Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1827 - Einsichten
BeitragVerfasst: So 27. Mär 2022, 11:58 
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Folge 1827: Einsichten

Spieltag: Donnerstag, 24.03.2022


Mandy ist unglücklich. Die Tatsache, dass Jeremy in der vergangenen Woche so aufgewühlt darauf reagiert hat, dass sie und David sich eventuell wieder näher kommen könnten, hat ihr nochmal deutlich gezeigt, dass sie es ihrem Sohn definitiv nicht antun kann, jemals wieder einen neuen Mann in ihr Leben zu lassen. Dennoch vermisst sie David. Die Zeit mit ihm hat ihr so gut getan, wie schon lange nichts mehr und der verfrühte Verlust über diese gerade erst beginnende Zweisamkeit schmerzt sie sehr. Aber Mandy bleibt auf dem Standpunkt, dass das Wohl ihrer Kinder das wichtigste in ihrem Leben ist und mittlerweile konnte sie ihren Sohn auch davon überzeugen, dass sie David nicht mehr sehen wird und ihn somit beruhigen. Während Jeremy zufrieden ist, dass seine Mutter keinen Vaterersatz in sein Leben holt, hat seine Schwester Phoebe offenbar feinere Antennen für die Gefühle ihrer Mutter.
"Bist du traurig?" möchte sie von Mandy wissen.
"Nein, mein Schatz!"
"Du siehst aber traurig aus", meint Phoebe nachdenklich.
"Nein, alles gut!" versichert Mandy.
"Ist es, weil der nackte Mann nicht mehr kommt?"lässt Phoebe nicht locker.
Mandy versichert ihrer Tochter ein weiteres Mal, dass es keinen Anlass gibt, sich Gedanken zu machen, doch Phoebe will ihr das nicht so recht glauben.
„Ich glaube, Mama vermisst den nackten Mann“, wendet sie sich später an diesem Tag an ihren Bruder.
„Jetzt hör doch mal endlich auf, immer so albern zu reden“, motzt dieser seine Schwester an. „Nenn ihn doch nicht immer den nackten Mann, nur weil du ihn einmal… Bäääh, das ist so ätzend ekelhaft!“
„David heißt der“, erinnert sich Phoebe.
„Herr Krämer heißt der“, korrigiert Jeremy sie. „Aber ist doch auch scheißegal, wie er heißt. Er ist weg und das ist gut so!“
„Aber Mama vermisst ihn echt doll“, meint Phoebe. „Und… ich glaube, er ist eigentlich ganz nett!“
Jeremy funkelt seine kleine Schwester böse an. „Er ist nicht nett!“ faucht er. „Er will hier auf den Platz von Papa! Das geht nicht!“
„Aber…. Aber Papa kommt doch so oder so nicht mehr zurück“, murmelt Phoebe.
Jeremy sieht sie fassungslos an. „Hast du Papa etwa schon vergessen?“ fragt er empört.
Nach einer kurzen Pause flüstert Phoebe verlegen: „Eigentlich schon, ja! Ich kann mich fast gar noch an ihn erinnern…“
Jeremy wirkt nun für einen Augenblick vollends empört. Dann sagt er einsichtig: „Naja, du warst ja damals auch noch echt klein… Aber ich kann mich noch erinnern. Und ich vermisse Papa. Immer!“
„Aber David kann ja nichts dafür, dass Papa tot ist…“, überlegt Phoebe.
„Aber er soll die Finger von Mama lassen“, schnauzt Jeremy. „Mama gehört zu Papa. Für immer! Sie kann nicht einfach was mit einem anderen Mann anfangen!“
Phoebe denkt über die Worte ihres Bruders nach. Und je länger sie darüber nachdenkt, desto mehr hat sie das Gefühl, dass sie falsch sind. Wieso soll ihre Mutter sich nicht in einen anderen Mann verlieben dürfen? Das würde doch nicht bedeuten, dass sie deswegen ihren Vater vergisst… Schließlich begibt sich Phoebe mit ihren Gedanken zu Iris. Die ist immer so nett, mit ihr kann sie über so etwas reden. Und Iris zeigt sich tatsächlich beeindruckt davon, wie das Mädchen Überlegungen über Mandys Wohl anstellt und wie differenziert sie sich mit dieser Sache auseinandersetzen kann.
Und so sucht Iris später an diesem Tag selber das Gespräch mit Jeremy, um mit ihm über seine Mutter zu reden. Jeremy zeigt sich zunächst äußerst genervt von Iris’ Einmischung, doch sie schafft es dann tatsächlich, ihm deutlich zu machen, dass Mandy nicht sein Eigentum ist und ihm vor Augen zu führen, dass sie, neben dem Mutter sein, auch noch anderes Glück verdient hat, gerade auch wegen ihrer krankheitsbedingt so schweren Situation.
Am Abend lässt Jeremy seine Mutter, kleinlaut und sehr kurz angebunden, wissen, dass er nichts dagegen hat, wenn sie sich mal wieder mit David treffen möchte. Mandy ist ziemlich überrascht über den Sinneswandel ihres Sohnes und weiß nicht so recht, was sie davon halten soll. Ist es wirklich der richtige Schritt, sich auf eine neue Beziehung einzulassen…?




Die Familie von Jekaterina ist gestern aus der Ukraine angekommen, völlig erschöpft von ihrer Flucht, aber dankbar und glücklich, in Sicherheit zu sein. Die Eltern Anatoli und Oxana sind, wie geplant, bei Klaus und Nina untergekommen, während Jekaterinas 16jährige Schwester Daria Laras ehemaliges Zimmer bei Iris und Alex bezogen hat. Lediglich der 18jährige Sohn Evgenij ist in der Ukraine geblieben, um für sein Land zu kämpfen. Helga und ihr großes Mutterherz leiden bei dem Gedanken daran, dass von einem so jungen Menschen, noch mehr Kind als Mann, erwartet wird, getrennt von seiner Familie in der Heimat bleiben und in den Krieg ziehen zu müssen. Umso aufopferungsvoller kümmert sie sich um die Geflüchteten, die nun in der Lindenstraße Unterschlupf gefunden haben. Nina, die sich durch Jekaterinas Anwesenheit in ihrem Leben getriggert fühlt und der immer wieder die Erinnerungen an die Zeit hochkommen, in der Nastya aus Moldawien nach Deutschland gekommen ist, schafft es dennoch, den Litwinski-Eltern zuliebe so gut wie möglich über ihren Schatten zu springen. Gabi scheint ihre Ängste vor Krieg und Pandemie dadurch überlappen zu können, dass sie nicht nur den Flüchtlingen vor Ort in der Lindenstraße hilft, sondern sich in ihrer Kirchengemeinde ebenfalls für diese Sache engagiert und in jeder freien Minute mit anpackt, wo es nur geht. Lediglich Andy ist das Ganze zu viel. Er lässt alle um sich herum gewähren, hält sich selbst aber so weit wie möglich aus allem raus und möchte doch einfach nur seine Ruhe haben…
Während die Flüchtlinge das Leben ihrer Gasthaushalte mit neuem Leben füllen, geht aber auch der normale Alltag weiter und der steht für Klaus augenblicklich voll und ganz im Zeichen der bevorstehenden Veröffentlichung seines Society-Buches. Klaus hatte erst vor wenigen Tagen nochmal ein umfangreiches Gespräch mit dem Verleger Richard Wenninger, bei dem alle weiteren Schritte erläutert wurden. Nach erfolgreichem Lektorat steht dem Druck des Buches nun nichts mehr im Wege – eigentlich… Umso erstaunter ist Klaus, als Herr Wenninger an diesem Tag plötzlich mit sorgenvoller Miene vor seiner Tür steht – und Klaus gleich ahnt, dass dieser Gesichtsausdruck nichts Gutes zu bedeuten hat.
„Es tut mir unendlich leid, Herr Beimer, aber wir müssen… sozusagen die Notbremse ziehen“, kommt Wenninger gleich zur Sache.
„Notbremse? Ich verstehe nicht…!“ Klaus ist vollkommen perplex.
„Es hat… ziemlich offensichtliche Drohungen gegeben“, versucht Wenninger sich zu erklären.
„Drohungen? Von wem?“ Klaus versteht nur Bahnhof.
„Von Society natürlich“, platzt es aus Wenninger raus. „Dieser Verein hat einige Top-Anwälte in seinen Reihen, die eine ziemliche deutliche Sprache sprechen. Man hat unserem Unternehmen im Falle eine Veröffentlichung mit Verleumdungsklagen gedroht, die sich gewaschen haben. Da kriegen wir kein Bein mehr auf den Boden.“
„Ach, das ist doch alles nur heiße Luft“, versucht Klaus, die Sache runterzuspielen. „Davon können Sie sich doch nicht ernsthaft einschüchtern lassen, uns war doch von Anfang an klar, dass es Ärger geben wird, wenn das Buch erstmal erscheint.“
„Unserem Verlag jedenfalls war nicht bewusst, wie weit deren juristischen Kontakte reichen“, sagt Wenninger aufgewühlt. „Die haben da ein paar Leute an der Hand, die uns wirklich ruinieren könnten, wenn Sie wollen. Und dazu kommt noch…“
„Dazu kommt noch was?“ bohrt Klaus, als der Verleger nicht weiterspricht.
„Es hat auch ziemlich eindeutige Drohungen gegen unsere Familien gegeben“, sagt Wenninger und berichtet Klaus detaillierter von dem, was in den vergangenen Tagen über ihn hineingebrochen ist.
„Woher wissen die denn überhaupt davon?“ fragt Klaus. „Nachdem es letzten Sommer schon diese ersten Drohungen gegen Frau Pashenko und mich gegeben hat, haben wir uns doch so wahnsinnig um Geheimhaltung bemüht. Und dass wir Sie als Verlag an der Hand hatten, ist ja damals überhaupt nicht bekannt geworden.“
„Die wissen nicht nur, dass wir das Buch verlegen wollten, die wissen sogar sehr konkret, dass wir gerade jetzt in die heiße Endphase starten wollten“, berichtet Wenninger.
„Aber woher?“ wundert sich Klaus.
„Das frage ich Sie“, sagt Wenninger etwas angefressen. „Von uns bestimmt nicht. Ist Ihnen da möglicherweise etwas rausgerutscht? Ihnen oder Frau Pashenko?“
„Definitiv nicht“, verteidigt sich Klaus. „Ich habe wirklich dicht gehalten, nachdem ich im letzten Jahr schon solchen Ärger hatte und Frau Pashenko hat seit der Sache mit den Drohungen viel zu viel Angst, um damit hausieren zu gehen.“
„Und Ihre Familie?“ hakt Wenninger nach.
„Auch dafür lege ich meine Hand ins Feuer!“ sagt Klaus.
„Wie dem auch sei, wir sind raus aus der Nummer“, erklärt Wenninger entschlossen.
„Aber das können Sie nicht machen!“ entfährt es Klaus empört. „Wir haben schließlich einen Vertrag!“
„Dann verklagen sie uns doch“, erwidert der Verleger hochnäsig. „Ich bin mir sicher, dass die Probleme, die eine Klage Ihrerseits uns bereiten könnten, ein Fliegenschiss sind im Vergleich zu dem, was Society mit uns machen würde.“
Richard Wenninger zieht ab und lässt einen fassungslosen Klaus zurück. Als er mit Nina über diese unerfreuliche Entwicklung spricht, versichert sie ihm, mit niemandem über das Projekt gesprochen zu haben und auch Mila schwört hoch und heilig, den Mund gehalten zu haben.
„Vielleicht doch Nastya?“ vermutet Nina schnippisch. „Sie ist und bleibt halt eine linke Bazille.“
„Aber da hätte sie doch nichts von“, verteidigt Klaus sie – versucht dann aber dennoch, sie zu erreichen. Fürs erste vergeblich.
Stunden später meldet sich Nastya dann jedoch per Video Call bei ihm. Sie wirkt völlig verstört und berichtet ihm aufgelöst davon, dass sie wieder Drohungen von den Handlangern einiger hoher Tiere bei Society bekommen hat und dass das alles noch viel schlimmer, viel bedrohlicher war, als im vergangenen Sommer. Man habe angedeutet, Smilla bei ihrer Pflegefamilie aufzusuchen und ihr etwas anzutun.
„Die wissen, wo sie ist“, erklärt Nastya mit bebender Stimme. „Die haben mir ein Video geschickt, auf dem zu sehen ist, wie sie im Garten spielt. Und… es gibt noch mehr…“
„Was denn noch?“ Klaus schafft es kaum noch, seine Gedanken zu ordnen.
„Die haben mir Fotos von ihm geschickt“, schreit Nastya hysterisch und ihr laufen Tränen übers Gesicht. „Er ist offenbar in Deutschland. Anscheinend in Berlin. Er ist natürlich älter geworden, aber ich habe ihn ganz eindeutig erkannt. Er ist es! Und sie werden ihm sagen, wo er mich findet!“
„Wer ist in Deutschland?“ fragt Klaus verdattert. „Wem werden sie sagen, wo er dich findet?“
„Frantisek!“ schreit Nastya angstvoll.
„Wer ist Frantisek?“ Klaus versteht nun überhaupt nichts mehr.
„Mein Onkel“, japst Nastya mit erstickter Stimme. „Der mich damals missbraucht und dann nach Deutschland verscherbelt hat.“
„Das kann doch nicht sein!“ sagt Klaus ungläubig.
„Doch! Doch!“ Nastya ist vollkommen hysterisch. „Diese Buch war eine blöde Idee! Wir hätten das nie machen dürfen! Sie werden Smilla was antun und mir Frantisek auf den Hals hetzen, wenn wir das wirklich veröffentlichen. Wir müssen einen Rückzieher machen, Klaus, ich will das nicht mehr!“
„Aber das Geld…“ent.
„Scheiß doch auf das Geld“, schreit Nastya. „Das Geld ist mir egal. Ich geh putzen oder mach sonst was. Aber das ist mir kein Geld der Welt wert!“
Klaus ist fassungslos, wie massiv man Nastya einschüchtern konnte. Sie wirkt nahezu so, als hätte sie tatsächlich Todesangst. Klaus beendet das Gespräch und verspricht, sich später nochmal bei ihr zu melden, er muss zunächst ein paar Dinge klären. Die einzige Möglichkeit, die ihm noch plausibel erscheint, wie Society von den Buch-Plänen erfahren haben könnten, ist seine Mutter: Helga muss etwas rausgerutscht sein!
Als er sie aufsucht und mit dieser Theorie konfrontiert, weist sie empört alle Schuld von sich. Es entsteht eine hitzige Debatte zwischen Mutter und Sohn.
„Aber ich habe mit niemandem darüber gesprochen, mein Hase, das schwöre ich!“ versichert Helga immer wieder vehement.
„Es kann aber niemand außer dir gewesen sein!“
„Wirklich nicht, mein Hase, ich werde mich hüten, so etwas hinaus zu posaunen. Ich hab mit keiner Menschenseele darüber geredet. Auch nicht mit Gabi und Andy!“
„Mit Lea vielleicht? Oder mit Popo?“ bohrt Klaus.
„Auch nicht! Außer…“, Helga wird plötzlich nachdenklich.
„Außer was?“ fragt Klaus scharf.
„Ach, das ist Unsinn“, sagt Helga überzeugt.
„Was ist Unsinn?“ Klaus’ Tonfall verschärft sich weiter.
„Ach, die Frau Krämer ist doch so eine nette, ruhige Person“, winkt Helga ab.
„Ines Krämer?“ fragt Klaus – und Helga gesteht ihm schließlich, dass sie in der vergangenen Woche mit ihr – aus Sorge um ihn – ein paar Sätze über die Sache gewechselt hat.
„Aber wem sollte die Krämer das denn erzählen?“ überlegt auch Klaus und hält das Ganze für äußerst albern. Doch als er seine Überlegungen in diese Richtung schon wieder verwerfen will, trifft es in plötzlich wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Ines Krämer, die im vergangen Sommer am Nachbartisch im Biergarten vom Akropolis gesessen hat, als er doch mit Nastya gearbeitet hat, kurz bevor die ersten Drohungen anfingen – auch damals konnte sich niemand einen Reim darauf machen, woher Society überhaupt davon wusste… Dann dieser merkwürdige Job in diesem merkwürdigen Unternehmen, von dem Gabi und Helga bereits häufiger erzählt haben. Ein Job, der Ines jetzt bereits fast ein Jahr in München hält, obwohl sie doch eigentlich gar nicht lange bleiben wollte – und niemand weiß so genau, was sie da eigentlich macht. Und diese Merkwürdigkeiten, über die sich Popo kaum noch eingekriegt hat: Aussagen wie „Arbeit mach frei“ und „nur so hat das Leben einen Sinn“. So war diese Frau doch früher nicht drauf…
„Was genau macht die Krämer eigentlich beruflich?“ fragt Klaus, dem er gerade wie Schuppen von den Augen fällt.
„Das weiß ich nicht. Ich hab das nicht verstanden“, erklärt Helga verlegen. „Aber Gabi und Andy auch nicht. Wir wissen eigentlich alle nicht, was die da macht.“
Ohne ein weiteres Wort stürmt Klaus aus der Wohnung und lässt Helga konsterniert zurück.
Zuhause schnappt er sich sein Notebook und tippt Kombinationen wie „Society“ und „Ines Krämer“ in die Suchmaschinen ein. Die allgemeinen Ergebnisse zu Society halten sich in Grenzen, denn die Organisation ist gut darin, ihre Spuren zu verschleiern, auch im Netz. Nach längerer Suche wird Klaus dann aber doch noch fündig und stößt auf einen Artikel über einen Sitz der Glaubensgemeinschaft in Rom. Unter einem eher unscharfen Foto mit mehreren Sektenmitgliedern ist auch der Name Ines Krämer aufgeführt. Das Vergrößern des Bildes macht seine Qualität nicht unbedingt besser, dennoch ist Klaus sich bei genauerer Betrachtung absolut sicher, dass es bei der abgebildeten Person wirklich um DIE Ines Krämer handelt. Klaus recherchiert noch eine Weile weiter, wird aber nicht weiter fündig. Schließlich begibt er sich mit dem Ausdruck des entdeckten Artikels nochmal zur Alten-WG.
„Klaus?“ sagt Gabi irritiert, als sie ihm öffnet. „So spät noch? Ist was passierst? Willst du zur Helga? Du, die ist gar nicht da. Die ist zum Akropolis ´nübergangen. Des eröffnet ja nächste Woch’ wieder und die Frau Sarikakis hat die Helga g’fragt, ob’s nochmal in der Küch’ aushelfen könnt’ und nu’ müssens noch irgendwas bereden. Aber was ist denn los?“
„Weißt du, wo ich Ines Krämer finden kann?“ fragt Klaus.
„Die für ein paar Tag’ geschäftlich nach Berlin“, erwidert Gabi.
„Nach Berlin, so so“, murmelt Klaus und seine Gedanken überschlagen sich. Smillas Pflegefamilie lebt auch in Berlin und die Fotos von Nastyas Onkel Frantisek sollen auch dort entstanden sein. Zu viele Zufälle auf einmal… Klaus hält Gabi schließlich den Computerausdruck unter die Nase.
„Was ist des?“ fragt diese irritiert und begreift auch nach dem Überfliegen der Zeilen und dem Betrachten des Bildes eine Weile, um zu begreifen.
„Society?“ fragt sie schließlich verwirrt. „Die Ines? Naaa, des kann net sein!“
„Was weißt du über Ines Arbeit und über das Unternehmen, für das sie tätig ist?“ will Klaus wissen.
„Nicht viel“, gibt Gabi zu. „Irgendein großer Konzern, der international operiert und die Ines macht dort Übersetzungen. Dolmetscht. Und wird dann halt auch mal ins Ausland g’schickt.“
„Aber warum sie jetzt seit fast einem Jahr hier in Deutschland ist, weißt du auch nicht?“ hakt Klaus nach.
„Naa, des sollten ja auch ursprünglich nur ein paar Wochen sein, aber irgendwie hat sich das dann immer verlängert.“ Gabi wirkt überfordert. „Soll ich sie mal anrufen?“
„Nein, kein Wort!“ fordert Klaus. „Wenn sie wieder da ist, hat sie uns einiges zu erklären!“

Vasily ist überglücklich, denn er hat von behördlicher Seite endlich grünes Licht bekommen, in der nächsten Woche sein Lokal wieder eröffnen zu dürfen . Allerdings stellt sich ihm nun ein neues Problem, denn er hat keinen Koch. Roland möchte er auf gar keinen Fall zurück ins Akropolis holen, nach allem, was er angerichtet hat – selbst dann nicht, wenn er wollen würde. Elena verspricht, die Küche so lange zu übernehmen, bis er jemand Neues gefunden hat und erst dann nach Griechenland zurück zu kehren, was zumindest fürs Erste eine Entlastung bedeutet. Während Vasily sich auf die Wiedereröffnung vorbereitet, reift in Elena bereits ein ganz anderer Gedanke und so macht sie sich auf den Weg in die Stadt und kommt eine Weile später ganz aufgeregt zurück.
„Mein Sssohn“, sagt sie mit feierlicher Stimme. „Ich muss disss für ein paar Tage alleine lassen!“
„Alleine lassen?“ fragt Vasily entsetzt. „Aber du wolltest doch bleiben, bis ich…“
„Ich fahre morgen früh mit dem Zug fort, aber Sonntag komme ich ssssurück und wänn wir Montag wieder erlöffnen, koche ich, versssprochen.“
„Mit dem Zug?“ fragt Vasily irritiert. „Wo willst du denn hin?“
„Nach Kö…!“ beginnt Elena und hält dann entsetzt inne.
„Nach wo?“
„Nach Königsberg“, sagt Elena schnell.
„Nach Königsberg? Was willst du in Königsberg?“
„Da wohnt eine ganz alte Freundin aus unserem Dorf in Griechenland“, behauptet Elena. „Ich habe sssie sssseit Jahrssssähnten nissst gesehen. Sie ist mit einem Mann aus Königsberg verheiratet. Und sssie hat missss eingeladen, weil sssie Ssssamstag Geburtssstag hat.“
Vasily ist immer noch verwundert. Von einer alten Freundin seiner Mutter aus Königsberg hat er noch nie zuvor gehört. Aber er ist auch zu sehr mit dem beschäftigt, was vor der Neueröffnung noch zu erledigen ist, dass er keine Zeit hat, weiter darüber nachzudenken.
Später an diesem Tag trifft er sich mit Isolde, der er nochmal seine unendliche Dankbarkeit für ihre großzügige Hilfe Ausdruck verleiht, indem er ihr erklärt, dass sie am Tag der Eröffnung sein Ehrengast im Akropolis sein wird.
Auch Simone taucht am heutigen Tag noch bei Vasily auf. Ihr ist zu Ohren gekommen, dass das Lokal wieder öffnen darf und sie hofft darauf, dass Vasily sich nun vielleicht etwas versöhnlicher zeigen wird. Tatsächlich wirkt er heute auch nicht ganz so abweisend, wie bei ihrer letzten Begegnung, aber trotzdem immer noch ziemlich unterkühlt im Vergleich zu früher. Wie eine Furie hingegen verhält sich seine Mutter.
„Was wollen Ssssie hier?“ fährt sie Simone an, als sie dieser erblickt. „Värssssswinden Sssie und lassen Ssssie uns in Ruhe! Ssssie haben doch wirklich sssson genug Sssssaden angerichtet!“
„Mutter, bitte!“ versucht Vasily sie zur Raison zu bringen.
„Du willst dich doch nisssst wieder mit ihr einlassen?“ schreit Elena schrill. „Ssssie hätte dich fast ruiniert. Wenn Frau Pavarotti nicht sssso großzügig wäre…“
„Es tut mir wirklich leid, Frau Sarikakis“, versucht Simone sich zu verteidigen. „Ich hab nicht gewollt, dass das alles so endet. Aber Roland…“
„Nisssst nur Roland!“ brüllt die Alte weiter. „Ssssie haben ihn nicht daran gehindert! Sssie sssind genauso Ssssuld daran, dass es so weit gekommen ist!“
Simone verdreht die Augen. Dann sagt sie so ruhig wie möglich: „Frau Sarikakis, darf ich jetzt bitte mal unter vier Augen mit Ihrem Sohn reden?“
„Nein!“ schreit Elena aufgebracht. „Ssssie ssssind eine unmögliche Pärson! Wie Ihr Vater! Sssie sssind genauso unmöglich, wie Ihr Vater! Sssie haben ssso viel Unheil über meine Familie gebracht!“
„Jetzt reicht es aber“, fährt Simone Elena an, denn ihr Geduldsfaden ist nun endgültig gerissen. „Sie sollte sich vielleicht mal an Ihre eigene Nase fassen. Sie haben auch Unglück über meine Familie gebracht! Meine Nichte ist tot, weil Sie damals von Ihrem verdreckten Salat gegessen hat!“
Augenblicklich herrscht eisiges Schweigen im Raum und Simone befürchtet, gerade einen Schritt zu weit gegangen zu sein. Elena dreht sich um und verschwindet laut weinend und jammernd durch die Tür, während Vasily mit eisigem Unterton zu Simone sagt: „Ich glaube, du gehst jetzt besser!“
Ohne ein weiteres Wort rauscht nun auch Simone ab, denn ihr ist bewusst, dass sie hier und heute keinen Schritt mehr weiterkommen wird...#
Nachdem Elena sich wieder beruhigt hat, bittet sie Helga zu sich ins Akropolis und fragt sie, ob sie ihr in der kommenden Woche in der Küche zur Hand gehen und während ihrer Abwesenheit schon mal ein wenig vorbereiten kann. Helga ist natürlich hellauf begeistert, wieder mal gebraucht zu werden und sagt sofort zu.
„Vasily sagt, Sie besuchen eine alte Freundin in Königsberg?“ fragt Helga interessiert. „Ich war noch nie in Königsberg. Das soll ja auch sehr schön sein.“
„Darf ich Ihnen ein Gäheimnis värraten, Frau Beimer?“ flüstert Elena ihr zu.
„Aber natürlich, jederzeit!“ flüstert Helga verschwörerisch zurück.
„Ich fahre gar nicht nach Königsberg“, erklärt Elena leise. „Das habe ich nur ärfunden, weil ich mich beinahe värplappert hätte. Ich fahre nach Köln!“
„Nach Köln? Was wollen Sie denn in Köln? Haben Sie da auch eine alte Freundin?“
„Ich will sssu Sssandra!“ sagt Elena. „Ich bin der Meinung, dass sssie die einsssig wahre Frau für meinen Sohn ist. Nissst Beate. Nissst Mary. Und sssson gar nicht diese unmögliche Ssssimone! Sssandra hat ein Herz aus Gold! Sssie ist fleissssig und ährlich. Und sssie kann kochen und muss hier die Küche übernähmen, wänn ich sssurück in Griechenland bin!“
„Oh! Mmmmh! Jaaa“, macht Helga. „Meinen Sie denn, dass das eine gute Idee ist, sich da so einzumischen? Vasily ist ja erwachsen, da können Sie ihm ja nicht vorschreiben, wen er lieben darf und wen nicht! Also mein Hase würde mir was anderes erzählen! Und Maaaaarion erst! Ach, du meine Güte…“
„Aber Vasily weiß ja gar nicht, was gut für ihn ist“, klagt Elena. „Mit dieser Sssimone würde är in sssein Unglück rennen! Ssssandra muss einfach zu ihm sssurück kommen!!!“

CLIFFHANGER auf: Elena Sarikakis

Mitwirkende Personen
Nina Zöllig
Klaus Beimer
Mila Beimer
Helga Beimer
Nastya Pashenko
Andy Zenker
Gabi Zenker
Alex Behrend
Dr. Iris Brooks
David Krämer
Mandy Peschke
Jeremy Peschke
Phoebe Peschke
Elena Sarikakis
Vasily Sarikakis
Simone Stadler
Isolde Pavarotti
Jekaterina Litwinski
Anatoli Litwinski
Oxana Litwinski
Daria Litwinski
Richard Wenninger

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Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: So 27. Mär 2022, 11:58 


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1827 - Einsichten
BeitragVerfasst: So 27. Mär 2022, 12:01 
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Das Ende des ersten Handlungsstrangs wirkt leider ein bisschen abgehackt. Das liegt daran, dass ich damit noch nicht ganz fertig war. Eigentlich hatte ich für die beiden Gespräche die Phoebe und Jeremy mit Iris geführt haben, längere Dialoge eingeplant und auch für das Gespräch zwischen Mandy und Jeremy am Schluss. Aber coronabedingt habe ich es kurzfristig nicht mehr auf die Reihe gekriegt, das noch ausführlicher zu schreiben, daher nur die abgespeckte Version...

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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1827 - Einsichten
BeitragVerfasst: Mo 28. Mär 2022, 07:42 
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Popo, vielen Dank für die Folge.
Dass Ines Krämer hinter den Society Drohungen steckt, ist überraschend. Ich könnte mir immer noch vorstellen, dass sich Klaus verrennt und Ines nur glaubt, auf den Fotos zu erkennen und denke immer noch, genauso wie Nina, dass Nastja selbst es ist, die die Bedrohungsszenarien hier insziniert. Einfach so... vermutlich um Klaus finanziell zu ruinieren. Aber wer weiß.... Ines war ja schon damals so ein Naivchen...schauen wir mal, was kommt.


Ich hatte bei dem Handlungsstrang um Mandy, Jeremy und Phoebe gedacht: was wäre, wenn Jeremy nicht so einsichtig wäre? Kinder bleiben ja oft trotzig bis zum Schluss. Wie würde es weitergehen, wenn Jeremy weiterhin bockt? Wahrscheinlich würde dann die Beziehung von Mandy und David stagnieren, es würden Jahre vergehen und irgendwann mal sehr viel später, würde es Jeremy vielleicht leid tun. Vielleicht wenn seine Mutter nicht mal mehr ist... :| Na, das wäre auch ein schwieriger Verlauf für einen Handlungsstrang, weil eben lange lange nicht viel passiert. Vielleicht realisitisch. Aber nicht gut verarbeitbar.

Dass der Handlungsstrang zu abrupt abgebrochen wurde, hatte ich beim Lesen nicht so das Gefühl. Ich fand es etwas unerwartet, dass Jeremy dann doch einlenkt. Aber irgendwie musste das Ganze ja weitergehen.


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