Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1803 - Arsch auf Grundeis
BeitragVerfasst: So 10. Okt 2021, 07:06 
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Folge 1803: Arsch auf Grundeis

Spieltag: Donnerstag, 07.10.2021

„Was hängst du hier eigentlich wieder rum“, nörgelt Iffi, als sie feststellen muss, dass Valerie nach dem Frühstück keine Anstalten macht, die Wohnung zu verlassen. „Du arbeitest seit nicht mal einer Woche! Hast du schon wieder frei, oder was?“
„Ich hab Spätdienst“, entgegnet Valerie schnippisch. „Und was machst du noch hier?“
„Ich arbeite heute von zuhause aus. Ich hab gleich eine Online-Konferenz.“
„Oh, Miss Wichtig hat eine Online-Konferenz“, sagt Valerie bissig. „Nein, wie abgehoben.“
„Sieh du mal lieber zu, dass du mit Ärsche abwischen und Bettpfannen leeren genügend Geld verdienst, um dir bald mal endlich eine eigene Wohnung zu suchen“, faucht Iffi.
Etwas später begibt sie sich in ihre Online-Konferenz, während Valerie noch eine Weile unschlüssig in der Wohnung umher schlurft und sich in der Mittagszeit dann selbst zum Gehen bereit macht.
„Ich bin dann arbeiten“, ruft sie Iffi durch die Tür zu, doch die winkt nur gereizt ab – schließlich ist sie immer noch mitten in ihrer Konferenz.
Valerie fährt mit dem Bus Richtung Innenstadt. In der Fußgängerzone sucht sie ein Geschäft für Berufsbekleidung auf und kauft sich einen Satz Pflegekluft. Dann wandert sie ziellos durch die Straßen, besucht eine Buchhandlung, in der sie sich lange umsieht und es bedauert, dass sie kein Geld hat, um sich mal wieder mit reichlich tollen Schmökern einzudecken. Schließlich begibt sie sich in eine öffentliche Bibliothek, sucht sich einen interessanten Liebesroman aus und setzt sich in eine Ecke, wo sie zu lesen beginnt. Doch bereits nach kurzer Zeit wird sie von einer Bibliotheks-Mitarbeiterin unterbrochen: „Entschuldigen Sie bitte, aber aktuell ist es leider nicht gestattet, dass Sie sich hier zum Lesen aufhalten. Während der Corona-Situation sollten Sie sich nur so lange in den Räumen aufhalten, wie Sie sich die Bücher aussuchen, die Sie entleihen möchten, und dann das Gebäude bitte wieder verlassen.“
Genervt lässt Valerie sich einen neuen Bibliotheks-Ausweis ausstellen, leiht drei Romane und verlässt die Bücherei wieder. Sie irrt eine Weile durch den nasskalten Herbsttag und kehrt schließlich in ein Café ein, wo sie sich einen heißen Kakao bestellt und zu lesen beginnt. Doch nach einer Weile wird sie auch hier von einer Kellnerin angesprochen: „Bestellen Sie noch was oder wollen Sie zahlen?“
„Aber ich hab doch einen Kakao…“, verteidigt Valerie sich empört.
„Ja. Vor drei Stunden!“ erklärt die junge Bedienung schnippisch. „Sie können hier nicht ein Getränk bestellen und damit dann den ganzen Tag den Tisch blockieren. Wir sind hier doch kein Anlaufpunkt für Obdachlose!“
„Wie bitte? Ich bin doch keine Obdachlose!“ ereifert sich Valerie. „Sehe ich aus wie eine Obdachlose?“
„Was weiß denn ich, wie eine Obdachlose aussieht. Jedenfalls können Sie nicht den ganzen Tag hier sitzen und nichts bestellen. Wir müssen ja schließlich auch irgendwie Umsatz machen.“
Zerknirscht bezahlt Valerie ihre Rechnung. Vor dem Gehen zögert sie einen Moment und fragt: „Sie suchen hier nicht zufällig noch Personal?“
„Keine freien Stellen“, meint die Bedienung schulterzuckend und blickt Valerie trotzig ein. Diese erwidert schnippisch: „Könnte sich ja bald ändern, wenn Sie zu allen ihren Gästen so freundlich sind!“
Valerie streift den weiteren Tag ziellos durch die Stadt. Als sie am Abend in die Lindenstraße zurück kommt, begibt sie sich in die dunkle Hofeinfahrt des Hauses Nr. 3, zieht sich zwischen den Mülltonnen hektisch ihre neue Pflegetracht an und eilt nach Hause in die Kastanienstraße.
„Bin wieder da!“ ruft sie schon im Wohnungsflur. „Hach, was das ein stressiger Tag“, stöhnt sie, als sie Iffi und Roland vor dem Fernseher findet. „Aber auch schön! Es tut so gut, anderen Menschen zu helfen und einem sinnvollen Beruf nachzugehen.“
„Wöllst de noch wos essen?“ fragt Roland. „Auflauf ist üm Öfen, brauchste nur worm mochen.“
„Oh, gerne, danke!“freut sich Valerie, während Iffi ihre Schwester belustigt betrachtet.
„Ist irgendwas?“ fragt Valerie skeptisch.
„Naja, wie man’s nimmt“, feixt Iffi. „Aber deine Patienten und deine Kollegen müssen einen schönen Eindruck von dir haben, wenn du da den ganzen Tag das T-Shirt falsch herum getragen hast!“
Iffi bicht in gackerndes Gelächter auf, während Valerie an sich hinunter sieht, einen hochroten Kopf bekommt und schließlich Türe knallend in ihrem Zimmer verschwindet.
„Musste dös jötzt wieder sein?“ fragt Roland ernst.
„Sie hätte sich so eine Gelegenheit bei mir wohl auch nicht entgehen lassen“, grinst Iffi und freut sich diebisch über ihren kleinen Triumph.

Konstantin hat sich morgens nach Arbeitsbeginn gerade mit einem Becher Kaffee hinter seinen Schreibtisch gesetzt, als schwungvoll die Tür seines Büros auffliegt. Cedric stürmt in den Raum, mit Lenny im Gefolge.
„Guten Morgen“, sagt Konstantin höflich. „Wie wäre es denn erstmal mit Anklopfen?“
„Ey!“ begrüßt Cedric ihn stattdessen. „Sie haben doch versprochen, dass Sie die Klöckner davon abhalten, unseren Eltern zu schreiben!“
„Also versprochen habe ich gar nichts“, stellt Konstantin klar. „Ich habe gesagt, dass ich mit ihr rede und mein Bestes versuche, und das habe ich auch gemacht. Aber wie zu erwarten, hat Frau Dr. Klöckner sich davon nicht beeindrucken lassen. Sie ist der Meinung, dass es nicht zu verantworten ist, eure Eltern über eure… Aktion im Unklaren zu lassen. Und im Grunde hat sie damit ja sogar recht. Tut mir leid, Jungs, aber da sind mir die Hände gebunden. Ich hab mein Bestes getan und es hat nicht geklappt.“
„Sie haben überhaupt nicht Ihr Bestes getan!“ mault Cedric. „Weil wir Ihnen nämlich scheißegal sind! Weil Sie hier nur eine ruhige Kugel schieben wollen und keinen Bock auf Stress haben.“
„Das ist nicht wahr“, setzt Konstantin zu seiner Verteidigung an.
„Doch, das ist wohl war“, motzt Cedric weiter. „Wissen Sie eigentlich, was jetzt bei uns zuhause los ist?! Und was wir Ihretwegen jetzt für Ärger haben?!“
„Also meinetwegen bestimmt nicht“, wehrt Konstantin ab. „Oder hab ich euch etwa zum Kiffen überredet?“
„Sie wissen ganz genau wie ich das meine“, bellt Cedric weiter und wirkt zunehmend wie ein aggressiver Köter auf Konstantin.
„Wir haben alle beide wirklich richtig, richtig fetten Trouble zuhause“, ,meldet sich nun auch mal Lenny zu Wort.
„Das tut mir leid, aber ich konnte das wirklich nicht verhindern“, erklärt Konstantin. „Aber ich kann gerne mal mit euren Eltern reden…“
„Was soll das denn jetzt noch bringen?“ schnauzt Cedric weiter, während Lenny so aussieht, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen.
„Also reden hilft eigentlich fast immer“, findet Konstantin.
„Reden, reden, ja klar“, ereifert sich Cedric. „Ihr Scheiß Pädagogen wollt ja immer nur labern!“
„Ich finde das auch echt nicht okay, dass Sie uns so hängengelassen haben“, jammert Lenny.
„Aber ich hab euch doch nicht hängen lassen“, versucht Konstantin zu erklären. Während Cedrics Agro-Verhalten ihm zunehmend auf die Nerven geht, tut Lenny ihm gerade wirklich leid.
„Natürlich haben Sie das!“ bellt Cedric. „Aber das wird Ihnen noch leid tun! Das werden Sie noch sowas von bereuen! Komm, Lenn, wir gehen!“
Damit rauscht Cedric ebenso stürmisch aus dem Büro, wir er kurz zuvor hineingepoltert ist, und Lenny folgt ihm wie ein begossener Pudel.
„‘weia“, murmelt Konstantin. Das war ja mal ein richtiger Scheiß Start in den Arbeitstag…
Etwas später läuft Konstantin auf dem Schulflur Sina über den Weg.
„Wie geht’s dir?“ fragt er, würde ihre Nähe aber eigentlich lieber meiden..
„Gut“, sagt sie und strahlt ihn an. „Meine Mutter kommt bald aus der Klinik zurück.“
„Das ist… gut“, bemerkt Konstantin. Im Grunde muss er sich jedoch heimlich eingestehen: Er hat nicht wirklich damit gerechnet, dass Sinas Mutter sich ihrem Problem stellen würde und den Entzug auch letzten Endes konsequent durchzieht.
„Danke, dass Sie mir damals diese Adresse gegeben haben“, sagt Sina.
„Ja, äh gerne“, erwidert Konstantin und merkt dabei zunehmend, dass ihm Sinas Gegenwart nicht gut tut und dass er sich allmählich von ihr entfernen sollte. Doch ehe er sich versieht, fällt Sina ihm um den Hals. Konstantin wird es binnen Sekundenbruchteilen heiß und kalt, als Sina plötzlich erschrocken von ihm zurückweicht. Verlegen steht das Mädchen da, während Konstantin fieberhaft überlegt, ob sie ihm möglicherweise etwas angemerkt haben könnte.
„Entschuldigung“, flüstert Sina nervös. „Ich… ich wollte nicht… also… ich meine, wegen Corona und so.“
„Ach… ach so“, stößt Konstantin erleichtert hervor. „Nee, äh…. Alles okay.“
Später klopft es an Konstantins Bürotür und die Eiskönigin, Dr. Brigitte Klöckner, betritt das Zimmer. Konstantin wird augenblicklich unruhig. Allein der Blick dieser Frau setzt ihm immer mehr zu. Als sie sich auf die Kante seines Schreibtisches setzt und ihre Parfumwolke ihn einhüllt, rutscht wie zufällig ihr ohnehin viel zu kurzer Rock ein Stück weiter nach oben. Konstantin räuspert sich unruhig.
„Ich wollte Ihnen nur kurz mitteilen, dass ich den Medienraum für Sie reserviert habe“, erklärt Klöckner mit ihrer tiefen Stimme, die auf manche Männer möglicherweise erotisierend wirken könnte, Konstantin aber mittlerweile erschaudern lässt. „Nächste Woche Mittwoch, Donnerstag und Freitag jeweils für die 3. und 4. Stunde.“
„Wa… rum?“ stottert Konstantin irritiert.
„Da werden Sie ihren Drogen-Präventions-Vortrag abhalten“, antwortet die Direktorin. „Mittwoch in deen sechsten, Donnerstag in den siebten und Freitag in den achten Klassen. Sie haben bis dahin doch etwas Passendes ausgearbeitet?“
„Natürlich“, entgegnet Konstantin schnell. „Aber…“
„Aber, was?“ Klöckner rückt noch ein Stück näher über die Tischkante auf ihn zu.
„Ähm… Wäre es nicht vielleicht sinnvoller… wenn ich das in der Aula mache…? Für alle drei Jahrgänge gleichzeitig?“
„Um Gottes Willen“, entfährt es der Klöckner. „Nein, das geht überhaupt nicht. In diesem Alter verändern und entwickeln sich die Schüler so rasch. Einen Sechstklässler und einen Achtklässler trennen Welten. Sie müssen in den unterschiedlichen Jahrgängen mit vollkommen unterschiedlichen Herangehensweisen arbeiten! Bei den Achtklässlern können Sie wesentlich rigoroser vorgehen, die Sechstklässler würde das hingegen nur verstören!“
„Ich verstehe“, murmelt Konstantin – und während er sich auf seinen Schreibtisch konzentriert, beobachtet er aus dem Augenwinkel, wie die Klöckner die Beine übereinander schlägt und dabei ihren Rock noch weiter heraufrutschen lässt.
„Ich erwarte, dass Sie mir am Montag für jeden Jahrgang ihr Konzept vorlegen, damit ich das zunächst gegenlesen kann.“ Klöckner rutscht vom Schreibtisch.
„Mache ich“, sagt Konstantin.
Die Klöckner bewegt sich zur Tür und Konstantin dreht, in einer Mischung aus Genervt-sein und Erleichterung, die Augen Richtung Zimmerdecke. Just in dem Moment dreht die Chefin sich nochmal zu ihm um.
„Haben Sie gerade mit den Augen gerollt?“ fragt sie ihn.
„N...nein“, sagt Konstantin schnell und spürt, wie er knallrot wird.
Nun grinst die Klöcknerin ihn an. „Wissen Sie, dass Ihnen das ausgezeichnet steht“, brummelt sie. „Wenn Sie so rot anlaufen. Verdammt sexy.“ Damit wendet sie sich ab und geht. Und Konstantin kann es mal wieder nicht fassen. Diese Frau hört nicht auf damit. Aber ist das wirklich schon sexuelle Belästigung? Ist dieser Gedanke nicht etwas übertrieben?“
Verkrampft arbeitet Konstantin den Rest des Tages an seinem Präventions-Konzept, kann sich aber nicht sehr gut konzentrieren, da seine Gedanken immer wieder zur Klöckner und ihrer unmöglichen Art wandern.
Am Abend erzählt er Lea zuhause davon.
„Zeig die Alte endlich an“, sagt Lea konsequent. „Du hast ihr gesagt, dass du kein Interesse hast und sie macht trotzdem immer weiter.“
„Aber, sie hat ja im Grunde nichts getan.“
„Doch!“ beharrt Lea. „Sie gräbt dich an. Obwohl du NEIN gesagt hast. Das ist sexuelle Belästigung!“
„Aber, ich…. Also… ich mach mich doch total lächerlich, wenn ich damit zur Polizei gehe.“
„Du könntest ja mal bei einer Hotline anrufen“, überlegt Lea. „Da könntest du das Problem schildern und dich erstmal informieren, wie du dich verhalten sollst und was du dagegen tun kannst.“
„Ja, vielleicht“, murmelt Konstantin. „Aber jetzt muss ich erstmal meinen Vortrag vorbereiten.“
Konstantin verzieht sich in sein Zimmer. Lea hat ja recht, so kann es nicht weitergehen. Aber wenn er seine eigene Chefin wegen sexueller Belästigung anzeigt, ist er seinen Job im Handumdrehen wieder los…

Paul fährt heute mit seiner Berufsschulkasse auf eine Exkursion, die das ganze Wochenende dauern wird – und er hat nicht die geringste Lust dazu…
Nach einem letzten WG-Frühstück mit Mika und Romy – und einer Abschiedsszene von Mika, die den Verdacht aufkommen lassen könnte, als würde er erst in drei Jahren und nicht schon in drei Tagen zurückkommen, geht er schnell noch rüber in die Nummer 3. Vielleicht erwischt er seine Eltern noch, um sich auch von ihnen zu verabschieden.
Zumindest Lisa trifft er noch an, aber die ist auch gerade auf dem Sprung, um zur Praxis zu gehen. Die beiden halten noch einen kurzen Smalltalk. Paul berichtet, dass Dagmar ihn aus der Reha angerufen hat und es ihr von Tag zu Tag besser gehe – aber davon will Lisa nichts hören. Überhaupt wirkt sie ziemlich abwesend.
„Ist irgendwas?“ fragt Paul. „Habt ihr wieder Streit?“
„Nein, nein!“ sagt Lisa hastig – was sie momentan belastet, ist ausnahmsweise mal nicht ihr Mann, der Laden oder ihre Mutter – sondern die durch Kochsalzlösung ersetzten Impf-Ampullen. Mittlerweile sind sämtliche Fläschchen in der Praxis verimpft worden und aufgefallen ist dabei niemandem was… Aber all die Patienten, die die betroffene Dosis erhalten haben, werden nun wahrscheinlich keinen vollen Impfschutz aufbauen können – und an Lisa nagt die Angst, dass das Ganze vielleicht doch noch auffliegen könnte. Hätte sie lieber gleich die Wahrheit sagen sollen? Nein! Auf keinen Fall! Dann wäre sie vermutlich hochkant geflogen, bei allem, was sie sich auf der Arbeit schon geleistet hat. Und wie sollte das schon auffliegen? Selbst wenn es unter den Geimpften ein paar neue Covid-Fälle geben sollte, würde das sicher keiner auf den Impfstoff zurückführen… Lisa wischt die dunklen Gedanken weg, wünscht Paul eine interessante Exkursion und macht sich selbst nun auch auf den Weg zur Arbeit.
Während Paul sich immer noch mit eher gemischten Gefühlen auf den Weg in sein Wochenende begibt, scheint Mika sein „Strohwitwer“-Dasein nicht das Geringste auszumachen – im Gegenteil; er ist wild entschlossen, ein paar sturmfreie Tage ohne seinen Partner voll und ganz zu genießen.
Und so verbringt Mika den Tag, wie fast immer, mit süßem Nichtstun. Er liegt im Bett und kifft – und freut sich, dass Paul ihm das nicht verbieten kann, sieht fern – und stellt irgendwann fest, dass er Pauls Fernseher im Grunde viel zu klein findet… Früher auf dem Wohnwagenplatz hatte er gar keinen Fernseher und fand das auch immer okay. Fernsehen war für ihn lange Zeit unnötiger Luxus einer übersättigten Konsumgesellschaft, durch den man die wirklich wesentlichen Dinge des Lebens aus den Augen verliert. Doch mittlerweile hat er Gefallen daran gefunden, sich durch das schier endlose Angebot immer neuer interessanter Serien zu streamen – und findet, dass man das auf Pauls Miniglotze einfach nicht richtig genießen kann. So durchforstet er schließlich das Internet nach einem größeren Modell – und wird auch schnell fündig. Bei einem bewährten Online-Händler kauft er schließlich auf Pauls Kosten (glücklicherweise wird hier ja alles direkt vom Konto seines Freundes eingezogen) ein riesengroßes neues Exemplar – und ist sich sicher, dass Paul ihm das nicht übel nimmt, weil er bestimmt selbst seine Freude daran hat.
Nachdem er genug gekifft und gestreamt hat, kommt Mika auf den Gedanken, dass er für sich und Romy ja was kochen könnte – den ganzen Tag nichts zu tun, ermüdet auch irgendwann – und begibt sich zum Einkauf in den Supermarkt… schließlich hat Paul vor seiner Abreise die Haushaltskasse, die sich in einem alten Sparschwein in der WG-Küche befindet, ordentlich aufgefüllt. Auf dem Weg zum Supermark begegnet ihm dann ausgerechnet sein neuer Intimfeind Ludde.
„Ach, nice“, sagt Mika bei Luddes Anblick laut, „der Gewaltverbrecher aus der Nachbarschaft. Bei dem, was hier so wohnt, fühlt man sich glatt ein bisschen wie in der Bronx.“
„Halt die Klappe“, schnauzt Ludde und will an ihm vorbei.
„Nanu?“ entfährt es Mika überrascht. „So zurückhaltend heute? Gar nicht auf Krawall gebürstet? Was’n los? Biste krank?“
Ludde hält an, dreht sich um – und ist mit zwei großen Schritten bei Mika. Der versucht, standzuhalten, weicht aber doch ein paar Zentimeter zurück.
„Erst `ne große Klappe und dann geht dir der Arsch wieder auf Grundeis, was?“ ätzt Ludde, spuckt ihm vor die Füße und geht weiter. Mika funkelt ihm böse hinterher.
Als Romy später nach Hause kommt, muss sie erfreut feststellen, dass Mika für sie beide gekochzt hat.
„Ich wusste ja gar nicht, dass du so gut kochen kannst“, stellt Romy nach dem Essen fest. „Das war echt lecker, warum machst du das nicht öfter?“
„Man soll seine Talente nicht überstrapazieren“, meint Mika schulterzuckend, „sonst bekommt man irgendwann keine Anerkennung mehr dafür.“
„Auch `ne Sichtweise“, lacht Romy.
Die beiden sitzen noch gemütlich zusammen und leeren den Wein, den Mika von Pauls Beitrag zum Haushaltsgeld gekauft hat. Anschließend noch ein Joint und schließlich ist die Stimmung so gehoben und ausgelassen, dass Mika Romy plötzlich und aus heiterem Himmel einen Kuss gibt und ihr gleichzeitig die Hand unters T-Shirt schiebt. Als Quittung verpasst sie ihm eine schallende Ohrfeige.
„Sag mal, geht’s noch?!“keift sie. „Was war das denn jetzt?“
„Ein bisschen Spaß muss sein“, imitiert Mika Roberto Blancos Stimme.
„Ich dachte, du bist schwul“, wundert Romy sich.
„Ein bisschen bi schadet nie“, erklärt Mika. „Man muss auch mal in anderen Gewässern fischen, sonst wird es ja irgendwann langweilig.“
„Wie jetzt?“ Romy versteht die Welt nun gar nicht mehr. „Heißt das… bist du… warst du schon immer bi?“
„Ich würde sagen, zu 80 Prozent stehe ich auf Männer, aber zu 20 Prozent eben auch auf Frauen“, sagt Mika. „Jedenfalls, wenn es dir richtigen sind. Und, ja, das war schon immer so.“
„Interessant“, erwidert Romy. „Und weiß Paul das auch?“
„Der muss ja nicht alles wissen“, meint Mika schulterzuckend.
„Nee, sorry, aber da mach ich nicht mit“, lehnt Romy empört ab. „Und du solltest dich echt schämen. Ich dachte, du liebst ihn!“
„Naja wie gesagt: Manchmal muss man halt auch in anderen Gewässern fischen…“
„Dann fische, wo du willst, aber nicht bei mir“, motzt Romy und sagt im Hinausgehen: „Du hast ja wohl den Arsch offen!“
„Dann nicht!“ motzt Mika und macht sich zerknirscht daran, die Küche aufzuräumen. Als er fertig ist, klopft er nochmal vorsichtig an Romys Tür.
„Nächster Versuch, oder was?“ murrt diese pampig.
„Hör mal“, beginnt Mika. „Wenn Paul am Sonntag zurück kommt… Also… Du erzählst ihm doch nichts davon?“
„Ach so“, zickt Romy, öffnet dann aber trotzdem die Tür. „Nicht nur fremd vögeln, sondern dann auch noch den Unschuldigen spielen und so tun, als ob du treu bis in die Haarspitzen wärst, ja?“
Mika blickt seine Mitbewohnerin skeptisch an und fragt: „Also erzählst du’s ihm?“

CLIFFHANGER auf: Romy Brinkmann

Mitwirkende Personen
Romy Brinkmann
Mika Arlen
Paul Dagdelen
Lisa Dagdelen
Ludde Mayer
Lea Starck
Konstantin Landmann
Roland Landmann
Iffi Zenker
Valerie Zenker
Dr. Brigitte Klöckner
Sina Kleist
Cedric Heltau
Lenny Kroon

© `popo wolfson`2021

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: So 10. Okt 2021, 07:06 


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BeitragVerfasst: So 10. Okt 2021, 08:55 
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Sodom und Gonorrhoe :shock:


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 Betreff des Beitrags: Re: Folge 1803 - Arsch auf Grundeis
BeitragVerfasst: Mo 11. Okt 2021, 13:22 
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Registriert: Mi 29. Sep 2010, 00:11
Beiträge: 11591
Ich hätte ja gedacht, dass sich Mika bisschen raffinierter anstellt und Romy vielleicht schwach wird. Aber ok, Mika hatte ja nur 3 Tage Zeit. Armer Paul. Bin schon gespannt, wann Mika die nächste Gelegenheit nutzt.

Konstantin hat es wirklich nicht einfach im Leben... :P

Ich bin schon sehr gespannt darauf, was sich Valerie in Mexiko geleistet hat.

Freue mich schon auf die nächste Folge!


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