Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1808 - Verfolgt
BeitragVerfasst: So 14. Nov 2021, 14:21 
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Folge 1808: Verfolgt

Spieltag: Donnerstag, 11.11.2021


Carsten, ‘Käthe’ und Beate sitzen in Reih und Glied im Salon und lassen sich in eben dieser Reihenfolge von Tanja, ´Lotti` und Lea frisieren.
„Wie geht es denn nun weiter bei euch?“ möchte Tanja wissen.
„Sobald ich meine Green Card habe, fliege ich mit Beate in die Staaten“, erklärt Carsten. „Ich bleibe dann bis Ostern. Also, falls wir es so lange miteinander aushalten. Und Georg kommt uns über die Weihnachtsferien besuchen.“
„Und wer weiß, vielleicht kann ich mich ja doch an den Gedenken gewöhnen, meinen Lebensabend in San Francisco zu verbringen und wir gehen ganz rüber, wenn ich in ein paar Jahren Rentner bin“, sinniert ‘Käthe’.
„Ihr werdet sehen, es wird euch gefallen“, kreischt Beate gewohnt laut. „Das ist so lustig, wenn die Amis vergeblich versuchen, meinen Namen richtig auszusprechen und mich dann Biäjtie nennen. Wer weiß, was sie aus euch beiden machen; Kate oder Katie und Corrsten oder Cörrsten.“
„Unser Streit letzte Woche war jedenfalls völlig überflüssig“, findet Carsten und blickt seinen Partner an, der ihm schuldbewusst zulächelt.
„Ich finde wir sollten das feiern“, beschließt ‘Lotti’. „Ihr seid schließlich gerade die einzigen Kunden im Laden und wir haben noch Sekt kalt stehen.“
„Sekt um diese Uhrzeit“, meint ‘Käthe’ skeptisch. „Ich wäre ja eher für Kaffee und Kuchen.“
„Kuchen um diese Uhrzeit?“ Carsten rümpft die Nase. „Das ist doch echt noch zu früh für so einen Süßkram.“
„Boah, ihr schwulen Schwucken habt auch immer was zu meckern“, kreischt Beate. „Ich will Sekt UND Kuchen!“
„Ich auch“, pflichtet ‘Lotti’ ihr bei.
„Okay“, sagt Lea, die bei Beate nur die Spitzen schneiden sollte und bereits fertig ist, „dann geh ich mal rüber ins Bayer und hol ein Tablett Kuchen für uns.“
„Torte mit viel Sahne!“ kreischt Beate ihr nach und sagt dann zu ihrem Bruder: „Gewöhn dich lieber schon mal dran. Süßes oder Fettiges zum Frühstück ist bei den Amis an der Tagesordnung.“
„Kein Wunder, dass die alle übergewichtig sind“, erwidert er.
Als Lea kurz darauf das Bayer verlässt und dabei ein riesiges Tablett mit Sahne-Stücken vor sich her balanciert, übersieht sie Tristan, der das Café gerade betreten will. Ein Zusammenstoß ist nicht mehr vermeidbar – und nach einem matschenden Geräusch läuft die Sahne brustabwärts an Tristans Anzug hinab.
„Oh, Fuck!“ schreit Lea erschrocken.
„Haben Sie das jetzt mit Absicht gemacht?“ fragt der Anwalt.
„Nein, natürlich nicht“, empört sich Lea. „Wie kommen Sie denn darauf?“
„Würde mich nicht wundern“, meint von Sassnitz und wischt an der Schweinerei auf seinem Oberkörper herum, womit er die Bescherung jedoch nur noch mehr verteilt. „Seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind, sind Sie in einer Tour pampig zu mir.“
Während Gabi bereits zur Stelle ist, um die Schweinerei bestmöglich zu beheben, zickt Lea: „Sie haben ja wohl nicht alle Tassen im Schrank! Mein Kuchen ist jetzt im Arsch, wissen Sie, was ich für das Tablett bezahlt habe? Das klatsch ich Ihnen doch nicht mit Absicht vor den Latz!“
Als Lea erkennt, dass von dem Kuchen nichts mehr zu retten ist, schiebt sie sich wütend an Tristan vorbei nach draußen.
„Und wer bezahlt mir jetzt die Reinigung?“ ruft der Anwalt ihr nach.
„Und wer bezahlt mir meinen Kuchen?“ gibt Lea giftig zurück und läuft weiter.
Als sie ohne Kuchen zurück im Salon ist, regt sie sich lautstark über den jungen Anwalt auf. „Das ist so ein Idiot!“ schimpft sie. „Hat der denn keine Augen im Kopf? Wahrscheinlich ist der mit voller Absicht in mich reingerannt, damit ich ihm jetzt die Scheiß Reinigung bezahlen kann. Volldepp!“
„Naja, wo hattest du denn deine Augen?“ fragt Tanja vorsichtig.
„Willst du mir jetzt die Schuld geben?“ fragt Lea empört. „Ich hatte gar keine Chance zu reagieren, so plötzlich, wie der vor mir stand.“
„Ich finde, du hast dich genau richtig verhalten“, kreischt Beate. „Von so einem arroganten Anwaltspinkel muss man sich gar nichts gefallen lassen.“
„Da ist er“, flüstert ‘Lotti’.
Tatsächlich geht Tristan von Sassnitz in diesem Moment eiligen Schritten auf den Hauseingang zwischen dem Salon und dem Marcellas zu, wischt dabei noch immer an seinem versauten Anzug rum und betritt schließlich das Gebäude, wobei er in den Salon einen kurzen Blick wirft, der Lea zu durchbohren scheint.
„Er ist jedenfalls nicht nach Hause gefahren, um sich umzuziehen“, stellt Carsten fest.
„Wahrscheinlich hat er oben in seinem Büro einen Schrank, in dem der exakt gleiche Anzug mindestens zehn mal hängt“, meint Lea schnippisch.
So ruhig der Morgen im Salon auch begonnen hat, so stressig wird es im weiteren Tagesverlauf. Die Kunden geben sich die Klinke in die Hand und dann gibt auch noch die Kaffeemaschine ihren Geist auf. Da ein Teil der Kundschaft aber auf seinen Kaffee besteht, bringt Lea zwei Thermoskannen zu Marcella rüber und bittet sie, diese für sie zu befüllen. Um fürs Erste schon mal was in der Hand zu haben, da Marcella selbst erstmal nachkochen muss, lässt Lea sich von der Italienerin sechs Becher Coffee to go aushändigen. Mit vollen Armen und eiligen Schritten sprintet sie zum Salon zurück, als von Sassnitz das Haus verlässt – und es zum nächsten unvermeidlichen Zusammenprall kommt. Der Inhalt aus sechs Kaffeebechern tropft und trieft an dem Anwalt runter und Lea schießt die Erinnerung an einer dieser Zeitschleifen-Komödien durch den Kopf – nur, dass ihr gerade überhaupt nicht zum Lachen zumute ist.
„Passen Sie doch mal auf, Mann!“ schnauzt Lea ihn an.
„Also wenn Sie mir jetzt immer noch erzählen, dass das keine Absicht ist, dann lügen Sie wirklich“, sagt von Sassnitz. „Und machen Sie mir nichts vor, ich bin Anwalt. Ich bin Weltmeister im Lügen und erkenne es sofort, wenn andere mir nicht die Wahrheit sagen!“
„Was?“ Lea starrt den Mann fassungslos an. „Sie hören ja wohl echt die Einschläge nicht mehr, oder?!“
Wütend geht Lea in den Salon zurück und lässt den triefenden Anwalt und die am Boden liegenden Kaffeebecher ungerührt zurück.
Nach Feierabend sitzt Tristan im Marcellas am Tresen, isst einen Imbiss und trinkt dazu ein Glas Wein.
„Wie heißt eigentlich diese zickige kleine Friseurin, die hier nebenan arbeitet?“ fragt er Marcella plötzlich.
„Meinen Sie Lea?“ fragt die Angesprochene – und im Handumdrehen hat Tristan allerlei Infos über Lea Starck erhalten…
Diese sitzt derweil mit Konstantin zuhause in der Küche und erzählt ihm, immer noch ein wenig aufgebracht, von ihren beiden Zusammenstößen mit dem Anwaltsschnösel heute. Als den beiden allmählich der Gesprächsstoff ausgeht und sie beschließen, noch irgend etwas zu streamen, klingelt es an der Wohnungstür. Genervt über die späte Störung öffnet Lea – und ihr klappt fassungslos die Kinnlade runter: Im Hausflur steht von Sassnitz mit einem Tablett Kuchen und einem Pfund Kaffee in Händen und grinst sie breit an.
„Was soll das denn jetzt werden?“ blafft Lea ihn an. „Woher wissen Sie überhaupt, wo ich wohne?“
„Das war nicht schwer rauszufinden“, erklärt Tristan. „Sie sind hier in der Straße bekannt wie ein bunter Hund. Darf ich reinkommen?“ Er balanciert vor ihrer Nase mit dem Kuchentablett und dem Paket Kaffee und fügt hinzu: „Nicht, dass sonst noch ein Unfall passiert!“
„Wollen Sie mich verarschen?!“ zickt Lea – und knallt ihm die Tür vor der Nase zu.
„Hey“, ruft von Sassnitz. „Wissen Sie, wie schwer es ist, um diese Uhrzeit noch irgendwo Kuchen aufzutreiben?“
Doch Lea ignoriert ihn und setzt sich wieder von der Fernseher. Als Konstantin sie fragt, wer denn da war, erwidert sie lediglich: „Hat sich jemand im Stockwerk geirrt.“
Aber insgeheim muss sie dann doch über die Aktion des Anwalts grinsen…

Iffi ist – wie üblich – bereits im frühen Morgen schon völlig gestresst. Sie hatte heute einen wichtigen Termin im Labor, hat sich bis spät in die Nacht darauf vorbereitet und steht nun vollkommen unter Strom.
„Du bist so ein richtiger Workaholic geworden“, stellt Valerie beim Frühstück fest. „Also ich kann das ja echt überhaupt nicht nachvollziehen. Ich meine, ich liebe meinen Beruf ja auch. Und vor allem ist mein Job so immens wichtig, im Gegensatz zu deinem. Ich helfe schließlich kranken Menschen. Aber dass ich die Arbeit so über alles andere stellen würde, könnte mir nicht passieren. Gerade in deiner Situation…“
„In was für einer Situation?“ fragt Iffi und befürchtet, dass ihre Schwester gleich wieder eine Bemerkung über ihr Gewicht machen wird.
„Na, als Mutter“, sagt Valerie. „Wenn ich mal Kinder habe, dann werde ich nicht mehr arbeiten. Dann werde ich den ganzen Tag voll und ganz für sie da sein. Immer. Rund um die Uhr.“
„Und dein Geld scheißt du dann, oder was?“ fragt Iffi bissig.
„Aber Roland verdient doch auch“, sagt Valerie. „Da könntest du doch zuhause bleiben und Hausfrau sein. Allein schon für deine Kinder.“
„Falls du es noch nicht mitbekommen hast: Nico führt bereits sein eigenes Leben“, zischt Iffi. „Und Antonia ist ja sowieso froh, wenn ich auf der Arbeit bin und sie mich möglichst selten sieht.“
„Siehst du“, wirft Valerie ein, „da hast du es schon. Du und Antonia habt nur so ein distanziertes Verhältnis, weil du ständig so viel arbeitest.“
„Nein“, geht Iffi zum Gegenangriff über, „weil auch Antonia erwachsen wird und sich abnabelt. Das ist ein ganz normaler Prozess. Was macht die eigentlich wieder so lange im Bad? ANTOOOOONIIIIAAAA!!!“
„Also wenn ich mal Kinder habe…“, beginnt Valerie erneut.
„Hör auf damit“, fällt Iffi ihr ins Wort, „du wirst jetzt auch keine Kinder mehr kriegen, der Zug ist abgefahren!“
„Du bist so gemein!“ schreit Valerie und bricht in Tränen aus. „Wie kannst du nur solche schlimmen Dinge sagen?“
Innerhalb von Sekunden steigert sie sich in einen hysterischen Heulkrampf hinein.
„Üsch hob dös so digge“, brüllt Roland, der gerade in der Küche erscheint. „Jääd'n Dooch 'n neues Drömö hier! Jetzt hör doch öndlisch moll uff, de Valerie bei jöder Geläjenheit zu schigganieren, Iffi!“
Und schon ist der Streit wieder im vollen Gange; Valerie heult, Iffi keift und Roland mault… Antonia nutzt das Chaos, um sich ohne Frühstück aus der Wohnung zu stehlen.
An der Bushaltestelle erzählt Annalena ihr, dass sie nun Nachhilfe bei dem absonderlichen alten Knacker aus dem Dachgeschoss bekommen soll, doch Antonia hört ihr kaum zu. In Gedanken ist sie bei Karim. Seit sie vor zwei Wochen für ihn mit Yussef geschlafen hat, spielt sich in ihrem Kopf kaum noch etwas anderes ab. Dieser Sex-Akt mit diesem fremden Typen war für sie so erniedrigend und abstoßend. Sie fühlt sich schmutzig seither. Und dennoch glaubt sie, dass sie damit das Richtige getan hat, schließlich konnte sie Karim so helfen – und für ihn würde sie alles tun… Sie macht sich bewusst, wie sehr sie ihn liebt und wie glücklich sie sich schätzen kann, einen Freund wie ihn zu haben. Und sie ist sich sicher, dass es für Karim noch viel schlimmer war als für sie selbst, dass sie Sex mit einem anderen Mann hatte. Karim… Als sie während des Unterrichts eine Kurznachricht von ihm erhält, in der er ihr schreibt, dass er sich am Nachmittag mit ihr in der Wohnung treffen möchte, hüpft ihr Herz. Die Wohnung… Seit sie dort vor zwei Wochen Sex mit Yussef hatte, ist sie nicht mehr dort gewesen. Und es ist schon merkwürdig, jetzt dorthin zurückzukehren. Ein mulmiges Gefühl beschleicht sie. Doch das muss sie ausblenden. Für sich und für Karim. Einfach vergessen, was geschehen ist…
Als Karim sie von der Schule abholt und mit ihr in die Stadt fährt, gelingt ihr das auch ganz gut. Antonia ist sich absolut sicher, dass er der Richtige für sie ist, dass sie mit ihm zusammen sein möchte und dass er für sie ebenso alles tun wird, wie sie für ihn.
Die beiden verbringen ein paar schöne Stunden in der Stadt. Bevor sie sich auf den Weg zu Karims Wohnung machen wollen, setzen sie sich noch gemeinsam in ein kleines Café, wo Karim plötzlich eine kleine Pille zum Vorschein holt und Antonia zuschiebt.
„Was ist das?“ fragt sie verwundert.
„Ein Aphrodisiakum“, flüstert Karim ihr in Ohr.
„Du meinst…“
„Probier’s aus“, sagt Karim. „Das Ergebnis ist überwältigend.“
Antonia nimmt die Tablette, doch als sie kurz darauf auf dem Weg zu Karims Wohnung sind, ist ihr merkwürdig schummerig im Kopf. Sie sieht ihre Umgebung wie durch einen Schleier und fühlt sich selbst wie in Watte gepackt. Ist das die Wirkung eines Aphrodisiakums, fragt Antonia sich verwirrt, oder hat Karim ihr etwas anderes gegeben? Aber warum sollte er das machen? Antonia schiebt diesen Gedanken schnell beiseite, es wird schon alles seine Richtigkeit haben.
In der Wohnung angekommen, fühlt Antonia sich so leicht, als würde sie mehrere Meter über dem Boden schweben. Wahrscheinlich wirkt ein Aphrodisiakum tatsächlich genau so. Antonia fühlt sich frei und glücklich, wie berauscht. Sie freut sich auf den bevorstehenden Sex mit Karim – doch als dieser die Tür zum Schlafzimmer aufstößt und ihr den Vortritt lässt, liegt dort ein fremder Mann im Bett…
„Was… ich…?“ Antonia steht perplex in der Tür und hat das Gefühl, dass das Zimmer anfängt, sich zu drehen.
„Du wirst jetzt mit ihm schlafen und dann bringe ich dich nach Hause, okay?!“ flüstert Karim ihr sanft von hinten ins Ohr.
„Ich… nein!“ erwidert Antonia entsetzt.
„Aber natürlich wirst du das!“ flüstert Karim nahezu zärtlich und schiebt sie mit sanfter Gewalt weiter in das Schlafzimmer.
„Warum?“ stößt Antonia erstickt hervor. „Du… du hast doch gesagt… dass ich das nie wieder…“
„Psssst“, zischt Karim in ihr Ohr. „Es ist alles in Ordnung. Du tust das nur für uns.“
„Aber… ich verseh’ das nicht“, wimmert Antonia.
„Das musst du auch nicht verstehen“, flüstert Karim sanft. „Mach es einfach und alles wird gut.“
Antonia ist kaum noch Herr ihrer Sinne. Ihr Kopf fühlt sich immer benebelter an. Wie ferngesteuert legt sie sich zu dem Mann, einem glatzköpfigen Endfünfziger, ins Bett und lässt es einfach über sich ergehen…
Als es vorbei ist, bekommt Antonia, mittlerweile völlig benebelt, mit, wie der Mann Karim mehrere Geldscheine in die Hand drückt und dann die Wohnung verlässt.
Karim hilft der immer noch vollkommen neben sich stehenden Antonia beim Anziehen und fährt sie dann nach Hause. Auf der Rückfahrt wird Antonia im Kopf allmählich wieder klarer, aber sie ist unfähig, Karim irgendwas zu fragen oder überhaupt zu sprechen.
Als er an der Ecke Ulrike-Böss-Straße – Lindenstraße anhält, gibt er Antonia einen zärtlichen Kuss und flüstert: „Wir sehen uns am Wochenende, okay? Du bist wundervoll.“
Antonia steigt wortlos aus und stolpert durch die Lindenstraße in Richtung Kastanienstraße. Als sie die Wohnungstür aufschließt, hört sie Iffi und Roland in der Küche streiten. In ihrem Zimmer schreibt sie einen Zettel (»Habe Kopfschmerzen, bin schon im Bett. Hier ist ja eh Scheiß Stimmung. Nacht, Toni«), legt ihn auf die Kommode im Flur, geht in ihr Bett und zieht sich die Decke über den Kopf…


Als Helga am Morgen auf dem Weg zum Bayer ist, um dort mit Gabi deren morgendlichen Pausenkaffee zu trinken, kommt Sophie ihr auf dem Bürgersteig entgegen.
„Hallo Helga!“ sagt sie freundlich.
„Sophie???“ Helga ist völlig perplex. „Was machst du denn hier?“
„Ich besuche Mama und Emil“, erklärt die Gefragte.
„Bist du gerade angekommen?“ fragt Helga.
„Nein, ich bin schon seit Sonntag hier“, erklärt Sophie. „Ich muss weiter. Wir sehen uns. Ciao!“
Und ehe Helga irgendwas erwidern kann, ist Sophie auch schon wieder weg. Helga blickt ihr einen Moment lang fassungslos hinterher, dann eilt sie zu Gabi ins Café.
„Hast du gewusst, dass Sophie hier ist?“ will Helga von ihrer Mitbewohnerin wissen.
„Ja, freilich“, erwidert Gabi. „Seit Sonntag. Und heute kommt auch die Sarah an.“
„Wie bitte?“ Helga bekommt große Augen. „Sophie ist seit Sonntag hier, Sarah kommt auch… Und mir erzählt mal wieder keiner was…“
„Tut mir leid“, entschuldigt sich Gabi, „aber ich hab wirklich nicht g’wusst, dass dich des so interessiert!“
„Natürlich interessiert mich das“, gibt sich Helga empört. „Sarah und Sophie sind ja schließlich fast so etwas wie meine eigenen Töchter!“
„Ach, sind sie das?“ fragt Gabi mit einer Mischung aus Belustigung und Ungläubigkeit.
„Es sind Hansemanns Töchter“, erklärt Helga. „Und Hansemanns Kinder sind auch meine Kinder.“
„Des sind ja ganz neue Töne!“
„Was machen die beiden denn hier?“ fragt Helga.
„Eigentlich wollten sie über Weihnachten kommen“, erklärt Gabi. „Aber zwischen den Jahren ist die Sophie jetzt auf irgend so einer Fortbildung für Tierheilpraktiker in einer Tierklinik in Glasgow. Und darum ist sie jetzt schon g’kommen. Und weil die Sarah ihre Schwester auch mal wiedersehen wollt’, hat sie sich jetzt auch Urlaub g’nommen.“
„Du bist ja gut informiert“, stellt Helga beleidigt fest. „Kommt Tom etwa auch?“
„Naa, der Weg ist wohl doch zu weit, für nur mal so zwischendurch…“
„Wahrscheinlich ist der Weg auch zu weit, damit sie mich mal zwischendurch besuchen, wenn sie schon mal hier sind“, gibt Helga sich immer noch betont beleidigt.
„Geh, Helga“, versucht Gabi auf sie einzuwirken. „Die Sarah kommt ja heut’ erst an. Die hätten’s dich in den nächsten Tagen bestimmt noch besucht.“
Anna und Emil sind derweil froh über den Familienbesuch und auch Martin ist heute in der Lindenstraße, schließlich möchte auch er bei der Ankunft der anderen Schwester anwesend sein. Gegen Mittag trifft Sarah dann auch endlich ein. Die Wiedersehensfreude ist groß und die nächsten Stunden im Kreise der Familie vergehen wie im Flug – es gibt ja auch viel zu erzählen. Doch zwischendurch entsteht immer wieder der Eindruck, dass Sarah unruhig und nervös wirkt und irgendwas sie zu bedrücken scheint
Am Abend, als Martin zurück in seiner Wohnform ist und Emil angesichts der vielen aufregenden Eindrücke des heutigen Tages todmüde in sein Bett gefallen und sofort eingeschlafen ist, fragt Anna ihre älteste Tochter schließlich: „Was ist denn los, mein Muckelchen? Hast du Probleme? Du wirkst irgendwie so… ich weiß auch nicht, so anders als sonst. Gibt es Probleme bei deinem Job in Hamburg?“
Sarah holt tief Luft, dann sagt sie: „Ich hab gekündigt, ich geh da nicht mehr hin. Meine Kündigungsfrist läuft noch bis Ende des Jahres, aber weil ich noch genug Resturlaub und Überstunden habe, bin ich jetzt schon raus.“
„Was… Gekündigt? Aber… warum denn?“ Anna versteht die Welt nicht mehr. Bisher hatte sie immer den Eindruck, dass Sarah mit ihrer Arbeitsstelle in der Kanzlei in Hamburg sehr zufrieden war.
„Ich will weg aus Hamburg… weil… Ich werde gestalkt“, erklärt Sarah.
„Gestalkt?“ entfährt es Anna entsetzt.
„Das fing ganz harmlos an, im letzten Frühling“, berichtet Sarah. „Ich hab immer mal wieder was per Kurier bekommen oder einfach vor meiner Wohnungstür gefunden. Blumen, Pralinen, Stofftiere… Auch mal eine anonyme Karte. Ich hab mir erst gar nicht so viel dabei gedacht. Irgendwann gingen dann die anonyme Anrufe los. Jemand hat geatmet, aber nie was gesagt. Und dann hab ich mich verfolgt gefühlt. Zuerst hab ich gedacht, dass ich mir das einbilde. Aber dann war ich mir zunehmend sicher, dass ich ständig beobachtet werde.“
„Ach du Scheiße“, murmelt Sophie.
„Im Sommer hab ich eine Woche Urlaub auf Föhr gemacht“, erzählt Sarah weiter. „Und danach ging es dann so richtig los.“
„Wieso? Was war auf Föhr?“ will Anna beunruhigt wissen.
„Auf Föhr war an sich alles in Ordnung. Aber wisst ihr, wen ich da getroffen habe? Fabian! Erinnert ihr euch noch? Er arbeitet auf Föhr, als Koch. Aber er hatte auch gerade Urlaub. Naja, jedenfalls sind wir uns zufällig über den Weg gelaufen. Und dann haben wir uns ein paar Mal getroffen, solange ich da war. Ganz unverbindlich, ein bisschen über alte Zeiten quatschen, er hat mir was von der Umgebung gezeigt. Und dann bis ich zurück nach Hamburg – und der Terror ging richtig los. Ich hab fast täglich Anrufe bekommen. Der Typ hat nichts gesagt, nur obszön gestöhnt. Das war auch der Grund, warum ich mir ein neues Handy mit neuer Nummer angeschafft habe. Und dann war mir auch schnell klar, dass ich wirklich verfolgt wurde. Der Typ hat mir die Reifen von meinem Fahrrad zerstochen, hat mir Blumen mit abgerissenen Köpfen vor die Tür gelegt. Ich bin dann zu einer Freundin gezogen, weil ich alleine in meiner Wohnung Angst hatte. Aber da hat er mich auch gefunden…“
„Oh Gott!“ Anna schlägt entsetzt die Hand vor den Mund.
„Auf der Arbeit hat er mich auch angerufen. Er hat nie was gesagt, immer nur geatmet und gestöhnt.“
„Bist du denn nicht zur Polizei gegangen?“ will Sophie wissen.
„Mehrmals“, antwortet Sarah. „Erst hieß es, solange er mir nichts Gravierendes antut, können sie nichts machen…“
„Was???“ ruft Anna aus.
„Nachdem dann meine Reifen zerstochen wurden, hieß es, sie würden öfter mal in meiner Straße und in der Straße, wo die Kanzlei ist, Streife fahren und die Augen offen halten. Letzten Monat war meine Freundin, bei der ich jetzt wohne, ein paar Tage im Urlaub. Als ich abends von der Arbeit nach Hause kam, war die Wohnungstür aufgebrochen. Ich hab die Polizei gerufen. Auf meinem Bett lag ein Teddy, aber sie haben keine verwertbaren Spuren gefunden.“
„Aber… wer könnte denn dahinter stecken?“ fragt Anna atemlos. „Gab es irgendjemanden? Jemand, dessen Gefühle du nicht erwidert hast, der sich von dir vor den Kopf gestoßen fühlen könnte?“
„Niemand“, versichert Sarah. „Ich hab seit Urzeiten niemanden mehr gedatet..“
„Krank“, sagt Sophie. „Warum gibt er sich dir denn nicht einfach zu erkennen? Er kann doch gar nicht wissen, ob du wirklich nichts von ihm willst.“
„Und nach Föhr ging es richtig los, sagst du?“ hakt Anna nochmal nach. „Warum ausgerechnet danach.“
„Ich befürchte… wegen Fabian“, erzählt Sarah stockend.
„Aber er kann doch gar nicht wissen…“, beginnt Anna und hält dann erschrocken inne. „Oh mein Gott! Du glaubst, er ist dir auch nach Föhr gefolgt und hat euch das zusammen gesehen?“
„Vermutlich“, meint Sarah. „Er muss uns gesehen haben und eifersüchtig auf Fabian sein. Ich hab ihn angerufen, wir haben im Urlaub unsere Handynummern getauscht. Er sagte zuerst, dass ihm nichts aufgefallen wäre, dann meinte er, dass er auch verfolgt würde. Das war genau während der paar Tage, an denen bei mir ausnahmsweise mal nichts passiert ist. Das kann doch kein Zufall sein.“
„Wurde Fabian denn auch weiter bedroht?“ fragt Sophie.
„Nein, danach hat er dann ja wieder mich belagert“, jammert Sarah. „Aber er lässt sich nicht erwischen, er macht das so geschickt, dass die Polizei keine Spur von ihm hat. Und ich hab auch immer noch keinen Schimmer, wer es sein könnte. Aber ich habe Angst.“
„Aber das ist doch nur verständlich!“ Anna umarmt ihre älteste Tochter. „Warum bist du denn nicht schon viel früher nach München gekommen?“
„Weil ich dachte, es hört irgendwann wieder auf. Aber nach dem Einbruch letzten Monat… Wer weiß, was da noch alles kommt und was er sich als nächstes einfallen lässt. Ich wollte da nur noch weg.“
Die drei Ziegler-Frauen schweigen eine Weile. Irgendwann fragt Anna in die Stille hinein: „Was willst du denn nun machen?“
„Ich dachte, ich kann erstmal hier bleiben“, erwidert Sarah schulterzuckend. „Nachdem ich quasi in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgehauen bin, findet er mich hier vielleicht nicht. Und dann sehe ich mal weiter. Vielleicht finde ich ja eine neue Stelle hier in München. Sonst bewerbe ich mich deutschlandweit weiter. Nur in die Umgebung von Hamburg will ich nicht zurück.“
„Du kannst natürlich so lange bleiben, wie du willst“, sagt Anna.
„Was passiert denn mit deinen Sachen?“ fragt Sophie.
„So viele Sachen sind das gar nicht“, entgegnet Sarah. „Meine Wohnung hab ich möbliert gemietet. Und alles, was ich erstmal nicht brauche, habe ich bei meiner Freundin untergebracht.“
Erneutes Schweigen tritt ein. Dann fragt Sophie plötzlich: „Und wenn er dich hier auch findet?“
„Außer meiner Freundin habe ich niemandem erzählt, wohin ich will“, antwortet Sarah. „Und der kann ich vertrauen, die hält dicht.“
„Aber du weißt ja nicht, was er sonst so alles über dich weiß“, gibt Sophie zu bedenken. „Wenn er weiß, dass du ursprünglich aus München kommst, dann muss ihm das womöglich niemand erst noch stecken. Wenn er eins und eins zusammenzählen kann, dann kommt er wahrscheinlich von ganz alleine darauf, wo er dich suchen muss…“

CLIFFHANGER auf: Sarah Ziegler

Mitwirkende Personen
Anna Ziegler
Sarah Ziegler
Sophie Ziegler
Martin Ziegler
Emil Ziegler
Helga Beimer
Gabi Zenker
Valerie Zenker
Iffi Zenker
Antonia Zenker
Roland Landmann
Konstantin Landmann
Lea Starck
Tristan von Sassnitz
Tanja Schildknecht
Peter ‘Lotti’ Lottmann
Georg ‘Käthe’ Eschweiler
Dr. Carsten Flöter
Beate Flöter
Marcella Varese
Annalena Wendland
Karim El-Farooq

© ´popo wolfson`2021

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: So 14. Nov 2021, 14:21 


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1808 - Verfolgt
BeitragVerfasst: So 14. Nov 2021, 18:14 
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Registriert: Mi 29. Sep 2010, 00:11
Beiträge: 11591
Sophie ist ein kluges Köpfchen... schön, dass Fabian mal wieder aufgetaucht :P ;)

Antonia, die Arme, ... Nina wird bald eingreifen müssen.

Was ich mich frage: saß der Herr Anwalt dann alleine in Lea und Dingens Küche und hat dort den Kuchen gegessen, oder hat er abgestellt und sich dann wieder entfernt?

Schöne Folge, die es in sich hat. Dabei fing alles ja voller Leichtigkeit an: der Familienbesuch von FlöterEschweilers im SektSalon :lol:

„Sekt um diese Uhrzeit“ ?? :lol: , wenn die wüssten.... und Beates Gekreische...und Lottis Geflöte :muah: wunderbar


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