Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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BeitragVerfasst: So 6. Feb 2022, 08:44 
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Folge 1820: Das Hotel »Bei den Linden«

Spieltag: Donnerstag, 03.02.2022


Auf dem Weg zur Arbeit im Supermarkt begegnet Paul an diesem Morgen Iris und Alex auf der Straße. Paul ist inzwischen längst im Bilde über die Szene, die seine Mutter in der vergangenen Woche bei den beiden abgezogen hat, und schämt sich abgrundtief dafür. Iris hat nach Lisas hysterischem Auftritt die Fahrstunden bezahlt, die noch an seine Fahrschule entrichtet werden mussten, hat Paul aber auch erklärt, dass Lisa davon nichts erfahren sollte und dass sie unter den gegebenen Umständen davon absieht, weitere Fahrstunden für ihn zu finanzieren, um die Kluft zwischen ihr und Lisa nicht noch größer werden zu lassen. Paul zeigt vollstes Verständnis dafür und kann keinerlei Verständnis mehr für das überzogene Verhalten seiner Mutter aufbringen… Nachdem sie ein paar Sätze miteinander gewechselt haben, setzt Paul seinen Weg in Richtung Supermarkt fort und bemerkt nicht, dass Lisa gerade das Haus Nr. 3 verlassen und gesehen hat, wie Paul sich mit den beiden unterhalten hat. Wütend geht Lisa auf Iris und Alex zu und giftet die beiden an: „Was soll das? Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Haltet euch von meinem Sohn fern!“
„Lisa, Paul ist auch mein Sohn“, wirft Alex ein.
„Was dich sonst auch reichlich wenig interessiert“, zischt Lisa.
„Wir haben uns nur miteinander unterhalten“, erklärt Iris. „Das kannst du uns ja wohl schlecht verbieten.“
„Unterhalten, natürlich, klar“, zickt Lisa. „Denkst du, ich merke nicht, was hier abgeht? Du willst dich doch nur wieder an ihn ranwanzen, um mir eins auszuwischen. Reicht dir ja nicht, was du mir schon alles angetan hast.“
„Lisa, ich habe dir gar nichts angetan“, sagt Iris und bemüht sich, ruhig zu bleiben, „das, was passiert ist, hast du dir ganz alleine zuzuschreiben. Und ich habe keine Lust, mich auf diesem Niveau mit dir weiter zu unterhalten.“
Mit diesen Worten dreht Iris sich um und geht in Richtung Praxis.
„Ja, verschwinde endlich und lass uns in Ruhe!“ keift Lisa ihr hysterisch hinterher. Alex sieht sie kopfschüttelnd an und sagt dann: „Du brauchst echt Hilfe, weißt du das?“ Dann geht auch er weiter und lässt Lisa einfach stehen…
Lisa, unzufrieden und frustriert über sich selbst und ihr Leben, verbringt ihren Vormittag mit Einkauf und Hausarbeit und fühlt sich nutzlos und von aller Welt im Stich gelassen.
Später an diesem Tag kehrt Romy von der Uni nach Hause in ihre WG in der Lindenstraße 1 und glaubt ihren Augen nicht zu trauen, als sie die Wohnung betritt und im Flur einem riesigen unförmigen Ungetüm gegenüber steht.
„Was zur Hölle ist das denn?“ will sie von Mika wissen, der ganz begeistert daneben steht.
„Das ist ein Jacuzzi!“ erklärt er stolz. „Habe ich im Internet bestellt, ist gerade geliefert worden.“
„Was willst du denn damit?“ fragt Romy fassungslos.
„Das ist nicht nur für mich“, sagt Mika. „Das ist für uns alle. Jetzt im Winter lassen wir es in der Wohnung und im Sommer können wir es raus in den Hinterhof stellen. Das ist ein total cooles Teil.“
„Und wovon hast du das geile Teile bezahlt?“ will Romy wissen und ahnt bereits, welche Antwort sie bekommen wird.
„Na, hab ich über Pauls Kundenkonto bestellt“, erklärt Mika strahlend. „Wird direkt von seinem Konto abgebucht.“
„Und weiß Paul das schon?“ fragt Romy spitz.
„Soll eine Überraschung sein“, erklärt Mika. „Er wird das Teil lieben.“
„Vermutlich“, murmelt Romy und verzieht sich in ihr Zimmer. Als Paul am Abend von der Arbeit nach Hause kommt, passiert jedoch genau das, was sie befürchtet hat – und in ihrer WG brennt buchstäblich die Hütte.
„Was läuft eigentlich falsch bei dir?“ will Paul von seinem Freund wissen. „Erst bestellst du diesen riesigen Fernseher, jetzt dieses Ding hier! Früher war das alles materialistischer Konsum-Scheiß für dich!“
„Ja, schon“, gibt Mika zu, „aber… also, ich meine, ab und zu muss man sich halt auch mal was gönnen, oder?“
„Aber doch nicht lauter so teures Zeugs“, tobt Paul. „Und alles von meinem Geld! Ich bezahle die Miete, ich bezahle unser Essen. Ich bezahle alles. Und du hängst den ganzen Tag nur rum und wirfst mein sauer verdientes Geld mit vollen Händen zum Fenster raus. Das geht so nicht, echt nicht!!!“
Romy setzt sich Kopfhörer auf. Sie hat gerade genug Stress in der Uni und kann die Streitereien ihrer Mitbewohner zur Zeit nicht auch noch gebrauchen. Aber sie findet es gut, dass Paul seinem unverschämten Freund endlich mal ein paar klare Ansagen macht.
Als sie später am Abend ihr Zimmer wieder verlässt, erlebt sie jedoch eine Überraschung, mit der sie nach der jüngsten Auseinandersetzung wirklich nicht gerechnet hat: Paul und Mika haben den Jacuzzi inzwischen in Gang gesetzt und weihen ihn gerade genüsslich ein.
„Ey, komm mit rein“, fordert Mika sie auf, „ist echt mega geil!!!“
„Ist jetzt nicht euer Ernst?“ fragt Romy ungläubig.
„Ist schon echt cool, das Ding“, gesteht Paul. „Irgendwie werden wir das auch noch bezahlen können, muss ich halt nochmal mein Konto ein bisschen überziehen.“
„Und Mika könnte zur Abwechslung auch mal ein bisschen arbeiten geht“, schlägt Romy spitz vor.
„Hey, jetzt versau uns nicht den schönen Abend“, grölt Mika und fordert Romy erneut auf, mit ins Wasser zu kommen. Sie gibt schließlich klein bei. Dennoch hat sie ein ungutes Gefühl dabei, mit anzusehen, wie sich Paul von seinem unverschämten Freund ausbeuten lässt…

„Maaaaamaaaaa!“ schreit Phoebe aus vollem Hals, als sie in der leeren, dunklen Küche einen ungedeckten Tisch vorfindet.
Mandy schreckt aus dem Tiefschlaf hoch. „Scheiße!!!“ flucht sie und stößt David von der Seite an. „Wir haben verschlafen! Du musst hier verschwinden, aber erst, wenn im Flur die Luft rein ist, warte hier, ich sag dir Bescheid!“
David quält sich mühsam und verschlafen aus dem Bett, während Mandy bereits eilig in ihre Klamotten schlüpft. In diesem Moment stürmt Phoebe in das Schlafzimmer ihrer Mutter – und schreit beim Anblick des nackten David laut auf… Während dieser eilig unter die Bettdecke zurück schlüpft, eilt Phoebe in den Flur.
„Was ist denn hier los?“ fragt Jeremy gähnend und kommt aus dem Kinderzimmer.
„Da ist ein nackter Mann in Mamas Zimmer!“ schreit Phoebe aufgeregt.
„Träumst du noch, oder was?“ fragt Jeremy belustigt.
In dem Moment kommt Mandy aus ihrem Schlafzimmer und ruft: „Deckt schon mal den Tisch, ich komm sofort!“
Im Hintergrund sehen die Kinder, wie der nackte David auf einem Bein neben Mandys Bett herumhüpft und unbeholfen versucht, in seine Unterhose zu schlüpfen.
„Wer ist das?“ fragt Jeremy fassungslos.
„Niemand!“ sagt Mandy schnell.
„Ich bin David!“ ruft der nackte Mann aus dem Schlafzimmer, stolpert dann ungeschickt bei dem Versuch, sein zweites Bein in die Unterhose zu stecken und fällt der Länge nach quer über Mandys Bett – wobei sein blanker Hintern in Richtung Tür zeigt.
„Uuuuaaah!“ macht Jeremy angewidert, während Phoebe sich entsetzt die rechte Hand vor die Augen hält – sie dann aber doch gleich wieder wegnimmt, weil der sich ihr bietende Anblick auf eine bizarre Weise doch einfach zu faszinierend ist…
„Hattet ihr Sex?“ fragt das Mädchen neugierig.
„Was? Nein!“ sagt Mandy schnell und zieht die Schlafzimmertür von außen zu.
„Warum wart ihr dann nackt?“ will Phoebe wissen.
„Los, Tisch decken!“ befiehlt Mandy und scheucht ihre Kinder in die Küche.
Wenige Minuten später verlässt David das Schlafzimmer, den Pullover auf links, die Schuhe nicht zugebunden und die Haare auf Sturm ruft er ein verlegenes „Tschüss!“ in die Küche und verlässt eilig die Wohnung. Jeremy sieht seine Mutter feindselig an und fragt grimmig: „Kommt der jetzt öfter?“
„Nein!“ erwidert Mandy schnell, hält dann aber inne und flüstert: „Vielleicht…!“
„Na toll!“ mault Jeremy, schiebt wütend sein halbgegessenes Frühstücksbrot von sich weg, schnappt sich seine Schultasche und verlässt grußlos die Wohnung.
„Warte auf mich!“ ruft Phoebe ihm nach, ist aber eigentlich noch gar nicht so recht gewillt, zur Schule zu gehen, da sie ihre Mutter viel lieber über den nackten Mann ausfragen will. Dennoch macht auch sie sich auf die Socken.
Scheiße, denkt Mandy, so hätte das alles nicht laufen dürfen…
Eine Stunde später trifft sie sich mit David mit im Marcellas, wo Inhaberin Marcella gerade skeptisch die erste Wein-Lieferung inspiziert, die ihr Stiefvater ihr hat zukommen lassen. Dieses überteuerte Zeug wird doch keiner ihrer Gäste haben wollen, denkt sie sich…
„Waren die beiden jetzt sehr geschockt von mir?“ möchte David von Mandy wissen.
„Naja…“, sagt Mandy zögernd. „Geschockt? Ich glaube, Jeremy war vor allem stinksauer…“
„Und jetzt?“ fragt David.
„Ich muss heute nach der Schule erstmal mit ihnen reden“, beschließt Mandy. „Ich meld mich dann später nochmal bei dir.“
Ein paar Stunden danach findet sich David erneut im Marcellas ein – zu einem Mittagessen mit seinem Kumpel Wasti.
„Immer wieder schön, neue Stammgäste zu bekommen“, freut sich Marcella. Sie hält den beiden eine von Micheles Weinflaschen unter die Nase und fragt: „Darf ich euch vielleicht einen Wein zum Essen anbieten?“
David und Wasti tauschen einen flüchtigen Blick. Dann sagt Wasti: „Ist mir echt noch zu früh für Alkohol!“
Und David fügt hinzu: „Und ehrlich gesagt, ist das, glaube ich, nicht unbedingt meine Preisklasse, was Wein anbelangt.“
Genau das hat Marcella befürchtet: Die Kundschaft in ihrem Café wird das teure Zeug verschmähen…
„Ich glaube, sie hassen mich“, sagt David zu Wasti, als Marcella mit ihrer Flasche wieder abgezogen ist.
„Die Kids?“ fragt Wasti. „Jetzt warte doch erstmal ab. Natürlich war das jetzt ein Schock für die Zwerge, aber wenn die sich wieder eingekriegt haben…“
„Wahrscheinlich will Mandy mich jetzt gar nicht mehr wiedersehen“, befürchtet David.
„Jetzt mal mal nicht gleich den Teufel an die Wand“, versucht Wasti ihn aufzuheitern.
„Aber ihre Kinder stehen für sie an erster Stelle“, erklärt David. „Das hat sie mir schon mehrmals gesagt.“
„Ja, aber nur weil die Kids dir jetzt nicht gleich um den Hals gefallen sind, heißt das ja noch lange nicht, dass sie dich nicht doch noch akzeptieren“, leistet Wasti weitere Aufmunterungsversuche.
Mandy wartet derweil ungeduldig darauf, dass Jeremy und Phoebe endlich aus der Schule kommen. Als es soweit ist und sie das Schloss der Wohnungstür klacken hört, springt sie auf und eilt in den Flur.
„Na, ihr Zwei!“ begrüßt sie sie freudig.
„Hi“, entgegnet Jeremy, knallt seinen Rucksack in die Ecke und will in sein Zimmer verschwinden.
„Jetzt warte doch mal“, hält Mandy ihn zurück. „Ich möchte gerne mit euch reden!“
„Über den nackten Mann?“ fragt Phoebe.
„Äääh… jaaa.. über David“, erklärt Mandy.
„Ist er schon wieder hier?“ fragt Jeremy mürrisch.
„Nein, ist er nicht“, versucht Mandy die Situation zu entschärfen.
„Aber er kommt wieder“, befürchtet Jeremy.
„Ist er dein Freund?“ fragt Phoebe.
Mandy schaut verlegen zwischen ihren Kindern hin und her. Dann sagt sie leise: „Nun ja, also… wisst ihr, es wäre halt schön, wenn er mein Freund werden könnte.“
„Wusste ich’s doch!“ mault Jeremy und tritt wütend gegen seine Schultasche.
„Und schläft er dann öfter in deinem Bett?“ fragt Phoebe.
„Ich… äh...nun ja“, stammelt Mandy.
„Hast du ihn lieb?“ will Phoebe nun wissen.
Mandy blickt vorsichtig in Jeremys Richtung. Dann sagt sie zögernd: „Ja, ich habe ihn sehr lieb.“
Während sich Jeremys Gesichtsausdruck weiter verfinstert, strahlt Phoebe sie an und sagt: „Das ist schön!“ - und erntet prompt einen düsteren Seitenblick von ihrem Bruder…
„Findest du das wirklich?“ fragt Mandy überrascht.
„Ja!“ freut sich Phoebe. „Ist doch schön, wenn man jemanden lieb hat!“
„Nein, das ist Scheiße!“ brüllt Jeremy. „Ich will nicht, dass du den lieb hast. Und ich will nicht, dass das Arschloch nochmal hierher kommt!“ Und mit Tränen in den Augen stürmt er in sein Zimmer und knallt die Tür hinter sich zu.
Während Mandy ihm betroffen nachblickt, erklärt Phoebe altlkug: „Jungs haben es nicht so mit Liebe! Das sehe ich ja jeden Tag in der Schule!“
Mandy lässt ihren Sohn erstmal eine Weile in Ruhe, wagt sich dann aber später doch in sein Zimmer.
„Willst du mir nicht sagen, was genau du gegen David hast?“ fragt sie vorsichtig. „Du kennst ihn doch nicht mal…“
„Ich will ihn auch gar nicht kennen“, mault Jeremy, wirft sich aufs Bett und vergräbt sein Gesicht im Kissen.
„Bist du eifersüchtig?“ erkundigt sich Mandy. Und als von Jeremy keine Antwort kommt, sagt sie: „Das musst du nicht. Er nimmt mich euch ja nicht weg. Und ich hab weiterhin genau so viel Zeit für euch wie immer, ihr seid immer noch das allerwichtigste für mich auf der Welt!“
Jeremy bleibt eine Weile mit dem Gesicht im Kopfkissen vergraben auf dem Bett liegen. Irgendwann murmelt er: „Aber Papa ist dir nicht mehr wichtig.“
Mandy sieht ihn einen Moment lang betroffen an, dann sagt sie: „Aber natürlich ist Papa mir noch wichtig!“
„Ist er nicht!“ mault Jeremy. „Sonst würdest du dir ja keinen anderen suchen. Du hast ihn schon längst vergessen!“
Nach einem weiteren Moment des Schweigens sagt Mandy: „Ich werde Papa niemals vergessen! Niemals!“
„Du hast ihn doch schon lange vergessen“, erwidert Jeremy. „Lass mich in Ruhe jetzt!“
Mandy verlässt bestürzt das Zimmer ihres Sohnes. Eine Weile später schickt sie eine Kurznachricht an David, in der sie ihm erklärt, dass sie ihn sehen muss. Kurz darauf treffen sich die beiden vor dem Marcellas.
„Wenn ich da drin jetzt auch noch zu Abend esse, bekomme ich wahrscheinlich einen Treue-Orden oder sowas von Marcella“, lacht David.
Mandy sieht ihn irritiert an. Dann sagt sie: „Es...es ist vielleicht besser, wenn wir uns eine Weile nicht mehr sehen.“
David sieht sie ungläubig an. „Wegen Jeremy und Phoebe?“
„Es… es geht grad einfach nicht“, sagt Mandy.
„Willst du dich von mir trennen?“ fragt David.
„Trennen… Wir… wir waren doch eigentlich gar nicht so richtig zusammen…“
„Waren wir nicht?“ entfährt es David fassungslos. „Und wie würdest du das bezeichnen, was sich da in den letzten Wochen abgespielt hat?“
„Naja, das war eher… so ein… Austesten!“
„Austesten?“ wiederholt David ungläubig. „So siehst du das!?“
„Es tut mir leid, aber es geht einfach nicht“, sagt Mandy bitter, dreht sich um und geht. Und wie aufs Stichwort setzt in diesem Moment ein prasselnder Regenschauer ein – und David bleibt darin wie ein begossener Pudel zurück und sieht ihr fassungslos hinterher…

Heute eröffnet das Hotel »Bei den Linden« - und die Neugier der Lindensträßler ist natürlich groß. Sämtliche Anwohner der Straße haben eine Einladung zu dem Eröffnungs-Event erhalten – vorausgesetzt, sie sind geimpft oder genesen! Helga und Gabi verlassen an diesem Morgen nach ihrem Einkauf den Supermarkt und werfen bereits interessierte Blicke zum Hotel auf der anderen Straßenseite.
„Ich bin ja schon sehr gespannt, wie das alles von innen geworden ist und was es auf der Feier so alles zu sehen und zu erfahren gibt“, posaunt Helga. „Ach, das ist ja alles so aufregend, ein Hotel in der Nachbarschaft!!!“
„Das ist jetzt aber nicht dein ernst, Mum!!!“ Wie aus dem Boden geschossen steht Klaus plötzlich vor den beiden Frauen. „Ihr wollt da aber nicht allen Ernstes hingehen? Habt ihr schon vergessen, was das für ein Theater war und wie wir monatelang gegen dieses Projekt gekämpft haben?“
„Ach, mein Hase“, winkt Helga ab. „Das war doch noch zu der Zeit, als der Lohmaier hier so einen Protzbau hinstellen wollte. Aber dieses schnuckelig kleine Hotel, das ist doch nun wirklich nicht mit dem zu vergleichen, was der und Angelina hier vorhatten.“
„Auch ein kleines Hotel wird alles verändern“, prophezeit Klaus mit finsterem Blick. „Ständig wildfremde Menschen in unmittelbarer Nachbarschaft. Und die ganze Infrastruktur dieser Straße wird sich dadurch verändern. Mit einem Hotel fängt es an. Und wenn dann die ganzen Touristen hier sind, wird das unwillkürlich noch alles Mögliche andere nach sich ziehen. In ein paar Jahren wird diese Straße nicht mehr wiederzuerkennen sein, das garantiere ich euch. Mit dem ruhigen Leben ist es dann vorbei hier.“
„Naja, ein ruhiges Leben hat es hier noch nie gegeben“, überlegt Helga. „Wenn ich nur daran zurückdenke, wie es hier in der Nachbarschaft seit jeher drunter und drüber geht.“
„Du weißt genau, was ich meine!“ sagt Klaus bockig – doch Helga und Gabi zeigen sich wenig beeindruckt von seinen Tiraden.
„Ich finde, man kann es auch ein bisschen übertreiben“, befindet Helga und raunt Gabi im Weitergehen zu: „Mein Hase kann so ein sturer Stockfisch sein. Das hat er von seinem Vater. Hans war genauso…“
„Wir gehen da jedenfalls nicht hin!!!“ ruft Klaus den beiden Frauen wütend hinterher.
Als die Eröffnungsfeier des Hotels »Bei den Linden« am Nachmittag beginnt, füllt sich der festlich geschmückte Speisesaal des Gebäudes sehr schnell mit wichtigen Vertretern der Stadt und der Presse – und mit allerlei neugierigen Nachbarn aus der Lindenstraße: Helga und Gabi erscheinen trotz Klaus’ Einwänden, in Begleitung von Andy, Lola und Bruno, darüber hinaus sind Anna und Sarah dort, Marcella und Sebastian, Vasily und Elena, Urszula und “Käthe“, Lea und Konstantin, sowie Gung, Ben, Jack und Ludde. Alex hat sich von Iris eher widerwillig dorthin schleifen lassen – er ist immer noch beleidigt, dass er das Event nach den unschönen Ereignissen auf dem Weihnachtsmarkt nicht organisieren durfte. Bauleiter Wasti ist ebenfalls da und Architektin Kornelia erscheint gemeinsam mit Angelina
Irgendwann erscheint Hubertus zu Hohenlobese auf einer Bühne am Rande des Saals, an seiner Seite seine persönliche Assistentin Fiona Graf und ein geschniegelt auftretender junger Mann um die 30.
„Wer ist das denn?“ flüstert Angelina Kornelia zu.
„Das ist der älteste Sohn von Herrn zu Hohenlobese“, erklärt die Architektin.
„Das ist zu Hohenlobeses Sohn?“ fragt Angelina überrascht. „Der hat ja überhaupt keine Ähnlichkeit mit ihm.“
„Der kommt eher nach seiner Mutter“, erklärt Kornelia. „Kennen Sie zu Hohenlobeses Ex-Frau? Die hat ein bisschen Ähnlichkeit mit Herzogin Fergie!“ Kornelia stimmt ein lautes, gackerndes Gelächter an, hält dann aber schnell inne, als ihr bewusst wird, dass der Rahmen dazu nicht allzu passend ist und einige Leute bereits zu ihr hinüber sehen. Nachdem im Saal Ruhe einkehrt, beginnt Hubertus zu Hohenlobese mit einer Ansprache, in die er die üblichen Floskeln eines solchen Events charmant verpackt und auf eine gute Nachbarschaft in der Lindenstraße hofft. Zum Schluss hin stellt er seinen Sohn Casper zu Hohenlobese vor und verkündet, dass dieser die Geschäftsführung des neuen Hotels übernehmen wird. Anschließend erklärt er das Buffet für eröffnet und wünscht allen Anwesenden einen angenehmen Nachmittag und Abend im »Bei den Linden«…
Als die Musik im Saal ertönt und sich alle Gäste auf das Buffet und auf die kostenlosen Getränke stürzen, nimmt Casper seinen Vater mit missmutiger Miene zur Seite und flüstert gereizt: „Paps, warum tust du mir das an? Als du mir gesagt hast, dass ich endlich die Leitung von einem deiner Hotels bekomme, hab ich eigentlich ein bisschen mehr erwartet als diesen Zwergenkasten am Arsch der Stadt! Traust du mir wirklich so wenig zu?“
„Ich traue dir sogar eine ganze Menge zu, mein Sohn“, versichert Hubertus, „und gerade deshalb glaube ich auch, dass das hier genau das richtige Projekt für dich ist!“
„Tssss“, macht Casper abfällig, „ein Miniaturhotel am Rande der Stadt, das ist wirklich ganz toll. Ich hätte ja gedacht, dass du mir vielleicht das Hotel in Rosenheim…“
„… wird zukünftig von Albert Seiler geführt“, fällt zu Hohenlobese seinem Sohn ins Wort.
„Ja, weil du mir doch nichts zutraust“, entfährt es Casper und er wirkt dabei zunehmend bockig wie ein kleines Kind. „Jahrelang bin ich in deinen Hotels durch sämtliche Abteilungen marschiert, hab jede noch so undankbare Aufgabe übernommen, alles von der Pike auf gelernt. Ich hatte Supernoten, einen Top-Abschluss … Und jetzt bekomme ich sowas hier!“ Abfällig lässt Casper zu Hohenlobese seinen Blick durch den Hotel-Saal schweifen.
„Du wirst dich hier auf jeden Fall beweisen können“, sagt Hubertus. „Und der Aufbau des Spa-Bereichs liegt völlig in deinen Händen, hier ist noch die komplette Umsetzung offen und du hast vollkommen freie Hand, wie du das umsetzt und wen du hier einstellst.“
„Ganz super“, motzt Casper. „Da kann ich mich ja richtig freuen.“ Grimmig mischt er sich unters Volk und lässt seinen Vater einfach stehen.
Die Stimmung unter den Gästen ist derweil ausgelassen. Das Buffet kommt gut an und Lola ist ganz begeistert davon, dass es Champagner gibt – und das auch noch umsonst.
„Lola, trink bitte nicht so viel“, ermahnt Andy seine Mutter, als sie sich ein weiteres Glas von einem der Tabletts nimmt. „Willst du, dass wir dich später nach Hause tragen müssen, oder was?“
„Ach, nun mach mal halblang, Andreas“, winkt Lola ab. „Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Und wenn es hier so ein köstliches Tröpfchen gibt… Da sollte man nun wirklich nicht drauf spucken, nicht wahr!“
Angelina beobachtet den Disput zwischen Mutter und Sohn Zenker aus einiger Distanz und macht innerlich drei Kreuze, dass ihr Onkel heute Abend nicht anwesend ist. Claudio würde es bei all den Gratis-Getränken bestimmt in kürzester Zeit schaffen, auch auf dieser Veranstaltung unangenehm aufzufallen…
In Bezug auf seine Mutter sollte Andy jedoch bedauerlicherweise recht behalten, denn als sich am späten Abend die Veranstaltung allmählich aufzulösen beginnt, kann Lola sich kaum noch eigenständig auf den Beinen halten und muss links und rechts von Andy und Gabi flankiert werden, als es auf den Heimweg geht. Im Treppenhaus der Nr. 3 trifft das schwankende Quintett, bestehend aus Andy, Gabi, Lola, Helga und Bruno auf Klaus.
„Oh, mein Hase, was bist du denn so spät noch unterwegs?“ gluckst Helga, die auch ordentlich einen im Tee hat – allerdings nicht annähernd an Lolas Pegel heran reicht.
„Na, wart ihr schön feiern in diesem unmöglichen Hotel?“ fragt Klaus abfällig.
„Ach, jetzt hör doch endlich mal auf, so ein Drama daraus zu machen“, winkt Helga ab, „allmählich machst du dich wirklich lächerlich damit, dass du dich darüber ständig so künstlich aufregst.“
„Ich verstehe nicht, wie man seine Prinzipien so über Bord werfen kann“, mosert Klaus, „wir waren uns anfangs doch alle einig, dass wir gegen dieses Hotel sind. Also sollten wir jetzt, wo es nun mal leider Gottes da ist, zumindest einen Bogen darum machen, statt auch noch dorthin zu gehen und zu feiern!“
„Einen Bogen darum machen?“ gluckst Helga. „Meinst du, dass es davon wieder verschwindet?“
„Oh je“, meldet sich plötzlich Lola zu Wort. „Ich glaube, ich müsste jetzt mal dringend auf die Toilette. Der viele Champagner drückt nun doch ganz schön auf die Blase.“
„Ich hab dir gleich gesagt, dass du die Finger davon lassen sollst!“ motzt Andy.
„Du hast mit deiner sturen Dickköpfigkeit einen sehr schönen Abend verpasst“, lehnt sich Helga weiter gegen ihren Sohn auf. „Du bist wirklich genauso verkniffen, wie dein Vater es war!“
„Ich kann es nicht mehr lang zurückhalten“, wimmert Lola.
„Die Helga hat den Schlüssel“, bemerkt Gabi.
„Was hat denn Hans jetzt damit zu tun?“ will Klaus wissen. „Der hat von dieser ganzen Hotel-Scheiße hier doch gar nichts mehr miterlebt.“
„Aber du bist in seiner sturen Art wie er“, erwidert Helga. „Der konnte sich auch immer so verbeißen wie du und dann keinen Zentimeter mehr von seinem Standpunkt abweichen. Das ist äußerst kleinkariert.“
„Helga, bitt schön, die Lola muss“, drängt Gabi.
„Oooooh jaaaa“, stöhnt Lola im Himtergrund.
Helga beginnt in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel zu kramen, während Klaus schimpft: „Hans würde sich jedenfalls im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass man uns hier so ein Hotel vor die Nase gepflanzt hat. Und er würde es unmöglich finden, wenn er wüsste, dass du so etwas auch noch unterstützt.“
„Ich unterstütze gar nichts“, entgegnet Helga empört und unterlässt sofort ihre Schlüsselsuche, um ihren Sohn böse anzublicken.
„Natürlich tust du das!“ kontert Klaus. „Du unterstützt diesen Hohenlobese, wenn du in seinem Hotel feierst und Champagner säufst.“
„Also ich saufe nicht, ja!“ Helga ist nun völlig empört. „Ich trinke wie ein normaler Mensch mal ein oder zwei Gläschen.“
„Und unterstützt damit den Kapitalismus dieses Hoteliers!“ fügt Klaus hinzu.
„Der Schlüssel, Helga!“ erinnert Gabi ihre Mitbewohnerin.
„Ach, mein Hasenbraten, manchmal bist du wirklich albern“, kichert Helga, während sie wieder in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel zu wühlen beginnt. „Kapitalismus! Wenn man mal ein bisschen mit den Nachbarn feiert. So etwas ist in dieser ganzen Corona-Zeit ohnehin viel zu kurz gekommen.“
„Helga, der Schlüssel!“ fährt Andy sie nun unbeherrscht an.
„Jetzt brüll du mich auch noch an!“ empört sich Helga. „Hier ist kein Schlüssel, den muss einer von euch haben.“
„Naaa, den hast du g’nommen!“ erinnert sich nun auch Bruno.
„Bitte, bitte, ich muss doch“, wimmert Lola erneut. „Gleich passiert mir ein Malheur.“
„Ihr werdet schon noch sehen, wo das hier noch alles enden wird mit diesem Hotel“, sagt Klaus bockig und setzt seinen Weg fort.
„Ach mach dich doch nicht lächerlich, wo soll das denn deiner Meinung nach enden?“ fragt Helga. „Es ist ein Hotel und kein Atomkraftwerk!“ Im selben Moment zieht sie den Wohnungsschlüssel aus ihrer Manteltasche hervor und sagt überrascht: „Da ist er ja! Na so etwas aber auch. Wer hat den denn da reingesteckt?“
„Ich muuuussss!“ stöhnt Lola, reißt Helga den Schlüssel aus der Hand, schreitet ausladend die Stufen hinauf, knickt weg und stürzt vor den entsetzten Augen aller zu Boden, wo sie laut jammernd liegen bleibt…

CLIFFHANGER auf: Lola Zenker

Mitwirkende Personen
Hubertus zu Hohenlobese
Casper zu Hohenlobese
Klaus Beimer
Helga Beimer
Lola Zenker
Andy Zenker
Gabi Zenker
Bruno Skabowski
Lea Starck
Konstantin Landmann
Kornelia Harnisch
Angelina Dressler
Alex Behrend
Dr. Iris Brooks
Lisa Dagdelen
Paul Dagdelen
Mika Arlen
Romy Brinkmann
Wasti Huber
David Krämer
Mandy Peschke
Jeremy Peschke
Phoebe Peschke
Marcella Varese
Elena Sarikakis
Vasily Sarikakis
Anna Ziegler
Sarah Ziegler
Gung Phan Kien
Ben Hofer
Jack Aichinger
Ludde Mayer
Urszula Winicki-Brenner
Georg ´Käthe´Eschweiler
Fiona Graf

© ´popo wolfson` 2022

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Autor: popo wolfson
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