Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
Aktuelle Zeit: Mo 6. Mai 2024, 10:48

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 3 Beiträge ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Folge 1807 - San Francisco
BeitragVerfasst: So 7. Nov 2021, 08:02 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Di 14. Sep 2010, 16:04
Beiträge: 10227
Wohnort: Popihausen
Folge 1807: San Francisco

Spieltag: Donnerstag, 04.11.2021

„Kannst du uns mal sagen, warum wir mitten in den Ferien so früh aufstehen müssen?“ motzt Annalena, die sich bereits morgens um sieben mit den Zwillingen Maite und Merle mit ihren Eltern am Frühstückstisch einfinden muss, während er Schwester Lovis noch im Bett liegen darf.
„Ich habe eine Idee“, erklärt Kerstin ihren Töchtern. „Und darüber würde ich gerne mit euch reden, bevor ich zur Arbeit muss.“
„Dein Ernst?“ fragt Maite. „Das hätte doch bis heute Nachmittag Zeit gehabt.“
„Was denn für eine Idee?“ will Merle wissen.
„Also, der Herr Benodakt“, beginnt Kerstin, „das ist dieser ältere Herr, der seit letztem Monat in einer der Dachgeschosswohnungen das oben wohnt, der ist pensionierter Lehrer. Und da habe ich so gedacht, dass ich den ja vielleicht mal fragen könnte, ob er nicht Zeit und Lust hat, euch in euren jeweiligen Problemfächern Nachhilfe zu geben.“
„Was?“ fragen die Zwillinge entsetzt wie aus einem Mund, während Nils sich an seinem Kaffee verschluckt.
„Also bei mir kannst du dir das sparen“, sagt Annalena gleichgültig. „Ich mach maximal noch das Schuljahr zu Ende, dann ist eh Schluss für mich.“
„Also Annalena bräuchte dann eh in allen Fächern Nachhilfe“, sagt Maite keck.
„Ich will keine Nachhilfe“, nölt Merle. „Und schon gar nicht bei diesem komischen alten Mann da oben. Der sieht aus, als ob der schon mal gestorben wäre und sich wieder ausgegraben hat!“
Alle drei Mädchen protestieren heftig gegen die Pläne ihrer Mutter und gehen dann wieder zurück ins Bett. Auch Nils scheint alles andere als begeistert. „Wann ist dir denn die Idee gekommen?“ fragt er.
„Gestern Abend im Bett“, meint Kerstin schulterzuckend.
„Und das konntest du vorher nicht mit mir absprechen?“
„Dafür war keine Zeit.“
Als Kerstin sich etwas später auf den Weg zur Arbeit begibt und von der anderen Straßenseite zu den Dachgauben hinauf blickt, sieht sie, dass bei Herrn Benodakt schon Licht brennt – offenbar ist der neue Nachbar ein Frühaufsteher.
Warum eigentlich nicht, denkt sie. Und da sie noch ein paar Minuten Zeit hat, geht sie zurück ins Haus und steigt die Treppen ins Dachgeschoss hinauf. Als Hermann Benodakt ihr öffnet, trägt er allerdings lediglich einen Alt-Herren-Schlafanzug und darüber einen abgewetzten offenen Bademantel und Kerstin kommt der unangenehme Gedanke, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war, den Mann schon zu dieser frühen Stunde zu behelligen…
„Ja, bitte?“ knurrt Benodakt mürrisch.
„Guten Morgen, Herr Benodakt, mein Name ist Kerstin Wendland“, stellt sie sich vor. „Ich wohne auch hier im Haus.“
„Sie sind die mit den vielen Kindern“, stellt Hermann Benodakt grimmig dreinblickend fest.
„Richtig“, sagt Kerstin verkrampf lächelnd und fühlt sich zunehmend unwohl in ihrer Haut.
„Und was führt sie in dieser Herrgottsfrühe zu mir?“ fragt Herr Benodakt genervt.
Und so holt Kerstin tief Luft und trägt ihm ihr Anliegen vor.
„Sie wollen also, dass ich Ihren Töchtern Nachhilfe gebe“, stellt Benodakt am Ende von Kerstins Ausführungen mit einem merkwürdigen sarkastischen Unterton fest. „Mit Verlaub, aber diese Mädchen scheinen ja nicht gerade die hellsten Kerzen auf der Torte zu sein.“
„Also...ich…“
„Dachten Ihre Zwillinge allen Ernstes, dass es nicht auffällt, wenn Sie bei den Klassenarbeiten Ihre Rollen tauschen?“ Herr Benodakt klingt nun beinahe belustigt. „Und Ihre Älteste will Schauspielerin werden? Welch utopischer Plan. Brotlose Kunst!“
„Es tut mir leid, dass ich sie belästigt habe“, erwidert Kerstin und geht.
„Wissen Sie, ich war heilfroh, als der Tag meiner Pensionierung gekommen war und ich endlich nichts mehr mit Schülern am Hut hatte“, ruft er ihr nach. „Da werde ich nun einen Teufel tun, irgendwelchen unterbelichteten Blagen Nachhilfe zu geben. Dieses Kapitel ist Vergangenheit!“
Eine Weile später an diesem Morgen stehen Maite und Merle an der Bushaltestelle vor dem Akropolis. Sie wollen den Ferientag nutzen, um in die Stadt zu fahren. Dann erleben sie jedoch eine dumme Überraschung: Der Busfahrer erklärt ihnen, dass ihre Schüler-Jahreskarte nur an Schultagen gültig ist und somit nicht während der Ferien. Zerknirscht steigen die Mädchen wieder aus.
„So ein Mist!“ mosert Merle. „Wir können aber jetzt nicht unser Taschengeld für zwei Fahrkarten ausgeben. Und laufen ist zu weit. Warum hat Papa eigentlich unsere Fahrräder noch nicht repariert?“
„Ich hab eine Idee“, sagt Maite plötzlich. „Komm’, wir warten auf den nächsten Bus!“
Als dieser schließlich kommt, steht auch Hermann Benodakt an der Haltestelle und beäugt die Zwillinge misstrauisch.
Maite steigt als erstes in den Bus. Sie bezahlt einen Fahrschein, dann zeigt sie auf eine Stelle seitlich links über dem Busfahrer und fragt ihn: „Was ist das denn da?“
Der Busfahrer schaut irritiert nach oben. Schnell schlüpft Maite durch und läuft in den hinteren Bereich des Busses, während Merle sich an ihre Position begibt.
„Was meinst denn?“ fragt der Fahrer irritiert. „I seh do nix!“
„Ach, schon weg“, entgegnet Merle, nimmt den Fahrschein entgegen und folgt ihrer Schwester. Hat ja super geklappt, so haben sie zumindest das Geld für einen Fahrschein gespart. Doch sie haben ihre Rechnung ohne Herrn Benodakt gemacht, der direkt hinter ihnen einsteigt.
„Einen Moment!“ ruft dieser laut durch den ganzen Bus. „Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor! Meine Damen!!!“
Mit hochgerecktem Zeigefinger winkt er die Mädchen zu sich in den vorderen Teil des Busses.
„Ich glaube, die eine Dame hat vergessen, zu bezahlen“, erklärt Benodakt spitz.
„Des derf ja wohl net woahr sein“, empört sich der Busfahrer, als er erkennt, welchem Trick er gerade aufgesessen ist. „Ja, spinn’ I denn? Woas fällt’s euch denn ein? Des is ja kriminell, was ihr zwoa Gören da treibt’s!“
„Oh, bitte, wir haben kein Geld für eine zweite Karte“, versucht Merle zu erklären.
„Mei, denn könnt’s aa net Bus foahr'n“, schimpft der Betrogene. „Entweder ihr zahlt’s jetzt des zweite Ticket oder ihr steigt’s aus!“
„Dann möchten wir das erste Ticket wieder eintauschen“,erklärt Merle.
„Eintauschen?“ fragt der Fahrer.
„Ja, Geld zurück“, sagt Maite etwas schnippischer als ihre Schwester.
„Naaa, es gibt koan Geld z’ruck“, lacht der Fahrer böse. „Ja, wo kämen wir denn das hin? Entweder ihr kauft’s a zweites Ticket oder es fährt nur eine von euch. Seid’s froh, dess I euch net o'zeig!“
Während Merle zerknirscht zu Boden sieht, schnauzt Maite den Mann an: „Wir wollen unser Geld zurück, sonst zeigen wir Sie nämlich an!“
„Na, werd’s mal net frech, junge Dame“, mault der Busfahrer zurück.
„Komm, lass doch“, versucht Merle ihre Schwester zu beruhigen.
„Nichts lass ich“, schimpft Maite – und dann an Benodakt gewandt: „Sie sind doch Schuld an allem! Was geht Sie das überhaupt an?“
„Ich als aufmerksamer Bürger…“, beginnt Benodakt.
„Ach, halten Sie doch den Mund“, schneidet Maite ihm den Satz ab. Und dann an den Fahrer: „Wenn Sie uns jetzt nicht unser Geld zurück geben, dann… dann fahren wir nie wieder mit ihrer Schrott-Linie!“
„Geh, schleicht’s euch“, lacht der Fahrer auf. „Auf solche Fahrgäst wie euch kann I getrost verzichten!“
Und Sekunden später stehen Maite und Merle wieder auf dem Bürgersteig und der Bus fährt ohne sie ab.
„Tolle Idee, echt“, schimpft Merle. „Jetzt stehen wir immer noch hier und sind unser Geld trotzdem los.“
„Was machst du mich jetzt so an?“ verteidigt Maite sich empört. „Der alte Zombie vom Dachgeschoss ist doch Schuld an allem!“
Schlecht gelaunt gehen die Zwillinge nach Hause zurück und verbringen den Nachmittag schließlich in der Wendland-Wohnung vor dem Fernseher statt, wie geplant, in der Stadt.
Als die Familie am Abend beim Essen sitzt, klingelt es an der Wohnungstür. Lovis erbarmt sich, zu öffnen – und betritt Sekunden später mit Hermann Benodakt die Küche. Den Zwillingen bleiben die Mündern offen stehen, aber auch der Rest der Familie ist irritiert über diesen Besuch.
„Es tut mir leid, dass ich in Ihr Familienessen platze“, sagt Herr Benodakt und lässt seinen Blick über den Tisch schweifen. „Ich möchte auch gar nicht lange stören, ich wollte Ihnen nur kurz mitteilen, dass ich es mir überlegt habe. Ich würde Ihren Töchtern Nachhilfe geben.“
„WAS???“ schreien Annalena und die Zwillinge entsetzt auf, während Kerstin begeistert sagt: „Wirklich? Das ist ja großartig!“
„Nein, ist es nicht!“ widerspricht Maite.
Herr Benodakt wirft ihr einen missbilligenden Seitenblick zu und sagt dann zu Kerstin und Nils: „Ich hoffe, dass ich Ihren Töchtern nicht nur bei ihren schulischen Problemen helfen kann, sondern ihnen auch ein bisschen Benimm und Anstand vermitteln kann.“
„Also ich denke, dass wir unsere Töchter schon ganz gut erzogen…“, beginnt Nils.
„Ganz wie Sie meinen“, fällt Kerstin ihrem Mann ins Wort und wirft ihm dabei einen bösen Blick zu. Er soll ihr das jetzt bloß nicht noch auf den letzten Drücker vermasseln.
Benodakt fordert seine zukünftigen Nachhilfeschülerinnen auf, ihm in den nächsten Tagen genauere Informationen über ihren aktuellen Unterrichtsstoff und ihre Defizite zukommen zu lassen. Dann wendet er sich noch speziell an die Zwillinge. „Habt ihr euren Eltern schon euren heutigen Betrugsversuch gebeichtet?“fragt er scharf. Dann nickt er noch einmal zum Abschied in die Runde und verlässt die Wohnung.
„Betrugsversuch?“ entfährt es Nils fassungslos.
„Ach, Mensch, der Zombie spinnt doch!“ faucht Maite, während Merle ihre Eltern schließlich über ihren Versuch berichtet, zum halben Fahrpreis mit dem Bus in die Innenstadt zu gelangen.
„Ich gehe jedenfalls nicht zu dem rauf“, zischt Annalena. „Benimm und Anstand! Der gibt da keine Nachhilfe, das soll sein privates Bootcamp werden!“
„Ach, nun übertreib mal nicht!“ lacht Kerstin. „Ich denke, dass er seine Sache gut machen wird und ihr von dem wirklich was lernen könnte. Auch wenn er ein bisschen… sonderlich ist.“
„Nett umschrieben“, meint Nils grinsend. Und während Lovis heilfroh ist, dass sie mit der ganzen Sache nichts zu tun hat, überlegen Annalena, Maite und Merle krampfhaft, wie sie dem Bootcamp des Zombies doch noch entkommen können…

Als Vasily am Morgen vom Großmarkt kommt und seine Waren aus dem Wagen lädt und ins Akropolis schafft, steht Simon plötzlich hinter ihm und erkundigt sich danach, ob Vasilys Freundin da sei.
„Die ist in ihrer Wohnung in Starnberg“, erklärt Vasily. „Aber im Laufe des Vormittags kommt sie her. Warum?“
„Könnten Sie Ihr ausrichten, dass Herr Finkelstein mit ihr reden möchte?“ sagt Simon. „Sie weiß ja, wo sie ihn findet!“ Und schon ist er wieder verschwunden.
Als Simone später aus Starnberg ankommt und die Info von Vasily erhält, ist sie sofort in heller Aufregung. Sollte der alte Jude nun doch tatsächlich bereit sein, mit ihr zusammenzuarbeiten? Oder bekommt sie nur eine neue Abfuhr von ihm?
Als sie mehrere Stunden später sein Zimmer in der Seniorenresidenz betritt, sitzt Ibraim Finkelstein wie gewohnt in seinem Sessel in dem abgedunkelten Raum.
„Guten Tag, Herr Finkelstein“, begrüßt Simone ihn zaghaft und kommt vorsichtig näher. Ihr Blick fällt auf den kleinen Tisch vor ihm, auf dem eine Ausgabe von »Kommissar Aiderbichl und der Mörder ohne Zeigefinger« liegt.
„Ooooh“, entfährt es Simone begeistert. „Eine gute Wahl! Eine echt gute Wahl! Der ist klasse, oder? Richtig spannend. Damit hab ich mich quasi selbst überrascht. Wie fanden Sie ihn?“
„Nun ja“, lacht der alte Mann. „Es war… interessant. Wenn man Kriminalliteratur mag… es ist nicht unbedingt Edgar Wallace oder Agatha Christie… Also einen leichten Hang zum Trivialen hatte es schon… Aber es war doch… na, wie gesagt, interessant…“
„Trivial?!“ wiederholt Simone eingeschnappt. „Na, vielen Dank…“
„Nun ja…“ krächzt Finkelstein, „ich seh da ja durchaus eine Schreibbegabung bei Ihnen… Und daher… Ich wäre bereit, Sie bei Ihrem Vorhaben zu unterstützen. Sofern Sie mir versprechen, meine Geschichte nicht in eine Räuberpistole a lá Kommissar Aiderbichl zu verwandeln…“
„Nein, natürlich nicht“, sagt Simone schnell. „Heißt das, Sie würden wirklich mit mir…“
„Es wird sicher kein einfaches Unterfangen. Ich frage mich selbst, warum ich mich in meinem hohen Alter noch dieser Herausforderung stellen sollte… Aber ich habe wohl tatsächlich nie wirklich mit meiner Vergangenheit abschließen können. Und ich habe ein wenig Hoffnung, dass mir die Arbeit an diesem Buch möglicherweise dabei helfen könnte, es doch noch ein Stück weit zu schaffen…“
Finkelstein und Simone unterhalten sich an diesem Nachmittag noch lange miteinander und besprechen ihre weitere Vorgehensweise. Und als Simone am Abend zu Vasily ins Akropolis kommt, ist sie absolut euphorisch – und zuversichtlich, dass sie mit ihrem neuen Buch dem ausgelutschten Einerlei der deutschen Regionalkrimis entkommen kann…

Beate hat heute einen Termin bei der Bank mit dem Mitarbeiter, der seinerzeit mit Dr. Dressler das Wachstumszertifikat für sie abgeschlossen hat. Sie ist guter Dinge, dass nun alle Formalitäten schnell über die Bühne gehen und sie bald über den geerbten Geldbetrag verfügen kann. Während der vergangenen Tage ist sie bei Carsten und ‘Käthe’ untergekommen. Und mit den beiden sitzt sie nun auch am Frühstückstisch, während Carsten mal wieder vor sich hinschnieft und hinröchelt.
„Mein Gott, du wirst deine Erkältung ja gar nicht mehr los“, kreischt Beate schrill.
„Sei doch nicht immer so laut am frühen Morgen!“ ‘Käthe’ hält sich genervt die Ohren zu.
„Ja, stimmt doch aber“, kreischt Beate weiter.
„Es war ja schon besser“, hustet Carsten. „Die letzten paar Tage. Aber seit gestern wird’s wieder schlimmer.“
„Du solltest damit echt mal zu Dr. Pups gehen“, findet ‘Käthe’.
„Doktor Wer?“ kreischt Beate weiter.
„Dr. Brooks“, erklärt Carsten. „‘Käthe’ hat sie vor Jahren mal, eher versehentlich, Dr. Pups genannt und seither ist das so eine Art Running Gag zwischen uns beiden.“
„Na, dann geh mal zu Doktor Pups“, schrillt Beate, „hör auf deinen Liebsten.“
„Ich kuriere das selbst aus“, krächzt Carsten heiser.
„Klar, typisch Arzt, oder Ex-Arzt“. Beates laute Stimme überschlägt sich fast und ‘Käthe’ steht kurz davor, seinen Kopfgenervt in den Kaffeebecher zu tauchen. „Mal an anderen immer schön rumdoktern, aber selbst nicht mal hingehen, wenn man schon kurz vorm Sechs-Wochen-Amt steht.“
„Ich steh nicht vorm…“, beginnt Carsten, wird dann aber von einer Husten-Attacke unterbrochen, die ihm fast den Atem raubt.
„Also du solltest da wirklich dringend mal hingehen“, beharrt ‘Käthe’.
Carsten lässt sich schließlich umstimmen. Und während Beate zu ihrem Termin bei der Bank geht, begibt sich Carsten in die Praxis Brooks.
„Du hast eine ausgewachsene Bronchitis“, stellt Iris fest. „Und wenn du nicht bald etwas dagegen unternimmst, wird die noch chronisch werden. Ich schreib dir mal was auf.“
„Wir soll das denn besser werden. Wir haben hier doch ständig nur noch nass-kaltes Wetter“, nörgelt Carsten.
„Vielleicht solltest du mal eine Zeitlang woanders hingehen“, schlägt Iris vor. „Irgendwo, wo ein gemäßigteres Klima ist als hier.“
„Klar, den Winter in einer wärmeren Gegend zu verbringen ist natürlich ein Traum“ ,lacht Carsten, „aber wer kann sich das schon erlauben. Vielleicht sollte ich meine Schwester begleiten, wenn sie wieder abreist. Sie lebt in Kalifornien.“ Nachdem er dies leichthin ausgesprochen hat, wird Carsten plötzlich nachdenklich… Sollte das womöglich die Lösung für seine gesundheitliche Beschwerden sein? Bei Beate in San Francisco zu überwintern?
Als Carsten, nach einem Umweg zur Apotheke, nach Hause zurück kommt, ist auch Beate schon wieder da. Sie erzählt ihrem Bruder begeistert, wie reibungslos der Bank-Termin über die Bühne gegangen ist.
„Ich hab ja gedacht, die deutsche Bürokratie legt mir jetzt noch alle möglichen Stöcke und Steine in den Weg“, erklärt Beate. „Aber der Herr Elsmann von der Bank leitet alles in die Wege und dann kann ich über das Geld verfügen, ganz egal ob nun von hier aus oder von den USA.“
Carsten zögert einen Moment, dann erzählt er seiner Schwester von Iris’ Diagnose und von seiner eigenen spontanen Idee, den Winter bei ihr in San Francisco zu verbringen. Er befürchtet bereits, dass Beate dies schockiert ablehnen wird – doch sie ist hellauf begeistert und beginnt sofort Pläne zu schmieden, was die beiden in San Francisco alles unternehmen könnten.
„Was willst du denn da überwintern?“ kreischt sie. „Am besten ziehst du ganz dorthin. Und ‘Käthe’ nehmen wir mit!“
Beate steigert sich immer mehr in ihre Euphorie hinein und schafft es, Carsten zunehmend damit anzustecken. Als ‘Käthe’ später nach Hause kommt, haben die beiden sich gegenseitig so richtig in Rage gebracht. ‘Käthe’ erkennt seinen Schnucki kaum wieder, so überdreht, wie er ist, und fragt sich unwillkürlich, ob Beate ihm möglicherweise irgendwelche bewusstseinsverändernden Substanzen verabreicht haben könnte. Carsten berichtet begeistert von der Idee, auf die Iris ihn gebracht hat und davon, dass Beate die beiden in San Francisco herzlich Willkommen heißen würde.
„Aber wie stellst du dir das denn vor?“ fragt ‘Käthe’, „ich hab ja schließlich noch einen Job. Oder sollen wir die ganzen Kiddies auch in San Francisco überwintern lassen?“
„Jetzt mach dich mal locker“, gluckst Beate. „Du bist ja jetzt auch nicht mehr der Jüngste, hast du schon mal über Rente nachgedacht?“
„Also dafür brauche ich noch ein paar Jahre!“ empört sich ‘Käthe’.
„Dann suchst du dir drüben halt was Neues“, schlägt Beate vor. „In Frisco gibt es auch Kiddies.“
„Ja, die warten da sicher auf mich“, wehrt Georg ab. „Und überhaupt. Soll ich mir jetzt einen Winterjob in San Francisco suchen und einen Sommerjob hier, oder was?“
Carsten und Beate werden plötzlich still und werfen sich vielsagende Blicke zu.
„Was?“ fragt ‘Käthe’ alarmiert.
„Nun ja…“ beginnt Carsten zögernd. „Also… Es ist… wir hatten schon mal oberflächlich mit dem Gedanken gespielt, dass wir vielleicht…“
„Das wir vielleicht was?“ fragt Georg.
Während Carsten noch nach Worten sucht, platzt Beate raus: „Carsten will ganz auswandern! Nach Frisco!“
„WAS???“ ‘Käthe’ sieht die beiden ungläubig an.
„Es war nur so ein Gedanke“, beeilt sich Carsten, die Sache zu entspannen. „Es ist ja noch gar nichts spruchreif. Aber, es ist nur… Was hält uns denn noch hier, im kalten, nassen Deutschland?“
„Was uns hier hält???“ Georg glaubt, im falschen Film zu sein. „Hier ist unser Zuhause! Hier ist mein Job! Hier sind unsere Freunde!“
„Aber Familie haben wir hier beide nicht mehr“, wirft Carsten ein. „Und da drüben ist Beate.
„Zu der du jahrelang keinen Kontakt hattest“, erinnert Georg ihn. „Und hier ist ja auch noch Felix.“
„Der in Berlin sein eigenes Leben führt“, ergänzt Carsten.
„Der kann uns ja auch jederzeit gerne besuchen“, kreischt Beate. „Und vielleicht kannst du da drüben ja sogar wieder als Schauspieler arbeiten. Bis Hollywood ist es gar nicht sooo weit von Frisco aus.“
„Halt du jetzt mal die Klappe!“ raunt Georg sie an. „Dich hat niemand gefragt. Es war doch von Anfang an klar, dass es nur Ärger gibt, wenn du hier wieder auftauchst! Du setzt Carsten hier solche fixen Ideen in den Kopf, planst mit ihm alles hinter meinem Rücken durch und stellst mich vor vollendete Tatsachen…!“
„Jetzt beruhig dich doch, Georg, es ist doch noch gar nichts entschieden“, versucht Carsten beschwichtigend einzugreifen.
„Dann sollte ich euch jetzt vielleicht besser wieder alleine lassen“, zickt Georg. „Ihr trefft eure Entscheidungen ja ohnehin lieber ohne mich!“
Und ehe Carsten irgendwie reagieren kann, hat sich ‘Käthe’ schon seine Jacke geschnappt und rauscht mit Tränen in den Augen zur Wohnungstür hinaus.
„Huiui… Wechseljahre, oder was?“ fragt Beate.
„Scheiße“, murmelt Carsten zerknirscht. „So sollte der Abend jetzt eigentlich nicht verlaufen. Ich dachte, wir reden darüber, spinnen ein bisschen rum… und gucken mal, ob das wirklich das Richtige für uns ist.“
„Na, dann ist ja alles geklärt“, meint Beate schnippisch. „Du kommst halt allein mit mir nach San Francisco und lässt ihn hier in seiner Scheiß Lindenstraße versauern.“
„Ich soll… Nein!“
„Aber warum denn nicht? Er hat dich doch auch damals einfach sitzen lassen für diesen komischen Politiker-Heini. Hast du mir selbst erzählt. Und der ist ja wohl weniger Grund für einen Schlussstrich, als ein Leben in San Francisco!“

CLIFFHANGER auf: Dr. Carsten Flöter



Mitwirkende Personen
Georg `Käthe´ Eschweiler
Dr. Carsten Flöter
Beate Flöter
Dr. Iris Brooks
Nils Wendland
Kerstin Wendland
Annalena Wendland
Lovis Wendland
Maite Wendland
Merle Wendland
Hermann Benodakt
Dr. Iris Brooks
Simone Stadler
Vasily Sarikakis
Simon Schildknecht
Ibraim Finkelstein
Busfahrer

© ´popo wolfson´ 2021

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: So 7. Nov 2021, 08:02 


Nach oben
  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1807 - San Francisco
BeitragVerfasst: So 7. Nov 2021, 09:36 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mi 15. Sep 2010, 12:37
Beiträge: 10009
Ohje, Zoff in Schnuckihausen. Ich glaube nicht, dass Carsten abhaut, ausserdem lassen die den ohne viel Kohle gar nicht in die USA rein.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1807 - San Francisco
BeitragVerfasst: So 7. Nov 2021, 11:26 
Offline

Registriert: Mi 29. Sep 2010, 00:11
Beiträge: 11591
Oh wie gemütlich: Sonntagsvormittag heißer Tee und Croissant und eine neue Folge von Popo. So liebe ich das!

Vor Herrn Bendokat gruselt es mich. Wenn ich mir allerdings vorstelle, dass 3 Schwestern im Jugendalter (oder etwas jünger) dort gezwungen werden, Nachhilfe zu bekommen, habe ich auch die Idee, dass das ein schlimmes Ende für den alten Herrn ergeben kann....

Ich würde Carsten empfehlen, erstmal nur für paar Wochen zur Schwester zu ziehen, zur windigen Schwester hätte Else wahrscheinlich gesagt.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 3 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

0 Mitglieder


Ähnliche Beiträge

Folge 1807 - San Francisco
Forum: Lindenstraße morgen
Autor: popo wolfson
Antworten: 0

Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group


Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Quelle, NES, Haus, Erde, Liebe

Impressum | Datenschutz