Elses Erben

Lindenstraße 1985 bis 2015 - 30 Jahre Lindenstraße, laßt uns darüber im Lindenstraßenforum schnacken.
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 Betreff des Beitrags: Folge 1794 - Wiedersehensfreuden
BeitragVerfasst: Sa 7. Aug 2021, 23:07 
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Folge 1794: Wiedersehensfreuden

Spieltag: Donnerstag, 05.08.2021

Anna besucht ihre Cousine Gabi an diesem Vormittag im Cafe Bayer und die beiden versuchen, gemeinsam einen Kaffee zu trinken, was nicht so recht gelingen will, da Gabis Pause ständig von Kundschaft unterbrochen wird.
„Bist du denn heute ganz alleine hier?“ will Anna wissen.
„Ach, frag net“, erwidert Gabi. „Meine neue Aushilfe ist gestern Morgen einfach nicht erschienen und gestern Abend war sie dann so gnädig, mir mal telefonisch mitzuteilen, dass sie auch nicht mehr kommt, weil sie einen besser bezahlten und stressfreieren Job gefunden hat. Ich sag dir, seit die Neyla weg ist, arbeitet hier nur noch Wappler. Erst diese Jekaterina, die die Kundschaft beleidigt hat und sich danach einfach in Luft aufgelöst hat. Und auch danach kam nichts Gescheit's mehr.“
„Mmmh“, macht Anna bedauernd.
„Wie läuft's denn bei dir so?“ fragt Gabi plötzlich.
„Na, wie soll's schon laufen?“ entgegnet Anna. „Ich hangel mich so von Putzjob zu Putzjob und bin froh, dass ich dich hier nebenher noch ein bisschen mit Pralinen beliefern kann.“
„Hast du nicht Lust, hier bei mir anzufangen?“ kommt es plötzlich von Gabi.
„Hier?“ fragt Anna. „Ja, meinst du denn, ich kann das?“
„Wieso denn net?“ meint Gabi. „So ein großer Unterschied ist das nun nicht, ob du Pralinen verkaufst oder bei mir Brot und Kuchen.“
„Aber meinst du denn, die Bayer will mich überhaupt?“
„Ja, freilich“, ist sich Gabi sicher. „Die lässt mir doch immer ganze freie Hand bei meinen Personalentscheidungen.“
20 Minuten und ein Telefongespräch mit ihrer Chefin später, hat Anna den neuen Job in der Tasche.
„Du kannst nächste Woche anfangen, wennst willst“, erklärt Gabi fröhlich.
„Na, und ob ich will!“ freut sich Anna.
„Des wird schön“, sinniert Gabi. „Dann hab ich hier endlich mal wieder a Kollegin, mit der die Arbeit so richtig Spaß macht, weil halt die Chemie und das ganze Miteinander stimmen, verstehst? So, wie damals mit der Ines.“
Gabi wird plötzlich nachdenklich und Anna fragt: „Die ist doch zur Zeit auch wieder in München, oder? Habt ihr euch denn nochmal gesehen?“
Nach kurzem Zögern erzählt Gabi ihrer Cousine schließlich von ihrer letzten sonderbaren Begegnung mit Ines in der vergangenen Woche und dass sie seither wie vom Erdboden verschluckt ist.
„Das ist ja wirklich merkwürdig“, findet auch Anna. „Aber sag mal, was anderes: Bist du jetzt eigentlich auch endlich gegen Corona geimpft?“
„Na“, gibt Gabi zu. „Ich trau mich immer noch nicht so recht. Man hört so viel und der Impfstoff ist noch so wenig erprobt. Ich hab halt schon a ziemliche Angst vor möglichen Nebenwirkungen. Deppert, gell?“
„Naja, man kann sich ja schon so seine Gedanken machen“, findet Anna. „Und im Grunde muss es ja auch jeder selber wissen. Aber ich denke ja, das Risiko vor schweren Nebenwirkungen wird doch deutlich geringer sein, als das eines schweren Covid19-Verlaufs. Ich hab meine Impfungen jedenfalls unbeschadet überstanden.“
„Meinst nicht, dass es da vielleicht Spätfolgen geben könnt'?“ fragt Gabi vorsichtig.
„Nee, glaub ich nicht“, meint Anna.
„Hast ja recht. Die Helga und der Andy sind schließlich auch schon geimpft. Und vor Corona hab ich schließlich mindestens genauso viel Angst, wie vor dieser Impfung. Ich werd mich jetzt mal um einen baldigen Termin bemühen.“
Als Gabi nach Feierabend nach Hause kommt, begrüßt Andy sie bereits brummelnd im Wohnungsflur: „Deine verschwundene Freundin ist wieder aufgetaucht!“
Tatsächlich sitzt Ines gemeinsam mit Helga am Küchentisch und trinkt Kaffee.
„Ines, wo hast du gesteckt?“ fragt Gabi fassungslos. „Mein Gott, ich hab mir solche Sorgen um dich g'macht!“
Ines erhebt sich von ihrem Platz und sagt: „Gabi, ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich war letzte Woche a bissl... drüber. Ich wollte dich nicht erschrecken, es ist halt alles auf einmal gekommen und war a bisserl viel, da hab ich kurzzeitig die Nerven verloren. Aber es ist alles in Ordnung, wirklich!“
„Das sah aber ganz anders aus“, erinnert sich Gabi. „Ines, du warst letzte Woch' das reinste Nervenbündel. Da kannst mir jetzt nicht allen ernstes erzählen, dass alles in Ordnung ist.“
Ines beteuert jedoch weiterhin, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gibt und es nur ein kleines Missverständnis zwischen ihr und einem ihrer Vorgesetzten gegeben habe, das mittlerweile aber völlig aus der Welt geschafft sei. Obwohl Ines mit Engelszungen auf sie einredet, bleibt Gabi skeptisch. Und als Ines sich später verabschiedet, ist sich Gabi weiterhin sicher, dass mit ihr und ihrem neuen Job irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. Beim Abendessen würde Gabi sich gerne noch mit Andy und Helga über das Thema beratschlagen, doch die sind des Wirbels um Ines allmählich überdrüssig und als die Sprache dann auf Anna und ihren neuen Job im Bayer kommt, ist für Helga plötzlich sowieso gar nichts anderes mehr interessant.
„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist, ausgerechnet die Anna einzustellen?“ fragt Helga skeptisch.
„Ja, warum denn net?“ will Gabi wissen.
„Na, ob die so gut bei den Kunden ankommt“, zweifelt Helga. „So wie sie immer rumläuft; die Haare so schlampig frisiert. Und ihre Kleidung... Also, ich meine... manchmal sieht sie doch wirklich aus, als ob sie die aus der Altkleidersammlung hätte. Immer diese fliederfarbenen Lumpen, damit sieht sie ja abgehalfterter aus, als ihre eigene Urgroßmutter...“
„Ach, geh, Helga, bitte“, unterbricht Gabi den Redefluss. „Ich weiß ja, dass die Anna und du nie Freundinnen werdet, aber jetzt übertreibst wirklich a bisserl.“
„Na, du musst ja wissen, was du tust“, sagt Helga kurz angebunden – und findet den Gedanken gar nicht verlockend, zukünftig im Bayer ständig Anna anzutreffen...

Sowohl Angelina wie auch Nico sind an diesem Morgen vollkommen hibbelig und überdreht – allerdings aus unterschiedlichen Gründen: Nico freut sich riesig, weil sein Sohn Lukas heute endlich kommen wird, um die nächsten zwei Wochen seiner Sommerferien bei ihm zu verbringen und Angelina hat einen Termin mit Kornelia und dem Bauleiter des Hotels; endlich kommt wieder mehr Bewegung in die ganze Sache und bald kann der Bau des Hotels fortgesetzt werden.
Bereits kurz nach dem Frühstück steht Caroline gemeinsam mit Lukas auf der Matte.
„Hey, Luki, mein Großer“, freut sich Nico, umarmt seinen Sohn und fragt dann Caro: „Seit ihr gut her gekommen?“
„Klar“, antwortet Caro. „Ich hab leider gar nicht so viel Zeit und muss gleich schon wieder los.“
„Buongiorno! Benvenuto! Herzlich Willkommen!“ begrüßt Onkel Claudio die Gäste überschwänglich, als er aus seinem Zimmer kommt. „Ich bin Claudio Russo, dere Onkel von Enzo und Angelina!“
Nachdem auch Caro und Lukas sich vorgestellt haben, verabschiedet sich Caro von ihrem Sohn: „Ich wünsch dir ganz viel Spaß hier. Und heute in zwei Wochen bin ich wieder da und hol dich ab!“
„In zwei Wochen!“ freut sich Claudio. „Heute in zwei Wochen! Das ist eine gute Termine. Heute in zwei Wochen nämlich ich eröffne meine neue Pizzeria hier unten im Haus, zusammen mit Enzo. Dann Sie bekommen auch zur Eröffnung Gratis-Pizza, Signorina! Sie mögen doch Pizza?“
„Natürlich mag ich Pizza“, erklärt Caroline lachend. „Ihre Eröffnung werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.“
Damit macht sich Caro auch schon wieder auf den Weg. Als sich auch Claudio und Enzo nach unten begeben, um die letzte Vorbereitungsphase ihres Ladens vor der Eröffnung in Angriff zu nehmen, ist Angelina erleichtert. Auf so viel Trubel am Vormittag hätte sie wahrlich verzichten können. Lediglich die Anwesenheit von Lukas missfällt ihr etwas und sie verhält sich dem Jungen gegenüber eher reserviert. Wollte sie tatsächlich selbst mal so etwas haben? Was hat sie damals geritten? Nun soll Nico sich gefälligst selbst um den Feriengast kümmern, sie hat schließlich noch einen Termin...
Nachdem Angelina sich auf den Weg gemacht hat, fragt Nico seinen Sohn: „Und? Worauf hast du Bock?“
„Weißt nicht“, entgegnet Lukas schulterzuckend.
„Wir könnten schwimmen gehen“, schlägt Nico vor. „Und später vielleicht Kino! Oder willst du skaten? Irgendwann müssen wir mal zusammen Surfurlaub machen! Oder im Winter Ski fahren!“
Nico redet und redet, doch Lukas reagiert eher reserviert auf alles, was sein Vater ihm vorschlägt.
„Was machst du denn sonst immer so, wenn du zuhause in Kassel bist?“ möchte Nico schließlich wissen.
„Also am Wochenende war ich mit Lennard auf der Kart-Bahn“, sagt Lukas. „Und letzte Woche waren wir in der Kletterhalle. Und wenn ich wieder zurück bin, wollen vielleicht mal Rafting gehen.“
„Sowas können wir auch machen“,erwidert Nico. „Hier in der Nähe gibt’s auch 'ne Kletterhalle. Und Rafting geht hier in Bayer fast überall, also außerhalb von München. Ist ja die perfekte Umgebung dafür.“
Doch Lukas bleibt weiterhin unschlüssig und weiß offenbar nicht so recht, was er mit seinem doch recht entfremdeten Vater unternehmen will.
„Sollen wir vielleicht erstmal deine Oma besuchen?“ fragt Nico. „Die wohnt auch hier im Haus.“
Lukas zeigt sich einverstanden.
Derweil kommt Angelina auf der Hotelbaustelle an, wo Kornelia bereits auf sie wartet.
„Ist der Bauleiter noch nicht da?“ fragt Angelina.
„Verspätet sich ein paar Minuten, hat gerade angerufen“, erklärt Kornelia. „Aber es ist gut, dass wir noch einen Moment für uns haben. Hören Sie, es ist besser, wenn Sie ihm nichts von unserem Plan erzählen, Sie wissen schon, unsere kleine... nennen wir es Attacke... auf das Fundament vom Haus Nr. 3.“
„Das hätte ich sowieso nicht so leichtfertig gemacht“, entgegnet Angelina. „Allerdings hatte ich aber schon ein bisschen gehofft, dass wir ihn vielleicht mit ins Boot holen könnten. Das würde es ja schon einfach machen, auf seiner Baustelle muss dieser... Unfall ja schließlich passieren.“
„Ja, aber der Huber ist für so etwas definitiv der Falsche“, erklärt Kornelia. „Ich und auch Herr zu Hohenlobese haben schon häufiger mit im zusammengearbeitet. Der Mann ist aufrichtig und korrekt bis in die Haarspitzen. Quasi ein Mann mit moralischen Grundsätzen. Der würde sich nie auf so etwas einlassen.“
„Hätten wir nicht einen anderen Bauleiter finden können? Einen, der käuflicher ist?“
„Ach, das ist kein Problem“, winkt Kornelia ab. „Der Bauleiter ist vielleicht nicht käuflich, aber der Baggerfahrer dafür umso mehr. Und auf den kommt es ja schließlich an. Für einen kleinen Bonus macht der alles. Sehen Sie mal hier.“ Kornelia beginnt in ihren Unterlagen zu kramen und bringt einen Bauplan zu Tage, auf dem neben dem Hotel auch das Haus Nr. 3 eingezeichnet ist.
„Die Pläne kenne ich“, sagt Angelina irritiert.
„Ja, aber diese hier sind etwas abgeändert!“ Und Kornelia zeigt ihr, dass es an der Wand des Hauses Nr. 3 eine rote Markierung gibt und dazu ein paar handschriftliche Notizen. „Hier ist genau eingezeichnet, wo und in welchem Maße das Fundament des Hauses beschädigt werden muss, damit es irreparablen Schaden nimmt“, erklärt Kornelia. „Ein befreundeter Statiker hat das mit mir ausgetüftelt.“
„Nicht schlecht“, sagt Angelina anerkennend.
„Können Sie mitnehmen, ich hab noch eine Kopie davon.“
Im nächsten Augenblick erscheint Wasti auf der Baustelle und Angelina lässt den Plan schnell in ihrer Mappe verschwinden. Angelina macht sich mit dem Bauleiter bekannt und es werden noch einige grundlegende Dinge besprochen. Nachdem sich Angelina von Kornelia und Wasti verabschiedet hat, beschließt sie, für heute Feierabend zu machen und sich einen schönen Tag mit Shopping und Beauty-Programm in der Stadt zu gönnen – denn das ist definitiv besser, als nach Hause zu gehen, wo sie über kurz oder lang nur wieder mit lästigen Ferienkindern und betrunkenen Onkeln konfrontiert wird...
Am späten Nachmittag begibt sich Angelina aber schließlich doch noch zurück in ihre Wohnung und findet Nico und Lukas gemeinsam beim Playstation zocken.
„Na, habt ihr Spaß?“ fragt Angelina kurz und verschwindet in ihr Arbeitszimmer.
„Mach mal kurz alleine weiter, Großer“, sagt Nico und folgt Angelina, um sie richtig zu begrüßen.
„Und wie läuft's?“ fragt diese. „Habt ihr auch was anderes gemacht, als PlayStation zu spielen?“
Nico erzählt ihr, dass sie Iffi besucht haben und dann Andy und Gabi...
„Eigentlich ist alles okay...“, beginnt Nico.
„Und uneigetlich?“ will Angelina wissen.
„Naja, jeder zweite Satz bei ihm beginnt mit Lennard sagt..., Lennard macht..., Lennard findet...“, erklärt Nico ein wenig missmutig.
„Wer ist Lennard?“ fragt Angelina.
„Das ist der neue Freund von Caro“, erklärt Nico. „Lukas vergöttert ihn quasi.“
„Mmmh, nun ja, ist doch besser, als wenn er nicht mit ihm zurecht käme, oder?“
„Ja, schon. Aber... ach, ich weiß auch nicht. ICH bin ja immerhin sein Vater, aber für Lukas gibt es anscheinend nur noch Lennard. Es ist halt Scheiße, dass ich so weit weg bin und wir uns nur so selten sehen. Lennard ist ihm offenbar viel wichtiger als ich.“
„Dann ändere das“, ermutigt Angelina ihn. „Jetzt hast du schließlich zwei Wochen lang die Gelegenheit dazu.“
„Buona serata“, ertönt es in diesem Moment lauthals aus dem Wohnungsflur. „Wir sind wieder da! Wer hat Hunger? Ich mache uns Abendessen.“
Angelina verdreht genervt die Augen. Doch nachdem zwei Stunden später alle satt von Onkel Claudios italienischem Abendessen sind, stellt sich doch eine große Zufriedenheit bei allen Anwesenden ein. Nico und Lukas genießen ihr Zusammensein, Enzo ist glücklich, nach seiner Weltreise wieder Heimat gefunden zu haben, Claudio freut sich, nach Jahren der Einsamkeit wieder eine Familie um sich zu haben und Angelina... ist sehr euphorisch bei dem Gedanken, das Haus Nr. 3 bald endlich dem Erdboden gleich machen zu können und an seiner Stelle zu Hohenlobeses neues Luxushotel zu errichten...

Die Praxis Brooks hat Betriebsurlaub, Alex und Iris sind für ein paar Tage an die See gefahren – und Lisa hat schlechte Laune.
„Die Praxis wirft ja wohl genug ab, wenn die sich einen Urlaub am Meer erlauben können“, zetert sie am Frühstückstisch, „dann soll die mal lieber ihren Mitarbeiterinnen ein bisschen mehr zahlen, statt Urlaub zu machen. Die weiß doch, wie schlecht es gerade bei uns läuft und das wir quasi alleine von meinem Gehalt leben müssen, nur weil du nix auf die Kette kriegst!“ Sie wirft Murat einen bitterbösen Blick zu, doch der reagiert mittlerweile schon gar nicht mehr auf Lisas Gehässigkeiten. Stattdessen fragt er Deniz: „Vielleicht können wir ja heute schwimmen gehen!?“
„Au ja“, freut diese sich und wird gleich von Lisa ausgebremst, als die Murat anpampt: „Statt schwimmen zu gehen, solltest du dich vielleicht lieber mal darum kümmern, dass du die Shisha-Bar wieder ans laufen kriegst. Es kann doch nicht sein, dass alles gelockert wird, überall die Gastronomie und die Wirtschaft wieder zu florieren beginnen, nur du kriegst wieder mal nichts gebacken.“
„Baby, ich weiß doch auch nicht“, murmelt Murat. „Seit Corona stehen die Leute scheinbar nicht mehr so drauf, in öffentlichen Bars an Wasserpfeifen zu nuckeln.“
„Wir haben ein hervorragendes Hygienekonzept“, kontert Lisa, „bei uns wird alles desinfiziert, die Aufsätze für die Shishas sind steril. Du redest Mist, es hapert nur daran, dass du faul bist und zu wenig Werbung machst.“
Während Murat einen Flunsch zieht, fragt Lisa Deniz: „Wollen wir beide dann vielleicht schwimmen gehen?“
„Och nööö“, nölt Deniz, „dann hab ich auch keine Lust. Mit dir macht das nicht so viel Spaß wie mit Papa.“
„Was soll das denn heißen?“ fragt Lisa empört.
„Du meckerst immer so viel rum“, erklärt Deniz. „Tu dies, lass das... Und du bist immer so streng und verbietest alles, was Spaß macht. Dann geh ich lieber zu Emma.“
„Na, von mir aus“, erwidert Lisa eingeschnappt. „Aber ihr fahrt nicht wieder Skateboard oder lasst euch von Emmas unmöglichem Onkel irgendwelche anderen Flausen in den Kopf setzen.“
Als Lisa später alleine in der Wohnung ist, nachdem sich Deniz zu Emma und Murat in die Shisha-Bar begeben haben, beschließt sie, Andrea mal anzurufen – vielleicht hat die in ihrem Urlaub ja Lust, einen Kaffee mit ihr trinken zu gehen.
„Oh sorry, aber dazu hab ich grad gar keine Zeit“, entschuldigt sich Andrea am Telefon. „Ich renoviere gerade mein Wohnzimmer und muss noch in den Baumarkt und hier steht alles auf dem Kopf.“
„Du renovierst?“ fragt Lisa ungläubig.
„Ja, nach der Sache mit Jacob... Also, ich finde, es wird einfach mal Zeit für ein bisschen frischen Wind in meinem Leben.“
Aus Ermangelung einer sinnvollen Beschäftigung, lässt Lisa sich schließlich zum Wohnungsputz verleiten, obwohl sie in den vergangenen Tagen schon mehr als genug geputzt hat und es somit eigentlich gar nicht mehr viel zu putzen gibt. Da hat man Urlaub und weiß nichts, mit sich und seiner Zeit anzufangen... Lisa ärgert sich über sich selbst. Von ihrer Mutter hat sie glücklicherweise auch nichts mehr gehört und das Ergebnis ihres Stammzellentests wird wohl auch noch mindestens zwei Wochen auf sich warten lassen...
Nachdem Lisa endgültig nicht mehr weiß, wo in ihrer Wohnung sie noch Hand anlegen sollte, macht sie einen Spaziergang durch die Lindenstraße. Sie entdeckt Deniz und Emma schaukelnd auf dem Spielplatz und ist erleichtert, dass Emma ihre Tochter zumindest nicht wieder zu irgendwelchen halsbrecherischen Aktivitäten verleitet. Schließlich fasst Lisa den Entschluss, im neuen Marcellas mal die Karte auszutesten. Als sie die Villa Dressler passiert, verlässt Ludde gerade das Haus. Na, der kommt ihr ja gerade recht, mit dem hat sie ohnehin noch immer ein Hühnchen zu rupfen.
„Sagen Sie mal, was fällt Ihnen eigentlich ein, zwei kleine Mädchen mit so einem Mordinstrument durch die Gegend rasen zu lassen?“ fährt Lisa ihn an. Ludde muss zunächst mal überlegen, mit wem er es hier gerade zu tun hat und worum es überhaupt geht. Doch plötzlich fällt bei ihm der Groschen.
„Ach, Sie sind das“, begrüßt er Lisa grinsend. „Emma hat mich schon davor gewarnt, dass Sie noch Probleme machen würden.“
„Wer hier Probleme macht, sind ja wohl Sie“, giftet Lisa ihn an. „Wie kann man nur so verantwortungslos sein, zwei Kindern, die überhaupt keine Erfahrung mit so etwas haben, einfach ein Skateboard zu überlassen?“
„Erfahrungen bekommt man, indem man sie sammelt. Und jeder, der zum ersten Mal auf einem Skateboard steht, trägt auch ein paar Blessuren davon“, meint Ludde.
„Ein paar Blessuren?“ fährt Lisa ihn empört an. „Meiner Tochter hätte sonst was passieren können!“
„Ist es aber nicht“, kontert Ludde.
„Ja, weil sie offenbar einen guten Schutzengel hatte“, keift Lisa. „Ich garantiere Ihnen, wenn Sie mein Kind noch einmal in solche Gefahr bringen, dann werden Sie mich kennenlernen!“
„Oh, jetzt hab ich aber Angst“, lacht Ludde und schlottert gespielt mit den Knien.
Mit einem letzten bösen Blick geht Lisa an ihm vorbei. Der soll es bloß nicht wagen, sich über sie lustig zu machen, denkt sie. Mit diesem langhaarigen Zottel würde sie schon fertig werden.
Als Lisa vor dem Cafe sitzt und sich von Marcella gerade einen Espresso und einen Obstsalat servieren lässt, klingelt ihr Handy: Andrea!
„Hey, tut mir leid“, sagt diese verlegen, „aber... also, ich dachte, vielleicht könnte ich doch deine Hilfe gebrauchen. Du weißt ja, ich hab zwei linke Hände. Ich hab mich mit meiner Renovierungsidee wohl ein bisschen übernommen und komme hier allein gerade keinen Schritt weiter...“
„Aber ich hab doch selbst zwei linke Hände“, gibt Lisa zu bedenken. „Ich glaube nicht, dass das was wird, wenn wir uns da zusammen ans renovieren machen. Außer, jemand filmt uns dabei und stellt das ins Netz, dann hätten wir garantiert Millionen Likes und Klicks als lebender Blondinenwitz.“
Beide müssen lachen – doch dann hat Lisa plötzlich eine Idee...
Und nachdem sie ihren kleinen Imbiss im Marcellas beendet hat, steht sie bei Murat in der Shisha-Bar.
„Ich vertrete dich hier, falls noch jemand kommt“, erklärt Lisa und blickt sich skeptisch in Murats leerem Laden um. „Und du fährst zu Andrea und hilfst ihr.“
Murat ist gar nicht so begeistert von der Idee. Seit dem unerwarteten Kuss vor einigen Wochen und der anschließenden Aussprache darüber, ist er Andrea so konsequent wie möglich aus dem Weg gegangen. Nun plötzlich bei ihr zuhause zu sein und mit ihr zu renovieren... gefällt ihm gar nicht.
Doch da ihm klar ist, dass Lisa ohnehin keinen Widerspruch duldet, fügt er sich schließlich in sein Schicksal und macht sich auf den Weg.
Andrea ist tatsächlich sehr froh über Murats Hilfe und erklärt ihm, wo es hakt und wo sie alleine nicht zurecht kommt, ehe sie sich gemeinsam ans Werk machen.
Derweil hängt Lisa gelangweilt in der immer noch verwaisten Shisha-Bar herum und überlegt, mit welchem Werbe-Konzept man neue Kundschaft ködern könnte, als Ludde plötzlich den Raum betritt.
„Oh“, entfährt es ihn bei Lisas Anblick überrascht. „Ich dachte, Sie arbeiten in der Arzt-Praxis!?!“
„Die Shisha-Bar gehört meinem Mann“, entgegnet Lisa schnippisch. „Und was wollen Sie hier?“
„Na, was will ich wohl in einer Shisha-Bar?“ entgegnet Ludde grinsend. „Shisha rauchen!“
Auch das noch, denkt Lisa, der erste Kunde, der sich hier heute blicken lässt, ist ausgerechnet dieser ungehobelte Kotzbrocken... Aber da muss sie nun durch, immerhin überhaupt mal wieder Kundschaft... Nachdem Ludde seine Shisha geraucht und dabei Lisa immer wieder Blicke zwischen Belustigung und Abfälligkeit zugeworfen hat, verlässt er die Bar wieder, mit den Worten: „Na, dann bis zum nächsten Mal.“
„Warten Sie mal“, ruft Lisa ihm nach, als Ludde schon fast zur Tür raus ist. „Sind Sie öfter hier?“
„So ab und an“, entgegnet Ludde.
„Und warum ausgerechnet hier?“ fragt Lisa. „Ich meine, was gefällt Ihnen ausgerechnet an unserer Bar?“
„Gefallen?“ fragt Ludde, „Naja, sie liegt halt quasi direkt vor der Haustür. Und es ist hier nicht so überlaufen. Hier kann man in Ruhe seine Shisha qualmen, ohne von allen Seiten so vollgesülzt zu werden. Ich hab halt gerne meine Ruhe beim rauchen.“
Na toll! Das hat Lisa nun gar nichts gebracht. Wenn die Leute Ruhe beim rauchen wollen, dann sollen sie gleich zuhause rauchen. Mit einer ruhigen Shisha-Bar, in der ein einziger Kunde rumgammelt, kann man schließlich keinen Umsatz machen...
Andrea und Murat haben derweil mehr Erfolg gehabt bei der Renovierung von Andreas Wohnzimmer und sind zufrieden mit dem, was sie heute geschafft haben – und die Stimmung war dabei den ganzen Nachmittag über ausgezeichnet.
„Danke“, sagt Andrea, „ohne dich wär das nie was geworden.“
„Warte mal“, sagt Murat, „du hast da was.“ Und mit einem feuchten Tuch entfernt er etwas Farbe von Andreas Nasenspitze und ihrer Wange. Und dann passiert plötzlich, was keiner von beiden gewollt oder erwartet hätte: Die beiden küssen sich, weitaus intensiver und leidenschaftlicher als beim letzten Mal. Und fast wie ferngesteuert, reißen sie sich gegenseitig die Kleider vom Leib und landen schließlich in Andreas Bett...
Nach dem Sex liegen beide nebeneinander und können es gar nicht fassen. Der Liebesakt war für beide wunderschön, aber das schlechte Gewissen gegenüber Lisa ist deutlich größer als das Hochgefühl, das damit einher gegangen ist.
„Das hätte niemals passieren dürfen“, flüstert Andrea.
„Ich weiß“, murmelt Murat.
„Ich glaube, du gehst jetzt besser“, sagt Andrea.
„Das wird nie wieder passieren“, beschließt Murat, während er sich anzieht.
„Niemals“, bestätigt Andrea.
„Und wir werden mit niemanden darüber reden“, sagt Murat, „Lisa darf das nie erfahren.“
„Auf keinen Fall!“ pflichtet Andrea ihm bei.
Und dennoch sind beide auch im Nachhinein noch ganz berauscht von ihrem gemeinsamen Erlebnis.
Als Murat nach Hause kommt, sitzt Lisa am Küchentisch und fragt: „War's gut?“
„Was?“ fragt Murat entsetzt.
„Bei Andrea“, erwidert Lisa.
„Gut? Bei Andrea?“ Murat ist völlig konsterniert.
„Ja, habt ihr was geschafft beim renovieren?“ bohrt Lisa weiter.
„Renovieren... ach... ach so... renovieren... ja klar, war gut, ja, viel geschafft!“ Murat wirkt völlig durch den Wind. Lisa sieht in skeptisch an und fragt: „Was ist denn los mit dir? Stimmt irgendwas nicht?“
„Was?“ fragt Murat. „Was soll denn nicht stimmen?“
„Ja, das frag ich dich?“ gibt Lisa barsch von sich und blickt ihm weiter durchdringend in die Augen, so dass es Murat heiß und kalt zugleich wird...

CLIFFHANGER auf: Murat Dagdelen

Mitwirkende Personen
Andrea Neumann
Murat Dagdelen
Lisa Dagdelen
Deniz Dagdelen
Emma Sarikakis
Ludde Mayer
Ines Krämer
Andy Zenker
Gabi Zenker
Nico Zenker
Angelina Dressler
Enzo Buchstab
Claudio Russo
Anna Ziegler
Helga Beimer
Kornelia Harnisch
Wasti Huber
Marcella Varese
Caroline Stadler
Lukas Stadler

© popo wolfson, 2021

_________________
Das Leben besteht zu 10% aus dem, was dir passiert und zu 90% daraus, wie du darauf reagierst
Charles R. Swindoll


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Verfasst: Sa 7. Aug 2021, 23:07 


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BeitragVerfasst: So 8. Aug 2021, 10:16 
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Ohje, Murat :lol: Ob er die Inquisition wohl überlebt?


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