seid ja schlimmer als ein aufgescheuchter Hühnerhaufen!!!“
„Hülsch bleibt jetzt bis zum Prozess in U-Haft!“ erklärt die mittlerweile ebenfalls anwesende Nina, die gerade ein Telefonat geführt hat und jetzt ihr Handy wegsteckt. „Das hat er sich selbst zuzuschreiben. Er durfte sich dir nicht nähern, das waren die Auflagen, weshalb er überhaupt auf freiem Fuß bleiben durfte. Er hat dagegen verstoßen, das hat er sich nun selbst zuzuschreiben. Du musst keine Angst mehr haben, Popo, er kann dir nichts mehr tun!“
„Na, Gott sei Dank“, klagt Helga. „Eine Zumutung, dass man den nicht gleich weggesperrt hat. Selbst wenn er sich von Popo ferngehalten hätte… Dieser Mann ist eine Gefahr! Der hätte ja jederzeit und überall die nächste Frau… vergewaltigen können! Ich verstehe nicht, wieso der nicht gleich in U-Haft musste. Was ist das nur für ein merkwürdiges Rechtssystem…“
„Jetzt ist er ja weg vom Fenster!“ sagt Nina.
Popo erhebt sich vom Sofa. „Ich will gehen in die Bett“, sagt sie leise. „Ich bin müde!“
„Soll ich kommen mit?“ fragt Pat.
„Nein, danke“, sagt Popo schnippisch und verschwindet aus dem Wohnzimmer, während alle Anwesenden ihr betreten nachschauen…

„Ist das eigentlich normal, dass du jetzt an jedem Feiertag arbeiten musst?“ fragt Murat beim Frühstück mürrisch.
„Ich kann’s mir doch auch nicht aussuchen“, erwidert Lisa, die mit sehr viel Missfallen ihrem heutigen Spätdienst entgegen blickt. „Aber so ist das halt im Krankenhaus. Und ich bin nun mal die Neue, da kann ich echt noch nicht viele Ansprüche stellen. Aber ihr zwei könnt ja heute was schönes zusammen unternehmen.
„Ich will lieber zu Emma!“ lässt Deniz verlauten.
„Am Feiertag?“ fragt Lisa. „Du bist wirklich oft genug bei Emma, an Feiertagen ist Familienzeit!“
„Ja klar, Familienzeit, aber du bist selbst nicht da!“ nölt Deniz.
Die Diskussion zieht noch einige Kreise, ehe Lisa schließlich nachgibt und ihrer Tochter doch noch erlaubt, den Tag bei ihrer Freundin zu verbringen.
Als Murat dann später alleine zuhause ist, kreisen seine Gedanken mal wieder unentwegt um Andrea. Er bekommt sie einfach nicht aus seinem Kopf. Seit einer Woche hat er sie nun nicht mehr gesehen – und er vermisst sie…
Schließlich springt Murat über seinen Schatten: Lisa wird erst am späten Abend zurückkommen und für den Fall, dass Deniz früher als geplant heimkehrt, legt er ihr einen Zettel hin, dass er zu seinem Cousin Güney muss – und macht sich stattdessen auf den Weg zu Andrea… Und diese staunt auch wahrlich nicht schlecht, als am Feiertag plötzlich überraschend Murat vor ihrer Tür steht.
„Was machst du denn hier?“ fragt sie – und Murat erkennt sofort, dass trotz ihres offensichtlichen Schrecks über sein Auftauchen auch für Sekundenbruchteile der Anflug eines Lächelns über ihr Gesicht huscht. Er ist ihr also nicht egal. Und auch sie freut sich, ihn zu sehen…
„Ich hab dich vermisst“, erklärt Murat leise.
„Murat… ich… wie stellst du dir das vor? Wo ist denn Lisa?“
„Arbeiten! Darf ich reinkommen?“
„Das geht nicht!“ Andrea versucht, entschlossen zu klingen, aber ihre Stimme schwankt und er bemerkt ihre Unentschlossenheit.
„Ich möchte nur kurz mit dir reden“, erklärt Murat.
„Das ist falsch!“ sagt Andrea – lässt ihn dann aber doch in ihre Wohnung.
Die beiden stehen sich in dem kleinen Flur gegenüber, sehen sich verlegen hat, sagen aber beide kein Wort…
„Worüber wolltest du denn mit mir reden?“ bricht Andrea schließlich zaghaft das Schweigen.
„Ich… ich… also, ich…“, stammelt Murat. Dann reißt er sie an sich und küsst sie. Andrea weiß kaum, wie ihr geschieht. Eigentlich will sie das nicht, aber es ist doch schön und sie wehrt sich nicht dagegen. Und ehe sie sich’s versieht, schiebt Murat sie in ihr Schlafzimmer und die beiden landen erneut im Bett…
Anschließend liegen beide da – völlig zerrissen von ihren Gefühlen.
„Scheiße“, flüstert Murat plötzlich. „Ich muss langsam nach Hause. Deniz ist bestimmt schon zurück.“
„Okay“, sagt Andrea.
Murat schluckt. Dann sagt er: „Ich werde Lisa die Wahrheit sagen!“
„Was? Nein!“ Andrea fährt ruckartig in die Höhe. „Das geht nicht!“
„Aber ich will mit dir zusammen sein!“ erklärt Murat bestimmt.
„Nein, du… liebst Lisa!“
„Aber dich liebe ich mehr“, sagt er entschlossen. „Lisa und ich… das ist schon lange nicht mehr das, was es mal war...“
„Murat, das geht nicht! Lisa hat so viel Scheiße durch in den letzten Monaten; die Sache mit ihrer Mutter, der Job… Das kannst du ihr nicht antun!“
„Aber,… aber was wird dann aus uns?“
„Es gibt kein uns!“ Diesmal ist es Andrea, die entschlossen klingt. „Das war ein einmaliger Ausrutscher! Ach, Shit! Es waren mehrere Ausrutscher… Aber,… aber das ist jetzt vorbei. So etwas wird nie wieder vorkommen. So etwas darf nie wieder vorkommen!“
Murat denkt nach und Andrea flüstert: „Wenn du Lisa verlässt… daran geht sie kaputt. Das verkraftet sie nicht!“
„Und wenn wir so weitermachen, wie bisher?“ fragt Murat plötzlich.
„Wie bitte?“ fragt Andrea und glaubt, sich verhört zu haben.
„Heimlich“, erklärt Murat. „Lisa würde gar nichts davon mitbekommen. Und wir könnten uns weiterhin sehen…“
Andrea starrt ihn fassungslos an. „Du willst mir jetzt aber nicht allen Ernstes eine heimliche Affäre vorschlagen?“ fragt sie entsetzt.
„Könntest du dir das nicht vorstellen?“ entgegnet er.

CLIFFHANGER auf: Andrea Neumann

Mitwirkende Personen
Popo Wolfson
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Helga Beimer
Klaus Beimer
Nina Zöllig
Ida Zöllig
Lola Zenker
Andy Zenker
Gabi Zenker
Valerie Zenker
Iffi Zenker
Nico Zenker
Roland Landmann
Hermann Benodakt
Claudio Russo
Angelina Dressler
Enzo Buchstab
Marcella Varese
Ludde Mayer
Andrea Neumann
Murat Dagdelen
Lisa Dagdelen
Deniz Dagdelen
Hans-Wilhelm Hülsch
Sokrates ´Socke` Thessaloniki

© ´popo wolfson` 2022

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Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: So 19. Jun 2022, 07:34 


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1838 - Schrei nach Liebe
BeitragVerfasst: So 19. Jun 2022, 10:35 
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Registriert: Mi 29. Sep 2010, 00:11
Beiträge: 11587
popo wolfson hat geschrieben:
„Meine Güte, Onkel Claudio, das ist hier nicht die Bronx“, stößt Angelina wütend hervor. „Wir brauchen hier keine Bürgerwehr, wir leben auch so in Sicherheit. Und dass mal jemandem die Autoreifen zerstochen werden, kann überall vorkommen. Da muss man nicht gleich eine Nationalgarde aufstellen!“

:muah: :muah: :muah:

popo wolfson hat geschrieben:
„Sarah?“ fragt Angelina irritiert. „Die Tochter von der Ziegler?“ [...]
„Willst du mich eigentlich verarschen?“ keift Angelina. „Sarah Ziegler ist so ziemlich der unscheinbarste Trampel, der mir in meinem ganzen Leben begegnet ist! Die hat doch keinen Stalker! Das ist wohl eher Wunschdenken von der!“
:muah: :muah: :muah: Angelina...

popo wolfson hat geschrieben:
„Wir sind hier nicht im Wilden Westen, wo irgendwelche Banditen scharf schießen“, motzt Iffi gereizt.


:lol: :lol: :lol: Popo, Deine Dialoge sind so wunderbar böse.


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