Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1823 - Befremdlichkeiten
BeitragVerfasst: So 27. Feb 2022, 00:04 
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Folge 1823: Befremdlichkeiten

Spieltag: Donnerstag, 24.02.2022


Obwohl Bruno seit dem unschönen Vorfall in der vergangenen Woche Marlene nicht mehr in die Alten-WG mitgebracht hat, ist Helga über die unerwartete Begegnung mit ihrer ehemaligen Freundin und späteren Feindin immer noch völlig durch den Wind. Wenn Gabi versucht, mit ihr über die Sache zu reden, weicht Helga ihr allerdings aus. Als Bruno an diesem Morgen die Wohnung verlassen will, ringt Helga sich dazu durch, das Thema nochmal in Angriff zu nehmen.
„Triffst du dich jetzt wieder mit… mit ihr?“ möchte Helga wissen.
„Keine Sorge“, sagt Bruno beruhigend. „Ich werd’ die Marlene nicht mehr mit herbringen. Versprochen!“
Allein bei dem Namen Marlene spürt Helga bereits, wie in ihr die Galle aufsteigt.
„Bruno, ich möchte dich vor ihr warnen!“ kommt Helga schließlich unverblümt zur Sache. „Diese Frau kennt keine Skrupel. Sie ist nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und würde alles dafür tun.“
„Bei mir gibt’s jetzt nix zu holen, Helga, keine Sorge, sie wird mich schon nicht ausnutzen“, lacht Bruno.
Nachdem Bruno sich auf den Weg gemacht hat, ist Helga noch aufgewühlter als zuvor und wendet sich jetzt doch an Gabi.
„Er wird in sein Unglück rennen!“ befürchtet Helga. „Wo Marlene auftaucht, da passiert nichts Gutes. Wir können da doch nicht einfach tatenlos zusehen.“
„Ich denk’, der Bruno ist wohl alt genug, um selbst auf sich aufzupassen“, meint Gabi. „Außerdem kommt die Isolde am Wochenende nach München. Vielleicht wird sie ihn ja zur Vernunft bringen.“
„Am Wochenende schon?“ fragt Helga hellhörig. „Weiß Bruno das schon?“
„Nein. Und er soll’s vorher auch nicht erfahren“, antwortet Gabi. „Sie hat drauf bestanden.“
Bruno sitzt derweil mit Marlene beim gemeinsamen zweiten Frühstück in einem Café in der Stadt.
„Schade, dass wir uns hier treffen müssen“, sagt Marlene bedauernd. „Das kenne ich schon alles. Ich hätte ja gerne mal dieses süße kleine italienische Café bei dir an der Straßenecke ausprobiert.“
„Wir sollten der Helga besser aus’m Weg gehen“, erklärt Bruno.
„Hat sie sich den immer noch nicht wieder eingekriegt?“ erkundigt sich Marlene. „Mein Gott, die ist aber auch nachtragend. Diese ollen Kamellen!“
„Es war ja schon sehr unschön, was du damals mit ihr g’macht hast“, sagt Bruno.
„Ja, ja, ich weiß“, gesteht Marlene. „Ich bin ja auch wirklich nicht stolz drauf. Aber das ist doch inzwischen über 20 Jahre her. Man muss doch auch mal mit der Vergangenheit abschließen können. Menschen machen halt Fehler.“
„Das brauchst mir net zu erklären“, lacht Bruno. „Aber die Helga ist da halt konsequenter. Sie ist halt eine treue Seele.“
„Sie ist vor allem eine spießige Seele!“ Marlene verdreht die Augen. „Und vor allem eine nachtragende Seele.“
In der Alten-WG klingelt es inzwischen an der Tür. Als Helga öffnet, steht Christa im Treppenhaus.
„Ich wollte mich nur von dir verabschieden“, sagt sie. „Morgen reise ich zu meiner Freundin Edith nach Mecklenburg ab.“
„Aber nicht so zwischen Tür und Angel“, beschließt Helga. „Komm’ doch heute Nachmittag nochmal zum Kaffee vorbei. Ich mache uns einen schönen Kuchen. Oder hast du keine Zeit? Hast du noch so viel zu erledigen?“
„Eigentlich ist alles erledigt“, überlegt Christa. „Na gut, ich komme gerne.“
Und so sitzen Helga, Gabi und Christa ein paar Stunden später gemeinsam an der Kaffeetafel in der Alten-WG. Allerdings liegt eine bedrückte Stimmung im Raum, sie reden viel über Sunny, dann aber auch über Benny und über Max. Drei Frauen, vereint in dem gemeinsamen Schicksal, zu wissen, was es bedeutet, ein Kind zu verlieren…
„Wisst ihr, was mir in der letzten Zeit immer wieder durch den Kopf geht?“ fragt Christa plötzlich in eine kurze Phase das Schweigens hinein. „Ich frage mich manchmal, was wir eigentlich sind, als was man uns bezeichnet…“
„Wie meinst du das?“ fragt Helga.
Christa holt tief Luft, dann sagt sie: „Wenn man seinen Ehepartner verliert, ist meine eine Witwe. Oder ein Witwer. Wenn man seine Eltern verliert, ist man eine Waise… Aber was ist man, wenn man ein Kind verliert? Für so etwas gibt es überhaupt keine Bezeichnung…“
Die drei Frauen denken einen Moment schweigend nach, dann sagt Helga: „Vielleicht ist das so, weil es so etwas eigentlich gar nicht geben dürfte. Kein Kind sollte vor seinen Eltern gehen müssen…“
„Aber es passiert nun mal“, sagt Christa und schluckt. „Warum gibt es so etwas, wenn es gar nicht passieren dürfte?“
„Weil Gott uns prüfen will“, vermutet Gabi leise.
„Gott“, sagt Christa bitter. „Ich weiß gar nicht, ob ich an den noch glauben soll…“
„Aber natürlich sollst des!“ entgegnet Gabi.
„Warum lässt er all diese schlimmen Dinge zu, wenn es ihn gibt?“ fragt Christa. „Kriege, Hungersnöte, Naturkatastrophen, Krankheiten, Unfälle und all das ganze Leid auf der Welt?“
„Um uns zu prüfen“, sagt Gabi erneut. Ehe Christa etwas erwidern kann, klingelt es an der Wohnungstüre.
„Ich geh schon!!“ hört man Andy durch den Flur rufen – und im nächsten Moment ertönt die Stimme von Isolde in der Wohnung.
„Jetzt schon?“ wundert sich Gabi. „Sie hat gesagt, sie käm’ erst am Samstag!“
Da mit Isolde ziemlich viel Wirbel und Unruhe Einzug hält, verfliegt die gemäßigte Stimmung am Kaffeetisch im Handumdrehen und Christa macht sich schließlich zum Aufbruch bereit.
„Komm mich doch mal in Mecklenburg besuchen“, sagt sie zum Abschied zu Helga. „Die Seenplatte ist wirklich wunderschön.“
Helga verspricht es und widmet sich dann neugierig Isolde, die immer noch wie das blühende Leben aussieht und keineswegs wie eine Frau wirkt, die vor kurzem erst von ihrem langjährigen Lebensgefährten verlassen wurde… Helga setzt mehrmals an, um Isolde von Brunos neuerlicher Bekanntschaft mit Marlene zu berichten, doch bei Isoldes Temperament kommt sie überhaupt nicht zu Wort und Gabi gelingt es schließlich heimlich, Helga zu verklickern, Isolde nichts von Brunos neuer Bekanntschaft zu erzählen – bevor diese gleich wieder unverrichteter Dinge nach Italien abreist…
Als Bruno am Abend in die Wohnung zurückkehrt, ahnt er noch nichts davon, dass Isolde gerade in der Küche sitzt. „Gabriele!“ brüllt er schon durch den Flur, kaum dass er zur Tür rein ist. „Ich hab mir was überlegt. Des ist ja alles viel zu beengt hier, wie wir hier alle aufeinand’ hocken. Drum nehm’ ich mir jetzt ein paar Sachen mit und verbring’ die nächsten Toag’ erstmal bei der Marlene, hörst?“ Mit diesen Worten betritt er die Küche – und bleibt wie vom Donner gerührt stehen, als er den Überraschungsgast erblickt.
„Hallo Bruno“, begrüßt Isolde ihn mit ruhiger Stimme aber einem verkrampften Lächeln.
„I… Isolde“, stammelt er.
„Wer ist denn Marlene?“ fragt Isolde und bemüht sich weiterhin, ruhig und gelassen zu klingen.
„Des… äh… is’ eine Bekannte“, erklärt Bruno sich verlegen. „Was machst’n du hier?“
„Eine Bekannte, so so“, sagt Isolde und in ihrer Stimme ist mittlerweile ein leichtes Zittern zu vernehmen. „Du hast dich ja schnell getröstet. Nun ja, das wundert mich eigentlich nicht, so warst du ja schon immer…“
Bruno atmet tief durch, dann sagt er: „Isolde, was soll dieser Auftritt? Du tauchst hier unangekündigt auf und jetzt glaubst, mir hier ein schlechtes Gewissen machen zu können, oder wie?“
„Ich will dir kein schlechtes Gewissen machen. Und ich wäre auch gar nicht hier aufgetaucht, ich habe es nicht nötig, irgendwem hinterher zu rennen. Aber deine Tochter meinte, dass du doch recht unglücklich mit deiner Entscheidung wirkst und es mittlerweile vermutlich bereust.“ Sie wirft Gabi einen Blick zu, der klar und deutlich signalisiert, dass sie sich gerade gewaltig auf den Arm genommen fühlt. „Aber wenn du dich jetzt mittlerweile lieber mit einer… Marlene begnügst, dann ist es wohl besser, wenn ich gleich wieder gehe. Wie gesagt: Ich habe es nicht nötig, irgendwem nachzulaufen wie ein Hund!“ Isolde steht auf und rauscht mit hocherhobenem Haupt hinaus ohne jemanden der Anwesenden noch eines Blickes zu würdigen. In der Wohnungstür stößt sie mit Popo zusammen, die gerade von der Arbeit nach Hause kommt, gefolgt von Lola und dem Krankenwagenfahrer, der Andys Mutter von der Tages-Reha abgeholt hat.
„Ach, wie nett! Wir haben Besuch!“ freut sich Lola.
„Guten Tag und auf Wiedersehen“, sagt Isolde unwirsch und ist schon auf der Treppe nach unten.
„Andreas, wer war denn das?“ fragt Lola neugierig.
„Brunos Ex“, brummt Andy. „Aber ich glaube nicht, dass wir die hier nochmal wiedersehen.“
„Das haben wir jetzt davon, dass wir Bruno vorher nichts gesagt haben“, meldet sich Helga zu Wort. „Hätten wir ihn mal darauf vorbereitet, dass die Frau Pavarotti kommt, dann wäre das nicht passiert.“
„Und jetzt werden wir Bruno überhaupt nicht mehr los und unsere Wohnung platzt aus allen Nähten!“ brummt Andy.
„Wie g’sagt, ich zieh jetzt erstmal zur Marlene“, erklärt Bruno Andy mit scharfem Blick, unter dem Arm seinen Kulturbeutel und eine paar Klamotten für die nächsten Tage. Und wieder geben sich zwei die Klinke in die Hand, denn als Bruno die Wohnung verlässt, kommt gerade die junge Rumänin Mirena vom Einkaufen zurück.
„Guten Abend, Herr Bruno“, sagt die junge Hilfskraft, ohne dass der sie eines Blickes würdigt oder auf ihren Gruß eingeht.
„Ach, die schon wieder!“ Lola macht bei Mirenas Anblick eine wegwerfende Handbewegung und sagt dann zum Fahrer: „Am besten bringen Sie mich gleich ins Bett, dann muss DIE das nicht wieder machen.“
„Tut mir leid, ich bin hier nur für den Krankentransport zuständig“, sagt der Fahrer und verschwindet schnell.
Bruno ist inzwischen bereits unten auf der Straße unterwegs, als Isolde plötzlich vor ihm steht.
„Isolde“, entfährt es ihm – und er wirkt auch jetzt nicht minder überrascht als vorhin in der Küche der Alten-WG. Isolde blickt ihn böse und verachtend an, doch in ihren Augenwinkeln schimmern Tränen. „Ich bin den ganzen Weg von Italien hier her gereist“, sagt sie mir bebender Stimme. „Weil ich gehofft, nein, weil ich geglaubt habe, dass unsere Beziehung doch noch zu retten ist. Weil ich deiner Tochter geglaubt habe, als sie mir erzählt hat, dass es dir ohne mich nicht gut geht! Und was machst du? Du amüsierst dich mit irgendeiner Helene.“
„Marlene“, verbessert Bruno sie fast unbewusst – und hält dann beschämt inne.
Isolde schnaubt verächtlich. „Wieder mal typisch. Du warst schon immer ein schrecklicher Besserwisser. Und ein Sturkopf.“
„Isolde, ich…“
„Lass mich jetzt ausreden!“ fährt sie ihm über den Mund. „Ich habe auch meinen Stolz. Und ich bin der Meinung, dass ich es nicht nötig habe, mich für einen Mann zu erniedrigen. Und trotzdem stehe ich jetzt hier und habe, in Pandemie-Zeiten, diese Reise bis nach München auf mich genommen. Um zu dir zu kommen. Um dich zu sehen und mit dir zu reden. Und warum? Weil ich dich liebe!! Weil ich dich, verdammt nochmal, liebe!!! Und weil du mir entsetzlich gefehlt hast! Ich liebe dich, Bruno! Und daran kann auch irgendeine Irene nichts ändern!“
„Mar…“, beginnt Bruno und hält dann schnell inne. Isolde schüttelt betrübt den Kopf und flüstert: „Scheinbar habe ich gerade einen Fehler gemacht. Ich muss wohl doch lernen, dass du es nicht wert bist!“ Dann schreitet sie an ihm vorbei ans entgegengesetzte Ende der Straße – während ihr die Tränen in Strömen über das Gesicht laufen. Bruno sieht ihr einen Moment lang zwiegespalten hinterher – und setzt dann doch seinen Weg fort, um zu Marlene zu gehen…


Iffi kehrt nach einer einwöchigen Fortbildung in Hamburg in den frühen Morgenstunden in die Kastanienstraße zurück. Ursprünglich hatte sie vorgehabt, erst im Laufe des heutigen Tages nach München zurückzukommen, doch ihre Sorge um Antonia hat sie dazu veranlasst, bereits mit dem Nachtzug nach Bayern zu reisen. Die Telefonate mit ihrer Tochter in der Woche ihrer Abwesenheit haben sich auf ein Minimum reduziert und Iffis Fragen nach dem Halbjahreszeugnis ist Antonia geradezu komplett ausgewichen. Iffi hat das ungute Gefühl, dass hier mal wieder was im Busch ist – etwas, das ihr ganz und gar nicht gefallen könnte. Und so stürzt sie auch gleich nach ihrer Rückkehr mit wehenden Fahnen in das Zimmer ihrer Tochter – und findet es leer und das Bett unberührt vor. Nach dem ersten Schreck stürmt Iffi durch Bad, Küche und Wohnzimmer – ebenfalls ohne eine Spur ihrer Tochter zu finden.
„ANTOOOOONIIIIAAA!“ schreit sie schrill durch den Wohnungsflur. Im nächsten Moment schlurft ein völlig verschlafener Roland aus dem Schlafzimmer.
„Do büsste ja schon, mein Schmedderling“, murmelt er verwundert. „Üsch dacht, dü kömmst örst heud Middach. Üsch hött düsch doch vom Bahnhof obgehölt.“
„Wo ist Antonia?“ fragt Iffi gereizt, ohne ihn zu begrüßen.
„Im Bött, nöhm üsch an“, antwortet Roland irritiert. „Sind doch Ferien.“
„Eben nicht!“ erwidert Iffi fassungslos. „Und es sieht so aus, als ob sie heute Nacht gar nicht da war!“
„Wöööös?“ entfährt es Roland überrascht. „Dös is aber märkwürdisch, gestern Abend war se noch do!“
„Sag mal, läuft hier eigentlich überhaupt nichts, wenn ich nicht da bin?“ schreit Iffi ihn fassungslos an. „Es kann doch wohl nicht sein, dass meine minderjährige Tochter sich die ganz Nacht rumtreibt und hier keiner was mitbekommt!“
„Sag mal, geht’s noch?“ Valerie steht mit wutverzerrtem Gesicht in ihrer Zimmertür. „Seid ihr bescheuert, hier in aller Frühe so einen Radau zu machen? Ich hab heute Spätdienst und kann endlich mal ausschlafen. Wisst ihr eigentlich, was für einen anstrengenden Beruf ich habe?“
„Ich weiß vor allem, dass ihr beide nicht in der Lage seid, auf meine Tochter aufzupassen, wenn ich nicht da bin!“ zetert Iffi.
„Jötzt beruhisch düsch doch örstmal, mein Schmedderling!“ versucht Roland sie zu besänftigen.
„Ach, jetzt hör mir auf mit Schmetterling!“ wehrt Iffi ihn barsch ab.
„Aber echt jetzt“, sagt Valerie verächtlich. „Iffi und Schmetterling, das ist doch wirklich lächerlich. Die dicke Raupe Nimmersatt ist sie höchstens!“
In dem Moment, in dem Iffi zu einer empörten Antwort ansetzen will, wird leise die Wohnungstür aufgeschlossen und Antonia schlüpft in den Flur.
„Das ist ja wohl der Gipfel!“ kreischt Iffi beim Anblick ihrer Tochter und diese zuckt erschrocken zusammen. „Wo kommst du jetzt her? Und wie siehst du überhaupt aus?“
Iffi starrt ihre Tochter an, die im knappen Mini-Rock, auf hochhackigen Schuhen und mit einer zentimeterdicken Make up-Schicht im Gesicht vor ihr steht.
„Wie eine Nutte!“ kichert Valerie – und erntet einen bitterbösen Blick von ihrer Schwester.
„Was machst du denn schon hier?“ fragt Antonia pampig. „Ich dachte, du kommst erst heute Mittag!“
„Und das ist ein Freifahrtschein, um die Nacht zum Tage zu machen, oder was?“ erwidert Iffi empört. „Um mich geht es hier gar nicht, sondern um dich, mein Fräulein, du bist schließlich immer noch minderjährig!“
„Jetzt hör doch mal auf mit dieser mein-Fräulein-Scheiße“, kontert Antonia. „Du redest ja wie Ur-Oma Lola.“
„Vülleischt sollden wür jötzt örstmal schön olle zusammen frühstücken“, schlägt Roland vor.
„Kein Hunger“, nölt Antonia und will in ihrem Zimmer verschwinden.
„Moooooment mal, mein Fräul… ich meine, Antonia“, versucht Iffi sie zurückzuhalten. „Wir sind hier noch längst nicht fertig. Und ich will dein Zeugnis sehen…“
Doch schon hat Antonia ihrer Mutter die Zimmertüre vor der Nase zugeschlagen und abgeschlossen.
„Das ist ja wohl die Höhe!“ empört Iffi sich. „Und das mit dieser Abschließerei, das hat sie von dir!“ Böse starrt Iffi ihre Schwester an.
„Ja, na klar“, zetert Valerie los. „Ich bin’s jetzt wieder gewesen. Als ob Antonia vorher nicht gewusst hätte, wie ein Schlüssel funktioniert! Aber ich bin ja sowieso immer die Böse. Und ich bin ja sowieso Schuld an allem. Am Klimawandel, an Corona, an der Ukraine-Krise...!“ Mit jedem Wort wird Valeries Stimme eine Oktave lauter und schriller und am Ende fließen ihr die Tränen und sie verschwindet ebenfalls Türe knallend in ihrem Zimmer.
„Boah, diese Drama-Queen…“, stöhnt Iffi und beginnt, gegen Antonias Tür zu hämmern, doch nichts rührt sich in deren Zimmer…
Während Roland ein Frühstück zubereitet, schimpft Iffi in einer Tour auf ihn ein, wie verantwortungslos er sich während ihrer Abwesenheit verhalten hat – und das, obwohl er doch sowieso nur den ganzen Tag arbeitslos zuhause rumgammelt. Nun ist Roland beleidigt und beginnt, sich aufzuregen. Dann erzählt er ihr, dass er in den letzten Tagen wieder jede Menge Bewerbungen geschrieben hat und heute ein Vorstellungsgespräch als Koch in dem neuen Hotel in der Lindenstraße hat. Diese Neuigkeit gefällt Iffi nun wiederum und stimmt sie etwas milder. Die Wut auf Antonia ist hingegen immer noch nicht verpufft. Als der Hunger die Tochter ein paar Stunden später endlich aus ihrem Zimmer treibt, krallt Iffi sie sich sogleich und beharrt darauf, endlich ihr Zeugnis sehen zu dürfen. Nur widerwillig kramt Antonia das Dokument hervor – und zieht sich sofort die nächste Schimpf-Tirade ihrer Mutter zu.
„Vier Fünfen… Sonst fast nur Vieren… Versetzung gefährdet… 208 unentschuldigte Fehlstunden…“, bringt Iffi japsend hervor. „Was zur Hölle ist das? Was machst du denn? Wie kann das passieren?`Und warum weiß ich nichts von alledem? Kommen die in dieser Schule nicht mal auf die Idee, mich zu informieren?!“ Iffi greift wütend zum Telefon.
„Ich glaub nicht, dass du da jetzt jemanden erreichst“, bemerkt Antonia trocken. „Es sind Ferien!“
Iffi pfeffert das Telefon auf den Tisch zurück. „Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen!“ tobt sie. „Und du setzt dich jetzt auf deinen Hintern und tust was! Du hast Hausarrest, bis… mindestens zu den Osterferien! Das wollen wir doch mal sehen. Solche unterirdischen Leistungen... Sich nachts rumtreiben, aufgedonnert wie ein Flittchen, aber nichts für die Schule tun…“
Antonia lässt ihre Mutter einfach stehen und verbarrikadiert sich erneut in ihrem Zimmer. Eine Tür weiter kommt Valerie zum Vorschein und fragt grinsend: „Probleme?“
„Musst du nicht arbeiten?“ giftet Iffi.
„Ich geh gleich“, erwidert Valerie. „Aber eins sage ich dir: Ich würde mich nicht wundern, wenn sie jetzt bald schwanger ist…“
Iffi wird es heiß und kalt…
Eine Stunde später sitzt sie am Küchentisch der Alten-WG und klagt mal wieder Andy und Gabi ihr Leid.
„An alledem ist nur dieser komische Freund Schuld“,zetert Iffi. „Den wir noch nicht mal kennengelernt haben. Das musste ja so kommen. So ein komischer Araber. Der redet ihr wahrscheinlich ein, dass sie keine vernünftige Ausbildung braucht, weil Allah sie als Frau ja sowieso nur fürs Kinderkriegen vorgesehen hat…“
„Jetzt hör auf, so rassistisch zu reden!“ poltert Andy.
„Aber es ist doch wahr!“ stöhnt Iffi. „Das kann nicht gut gehen, so etwas. Das ist doch der totale Culture Clash!“
„Soll ich vielleicht mal mit der Toni reden?“ bietet Gabi ihre Hilfe an.
„Würdest du das tun?“ fragt Iffi.
„Ja, freilich!“
„Das wäre großartig!“
Zur gleichen Zeit hat Roland ein Haus weiter, im Hotel Bei den Linden sein Vorstellungsgespräch. Doch ganz so wie erhofft, läuft das ganze nicht ab, denn der junge Hotelchef Casper zu Hohenlobese kommt ihm doch reichlich arrogant und affektiert vor. Und dann muss Roland erfahren, dass die Stelle, für die er sich gerade bewirbt, nur die eines von mehreren Beiköchen im Küchen-Team des Hotels ist – und keineswegs die des Chefkochs, wie er angenommen hat.
„Unser Hotel-Betrieb läuft ja nun schon seit ein paar Wochen“, erklärt Casper. „Da haben wir natürlich längst einen Maitre. Sie sollen das Team nur ergänzen.“
„Örgönzen“, wiederholt Roland leicht pikiert. „Muss üsch müsch da sofort entscheiden? Üsch hob nömlisch noch ‚n paar andere Bewerbungen offen!“
„Und ich hab noch ein paar andere Bewerbungen auf meinem Schreibtisch“, gibt Casper hochnäsig zurück. „Denken Sie nochmal drüber nach. Wenn ich bis heute Abend 18 Uhr nichts von Ihnen gehört habe, gehe ich davon aus, dass Sie die Stelle nicht wollen. Geimpft sind Sie, nehme ich an?“
„Göümpft?“ fragt Roland irritiert.
„Ja, gegen Covid 19!“
„Wüüsö? Üsch dachte, das wär nur inne Pfläge verpflüschtend!“
„Verpflichtend nicht, aber besser ist es natürlich“, erklärt der junge Hotelmanager. „Sie arbeiten hier schließlich mit Nahrungsmitteln, die dann von unseren Gästen verzehrt werden. Und ich habe tatsächlich genug Bewerber für diese Stelle, Leute ohne Impfung stelle ich daher grundsätzlich nicht ein.“
Einen Moment lang starrt Roland ihn konsterniert an und will schon etwas von Diskriminierung vom Stapel lassen. Stattdessen sagt er jedoch: „Natörlisch bin üsch göümpft!“
Unzufrieden verlässt Roland das Hotel. Als er auf dem Heimweg in die Kastanienstraße ist, erspäht er auf der gegenüberliegenden Straßenseite Vasily und Elena und läuft winkend zu ihnen hinüber.
„Na, alter Freund, wie läuft’s?“ fragt Roland und schlägt Vasily kumpelhaft auf die Schulter. Vasily und seine Mutter sehen ihn nur feindselig an, ehe Vasily erklärt, dass er Anfang der Woche seine Anhörung vor Gericht hatte und nun in nächster Zeit schriftlich darüber informiert wird, mit welcher Strafe er zu rechnen hat.
„Ach, Mönsch, Vasily, des dut mür alles so leid“, druckst Roland rum. „Aber so schlimm wird’s schon nicht wörden, nüsch wahr! Wirst schon sehen! Ünd wenn de dann wieder oofmachen tüst, dann bin üsch doch ooch wieder an Bord, nüsch wahr?!“
„Esy anieros! Esy anieros!“ beginnt Elena zu zetern und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, während ihr Sohn verächtlich durch die Nase schnaubt und dann sagt: „Und wenn du der letzte Koch auf Erden wärest. Dich würde ich im Leben nicht zurück holen!“
Dann setzen die beiden – Elena immer noch zeternd – ihren Weg fort.
„No, dann öben nüsch!“ brüllt Roland ihnen nach. „Üsch hab ja auch schon längst was besseres, als in deiner Gyros-Kaschemme!!!“ Dann zieht er sein Handy hervor und tippt eilig die Nummer ein, die er junge Hotelmanager ihm gegeben hat.
„Herr zü Höhenlöböse?… Hür is der Roland Landmann… Üsch hatte vorhin bei Ihnen… ja… ja genau… ja… ja…. Üsch wollt nur kürz saachen, üsch tät die Stelle sehr gerne annehmen…“
Zuhause angekommen, teilt Roland Iffi erfreut mit, dass sein Vorstellungsgespräch erfolgreich verlaufen ist. Valerie lauscht mal wieder aufmerksam hinter ihrer verschlossenen Zimmertür und ist erleichtert darüber, demnächst hoffentlich wieder etwas mehr Freiraum in der Wohnung zu haben, wenn Roland nicht mehr den ganzen Tag darin verbringt…
Gabi und Antonia haben sich derweil auf einen Anruf Gabis hin im Marcellas verabredet. Schweigend sitzen die beiden eine Weile bei ihrem Kakao.
„Wollt ihr vielleicht auch was essen?“ fragt Marcella, als sie an ihren Tisch tritt.
„Kein Hunger“, murrt Antonia, als Gabi sie auffordernd ansieht, und Marcella verschwindet wieder.
„Was soll das hier eigentlich?“ fragt Antonia nach einer Weile. „Willst du mir jetzt auch noch Vorwürfe machen?“
„Naa, ich wollt’s einfach mal wieder a bisserl mit dir plaudern“, behauptet Gabi. „Des ham wir schon so lang ne mehr g’macht!“
„Ach, erzähl doch nix!“ faucht Antonia giftig. „Mama hat dich doch auf mich angesetzt.“
„Was ist denn los, Toni?“ versucht Gabi es schließlich freundschaftlich. „Willst kein gutes Abitur machen?“
Antonia zuckt mit den Schultern. Noch ehe sie sich eine passende Antwort aus den Fingern saugen kann, fragt Gabi: „Und was ist eigentlich mit’m Reiterhof? Gehst da gar net mehr hin?“
„Nee, kein Bock“, antwortet Toni.
„Du bist doch früher immer so gern g’ritten“, erinnert sich Gabi.
„Ach, da sind nur so blöde Ziegen und… irgendwie nervt mich das halt alles nur noch.“
„Und die Pferde?“ bohrt Gabi weiter. „Vermisst denn die net?“
„Weiß nicht…“, brummt Antonia.
„Hat des alles was mit deinem neuen Freund zu tun?“ fragt Gabi plötzlich – und Antonia funkelt sie fassungslos an. „Siehst du!“ schreit sie. „Genau, wie ich’s gesagt habe! Mama passt Karim nicht, weil er ein Ausländer ist. Weil Mama mittlerweile genau so ein Nazi ist wie Roland! Und jetzt haben sie dich auf mich angesetzt!“
„Jetzt schrei doch nicht so“, flüstert Gabi verlegen, weil sämtliche Gäste und Marcella schon zu ihnen rübersehen…
„Ich hab keinen Bock mehr!“ motzt Antonia, springt auf und stürmt aus dem Café… Sie läuft noch eine Weile ziellos durch die Gegend. Als sie später nach Hause kommt, ist ihr bewusst, dass sie irgendwas unternehmen muss, wenn es bei ihr nicht vollkommen aus dem Ruder laufen soll. Und so sucht Antonia tatsächlich das Gespräch mit ihrer Mutter.
„Ich war letzte Nacht bei Saskia“, erklärt sie. „Das ist eine aus meiner Parallelklasse. Wir haben nur ein bisschen Party gemacht, weil… Also, sie wollte mich ablenken, weil ich cringe drauf war… Weil. Also… Karim hat mich sitzen lassen.“
„Karim hat dich… Ihr habt euch getrennt?!?“ Iffi kann nur mit viel Mühe ihre Freude über diese Neuigkeit verbergen.
„Es läuft schon seit längerem nicht mehr so gut“, behauptet Antonia. „Und jetzt… ist es halt aus.“
„Oh, Schätzchen, das tut mir so leid!“ Iffi drückt ihre Tochter fest an sich. „Liebeskummer ist Scheiße, ich weiß. Aber… es werden noch andere kommen, viel tollere… Und vielleicht… ist es ja auch wirklich besser so. So ein Araber. Das hätte doch nicht gut gehen können auf Dauer. Diese Mentalität von denen. Die leben doch in einer ganz anderen Welt als wir…“
Antonia spürt schon wieder Wut in sich aufsteigen und sie würde ihrer Mutter am liebsten eine passende Antwort um die Ohren pfeffern. Aber um nicht wieder unnötig neue Schwierigkeiten zu schaffen, schluckt sie alles runter und sagt stattdessen: „Ja, wahrscheinlich hast du recht…“
„Wollen wir heute Abend vielleicht zusammen einen Film schauen?“ fragt Iffi. „Du darfst dir was aussuchen.“
„Eigentlich… würde ich lieber nochmal zu Saskia!“ sagt Antonia schnell.
„Und was sagen ihre Eltern dazu, wenn du da jeden Abend aufschlägst?“ will Iffi wissen.
„Die sind im Ski-Urlaub!“
„Keine Aufsicht?!“ Iffi ist bereits wieder alarmiert.
„Oh, Mama, bitte“, drängt Antonia. „Ich zieh mir auch was Ordentliches an, trinke keinen Alkohol und komme nicht zu spät nach Hause…“
Iffi lässt sich schließlich erweichen. Antonia verlässt anständig gekleidet die Wohnung und zieht sich erst unterwegs in einem Hinterhof um. Das Make up trägt sie bei Karim im Hausflur auf, ehe sie bei ihm klingelt. Er öffnet ihr die Tür, begrüßt sie mit einem zärtlichen Kuss. Antonia tritt zögernd ein – und geht dann unaufgefordert ins Schlafzimmer durch, wo bereits ein fetter, alter, stinkender, nackter Mann im Bett auf sie wartet…

„Was wirst du heute machen?“ möchte Urszula von Artjom wissen, bevor sie am Morgen die Wohnung verlässt. Momentan vertritt sie immer noch Tanja im Salon und ist sehr froh, selbst wieder etwas Geld verdienen zu können.
„Internet“, murmelt Artjom und vertieft sich in sein Tablet.
„Möchtest du mich vielleicht in die Kita begleiten?“ fragt `Käthe´ , der sich auch gerade zum Aufbruch bereit macht.
Der Junge sieht ihn an, als hätte er gerade eine Erscheinung gehabt und sagt dann mit empörter Stimme: „Neiiiin!“
„Du kannst doch nicht die ganzen Ferien in der Wohnung sitzen“, gibt Urszula zu bedenken.
„Warum nicht?“ fragt Artjom. „Draußen verpasse ich doch nichts.“
Zerknirscht macht sich Urszula auf den Weg zum Salon. So geht es wirklich nicht weiter…
Als sie eine Weile später im Salon steht, klagt sie ihren Kollegen `Lotti` und Lea ihr Leid über Artjoms eigenbrötlerisches Verhalten. Klaus, der sich gerade seine spärliche Haarpracht nachrasieren lässt, hört interessiert zu.
„Wie alt ist er?“ fragt er Urszula.
„14“, erwidert diese.
„Wie Mila“, sagt Klaus. „Vielleicht hat er ja mal Lust, bei uns vorbei zu kommen. Mila macht die ganzen Ferien über irgendwelche merkwürdigen Experimente. Könnte ihn ja möglicherweise auch interessieren.“
„Ich werde es ihm vorschlagen, aber ich hab keine allzu große Hoffnung, dass er sich darauf einlässt“, erwidert Urszula bedauernd.
In diesem Moment betritt Tanja den Laden. Sie bedankt sich nochmal bei Urszula für ihre Hilfe in den letzten Wochen und erklärt ihr, dass sie nach dem kommenden Wochenende selbst wieder anfangen möchte zu arbeiten. Urszula bedauert dies insgeheim, aber sie ist froh, dass Tanja bereit ist, ins Leben zurückzukehren und ihr Job im Salon war ja von Anfang an nur eine Frage der Zeit gewesen…
In der Mittagspause will Urszula nachsehen, was Artjom so treibt. Als sie eiligen Schrittes die Lindenstraße entlang läuft, kommt ihr Robert entgegen.
„Na, wen haben wir denn da?“ flötet er in seiner gewohnt schleimigen Tonlage. „Wenn das nicht die gute Urszula ist. Hab schon gehört, dass du wieder in der Gegend bist, aber irgendwie hatten wir bisher ja noch nicht das Vergnügen.“
Urszula sieht ihn abfällig an und zischt: „Ich hab auch schon gehört, dass du dich wieder hier rumtreibst.“
„Tja, man sieht sich immer zweimal im Leben!“ Engel grinst sie breit an.
„Dann haben wir unsere beiden Male ja jetzt hinter uns und es wird hoffentlich kein drittes Mal gaben!“ Urszula versucht, sich an ihm vorbei zu schieben.
„Aber, aber!“ spielt Robert den Empörten. „Wir haben uns seit fast 30 Jahren nicht gesehen, da wirst du ja jetzt wohl ein paar Minuten Zeit für ein kleines Schwätzchen haben.“
„Lass mich in Ruhe. Oder ich schreie!“ droht Urszula.
„Immer noch die gleiche Zicke wie früher“, sagt Robert und grinst immer noch, versucht aber nicht weiter, sie aufzuhalten.
In der Wohnung trifft Urszula Artjom beim Cello üben an. Immerhin kein Internet, denkt sie, würde sich aber dennoch freuen, wenn er mal rausgehen und sich Freunde suchen würde…
Zurück im Salon spricht Urszula ´Lotti´ auf ihre Begegnung mit Robert Engel an.
„Was findest du nur an diesem Scheusal?“ fragt sie ihn. „Du bist doch viel zu gut für den!“
„Wir lieben uns“, erklärt ´Lotti`, doch Urszula findet diese Aussage alles andere als beruhigend und glaubt, dass ´Lotti´ mit dieser Beziehung einen Riesenfehler macht.
Am Abend sitzt Urszula gemeinsam mit ´Käthe´ beim Essen, während Artjom sich im Wohnzimmer aufhält, wo er und Urszula ihre provisorisches Nachtlager aufgeschlagen haben.
„Die Mutter von einem meiner Kids hat mir heute erzählt, dass die hier nebenan im Hotel noch eine Friseurin suchen“ , berichtet ´Käthe´, „für den Spa-Bereich, glaube ich. Sie hat sich wohl selbst um die Stelle beworben, aber sie haben sie nicht genommen, weil sie wegen ihren Kindern nur halbtags kann, aber die wollen wohl unbedingt eine Vollzeitkraft.“
„Wirklich?“ fragt Urszula interessiert. „Dann sollte ich mich da vielleicht bewerben.“
„Aber willst du denn Vollzeit arbeiten?“ fragt ´Käthe´, „ich meine, wegen Artjom.“
„Der ist ja nun kein Kleinkind mehr“, meint Urszula. „Und ich brauche wirklich dringend einen festen Job. Das würden wir schon hinbekommen.“
Als Urszula später ins Wohnzimmer geht, um sich für die Nacht fertig zu machen, entdeckt sie irritiert, dass Artjom gerade beim Packen ist.
„Was macht du?“ fragt sie verwundert.
„Ich ziehe morgen zu Vater“, erklärt der Junge und widmet sich wieder seiner Beschäftigung.
„Was?“ fragt Urszula entsetzt. „Das geht nicht! Wie stellst du dir das vor? Christian hat gerade genug mit seiner Therapie zu tun. Und damit, sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Da kann er sich doch gar nicht richtig um dich kümmern. Nein, Artjom, das geht wirklich nicht.“
„Das MUSS gehen!“ erwidert Artjom trotzig. „Hier bleibe ich jedenfalls nicht!“
„Und warum nicht?“ Urszula versteht die Welt nicht mehr.
„Wegen dem Schwulen!“ sagt Artjom offen raus.
„Bitte was?“ Urszula glaubt, sich verhört zu haben. „Ist das dein Ernst? Was hast du denn gegen Schwule?“
„Das ist mir befremdlich!“ sagt Artjom erneut und mit noch mehr Nachdruck.
„Befremdlich?“ Die Polin lacht laut auf. „Mein Lieber, im Moment bist hier nur du befremdlich. Was sind das denn jetzt für homophobe Sprüche?“
„Es ist mir befremdlich, dass ein Mann sich für andere Männer interessiert“, erklärt Artjom erneut gereizt.
Urszula hat Mühe, noch ruhig zu bleiben. Was geht nur in diesem Jungen vor?
„Wir sollten ´Käthe´dankbar sein, für seine Gastfreundschaft!“ sagt sie bestimmt.
„Ich finde es auch befremdlich, dass ein Mann sich `Käthe´ nennt!“ erklärt Artjom. „Er heißt doch Georg, dachte ich. Warum nennt er sich dann nicht so? Der ist doch nicht richtig im Kopf.“
Urszula schweigt ein paar Sekunden nachdenklich. Dann sagt sie: „Ich möchte, dass du jetzt mit diesem blöden Gerede aufhörst und wieder zur Besinnung kommst.“
„Werde ich aber nicht“, entgegnet Artjom patzig. „Und es ist mir egal, was du sagst. Morgen bin ich weg!“

CLIFFHANGER auf: Urszula Winicki-Brenner

Mitwirkende Personen
Urszula Winicki-Brenner
Artjom Brenner
Georg ´Käthe` Eschweiler
Peter `Lotti´ Lottmann
Tanja Schildknecht
Lea Starck
Robert Engel
Helga Beimer
Klaus Beimer
Bruno Skabowski
Isolde Pavarotti
Marlene Schmitt
Popo Wolfson
Lola Zenker
Andy Zenker
Gabi Zenker
Valerie Zenker
Iffi Zenker
Antonia Zenker
Roland Landmann
Vasily Sarikakis
Elena Sarikakis
Casper zu Hohenlobese
Marcella Varese
Christa Zöllig
Karim El-Farooq
Mirena Dumitru

© ´popo wolfson` 2022

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: So 27. Feb 2022, 00:04 


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